Zitat von fortinbras im Beitrag #44Berti, Berti! An was du so denkst beim Filmanschauen...!
Noch hatte ich diese Gedanken beim Sehen ja noch nicht (falls dich das beruhigt), da ich die "Faust" zuletzt 2004 gesehen habe. Aber ich hatte spaßeshalber darüber nachgedacht, ob Hasse und Juhnke mal gemeinsam in einer Synchro zu hören waren, und da fiel mir eben dieser Film ein.
Zitat von fortinbras im Beitrag #44Martini konnte das natürlich auch - gibt's von dem eigentlich eine distinguiertere Synchronrolle, in der seine Figur kultiviert und besser gestellt ist?
Hmmm...ja, das kann man schon gelten lassen. Im Rahmen eines solchen Filmes mit zig markanten Rollen ist es aber so verwunderlich auch wieder nicht, daß da mal was abfällt. Eine große Rolle wäre da schon ausschlaggebender, aber immerhin war der feine Sir Cedric ja auch nicht irgendjemand.
Zitat von fortinbras im Beitrag #44Berti, Berti! An was du so denkst beim Filmanschauen...!
Noch hatte ich diese Gedanken beim Sehen ja noch nicht (falls dich das beruhigt), da ich die "Faust" zuletzt 2004 gesehen habe. Aber ich hatte spaßeshalber darüber nachgedacht, ob Hasse und Juhnke mal gemeinsam in einer Synchro zu hören waren, und da fiel mir eben dieser Film ein.
Dann hoffe ich, daß dich das nächste Mal diese Besetzung nicht ablenkt!
Erstmal Danke an Berti, der der Urheber der Information ist - auch wenn ich den Film zuhause habe:
Hasse spricht in "Mein Engel und ich" für John Emery als Dr. Winter. Der 1955/56 produzierte Film kam am 31. Mai 1957 in die deutschen Kinos und O. E. dürfte bei dieser MGM-Synchro seinen vermutlich letzten Einsatz als Sprecher gehabt haben.
Zitat von fortinbras im Beitrag #3Seine Synchronrolle für Bogart in "Die Caine war ihr Schicksal" war an sich großartig und glaubwürdig gespielt, nur erschlug er den etwas hilflos chargierenden und fehlbesetzten Bogart mit seinem deutlich glaubwürdigeren Spiel. Leider wirkte Bogie dadurch fast noch eigenartiger.
Meinst du nicht, dass Bogarts "Hilflosigkeit" Teil der Rolle ist? Immerhin soll Queeg genau so rüberkommen: als ein überspannter Neurotiker, der seine Unsicherheit und Paranoia hinter autoritärem Auftreten und überzogener Strenge zu verbergen versucht. Und "eigenartig" soll er (während der Szenen auf dem Schiff) durchaus wirken, um die Einstellung seiner Mannschaft ihm gegenüber glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Zitat von berti im Beitrag #50 Meinst du nicht, dass Bogarts "Hilflosigkeit" Teil der Rolle ist?
Nein, das meine ich ganz und gar nicht. Du hast zwar perfekt die Rolle charakterisiert, genau so gehört sie auch gespielt wie du es beschreibst. aber ich meinte ausschließlich Bogarts Spiel, bzw kann man auch das Versagen des Regisseurs dafür mitverantwortlich machen. Bogart war ein sehr guter Schauspieler, wenn er die richtige Rolle hatte. Diese war verkehrt für ihn. Wenn im ensemble jemand war, der den Captain perfekt gespielt hätte, war das Jose Ferrer. Boghart hätte dafür sicher umgekehrt in dessen Rolle eine sehr, sehr gute Figur gemacht. Bogart chargiert nur, leider gelingt ihm im Unterschied zu Hasse kein differenziertes Portrait der Figur. Und für mich passen hier die Leistungen nicht ganz zusammen. Am Idealsten wäre natürlich Hasse selbst in der rolle gewesen!
