Zumindest für Spencer Tracey fand ich ihn neben Walther Suessenguth (die imho. auf den Stimmfarbe bezogen sehr ähnlich waren) auf jeden Fall ausgesprochen passend! Weitere Synchroneinsätze von O.E. Hasse kann ich mich momentan nicht erinnern.
Zitat von berti im Beitrag #58 Eher dürfte da Thomas Bräutigam recht haben, der schreibt, man könne darüber streiten, ob er immer mit dem jeweiligen Schauspieler harmonierte.
Ähnlich wie Bräutigam scheint es auch Rolf von Sydow gesehen zu haben, der Hasse in "Der Regisseur" bescheinigt, seine Stimme sei "unverwechselbar mit starken Verfärbungen in den Diphthongen behaftet und deshalb nur sehr bedingt in der Synchronisation einzusetzen" gewesen (S. 34).
Schauspielerisch war O.E. Hasse immer große Klasse, aber ich würde Bräutigam und von Sydow zustimmen. Mir geht zum Beispiel so, dass wenn ich Hasse im Synchron höre, für mich im ersten Moment die Illusion, eines deutsch-sprechenden ausländischen Schauspielers etwas zerstört wird. Wenn so eine uramerikanische Institution wie Spencer Tracy im gepflegtesten Bühnendeutsch samt rollendem "R" spricht, wirkt das im ersten Moment etwas unnatürlich, allerdings spielt O.E so hervorragend, dass ich mich zumindest immer schnell daran gewöhne.
Interessant, dass der begriff "Typecasting" damals schon geläufig zu sein scheint; Hasse benutzte ihn wie selbstverständlich und meinte offenbar auch nicht, ihn seinem Interviewer erklären zu müssen.
Zitat von berti im Beitrag #64Interessant, dass der begriff "Typecasting" damals schon geläufig zu sein scheint;
Tatsächlich englisch ausgesprochen! Dass er dauch im Theater ein geläufiger Begriff (gewesen) sein dürfte, wäre mir neu...(wenn sie zu ihrem privaten Temprament und ihrem eigentlichen Charakter entsprechende Bühnenrollen besetzt wurden und werden, würde er allerdings dazu passen. Ein Gedanke von mir war, dass er ihn aus seinem nicht seltenen Synchronalltag entnommen und auf das Schauspiel auf der Bühne bezogen hätte. Damit wäre (zumindest indirekt) ein Synchronbezug gegeben.
Zitat von iron im Beitrag #66Tatsächlich englisch ausgesprochen!
Das wäre aus meiner Sicht weniger untypisch, da ich schon wusste, dass Hasse neben Französisch auch Englisch sprach; gerade Letzteres dürfte bei einem deutschsprachigen Schauspieler seiner Generation (abgesehen von denen, die emigriert waren) eher ungewöhnlich gewesen sein. In seinem Porträt hat fortinbras ja erwähnt, dass Hasse bereits einige englischsprachige Filme drehte, bevor er in Deutschland zum Star wurde.
Aber sein Auftritt ist wirklich angenehm uneitel und von einer Leichtigkeit, die zu dieser Zeit bei deutschsprachigen Filmschauspielern (gerade, wenn diese vom Theater her kamen) sehr ungewöhnlich gewesen sein dürfte. Insofern trotz der Kürze ein interessantes kleines Dokument. Danke!
In Hans Knudsens Buch über O.E. Hasse aus dem Jahr 1960 kommt der Autor auch kurz auf Hasses Synchronarbeit zu sprechen:
„[…] Eine andere Randbemerkung, die mir bezeichnet erscheint: ich war einmal bei einer Synchron – Aufnahme dabei, O.E. Wusste nicht, daß ich ihn im Atelier beobachten konnte. Es ging um einen Satz von zwölf oder fünfzehn Worten. O.E. sprach diesen Satz etwa acht- oder zehnmal. Die Mitarbeiter verstanden gar nicht recht, warum er den kurzen Satz wiederholte; denn sie fanden es richtig und gut und waren zufrieden; aber O.E. Hasse, der Gewissenhafte, sich selbst immer mit allem hohen Anspruch und mit Kritik Gegenüberstehende, war ganz und gar nicht zufrieden. Er unterbrach die Aufnahme und sagte: „Bitte, eine kleine Pause, eine Zigarettenlänge.“ Und so geschah's. Danach klappte es, der Satz kam sofort so, wie er es wollte, und wünschte, und wie er, seiner Meinung nach, kommen mußte. Das liegt schon einige Jahre zurück, aber es ist mir ganz fest und sicher in Erinnerung geblieben, weil mir der absolute Arbeitsernst damals so sehr imponiert hatte.“ (S. 8)