Das ist jetzt wieder mal ein Thread ohne Synchron-Bezug.
Zunächst ein Geständnis: ich leide etwas unter dem Informationszwang der Medien. Seit es das Internet gibt, muß ja immer noch mehr informiert werden. Ob was passiert oder nicht, Nachrichtensendungen müssen einheitlich lange sein und die Seitenanzahl von Tageszeitungen wird leider auch nicht reduziert, wenn mal Flaute herrscht.
Ich entziehe mich dem, so gut es geht und überfliege primär Schlagzeilen in Tageszeitungen oder lese die Überschriften im Teletext. Das erspart mir das Ansehen nervtötender Sendungen aus dem immer aktuellen Newsroom. Dabei entdeckt man ab und zu allerdings echte kleine Schmankerln, die man unterschiedlich interpretieren kann...
Gestern etwa stand im ORF-Text unter der Rubrik "Internationale Politik":
"Papst sprach Koreaner selig"
Daß es nur 124 waren, erfährt man erst im Text. Ansonsten kann man davon ausgehen, daß der Papst, wohl um Norden und Süden zu veröhnen, ALLE Koreaner selig gesprochen hat.
Weiters war heute zu lesen unter "Leute":
"Villazon beim Duschen entdeckt"
Da bin ich aber froh, daß sich der beliebte Opernsänger auch mal wäscht. Das Publikum muß seinen Gestank wohl lieben, sonst wäre dieser Vorgang keine Meldung wert.
Im Übrigen hat unser ehrenwerter Herr Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, ein "Selfie" gemacht. Kann man im Teletext und in Tageszeitungen lesen. Das finde ich besonders spannend, daß man täglich darüber informiert wird, welche mehr oder weniger bekannte Person wo und mit wem ein "Selfie" gemacht hat.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1wohl um Norden und Süden zu veröhnen
Interessant, dass ausgerechnet dieser Buchstabe fehlt. Das könnte verSöhnen ebenso heißen wie verHöhnen - und wäre nicht gerade Franziskus der Amtierende, hätte ich dahinter sogar Absicht vermutet. Bitte nicht im vorigen Beitrag korrigieren!
Gruß Stefan
fortinbras
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17.08.2014 15:09
#3 RE: Die seltsamsten Schlagzeilen und Meldungen des Tages
Fairerweise sollte ich zugeben, daß mir die "Genialität" dieser Pointe erst beim Korrekturlesen aufgefallen ist...aber da wollte ich sie nicht mehr korrigieren. An sich ist sie passiert.
fortinbras
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18.08.2014 11:19
#5 RE: Die seltsamsten Schlagzeilen und Meldungen des Tages
Wieder so ein Thread, den ich mit mir selbst führe...
Wohl wegen Russland/Ukraine, neuer Irak-Troubles und Ebola-Panik haben im heurigen Sommer nur wenige Krokodile Urlaub gemacht und sind sicherheitshalber zuhause geblieben. So wenige sommerliche Krokodil-Sichtungen in heimischen Badegewässern wie heuer gab es in den letzten Jahren nicht.
Ich habe mir übrigens einige ältere Highlights meiner Lieblingsmeldungen aufgehoben.
Eine deutsche Zeitschrift hatte mal die Queen am Titelblatt (so wie nahezu immer) und es wurde ein großer Exklusivbericht angekündigt: "Queen Elizabeth: Mir reichts! Ich laß mich scheiden!"
Was sie nie tun würde, auch wenn's ihr mal gereicht hätte und falls doch, würde sie das sicher nicht exklusiv der deutschen Boulevardpresse mitteilen.
"Papst las Messe" lautete mal eine Schlagzeile. Ist das nicht selbstverständlich, daß er das tut?
Das österreichische Magazin "News" übertraf sich mal in einer Ausgabe dadurch, daß im Politteil der umstrittene Ex-Finanzminister Karlheinz Grasser demontiert wurde. Blätterte man 30 Seiten weiter zu "Society", gab's einen Exklusivbericht zu ihm, seinem Lifestyle, etc, und er war der "Liebling aller Österreicher".