Kürzlich habe ich O. E. Hasse für George Sanders in dessen Oscar-prämierter Rolle in "Alles über Eva" erlebt: Zu Beginn ist er nur akustisch (aber bereits herrlich sarkatisch) präsent, bis die Figur selbst eingeführt wird dauert es etwas, und selbst dann erscheint sie erstmal nicht gerade zentral. Zunächst meint man, einen Wiedergänger Waldo Lydeckers vor sich zu haben, aber allmählich entwickelt die Rolle sich in eine etwas andere Richtung. Neben Sarkasmus und Charme (beide sehr "trocken" dargeboten) bekommt Hasse hier auch Gelegenheit, sich gegen Ende von seiner härteren Seite zu zeigen. Siegfried Schürenberg (der für mich eigentlich Sanders´ Idealstimme ist) fehlte mir absolut nicht. Ob O. E. Hasse ebenso wie sein "Mitstreiter" Peter Pasetti gerade wegen der Erfahrung in "gehobenen" Boulevard-Komödien besetzt wurde?
Zitat von Gast im Beitrag #25Für Gene Kelly war er mir etwas zu hart, da hätt ich ihn lieber für Vincent Price gehört als Richelieu.
Diesem Urteil kann ich mich nur anschließen. Hasse zeigt in dieser Rolle zwar Spielfreude, will aber trotzdem nicht zum betont jungenhaften Kelly passen; da dieser deutlich jünger wirkt als er damals war, wirkt es so (in Abwandlung einer früheren Bemerkung Mückes über einen anderen Fall), als ob "ein Vater seinen Sohn synchronisiert". Zu dieser Zeit und bei diesem Genre wäre eigentlich Axel Monjé naheliegender gewesen, der zwar auch schon um die 40 war, aber jünger klang. Hasse wäre mir ebenfalls als Richelieu lieber gewesen, zumal er auch zu dessen Rollenalter gepasst hätte; dass Price nur ein Jahr älter als Kelly war fällt nicht weiter auf, da er betont "gesetzt" spielte und man ihm graue Haare verpasst hat.
Zitat von Gast im Beitrag #4Sein später Auftritt in "Der Alte" war etwas erschütternd, da war er kaum wiederzuerkennen. Und doch spielte er mit voller Leidenschaft!
Derzeit steht diese Folge online, Hasse ist ab 17:45 zu sehen:https://www.youtube.com/watch?v=byaspF7sgh0 Wirklich erschreckend, auch stimmlich hätte ich ihn kaum erkannt. Wenn dass auf eine spezielle Weise gerollte "R" nicht manchmal durchklingen würde und ich nicht wüsste, dass Klaus W. Krause damals schon nicht mehr synchronisiert hat, wäre mir vielleicht der Gedanke gekommen, Hasse sei von diesem nachsynchronisiert worden.
Zitat von Gast im Beitrag #4Sein später Auftritt in "Der Alte" war etwas erschütternd, da war er kaum wiederzuerkennen. Und doch spielte er mit voller Leidenschaft!
Derzeit steht diese Folge online, Hasse ist ab 17:45 zu sehen:https://www.youtube.com/watch?v=byaspF7sgh0 Wirklich erschreckend, auch stimmlich hätte ich ihn kaum erkannt. Wenn dass auf eine spezielle Weise gerollte "R" nicht manchmal durchklingen würde und ich nicht wüsste, dass Klaus W. Krause damals schon nicht mehr synchronisiert hat, wäre mir vielleicht der Gedanke gekommen, Hasse sei von diesem nachsynchronisiert worden.
Soweit ich weiß, hat Krause damals schon nicht mehr gelebt - auch wenn etliche Internetquellen da etwas anderes behaupten.
Die Frage, ob er eventuell nicht 1981, sondern schon einige Jahre früher starb, wurde in der Vergangenheit bereits diskutiert; aber selbst wenn das bisher bekannte Datum korrekt ist, scheint er der Synchronbranche nach 1973 den Rücken gekehrt zu haben, warum auch immer. Vor der Kamera aktiv war er laut IMDB zumindest bis 1976 noch.
