"Plan 9 from outer Space" ist der schlechteste Film der Welt.
Diese Superlativen sind beliebt und zeigen einmal mehr das Bedürfnis des Menschen auf, alles bewerten und schubladisieren zu müssen. Dabei ist so eine Wertung im Grunde unseriös und nicht glaubwürdig. Weil es zu viele Filmgenres gibt (welchen Einfluss hatte Citizen Kane etwa auf den Western oder den Sexfilm?), zu viele verschiedene Geschmäcker, zu viele Nationen mit ganz anderen cineastischen Schwerpunkten.
Für mich gäbes es viele Kandidaten, die schlechter sind als die üblichen Kandidaten für die schlechtesten Filme. Ich würde gern mal ein Buch über meine "schlechtesten Filme der Welt" schreiben und mit James Camerons "Titanic" anfangen, zwischendrin "Müllers Büro" zerlegen und mit einem Fassbinder-Epos abschließen.
Was ist eigentlich ein schlechter Film? Und kann ein schlechter Film, der einen wirklich unterhält, tatsächlich schlecht sein?
Formell betrifft es in der Regel Filme mit minimalstem Budget, die so spezielle Prädikate bekommen. Und viele davon sind schauerlich, aber warum ich einen Film wie "Plan 9 from outer Space" dennoch gut finde: er hat eine naive Unschuld, wurde mit Begeisterung und Liebe fürs Kino gemacht und jeder gibt sein Bestes, ganz ohne Kalkül, Überheblichkeit und Arroganz. Arroganz ist es etwa, die mir Filme a la "Titanic" ungenießbar machen.
"Plan 9 from outer Space" hat Momente absoluten Trashs, da brüllt man vor Lachen - dann aber wiederum gibt es Momente von echter Atmosphäre. An solchen Filmen bewundere ich auch die Kreativität: aus Nichts etwas zu machen. Das sieht wie eine Schulaufführung aus, aber ist mit Liebe und Einsatz gemacht.
Unfreiwillig komische, aber unterhaltsame und ehrliche Filme anzusehen, hat etwas von "Stan und Ollie" - man hat Zuneigung und doch auch die Gewissheit, dass es Leute gibt, die mehr vermasseln als man selbst und dennoch etwas zu Wege bringen.
Viele Momente des Trash-Kinos möchte ich nicht missen. Ich habe mich nie hineingesteigert und kenne viele Filme nicht. Auch ist Trash nicht gleich Trash: so finde ich etwa einen Großteil von Jess Francos Filmen nicht unterhaltsam, sondern langweilig. Und genau das ist es, was ein Film nicht sein sollte.
Die unschuldig-naiven Billigwerke oder jene, wo einfach niemand auf Logik achtete aus Zeitmangel oder Inkompetenz, die schätze ich sehr.
Paul Naschy warnt seine Angebetete, sie solle sich im Zimmer einsperren und niemanden hereinlassen - auch ihn nicht. Dann sperrt er selbst die Türe von Aussen zu...
Bela Lugosi steht in einem aus Küchengeräten und idiotischem Schnickschnack zusammengebauten Laboratorium und will mit albernsten Requisiten atomare Supermenschen erschaffen. Er spielt, als glaube er das wirklich - das ist jenseits von Gut und Böse. Und doch: es hat einen unglaublichen Charme.
Einige "Jerry Cotton"-Filme haben Rückprojektionen, die so schlecht sind, als wären sie eine allererste Testaufnahme. Einmal erscheint die projizierte Stadt sogar AUF dem Auto drauf. Das hätte nicht unbedingt passieren müssen, aber es ist eben da. Es ist nicht perfekt. Und das ist irgendwie so menschlich und sympathisch - ein Widerspruch zur sterilen Perfektion des heutigen Kinos, das ich vielleicht gerade auch deshalb nicht so mag, weil es mir nicht mehr handgemacht erscheint.
Fred Williams schlägt einen Pfahl in eine Vampirin. Er schlägt und schlägt und schlägt. Jack Taylor pfählt zwischenzeitlich zwei, Williams hämmert noch immer. Entweder hat die Dame mit Biss stählerne Knochen oder Williams will den Pfahl durch den Sargboden in den Stein hämmern. Who knows...
Tor Johnson erhebt sich aus dem Grab und die Friedhofsdeko wackelt. Auf reingeschnittenem Filmmaterial feuert die US-Army mit Superwaffen ins Weltall. Auf Plastik-Ufos, die vor einem nicht mal identen Horizont fliegen, entzünden sich versteckte Streichhölzer (oder etwas in der Art) als Resultat. Die Zentrale der Marsmenschen besteht aus billigen Holzmöbeln, einem hüllenlosen Radio und Vorhängen aus der Provinzbühne. "Plan 9 from Outer Space" macht viel zu viel Spaß, um ein schlechter Film zu sein.
Bela Lugosi wird in "Bride of the Monster" zum atomaren Supermann, bzw zum Stuntman - und dessen Plateauschuhe sind groß im Bild. Die Riesenkrake unter Wasser im Archivmaterial sieht anders aus als die Gummikrake im Tümpel.
Das Monster im Superschocker "Octaman", gegen das Kerwin Mathews kämpfen muss, hat die Augsburger Puppenkiste geliefert.
Und die Urwelt, durch die sich Peter Cushing mit Doug McClure und Caroline Munro in "Der sechste Kontinent" kämpft, ist auch ei Kapitel für sich.
