Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #15Mir geht es um die 70er und 80er in denen ich zumindest bisher dachte, dass München und Berlin in etwa gleich auf waren (mit leichtem Übergewicht aus Seiten Berlins), was aber scheinbar ein Irrtum meinerseits war, da "Große" Filme fast nur in Berlin und eher B-Filme in München synchronisiert wurden.
Dass in München nur B-Filme im großen Stil synchronisiert wurden, ging in den späten 70ern los. Vorher (und auch nachher) hatte München durchaus seine große Zeit und so wurden in den 70ern neben B-Filmen wurden auch hochwertigere Filme dort synchronisiert, wie z.B. die lobenswert erwähnte Synchro von "Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3", "Getaway" (mit Steve McQueen), "Anatevka", "Verflucht, verdammt und Halleluja" und "Yakuza" um nur einige zu nennen.
Zitat von Lammers im Beitrag #16"Verflucht, verdammt und Halleluja"
Das ist allerdings ein Irrtum - trotz Manfred Schott eine astreine berliner Synchro (wohl eine der letzten der berliner Ultra). Generell aber kann man die United-Artists- und Warner-Produktionen in München ansiedeln - und da sind eine Menge A-Filme dabei.
@Lammers Ich wollte auch nicht die Qualität von Hamburg ankreiden. Was ich lediglich sagen wollte ist, dass Hamburg eigentlich kaum noch gefragt ist, bei Kinoproduktionen schon gar nicht, bei Serien wahrscheinlich dann schon eher. Ich bin jetzt nicht der große Seriengucker und kenne auch keine Serien/Filme mit reiner Hamburger-Synchro bzw. hab' noch nicht reingehört. Aber egal, darum geht es in diesem Thread eigentlich ja auch gar nicht.
Ein hochinteressanter SPIEGEL-Artikel aus dem Jahr 1976, der die Rolle von Leo Kirch auch in Bezug auf die damaligen Synchronisationen in München und Berlin (Beta/Arena) näher beleuchtet. Die Kostensituation und der daraus resultierende Wettbewerbsvorteil des Standortes Berlin sind dabei auch ein Thema:
Mir erschließt sich der Zusammenhang dieses Spiegel-Artikels, der vor Jahren schon einmal im Forum erwähnt wurde, mit diesem Thema nicht ganz. Kirch hatte doch mit B-Movies kaum was am Hut - ebensowenig mit A-Movies. Abgesehen von den paar wenigen Blockbustern, die von der Cineadaption in Nachfolge der Ultra bearbeitet wurden, war Kirch etwa 20 Jahre lang der einzige, der in München kontinuierlich halbwegs seriöse Produktionen synchronisieren ließ, bevor dann in den 90ern durch NTF und FFS wieder vermehrt A-Movies an Land gezogen wurden.
Trotzdem noch ein Wort zu dem Artikel: Sicher ist der ZDF-Kirch-Klüngel kritisch zu sehen, andererseits frage ich mich, was wäre die Alternative gewesen? Ich befürchte, ausländische Produktionen, insbesondere im Serienbereich, wären dann im ZDF so selten gewesen wie in der ARD. Stattdessen nichts als unsägliche Eigenproduktionen im Stil von "Rosamunde Pilcher" und "Forsthaus Falkenau". Nein, also da bin ich gewiss nicht traurig, wenn die eine oder andere Mark aus den Rundfunkgebühren meiner Eltern und Großeltern bei Onkel Leo gelandet ist.
Komisch eigentlich, dass es nicht schon damals eine große "Abwanderungsbewegung" von München nach Berlin gab. Ich könnte mir vrstellen, dass es einige Synchron-Sprecher nicht so toll fanden so gut wie nur in solchen Filmen sprechen zu müssen.
Liegt wohl daran, dass für die Schauspieler damals Synchron wirklich eher Nebensache war. Damals spielten praktisch alle Münchner Synchronschaffenden auch Theater, standen vor der Kamera oder nahmen Sprechertätigkeiten für z.B. den Rundfunk wahr. Ist in München heute gar nicht mal so anders (wenn man bedenkt, dass Kai Taschner beispielsweise neben seinen Tätigkeiten als Sprecher/Autor/Regisseur Theaterstücke inszeniert oder in ihnen spielt). Dass sich Schauspieler ausschließlich auf Synchronarbeit konzentrieren, ist eher ein Berliner Phänomen der jüngeren Vergangenheit.