Zitat von Gast im Beitrag #3Erstaunlich, auf wieviele gänzlich unterschiedliche Typen er trotz seiner unverwechselbaren und markanten Stimme anwendbar war. Von Subtilität über unbesiegbare Jungenhaftigkeit zu Bösartigkeit oder überholter Autorität hatte er eine breite Palette, die er abdeckte. George Raft, Leon Askin, Gino Cervi, Jose Ferrer, Raymond Burr-manche davon entsprachen durchaus seiner Präsenz, aber er konnte auch ganz anders. (...) Hasse war trotz seinem stimmlichen Reibeisen ein Mann für viele Zwischentöne.
Das ist wirklich überraschend, zumal sich manche der von ihm Synchronisierten nicht nur optisch, sondern auch vom Schauspielstil her deutlich unterschieden: Er war für den sowohl vom Spiel als auch figürlich "wuchtigen" Charles Laughton ebenso zu hören wie für den betont "naturalistischen" und ur-amerikanischen Spencer Tracy, für den dekadent-intriganten George Sanders ebenso wie für den vom Typ her extrem anderen Humphrey Bogart, daneben auch für Vincent Price, Lee J. Cobb und Gene Kelly. Da Hasses eigene Stimme und Diktion sehr "speziell" waren, würde man einem so "breiten" Einsatz nicht unbedingt rechnen. Im alten Forum meinte jemand mal, Hasse sei "eigentlich immer fehlbesetzt" gewesen, was ich absolut nicht sagen würde. Eher dürfte da Thomas Bräutigam recht haben, der schreibt, man könne darüber streiten, ob er immer mit dem jeweiligen Schauspieler harmonierte. Von den mir bekannten Einsätzen fand ich ihn bisher nur für Gene Kelly wirklich daneben, da wäre er für Vincent Price im selben Film viel naheliegender gewesen (für den ich mir Hasse gut vorstellen kann, ohne diese Kombination bisher erlebt zu haben). Bogart ist in der "Caine" an sich schon eine eigenwillige Besetzung; vielleicht verdankte Hasse seinen Einsatz hier dem eigenen Einsatz als Queeg auf der Bühne und in einem Hörspiel? Wie früher bereits erwähnt, finde ich ihn hier als Rollencast absolut vertretbar, die übrigen Bogart-Stimmen aus dieser Zeit kann ich mir alle nicht recht vorstellen, vielleicht allenfalls Wolfgang Lukschy.
Zitat von Gast im Beitrag #1Als Quellen benutzte ich Bernd-Ulrich Hergemöller, Ernst Klee, "Die Bühne" und das Internet, sowie einen Bericht aus "Xtra!" über Gottfried von Cramm.
Interessant ist auch dieses Gespräch, das Harald von Troschke um 1972 herum mit ihm geführt hat:https://troschke-archiv.de/interviews/otto-eduard-o-e-hasse Neben den Einschüben aus einer "Geliebter Lügner"-Lesung gibt es vor Beginn des eigentlichen Interviews einführende Worte über O. E. Hasse zu hören, die fast ein kleiner Essay sind.
Zitat von berti im Beitrag #58Im alten Forum meinte jemand mal, Hasse sei "eigentlich immer fehlbesetzt" gewesen, was ich absolut nicht sagen würde. Eher dürfte da Thomas Bräutigam recht haben, der schreibt, man könne darüber streiten, ob er immer mit dem jeweiligen Schauspieler harmonierte.
Ähnlich wie Bräutigam scheint es auch Rolf von Sydow gesehen zu haben, der Hasse in "Der Regisseur" bescheinigt, seine Stimme sei "unverwechselbar mit starken Verfärbungen in den Diphthongen behaftet und deshalb nur sehr bedingt in der Synchronisation einzusetzen" gewesen (S. 34).