Aber all das macht Spaß und ist mit Liebe, Begeisterung und dem Bedürfnis gemacht, Menschen zu unterhalten.
Ich möchte keinen dieser Filme missen, die in ihrer Art lebendig und perfekt das Filmherz erfreuen. Zuviel davon kann auch nerven, aber ab und zu braucht das die Seele.
"Die Bettwurst" (1971) von Rosa von Praunheim: Dilettantismus in Reinkultur. Sollte lt. Rosa von Praunheim eine Parodie auf Liebesfilme sein. Die Geschichte ist, dass ein junger Mann auf eine ältere Frau trifft (nicht wie "Harold und Maude") und mit ihr eine Beziehung eingeht, die von ziemlicher Spießigkeit geprägt ist. Eines Tages jedoch wird er von seiner Vergangenheit eingeholt und seine Gefährtin wird entführt...
Das Ganze ist völlig unglaubwürdig, da diese Kombi (zumindest in diesem Film) nie funktionieren würde, zumal die Hauptdarsteller Luzi Kryn (Tante des Regisseurs) und Dietmar Kracht sich selber spielen und Dietmar Kracht im echten Leben schwul war, was unübersehbar ist. Darüberhinaus sind die Dialoge völlig planlos und teils unfreiwillig komisch; man hört in einer Szene Rosa von Praunheim aus dem Off, wie er Regieanweisungen gibt. Die Kameraführung ist öfter mal katastrophal und wirkt improvisiert, das Drehbuch wirkt auch eher gewollt und das Budget war auch gering, zumal es eine Szene gibt, wo die Macher irgendwo in einem Tanzcafé einfach die Kamera aufgestellt haben. Man merkt, dass bei der unkonventionellen Tanzart der Beiden manche Gäste doch etwas pikiert gucken.
Trotz dieser Mängel macht der Film Spaß, wenn man sich darauf einlässt. Ich habe diesen Film mal mit zwei Freunden zusammen gesehen und wir haben uns prächtig amüsiert.
Ein Film von Thilo Gosejohann. Thilo Gosejohann ist der große Bruder von Simon Gosejohann, den man aus dem Fernsehen kennt ("Elton VS. Simon", "Comedystreet", "Film ab" u.ä.). Zusammen haben sie schon viele Low-Budget-Filme gedreht. "Captain Cosmotic" ist ein Superheldenfilm. Der Inhalt: Der "Berator" will einen neuen Planeten erobern. Dazu braucht er mehr Energie und schickt seine Schergen zur Erde, damit diese den Erdkern anzapfen. Auf der Erde gibt es den Küchengerätevertreter Dieter Parker, der irgendwann von sächselnden Außerirdischen auserwählt wird und die Welt retten muss. Dabei hilft ihm die gebeutelte Hausfrau Dietlind Abate-Fetel, der in etwa das Gleiche widerfährt und die ihm als Superheldin "Powerbitch" zur Seite steht.
Der Film ist absolut amateurhaft und wurde auf VHS und Hi8 gedreht, was dem Film aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil. Die Kostüme, Kulissen etc. sind zwar echt billig und die Handlung bietet auch jede Menge Absurditäten aber man merkt trotzdem, wie viel Liebe die Macher in den Film gesteckt haben. Das Budget für diesen Film betrug etwa 1800 DM und der Großteil davon ging für einen alten Mercedes und eine Nebelmaschine drauf. Die anderen Dinge kamen u.a. vom Flohmarkt und von den Darstellern. Der Innenraum des Raumschiffs wurde im Keller von Gosejohanns Eltern gebastelt und diverse Wohnungen und Wiesen etc. mussten als Drehort herhalten. Trotzdem oder gerade wegen dieses amateurhaften Settings bietet dieser Film gute Unterhaltung und hat sich über die Jahre zum Geheimtip entwickelt ("Der Blockbuster-Hit aus Ostwestfalen" lt. Trailer). Außerdem: Wann sieht man schon mal zwei Superhelden im Wohnzimmer miteinander Tee trinken ? Auf dem Plakat heißt es es übrigens noch "Ed Wood meets Helge Schneider".
Ich bin, wie gesagt, kein Jess Franco-Fan. Aber einer seiner Filme verdient dennoch mehr Aufmerksamkeit, der trotz einiger Längen immerhin ohne den Sex-Fetisch des Herrn Franco auskommt.
"Die Nacht der offenen Särge" aka "Vampir Kill" aka "Dracula contra Frankenstein" (1971)
Der Film verfügt über einen als Handlung interpretierbaren Rahmen: Dr. Frankenstein (in der deutschen Fassung Exorcio) reist in eine abgelegene Gegend von Transsylvanien, um seine mysteriösen Experimente zu vollenden. Er will das Frankenstein Monster erwecken und den Grafen Dracula (in der deutschen Fassung Satana)ins untote Leben zurückholen und mit ihnen die Welt unterjochen. Aber der Vampirjäger Dr. Seward kämpft unverdrossen gegen das Böse und auch eine Zigeunerin will die Welt retten vor den bösen Machenschaften - mit werwölfischer Hilfe.