Stimmt, daran habe ich garnicht gedacht. Wobei sich z.B. Klaus Kindler, Christian Marschall, soweit mir bekannt ist Manfred Schott und bestimmt noch andere ziemich auf das Synchronisieren fokussiert haben.
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #23Komisch eigentlich, dass es nicht schon damals eine große "Abwanderungsbewegung" von München nach Berlin gab. Ich könnte mir vrstellen, dass es einige Synchron-Sprecher nicht so toll fanden so gut wie nur in solchen Filmen sprechen zu müssen.
Man sollte die Situation nicht übertreiben, es gab in München keinen Mangel an interessanten Projekten und viele Sprecher waren nicht einseitig an die Stadt gebunden bzw. auch andernorts aktiv. Außerdem gibt es neben den beruflichen Aspekten auch noch so etwas wie Lebensqualität. Berlin war zur damaligen Zeit noch eine "Insel" und man sollte die Attraktivität des Standortes München als Lebensmittelpunkt nicht übersehen.
Ich fand den Spiegel-Artikel sehr interessant und mir ist auch der Zusammenhang durchaus klar. Übrigens werden die Verbindungen Kirch-ORF von Letzterem bis heute gerne totgeschwiegen. Nicht wenige führende ORF-Leute standen immer wieder mal unter Verdacht, irgendwelche "Sonderzahlungen" erhalten zu haben. Aber bei solchen Untersuchungen kommt ja generell wenig dabei heraus - und in Österreich noch viel weniger...
In München, um diesen Faden aufzunehmen, entstanden eigentlich schon seit nach Kriegsende viele und ganz hervorragende Synchronisationen von A-Filmen oder B-Movies, die es in sich hatten und die von großen Verleihen in Umlauf gebracht wurden.
Bis in die frühen 70er, als der Begriff B-Film durch den Erotikboom, spanisch-italienische Horrorspektakel und Giallos eine neu Definition bekam (Filme etwa von Hammer oder Amicus wirkten da wie A-Produktionen), waren die B-Filme eigentlich sehr fair über ganz Deutschland verteilt. Daß es in den 70ern bereits einen solchen Boom in München gab, führe ich - wie schon erwähnt - auch darauf zurück, daß hier häufig kleinere, ortsansässige Verleihe dahinter steckten. Zudem gab es eine ganze Menge kommerziell enorm erfolgreicher B-Filme, die einfach eine hochwertige Münchener Synchronisation hatten. Da blieb man dann wohl einfach auch am Ball. Mit Ausnahme einiger dieser Filme hatten die in München eine hochwertige Bearbeitung erfahren und dürften sicher ihren Preis gehabt haben. Der Videoboom der 80er steht auch wieder auf einem anderen Blatt, da waren einfach einige der Anbieter ortsansässig und warum sollte man dann anderswo hingehen? Sicher waren viele dieser Synchronisationen spürbar schnell gemacht, aber ich fand sie immer besser als etwa jene Videosynchros aus Hamburg, die fast nur B- oder C-Sprecher boten. In München gab es kaum Videosynchros, in denen nicht zumindest einige der bekannten Stimmen dabei waren. Für mich hatten die immer ein gewisses Maß an Qualität.
Was sind denn die ganzen A-Film Synchonisationen aus München ? Ich lese das ständig, aber außer DER EXORZIST, EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST und EASY RIDER sind mir praktisch keine bekannt.
@ fortinbras: Ich finde auch, dass in München selbst die schlechtesten Splater-Filme aus Italien meist sehr professionell und gut synchronisiert wurden und die münchener Synchonisation den Film meist sogar besser macht.
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #28 Was sind denn die ganzen A-Film Synchonisationen aus München? Ich lese das ständig, aber außer DER EXORZIST, EINER FLOG ÜBER DAS KUCKUCKSNEST und EASY RIDER sind mir praktisch keine bekannt.
Also auf Anhieb fallen mir ein: u.a. die ganzen Moore-Bonds, diverse Eastwood-Filme (u.a. Dirty Harry-Reihe ab Teil 2), Der Fall Serrano, Network von Sidney Lumet, Papillon, Flammendes Inferno und die ganzen Krimis und Film Noir der 40er Jahre (die erst in den 70er synchronisiert wurden).