Zum Tode von Heinz Weiss war im ORF-Teletext zu lesen, daß er über Jahrzehnte nur kleine Nebenrollen spielte und erst durch "Das Traumschiff" bekannt wurde.
Aus derselben ORF-Redaktion stammt die Information, daß Christopher Lee nach einer unbedeutenden Film-Karriere erst im Alter für "Herr der Ringe" und "Star Wars" entdeckt und zum Star wurde.
"Prammer: Abschied von Österreich" - unsere kürzlich verstorbene Nationalratspräsidentin (eine wunderbare Politikerin) wird nicht im Ausland bestattet oder lebt doch noch und emigriert. "Österreich nahm Abschied" wäre die klügere Schlagzeile gewesen.
Ich mag auch die Kurz-Nachrichten sehr gerne, wie z. Bsp:
Text: Der bekannte Star-Tenor Placido Domingo ist erkrankt, weswegen alle seine Auftritte abgesagt werden mußten.
Und nun doch noch ein Synchron-Bezug. Ich finde es gerade in Zeiten des Internets kurios, daß bei manchen Nachrufen von auch im Synchronstudio tätigen Schauspielern ein vollkommen falsches Bild dieser Tätigkeit vermittelt wird. Eine österreichische Zeitung schrieb etwa bei Friedrich Schoenfelder: "Er war die deutsche Synchronstimme von James Stewart und Henry Fonda." Rex Harrison? David Niven? Peter Cushing? Vincent Price? Im ORF-Teletext hatte gestanden, daß er auch als Synchronsprecher für Disney-Filme und der englischen Schauspiellegende Alec Guinness ("Star Wars") bekannt geworden war.
Das war nur ein Beispiel, da gibt's mehrere. Auch unter Lebenden: zum 85. Geburtstag von Horst Naumann schrieb ein einheimisches Magazin, daß er auch häufig in der Filmsynchronisation tätig war, so "als die deutsche Stimme von Sean Connery". Die war er auch - aber nur ein einziges Mal.
Zitat von Gast im Beitrag #5zum 85. Geburtstag von Horst Naumann schrieb ein einheimisches Magazin, daß er auch häufig in der Filmsynchronisation tätig war, so "als die deutsche Stimme von Sean Connery". Die war er auch - aber nur ein einziges Mal.
Als Heinz Drache 2002 verstarb, titelte eine Zeitung: "Sean Connery muss sich eine neue deutsche Stimme suchen!" Ob der betreffende Redakteur durch "Marnie" stärker als durch gewisse andere Connery-Filme geprägt wurde?
fortinbras
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21.05.2015 15:02
#7 RE: Die seltsamsten Schlagzeilen und Meldungen des Tages
Filmjuwelen hat die Theo Lingen-Komödie "Was wird hier gespielt?" veröffentlicht.
Geworben wird mit zwei Besonderheiten: einmal, dass dieser Film zu Lingen bekanntesten Komödien zählt. Und dann, dass der Film 60 Jahre verschollen war und erst jetzt wiederentdeckt wurde.
Meine Frage dazu:
wie kann ein Film, der 60 Jahre verschollen war, zu den bekanntesten Filmen eines Schauspielers zählen?
Zitat Geworben wird mit zwei Besonderheiten: einmal, dass dieser Film zu Lingen bekanntesten Komödien zählt. Und dann, dass der Film 60 Jahre verschollen war und erst jetzt wiederentdeckt wurde.
Es ist sicherlich sehr schön, dass man den Film nach 60 Jahren wieder ausgräbt. Der Kundenkreis, der sich dafür interessiert, dürfte allerdings begrenzt sein. Und ich denke mal, das werden Personen sein, die sich auch ein wenig mit Filmen aus jenen Jahren auskennen. Und denen sollte man nicht irgendwelche Geschichten erzählen.
fortinbras
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01.06.2015 10:51
#9 RE: Die seltsamsten Schlagzeilen und Meldungen des Tages
"....des Tages" ist wohl falsch (das sollte ich vielleicht aus dem Titel streichen).
Im Rahmen meines Threades zu den Jerry Cotton-Filmen fiel mir wieder Meinolf Zurhorsts herausragenden "Lexikon des Kriminalfilmes" ein, in dem er natürlich auch an den Cotton-Filmen kaum ein gutes Haar ließ.