Pluspunkt: Franco hat in einer spanischen Küstenstadt die Locations wirklich hervorragend genutzt, dei alten Mauern und Häuser, sowie die riesige Burg sind wirklich fantastisch. Aus den Filmen "Nachts, wenn Dracula erwacht" und "Marquis de Sade: Justine" hat man Bruno Nicolais Filmmusiken schlichtweg großartig zusammengemischt und das macht sich teils sehr gut. Die ersten paar Minuten des Filmes versprechen einem sogar einen atmosphärisch dichten, klassischen Gruselfilm.
Dann wären da aber...
Transsylvanien kommt einem ziemlich spanisch vor. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das alles ist so offensichtlich nicht Osteuropa, dass es jegliche Glaubwürdigkeit verliert.
Der gesamte Film wurde offenbar stumm gedreht, es gibt keine direkten Dialoge - ausser in einer ganz kurzen Sequenz. Was gesprochen wird, kommt aus dem Off und selbst der Dialog des Ehepaares, das von Dracula getötet wird, ist drübergesprochen und hat keine Nahaufnahmen sprechender Gesichter. Einige von Frankensteins Off-Monologe sind auch zu sehen: auf Bildtafeln steht der Text wie in einem alten Buch, aus dem Frankenstein vorliest. In allen drei Sprachen, in die der Film übertragen wurde, bleiben die Tafeln sichtbar und widersprechen sich teilweise im Inhalt.
Es ist absolut nicht klar, zu welcher Zeit der Film spielt. Anfangs wird einem vorgegaukelt, wir wären im 19. Jahrhundert. Im Dorf leben alle so wie damals, aber Dr. Frankenstein fährt mit einem 50er-Jahre Auto in die Gegend. Er ist natürlich im Laboratorium gut eingerichtet, wie es sich für einen Frankenstein gehört - also fortschrittlich. Er führt später Dracula in der Gegend herum. Aber man könnte glauben, er ist mit seinem Zeitmaschinenauto hierhergereist, weil der ganze Film ansonsten definitiv im 19. Jahrhundert spielt. Definitiv? Nun ja,...das Frankenstein Monster sorgt bei einer ganz und gar modernen, zeitgenössischen Tanzveranstaltung für Unheil. Diese will auch nicht in das Gesamtbild passen. Modisch kleiden sich die Leute scheinbar nach den Regeln verschiedener Epochen. Teilweise scheint es hier Parallelwelten zu geben, es ist haarsträubend...
Eine gute Idee ist es, dass man bei Vampiropfern in den Augen Fledermäuse sieht und man die Vampire dadurch vernichtet, dass man einen langen, silbernen Nagel durch die Fledermaus im Auge treibt. Das ist durchaus ansprechend gestaltet, nur bleibt dann eine sehr billige Gummifledermaus übrig. Dracula wird anfangs gepfählt, dann von Frankenstein zum Leben erweckt. Er gibt die leblose Fledermaus in ein Gefäß, in das er das Blut einer Jungfrau fliessen läßt, die nicht unbedingt jungfräulich aussieht. Bumm-und Dracula ist da. Aber da dauernd betont wird, dass er der Herr der Vampire ist und der Fürst der Finsternis, etc, ist seine Inaktivität erstaunlich. Warum Frankenstein ihn in der Hand hat, bleibt offen - jedenfalls führt er mit dem Auto den Grafen zu seinen Opfern. Das Make Up, das man Howard Vernon als Dracula verpasste, ist wie das einer Faschingsparty und in seinem Kostüm mit Zylinder sieht er aus wie einem Zeichentrickfilm für Kinder entsprungen. Er hängt dauernd leblos herum, als wäre er mit starken Psychopharmaka ruhig gestellt worden. Dann bei seinen Opfern reisst er ein paar Grimassen. Dem Fass den Boden schlägt aber aus, dass er beim Bluttrinken schlürft...! Das noch größere Rätsel ist aber, warum Jess Franco der Meinung war, Howard Vernon wäre unter seiner Regie der beste Dracula gewesen, den es je auf der Leinwand gab...
Das Frankenstein Monster schaut ok aus, aber so wie es herumstapft und peinlich grunzt - jeder Auftritt eine Lachnummer. Die salbungsvollen, nichtssagenden Floskeln, mit denen die Zigeunerin bei Vollmond den Werwolf beschwert, sind schlichtweg Lachnummern. Der Werwolf, den Universal-Filmen nachempfunden,...nun, wir wollen man sehr höflich sagen, dass auch dieser wenig überzeugt und ein paar mal knurrt und weder bedrohlich wirkt, noch sonst was.
Das ganz persönliche Highlight für mich ist aber der Schichtwechsel im Vampirbetrieb. Obwohl mehrfach betont wird, dass der Vampir nur im dunkeln leben kann und bei sonnenaufgang im Sarg sein muss, passiert etwas höchst eigenartiges: Wenn Dracula in seinen Sarg zurückkehrt und den Deckel schließt, steigt aus dem Sarg daneben eine schöne Vampirin, die ihre Spitzzähne fletscht und die Gruft verläßt...obwohl es schon taghell ist...
Solche Filme sind eigentlich jedermann zu empfehlen!!!
Jetzt muss ich unbedingt nich etwas zu deinem Beitrag über "Die Bettwurst" schreiben. Den habe ich nämlich auch mal gesehen und mein Staunen naghm von Minute zu Minute zu, weil das alles absolut hanebüchen war.
