Zitat von iron im Beitrag #19Heute habe ich außerdem auf den "Ölprinz" gefunden, den ich mir demnächst komplett ansehen möchte.
Da unser norwegischer Prinz mit von der Partie ist, kann ich nicht widerstehen, noch zu erwähnen, dass Leipnitz als DER ÖLPRINZ ein sehr überzeugender Karl-May-Bandit war, der es locker mit Chef-Schurke Rik Battaglia aufnehmen konnte. In dem etwas missratenen OLD FIREHAND glänzte Leipnitz erneut als inzwischen graumelierter Schurke und war neben Peter Thomas' Banditen-Thema ein echter Lichtblick.
Wenn ich mir nicht betreffend Karl May-Filme ein Schweigegelübde auferlegt hätte, würde ich doch glatt behaupten, daß man das Bösewicht-Potential von Leipnitz nicht mal ansatzweise nutzte und die Regie damit zufrieden war, ihn vor die Kulissen zu stellen.
Und diese Begauptung wäre ein Irrtum:-) (Man darf halt beim Ölprinz nicht nach dem Teaser auf Stop drücken... und selbst dort steht er zu MARTIN BÖTTCHERS Musik vor der Kulisse.)
Bei Bräutigam heißt es über Wolfgang Kieling, dessen Stimme gehöre "zu den besonderen Kostbarkeiten, gerade weil sie nicht inflationär verwendet, sondern mit Bedacht eingesetzt" worden sei. Auf Harald Leipnitz dürfte das mindestens ebenso zutreffen, vielleicht sogar noch stärker, da Kieling in jüngeren Jahren (als er sicher noch kein "großer Name" war) deutlich häufiger als später im Studio war und einige Zeit öfter auf Paul Newman oder Frank Sinatra besetzt wurde.
Der sich als Pfarrer ausgebende Bandit in der Westernkomödie "Cat Ballou - hängen sollst du in Wyoming" wäre übrigens ein Beispiel dafür, dass Leipnitz selbst Nebenrollen zu Kabinettstückchen machen konnte.
Leipnitz war weder selten eingesetzt, noch inflationär - das war genau die richtige Mischung. Und er war wirklich einer, der auch kleine/kleinere Rollen zu etwas ganz Besonderem machen konnte.
Hier ist für mich ein Paradebeispiel Richard Harris in den ersten Minuten von "Robin und Marian", das klingt lange nach, er war hier absolut perfekt.
Ich fand es immer schön, so wie auch bei Heinz Drache, dass trotz Starruhm und Dauerbeschäftigung immer Zeit für die Synchronisation blieb. Ich glaube, der hat das einfach sehr gerne gemacht.
Leider habe ich wenig Material zu Harald Leipnitz gefunden und hatte auch ausser Nachrufen wenig gelesen. Ich hab mal ein recht üppiges Privatarchiv durch Wasserschaden großteils verloren, aber auch da war kaum was dabei. Man müsste natürlich gezielt suchen, aber das ist nicht immer so einfach. Im Vordergrund standen wohl immer seine Film- und Fernseherfolge. In den paar Nachrufen auf ihn war auch so gut wie nichts von seiner Synchronarbeit zu lesen, dabei war diese durchaus bedeutsam.
Ich vermute rein vom Gefühl her, daß er die Arbeit sehr gerne machte. Sie war sicher weniger anstrengend als Filmen, aber doch eine Herausforderung und beim Synchronisieren kam man ja doch immer wieder an Rollen heran, die es ansonsten einfach nicht so gab bei uns. Rasputin, Richard Löwenherz, Dostojewski, etc, das kommt ja so oft bei uns auch nicht vor. Da er bis zuletzt sehr gut im Geschäft war und sicher das Geld vom Synchronisieren nicht brauchte, dürfte es ihm wohl etwas bedeutet haben.
Sehr gefallen hat mir Harald Leipnitz auch für George Grizzard als Karikatur eines amerikanischen Präsidenten in "Flammen am Horizont". Lobenswert, dass man ihn dafür extra nach Berlin holte oder zumindest eine Gelegenheit wahrnahm, falls er zufällig gerade in der Stadt war!
Irgendjemand, vielleicht weiß Berti als Archivar Genaueres (...hihi...), hatte mal gemeint, Leipnitz wäre Roger Moores Sprecher in einer Westfassung von "Sherlock Holmes in New York" gewesen.
Leider war das ein Irrtum. Der Film ist zwar etwas schräg, aber als Kinderkrimi ganz tauglich. In München wäre natürlich Clausnitzer die erste Wahl gewesen für Roger Moore, aber Leipnitz hätte sicher ähnlich gut zu Moore gepasst wie Drache auf Connery. Vor allem hätte er ihn sicher süffisant und vital gemacht. Die bekannte Ost-Fassung ist doch etwas lahm und Joachim Siebenschuh passte weder zur Rolle noch zu Moore.
Zitat von fortinbras im Beitrag #44Irgendjemand, vielleicht weiß Berti als Archivar Genaueres (...hihi...)
Leipnitz für Moore hätte man eventuell mal ausprobieren können, allerdings nicht unbedingt in einer Bond-Rolle. Seine Stimme und die von Niels Clausnitzer gingen ja in eine ähnliche Richtung. Auch sonst hätte ich ihn mir gut als Sprecher einer Holmes-Rolle vorstellen können, sei es in einer Synchro oder einem Hörspiel.