Aber besonders in Erinnerung blieb mir sein Vorwurf gegenüber "Der Tod im roten Jaguar".
Achtung, Spoiler!
Zurhorst kritisiert, dass man den Drahtzieher der Angelegenheit ausgerechnet mit dem Filmbösewicht Herbert Stass besetzt habe, was dem Pulblikum die Spannung nehmen würde.
Rätselhaft an dieser Bemerkung ist für mich noch immer: warum Filmbösewicht? Stass wirkte generell in wenigen Filmen mit, darunter waren auch keine bemerkenswerten Bösewichterrollen. Selbst im Fernsehen hatte er keinen solchen Ruf, auch dort gab es wenige große Rollen und wenn sie kriminell waren, dann meistens durch unglückliche Umstände verzweifelte Täter oder Kleinkriminelle. Herbert Stass, ja hatte denn der überhaupt ein "Image"? Ich würde sagen - nein, denn dafür war er letztendlich zu unbekannt. Dass man ihn irgendwie später mal verdächtigt, hat einen ganz einfachen Grund: es gibt kaum Verdächtige im Angebot. Aber von Klischeebösewichtbesetzung kann nicht die Rede sein.
Aber ich hätte schon vor Jahren gerne ein Lexikon über die Einenwilligkeiten und Widersprüche in Zurhorsts Kriminalfilmbuch geschrieben...
Hehe, lustig, dass diese Film-Lexika aus der grauen Vor-Internet-Ära auch in dem Trash-Thread von dir zur Sprache kamen und ich gerade parallel was dazu geschrieben habe.
Ja, schon damals als noch ganz unbeleckter Film- und Filmbuch-Freund fand ich Zurhorst Lexikon ziemlich schwach und auch ärgerlich. Neben unzutruffenden Filmbeschreibungen störte mich insbesondere sein ideologiekritischer Impetus - etwas, was man Hahn/Jansen bestimmt nicht vorwerfen konnte. Zurhorst machte auch den Fehler, seine INhaltsangaben ausführlicher zu gestalten als es geboten gewesen wäre, so dass man selbst vor dem Siegeszug der DVD allein aus der Anschauung der Filme aus dem Fernsehen auf die Ungereimtheiten stoßen konnte.
Interessant: Über diese "Bösewicht-Behauptung" bin ich damals beim Lesen auch gestolpert. Und ich fand es kurios, dass Zurhorst Filmserien wie die Wallace-Filme ala Opas Kino verreißt, aber neben einem Themenartikel noch einen Großteil der Filme einzeln vorstellt und sich dabei von Eintrag zu Eintrag überbietet, welcher der Filme nun der schlechteste der schlechten wäre. Da hätte er den Platz lieber genutzt, uns zu schreiben, welche Filme er (warum) für gut befindet.
Aber......da sagte doch unser wunderbarer Michael Niavarani, dass es die heutigen Kabarettisten immer schwieriger haben, die Realität überspitzt auf die Bühne zu bringen.
Der sprachfeindliche und sozialpolitisch irrelevante "Genderwahn" (was für ein Wort! "Gendern" - brrrrr!) wird bei uns gerade heiss diskutiert und schlägt hohe Wogen.
Dass es aber auch Menschen, sorry: Mensch/inn/en gibt, die Anhänger des "Entgenderns" sind, das ist mir neu...
Zitat von fortinbras im Beitrag #13...Menschen, sorry: Mensch/inn/en...
Ich bin mir nicht sicher, aber es müsste wohl Menschxen heißen - andererseits scheint mir aber auch der Begriff insgesamt wegen der Assoziation zu "men" nicht ganz koscher zu sein.
Solche Versuche, geschlechtsneutrale Anreden zu verwenden kenne ich von anderen Philo-Studenten aus der Uni-"Zeit". Total bescheuert. Noch schlimmer als Menschen, die nach der "Salzstreuerin" verlangen. Eigentlich sollte man den Prof. aus Prinzip mit tonnenweise Mails zuschütten, die "zweigendernde" Ansprachen enthalten. Finde sowas zum Kotzen, es gibt ja wohl genug ernsthafte Probleme auf der Welt .