Von Praunheim habe ich noch nicht allzuviel gesehen, das war aber alles irgendwie eigentümlich - um es dezent auszudrücken. Als Dokumentarfilmer finde ich ihn deutlich besser, so hat mir seine spielfilmlange und polarisierende Doku "Männer.Helden.Schwule Nazis" über Homosexuelle mit rechtspolitischer Tendenz ausgesprochen gefallen. Ein Tabu-Thema, über das man(n) nicht gerne spricht.
"Ein Virus kennt keine Moral" hatte einige geradezu geniale Pointen und einen herrlichen Sarkasmus, allerdings war das großteils dermaßen dilletantisch umgesetzt und grottenschlecht gespielt, dass man vor lauter Freude fast vergaß, was Praunheim eigentlich damit bezweckte.
Die allergrößte Lachnummer, weil so todernst und bieder gestaltet, war jedoch der seinerzeit skandalumwitterte Dokuspielfilm "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt". Pathostriefende Kommentare, schauerliche Darsteller, kein roter Faden - ausser das Anbiedern, von A-Z alles verkrampft und grottig. Es gab da mal die Kritik, dass öffentlich rechtliche Fernsehsender Meilensteine wie diesen nicht mehr ausstrahlen und das sei ein Zewichen für konservative Haltung. Nun ja, als ihn 3sat mal an einem Themenabend zeigte, dachte ich mir - den hätten sie vielleicht besser eingemottet lassen sollen. Das ist die reinste Lachnummer und ich denke, dass bereits in den frühen 70ern so mancher die unfreiwillige Komik sehr genossen hat.
DIE MÖRDERBESTIEN (La morte ha sorriso all'assassino) von Aristide Massaccesi, der sich später Joe D'Amato nannte. Der führt hier Regie und ist gleichzeitig Kameramann, was bis dato sein eigentliches Metier war. Den Film muss man gesehen haben, um zu glauben, dass es sowas gibt: ein haarsträubendes Drehbuch um die Suche nach dem ewigen Leben, eine ambitionierte Bildgestaltung zwischen bemerkenswert und kurios, 'Horrorszenen' von belustigender Durchschlagskraft, eine wirklich wunderschöne Musik, die den gesamtem Film dominiert, und eine so grottenschlechte Synchro, dass man es kaum glauben kann. Unbedingt ansehen!
MONSTERS GELIEBTE (Le amanti del mostro) von Sergio Garrone. In übriggebliebenen Kulissen billiger Italo-Western gedrehte auch wieder abwegige Geschichte, optisch nicht ganz so extravagant wie der erstgenannte Film, dafür darf Kinski (als Arzt, der sich bei Gelegenheit in ein Monster verwandelt) sich so richtig austoben, was er mit vollem Einsatz auch tut. Wiederum sehr schöne Musik, und Kleinstdarsteller Osiride Pevarello (als Polanski, an Stelle Kinskis unschuldig Verurteilter) in seiner wohl einzigen Hauptrolle. Da kann kein Jess-Franco-Film und kein Ed-Wood-Film mithalten!
Irgendwie hatte ich auch das Bedürfnis, mich an diesem Thread zu beteiligen, aber mir ist einfach kein Film eingefallen, den ich wirklich guten Gewissens hier nennen kann, weil er so schlecht ist. Oder doch? Dann muss ich mich wegbewegen aus den Gefilden der absoluten Billigfilme und nehme eine - für damalige Verhältnisse - Großproduktion. Schweren Herzens nenne ich hier
DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN Der erste DEFA-Indianerfilm ist wirklich so liebenswert plump, dass man ihn mögen muss. Das Drehbuch folgt zwar genau dem Roman von Liselotte Welskopf-Henrich (kein Wunder, stammt ja auch von ihr), aber statt dramaturgisch flüssige Lösungen zu finden, hakt es die Szenen in blitzartiger Geschwindigkeit ab - Atmosphäre kann sich so nicht entwickeln. Die Dialoge sind hölzern und genauso dargeboten. Die Darsteller teilen sich in zwei Lager: Die einen chargieren fürchterlich (Hannjo Hasse, Gerhard Rachold), die anderen stehen mit positivem Marmorgesicht in der Gegend herum (Gojko Mitic, Horst Jonischkan) und spielen mit den Muskeln, sofern sie welche haben. (Einzig Jiri Vrstala, mal ohne Clown-Ferdinand-Maske, kann etwas echte Coolness einbringen, unterstützt von Donnerstimme Fred Düren.) Dazu ein Musikmix aus Dvorak-Verschnitt und verunglücktem Jazz (in der ursprünglichen DDR-Variante hörte man im finalen Kampf sogar noch einen gemischten Chor "Jippijeh!" rufen). Ich habe ihn oft im Kino gesehen und andere ebenso - irgendwie muss er ja auf seine beeindruckenden 10 Millionen Zuschauer gekommen sein - ist das sein Trash-Charme?
Und eine Nummer Zwei - zurück zum Italo-Movie:
KONKURRENZ FÜR ZORRO / ZORRO GEGEN MACISTE Die Sandalenwelle ebbte ab, ebenso die Mantel-und-Degen-Welle, also versuchten die Produzenten, beide Publikumsschichten zusammen zu bringen und kombinierten beide Genres (dass beide Richtungen das SELBE Publikum bedienten, ging ihnen wohl nicht auf). Da aber der Film nach 5 Minuten zu Ende wäre, wenn zwei Helden wie Zorro und Maciste gemeinsam gegen die Schurken anträten, schickte man sich gegeneinander. Um nun nicht die Fans des einen zu verprellen, ließ man sich einen Kniff einfallen, bei dem ich mir immer noch nicht sicher bin, ob die satirische Dimension Absicht ist oder Zufall: Maciste landet durch seine Naivität anfangs bei den Schurken, macht sich aber bald selbständig, was Zorro nicht weiß. Macistes Naivität bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten, während Zorro (buchstäblich) über seine eigene Arroganz stolpert. Diese Brüche in der Charakterzeichnung machen den Film zu etwas Besonderem, denn ansonsten ... Alan Steel spielt - nicht mit dem Gesicht, sondern mit den Muskeln, Pierre Brice verhüllt sein schönes Gesicht die meiste Zeit (immerhin, wann immer seine Liebste in der Nähe ist, komplett, ansonsten sieht man ihn nur mit Zorro-Maske - gut mitgedacht), die spanischen Akteure rudern wild mit den Armen, die Kämpfe erinnern an Wrestling, bei denen die Kamera mitunter sehr unscharf ist, die Musik von Lavagnino ist selbst für seine Verhältnisse unglaublich plakativ spanisch und ohne jede Zwischentöne. Am schönsten aber ist das Gummikrokodil: es klappt das Maul auf und zu, zischt böse, liegt aber einfach nur da (der Requisiteur hat es nicht geschafft, die Füße wenigstens auf den Boden zu stellen), so dass selbst der schwerfällige Steel um es herum"tänzeln" kann, um es mit einem Pappfelsen zu erschlagen. Nur - welche Synchro bereitet einem mehr Trash-Vergnügen? In der IFU-Fassung hört man die Originalmusik von Lavagnino und vertraute Stimmen für Brice (Stass, pathetisch) und Steel (Brandt, knurrig wie immer), aber er ist schlimm verstümmelt und die Dialoge plump. Die DEFA-Synchro hat komplett neue Musik (von einer Studio-Band), aber Sprecher in Top-Form und schmissige Dialoge.
Nun habe ich doch etwas gefunden, was ich beitragen konnte.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1"Citizen Kane" ist der beste Film der Welt.
"Plan 9 from outer Space" ist der schlechteste Film der Welt.
Diese Superlativen sind beliebt und zeigen einmal mehr das Bedürfnis des Menschen auf, alles bewerten und schubladisieren zu müssen. Dabei ist so eine Wertung im Grunde unseriös und nicht glaubwürdig.
Da muss man etwas differenzieren. Solche Prädikate kann man heutzutage wohl nur noch mit Augenzwinkern vergeben und sie vor allem als spaßiges Nebenprodukt der Beschäftitung mit Filmen betrachten. Die Listen zu den schlechtesten Filmen der Welt anerkennen das ja auch. Die "Besten-Listen" aber überwiegend nicht. Hierbei scheinen vielmehr vorgestrige Kulturaristokraten längst vergangenen Zeiten nachzutrauern, als Kunst- und Geschmacksrichter meinten, kulturelle Artefakte per Beschluss kanonisieren zu können. Was beide Extrempole aber eint: sie erzeugen beide Aufmerksamkeit für ihre Objekte, heben sie ab vom riesigen Mittelfeld dazwischen. Es ist wie im pädagogischen System: Schüler mit den besten und Schüler mit den schlechtesten Zensuren absorbieren die größte Aufmerksamkeit.
Ich persönlich habe ein skeptisches Verhältnis zum Camp-Rezeptionsmodus: ich schaue nicht bewusst Filme mit der Absicht, mich über ihre Schlechtigkeit zu amüsieren ("so schlecht, dass es wieder gut ist"). Wenn ein Film sich dem Mainstream verweigert, ob nun nach oben oder nach unten, macht ihn das auch nicht automatisch zu einem Kandidaten für den besten oder schlechtesten Film (siehe "deinen" Fassbinder ).
Eine meiner liebsten Trash-Szenen: die "Zeitlupen"-Sequenz aus Jess Francos FRAUENGEFÄNGNIS (1976), wo der Zeitlupen-Effekt nicht aufnahmetechnisch hergestellt wird, sondern ... nun ja ... schauspielerisch! Da diese Szene nicht ganz jugendfrei ist, will ich es hier nicht unbedingt verlinken, aber wenn man bei google "Jess Franco" und "slow motion" eingibt, kann man den Ausschnitt ausfindig machen.
Einen der kuriosesten Gimmicks in einem der "schlechtesten Filme der Welt" gibt es in Doris Wishmans DOUBLE AGENT 73 (den ich nur in der US-Fassung kenne), wo der Geheimagentin Chesty Morgan eine Minikamera in die Brust implantiert wird, damit sie heimlich Fotos schießen kann, wenn sie ihre Brust hochhebt.
Zitat von John Connor im Beitrag #7Eine meiner liebsten Trash-Szenen: die "Zeitlupen"-Sequenz aus Jess Francos FRAUENGEFÄNGNIS (1976), wo der Zeitlupen-Effekt nicht aufnahmetechnisch hergestellt wird, sondern ... nun ja ... schauspielerisch!
Ich wette, Franco hatte nicht das Geld für eine Kamera mit verstellbarer Geschwindigkeit - oder wollte es anderweitig ausgeben.
Es gibt sicher eine ganze Menge an A-Produktionen, die man nennen könnte...hier ein Beispiel von mir:
"Der schwarze Kreis" (USA, 1964)
Der Film hat kaum eine gute Kritik bekommen, aber schön Geld gemacht und manche sogar ernsthaft tief beeindruckt - was ich wiederum nicht verstehen kann. Dieser Psychokrimi macht ziemlichen Spaß, aber ich finde ihn gleichzeitig schlichtweg haarsträubend.
Bette Davis spielt Zwillingsschwestern. Eine ist arm und redlich, die andere stinkreich und ein Biest. Die Brave, die ein marodes Lokal betreibt, ist mit einem ehrlichen Kriminalbeamten liiert - dargestellt von Karl Malden.
Eines Tages geht es mit der armen Schwester durch und sie bringt ihr reiches Ebenbild um und schlüpft in deren Rolle. Ihre Schwester gibt sie als sich selbst aus. Nun muss sie natürlich viele Dinge mitspielen, die ihr nicht passen, aufgrund ihres gänzlich anderen Charakters verändert sie auch manches. Ihr ehemaliger Liebhaber besucht sie auch dauernd, er ist sogar erpicht darauf, den Mörder seiner Freundin zu finden. Bette D. hat's nun nicht leicht, als sie herausbekommt, dass ihre Schwester selbst eine Mörderin war und sie dem elektrischen Stuhl sehr nahe ist...
Der Film fängt sehr gut an und zwischendrin ist er sogar echt spannend. Aber da wäre zuallererst einmal die Frisur der reichen Schwester. Das ist die bescheuertste und unmöglichste Frisur, die man in Hollywood je entworfen hat. Eine Frisur, die auf keinem Foto auch nur annähernd so grotesk wirkt wie im Film. Es gibt auch keinerlei Begründung, warum es ausgerechnet die Frisur sein musste - ein eleganterer Haarschnitt oder hochgestecktes Haar als Kontrast hätte es auch getan. Die Frisur muss man gesehen haben.
Dann ist es natürlich so, dass man nahezu immer errät, was als nächstes geschieht. Der Film verfolgt recht einfache Muster. Kaum taucht der Geliebte der reichen Bette D. auf, weiss man sogar schon, wie der Film enden wird...
Hat Bette Davis ansonsten die Gabe, herrlich auf Grand Guignol zu spielen, wirkt es hier eher nach Laienbühne und sie wirkt den ganzen Film über recht grotesk und seltsam steif.
Karl Malden spielt den einfachen, grundehrlichen Polizisten mit allem Einsatz und absoluter Glaubwürdigkeit. Allerdings ist er so ehrlich und einfach, als habe ihn J. Edgar Hoover entworfen als Idealbild des sauberen US-Kriminalbeamten. Es wird einfach zu dick aufgetragen.
Weiters verliert der Film völlig an Glaubwürdigkeit, wenn Malden seiner großen Liebe wiederbegegnet. Im ersten Moment ist es glaubwürdig, wie er auf eine Frau reagiert, die seiner toten Angebeteten so ähnlich sieht. Aber dann verbingen sie einige Zeit miteinander und er merkt einfach nicht, dass es sich hier um seine geliebte Freundin handelt. Auch sie leidet, weil sie ihn so liebt - und dennoch verrät sie sich mit nichts. Eine eigenartige Form der großen Liebe. Zwischendurch beäugt er sie durchaus skeptisch, es wird aber nie wirklich klar, warum er das tut und ob er etwas ahnt. Letztendlich läuft Malden immer mit einem todernsten Gesicht herum, wie man es von einem Hund kennt, der sich benachteiligt fühlt. Es fehlt nur noch, dass er gewinselt hätte.
Teilweise wird man dann noch mit ziemlichem Pathos zugeschüttet und am Ende wird Bette Davis' Abgang beinahe heroisiert und man fragt sich, warum man nicht ein paar Takte Wagner als musikalische Unterstützung nahm.
Ein ziemlich schlechter, vorhersehbarer und oft lachhafter Film - aber er macht einfach Spaß!
da wir zeitgleich am Werk waren, hab ich deine Ausführung zu den besten/schlechtesten Filmen erst jetzt gelesen.
Mit deiner Beurteilung hast du natürlich durchaus recht, ich sehe das grundsätzlich ähnlich. Das sage ich jetzt nicht, um dein Urteil in der Connery-Affäre herabzuhandeln...
Ich habe durchaus gegen manche Filme oder deren Macher Vorurteile. Aber im großen und ganzen bemühe ich mich um eine neutrale Handlung, wenn mir ein Film fremd ist. Gegen Listen bin ich sogar immun - ich würde nie hergehen und mir bewußt einige der "schlechtesten" Filme ansehen, weil sie so geführt werden. Auf die "besten" trifft das auch zu. Ich erwarte mir bei gewissen Filmen natürlich genrebedingt einen gewissen billigen Charme, aber die sehe ich, weil sie mich interessieren und ihr Trash-Faktor fällt eher zufällig über mich her.
Betreffend skurriler Brustangelegenheiten fiel mir soeben der Superagenteneintopf "Nr. 1 ist nicht zu schlagen" ein, deren von Gareth Hunt gespielter Agent übrigens "Nr. 2" genannt wird. Einer der letzten Filme, der von den Bond-Erfolgen profitieren wollte - die Ableger waren Mitte der 70er ja schon rar geworden.
Da ist eine Killerin, die an den Brüsten kleine Kettchen hat mit Rasierklingen dran. Wenn die ihre Brüste bewegt, rotieren die Klingen wie Helikopterflügel und durchschneiden sogar Holz. Ich habe nie herausgefunden, ob dieser Film ernst gemeint oder als Parodie gedacht war.
By the Way - sämtliche "Kommissar" und "Derrick"-Folgen könnte man auch listen, die hauptsächlich unfreiwillige Komik verursachen...
Zitat von fortinbras im Beitrag #11By the Way - sämtliche "Kommissar" und "Derrick"-Folgen könnte man auch listen, die hauptsächlich unfreiwillige Komik verursachen...
Oha! Jetzt muss ich mein mühsam erarbeitetes Renomee (sofern vorhanden) auf's Spiel setzen und mich als Herbert-Reinecker-Fan outen! Es gibt nichts, was ich an einem tristen Abend lieber sehe als eine Kommissar- oder Derrick-Folge. Da ist der Abend garantiert gerettet. Ed Wodd oder Jess Franco können das nicht garantieren!
Das darf man ironisch verstehen oder auch ernst nehmen - das geht beides. Die meisten Folgen sind einfach herrlich, und wenn dann auch noch Zbynek Brynych Regie führt, der die abstrusen Storys nicht einen Moment lang ernst nimmt, aber dennoch großartige Momente herauszuholen imstande ist, ist die Begeisterung komplett. Andere Krimi-Serien ohne den Reinecker-Touch ('Der Alte' etc.) sind dagegen doch absolut öde.
Gerade vor ein paar Tagen gesehen: Claude Oliver Rudolph soll als Auftragskiller Philipp Moog (der dankenswerterweise in jeder dritten Folge dabei ist) erschiessen, kann sich als er ihm gegenübersteht aber nicht so recht dazu durchringen, übergibt ihm die Pistole und bekommt im Gegenzug den Wasserkessel, um erstmal Kaffee zu kochen. Göttliche Momente! Das gibt's nur bei Herbert Reinecker!! Krimis sollen das sein? Ich weiss nicht, wie man das nennen soll, Krimis sind das jedenfalls nicht...
Noch ein Vorschlag an fortinbras: Wenn Du im einleitenden Posting den Namen Fassbinder durch Schlöndorff ersetzen würdest, könnte ich das zu 100% unterschreiben! Besonders die Sache mit der Arroganz bestimmter Filme gefällt mir gut, das geht mir nämlich ebenso gegen den Strich und macht z.B. alle Filme von Spielberg (von James Cameron ganz zu schweigen) für mich ungeniessbar.
Vom "Kommissar" möchte ich keine Folgen missen und da waren echte Perlen darunter. Manchmal aber eben auch herrliche Ausrutscher, die teils sehr ambitioniert oder fast sarkastisch umgesetzt wurden von den Regisseuren und nicht selten eine tolle musikalische Note hatten. Manchesmal war die äussere Form so genial, dass die Banalität der Geschichte in den Hintergrund geriet.
Ein Highlight für mich wird immer bleiben, wenn Kommissar Keller endlos "Ghostriders in the Sky" auf der Jukebox wählt...
Bei "Derrick" schaffen es nur frühe Folgen, mein Interesse zu halten, auch wenn es später einzelne Folgen gab, die großartig waren. Hier blieb mir die Folge "Das Lächeln des Dr. Bloch" in Erinnerung, wo Hans-Michael Rehberg dermaßen herrlich übertrieb, dass es Spaß machte - inhaltlich eine gute Grundidee, aber viel zu absurd aufgebaut. Dann gab es auch mal so eine Episode, wo Sonja Sutter mitspielte, sie war eine Mutter, deren Tochter vergewaltigt wurde und starb. Zusammen mit den anderen Töchtern taucht sie immer wieder in der Handlung auf, so als wäre das Trio eine Art Rachegeister, die aus dem Jenseits im Auftrage von Nemesis kommen, um den Schuldigen in den Wahnsinn zu treiben. Jede der Szenen war so todernst inszeniert, dass ich schallend lachen musste. Sogar meine Oma konzentrierte sich nur noch auf diese drei Frauen, obwohl sie sonst den "Derrick" recht ernst nahm.
Schlöndorff ist für mich auf jeden Fall ein Regisseur, dessen Filme fast gänzlich eine arrogante Note haben. Die empfinde ich auch bei Spielberg, Scorsese oder Coppola - besonders bei "Adraculypse Now", wie Kim Newman den schauerlichen "Bram Stokers Dracula" treffend bezeichnete.
Fassbinder hat eine Handvoll Filme inszeniert, die bedeutsam waren und etwas zu sagen hatten. Leider wurde das viel zu schnell zur Masche und seine Filme wurden immer lebloser, aufgesetzter und verworrener. Die meisten empfinde ich als so langweilig, dass sie nicht mal aufgrund ihrer Mängel unterhaltsam sind. Sicherlich ein polarisierender Regisseur, ein schwieriges Thema. Für mich aber in seinen Filmen immer wieder lächerlich und bis zu einer gewissen Dosis zum Lachen: die Künstlichkeit der Dialoge, die im Widerspruch zum Naturalismus und zur Authentizität stehen, die er stets für sich in Anspruch nahm. Fassbinders Proleten reden so, wie Proleten es nie tun. Ausserdem sind viele der Schauspieler schlichtweg grottenschlecht, wenn sie die Dialoge deklamieren - natürlich gesprochen wird in Fassbinder-Filmen eher selten. Für einen Regisseur, der B-Filme sehr mochte, hat er erstaunlich wenig von ihnen gelernt. Aber wie gesagt - Fassbinder ist sicher ein ambivalentes Thema. Auch wenn er nach wie vor götzenhaft verehrt wird, haben meiner Meinung nach seine Filme keine längerfristige Wirkung auf den Film generell erzielt, bzw sind sie sämtlich verstaubt - sie waren zu aktuell und zu wenig dem normalen Kino zugetan, um als echte oder Semi-Klassiker dauerhaft am Leben zu bleiben.
Jenes Kino, dass der "Neue Deutsche Film" in die Knie zwingen wollte und in der Vergangenheit belassen, hat lange schon so gut wie alle Produkte der jungen Regisseure in Vergessenheit verdrängt. Opas Kino lebt - nicht in allen Bereichen, aber doch. Edgar Wallace, Dr. Mabuse, Karl May und selbst Schlagerfilmchen mit Peter Kraus, Trude Herr, Theo Lingen und Uschi Glas haben ein dauerhafteres Leben, als es das Gros der "neuen" Filme hat(te). Die Rache des Publikums?
Danke, fortinbras, für die sehr differenzierte Antwort.
Fassbinder sehe ich vor allem auch deshalb in einem anderen Licht, weil er eben nicht nur Filme gemacht hat, sondern sich auch ständig zu tagespolitischen Themen zu Wort gemeldet hat. Was dann auch oft sehr schnell und spontan (ohne 5jährige Vorbereitung!) zu Filmen verarbeitet wurde. Dass dabei nicht nur Meisterwerke für die Ewigkeit herauskamen, ist natürlich klar, aber dieses stetige Wechselspiel mit der aktuellen Realität - da war er wohl einmalig. Ich sehe jedenfalls niemanden, der ihm da gefolgt wäre, die heutigen Regisseure geben sich doch alle betont unverbindlich. "Wenn die CDU an die Macht kommt, wandere ich nach Amerika aus", hat er 1981 gesagt. 1982 war er dann tot die CDU übernahm die Macht - von nun an ging's bergab...
Auch wenn man seine Filme nicht so sehr mag, halte ich seinen Status als einer der führenden deutschen Regisseure doch für gerechtfertigt. Zudem gefällt mir, wenn einer ständig und schnell arbeitet (mehr als 40 Filme in 13 Jahren - das ist ja schon fast Jess-Franco-Level). Die wahren Dilettanten sind für mich Regisseure, die 5 Jahre Vorbereitungszeit und 200 Millionen Dollar benötigen, um einen Film fertigzustellen!
Und wer sonst sagt schon zu seinen Darstellern: "Wiederholt wird nicht, wenn ihr schlecht spielt, bleibt das so drin im Film!" Mag übertrieben sein, aber besser als 50 Wiederholungen a la Kubrick. "Mit Kubrick könnte ich nie drehen, den würde ich schon am ersten Tag in den A... treten", sagt Klaus Kinski völlig zu recht.
Coppola hat aber doch ein paar angemehme Filme gedreht, seine beiden besten Filme sind für mich DIE OUTSIDER und RUMBLEFISH. Den ersteren hat er mittlerweile leider durch einen längeren Director's Cut nachträglich ruiniert, das war vorher ein stimmiger schöner Film aus einem Guss. So nett einige hinzugekommene Szenen für sich genommen auch sind - dem Film als Ganzes hat er damit einen Bärendienst erwiesen.
Von Scorsese habe ich nur wenig gesehen, der ist mir aber zumindest nicht unsympathisch. Seine beiden abendfüllenden Dokus über den US-Film und vor allem über den italienischen Film sind jedenfalls absolut sehenswert und lösen sicher bei jedem Zuschauer Motivationen aus, alle diese Filme sehen zu wollen.
Zurück zur Plan-9-Thematik:
Ja, die Kommissar-Folge mit 'Ghostriders' gehört auch zu meinen Lieblingsfolgen. Die ist von Regisseur Zbynek Brynych, bei dem die Musik immer eine große Rolle spielt. Du schreibst: 'Manchesmal war die äussere Form so genial, dass die Banalität der Geschichte in den Hintergrund geriet'. Das trifft es ganz genau! Jedenfalls bei einigen der Regisseure. Bezeichnend ist, dass ein versierter Regisseur wie Wolfgang Staudte offenbar keinen Sinn für Reinecker-Drehbücher hatte und die von ihm inszenierten Folgen - mit einer Ausnahme - deshalb für mich zu den schwächsten der Serie zählen.
Beim Kommissar und bei Derrick spielen übrigens sehr oft Synchron-Sprecher mit, da könnte man eine endlose Liste machen... Allein in der ersten Derrick-Box ca. 20 Namen, wie ich gerade mal überflogen habe.
Jedenfalls erfüllen Herbert-Reinecker-Serien zweifelsfrei die Kriterien, um in diesem Thread Erwähnung zu finden. Nicht sehenswert im eigentlichen Sinne, aber doch zumeist hochgradig unterhaltsam. Daumen rauf!