Zitat von iron im Beitrag #9Mir ist in keinem seiner Nachsynchro-Takes, die ich bisher hören konnte irgend ein amerikanischer Einschlag aufgefallen
Das reicht für mich bei weitem nicht aus, um Wulff für unterschätzt zu halten. Im Gegenteil, für mich ist er einer der überschätztesten überhaupt, da man ihm offenbar eine Bandbreite zutraut, die er weder stimmlich noch schauspielerisch ansatzweise erfüllen kann.
Sehe ich auch so. Zumal man mit dem guten hier im Forum auch eher gnädig umgegangen war, was seine Leistung als Synchronsprecher anbelangt.
Jemand der für mich etwas unterschätzt wäre (oder wohl besser gesagt nur selten gewürdigt wird) wäre Dirk Müller. Nicht das ich der Meinung bin er könne auch charismatische Hauptrollen synchronisieren, aber für mich ist das schon ein Talent über so viele Jahre so gut im Hintergrund zu bleiben und dabei konstant solide Arbeit abzuliefern. Bei Synchronlaien fällt er kaum auf, selbst wenn er als Esemblesprecher schon mal etwas überpräsent ist. Wenn man wiederum mit Synchron etwas vertrauter ist hört man ihn schon immer wieder raus. Da hat er im Gegensatz zu Christoph Banken oder Uwe Jellinek schon eine eher markantere Stimme, die nicht völlig beliebig ist. Dennoch hatte es mich nie sonderlich gestört ihn immer wieder auf beliebige Kleinstrollen zu hören. Teils wurde er in einer Serienfolge schon mehrfach besetzt.
Hervorstechend sind auch seine Einsätze als die typische Nachrichtensprecher- oder Radio-Stimme. Es hatte oftmals etwas vertrautes an sich, wenn ich Müller irgendwo in einer Synchro hörte. Finde auch generell, dass gute Sprecher aus der 3. Reihe nur selten gewürdigt werden. Dabei sind sie für das Gesamtbild einer Synchro genauso wichtig. Wenn ich Synchros höre, wo die Hauptfiguren zwar noch einigermaßen gut besetzt sind mit talentierten Sprechern, aber die Kleinstrollen mit talentlosen Typen, die scheinbar mal eben schnell hinters Mikro geholt werden dann graust es mich immer wieder aufs neue.
Um Kai Wulffs Sprecherleistung fair beurteilen zu können, müsste man eigentlich "Gabriel Knight 2" gespielt haben. Irgendwelche 5-Sekunden-Nachsynchros sagen nicht viel über Talent aus (zumal selbst Profis aus Berlin, München und Co. in solchen Fällen teilweise gut baden gehen). Dass er verhältnismäßig oft in den Synchros "made in USA" zu hören ist, dürfte wohl weniger was mit "überschätzt" zu tun haben, als vielmehr damit, dass es dort wohl keinen sonderlich großen Sprecherpool diesbezüglich gibt oder das Ganze einfach nicht den Stellenwert wie hierzulande hat. Ich persönlich würde ihn aber weder in die eine noch in die andere Kategorie einsortieren (wollen).
Ich finde ja, dass Andreas Thieck ziemlich unterschätzt wird. Der konnte weitaus mehr als nur den Nachrichtensprecher. Den fand ich nach anfänglicher Skepsis richtig gut für Mark Harmon in "Chicago Hope". Wolfgang Condrus kam ja eh erst später und seinen damaligen halbwegs Stammsprecher Mathias Einert hätte ich mir hier auf den toughen, manchmal auch zynischen Chirurgen nicht vorstellen können. Thieck fing das super ein.
Dem stimme ich zu, die herbere Note Thiecks fand ich damals großartig. Passte perfekt zum für meinen Geschmack immer etwas bissigen Harmon. Wunderte mich, dass man ihn nicht häufiger auf großen Sachen hörte. Ein sehr gutes Beispiel, Silenzio.
Christian Stark und Celine Fontanges find ich beide einfach spitze. Gerade bei ersterem habe ich das Gefühl, dass das größte Problem Synchronstandort Hamburg ist. Der Großteil der Produktionen geht ja leider nach Berlin ... Bei Fabian Körner verstehe ich selbst nicht, warum man ihn so selten hört, selbst in Kölner Produktionen. Am bizarrsten finde ich seine Hauptrolle im Film "So High" (alias "How High" und "American High"), denn das scheint eine reine Berliner Produktion zu sein. Wie kam es zu der Hauptrolle in Berlin? Und wieso blieb es nur bei dem einen Gastspiel?
Persönlich finde ich Stefan Krause wird unterschätzt. Ich hab das Gefühl, alle Planeten müssen in einer Reihe stehen, damit der Mann mal eine dramatische Rolle bekommt. In der Regel wird er mit Trickfiguren und Comic-Relief-Sidekicks abgespeist.
Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #15Christian Stark ist in Hamburg einer der erfolgreichsten Sprecher und liefert jedes Mal ab. Klar hätten er und z.B. Sacha Draeger auch in Berlin steilgehen können, aber das haben sie eben in ihrer anvertrauten Heimat getan. Als unterschätzt würde ich sie eigentlich nicht ansehen.
Mir ist natürlich bewusst, dass der Familienname Stark in Hamburg eine feste Größe ist und dennoch ist der Mann für mein Empfinden außerhalb dieser Synchrongegend zu unbekannt. Auch hier im Forum kommt es öfters mal vor, dass er einfach nicht erkannt wird. Es gibt genug Größen, die außerhalb von Berlin agieren und sich dennoch auf große Schauspieler etablieren konnten. Ein Daniel Schlauch zum Beispiel spricht auch immer mal wieder seinen Zac Efron ein. Christian Stark hätte einen großen Schauspieler verdient, trotz seiner Wahlheimat Hamburg. Vielleicht war es auch einfach der falsche Thread. Ich wollte damit eigentlich nur zum Ausdruck bringen, dass man ihn viel zu selten für sein Können in größeren Produktionen hört. Das gilt im Übrigen auch für seine Frau Eva Michaelis.
Zitat von Jaden im Beitrag #22Ein Daniel Schlauch zum Beispiel spricht auch immer mal wieder seinen Zac Efron ein. Christian Stark hätte einen großen Schauspieler verdient, trotz seiner Wahlheimat Hamburg.
Schlauch hatte damals das Glück, dass München vom Auftragsvolumen und den Projekten her noch auf Augenhöhe mit Berlin war und er so auch dank High School Musical an Efron gekommen ist. Mittlerweile müssen auch die Münchner immer öfters in Berlin präsent sein, um an die großen Sachen heranzukommen oder ziehen gleich komplett nach Berlin um.
Hamburg war früher auch sehr gefragt, zudem ist Stark schon länger in der Branche vertreten. Will heißen, dass er schon viele Höhen und Tiefen der Branche miterlebt hat. Sollte Schlauch dennoch als Beispiel nicht ausreichen, werfe ich den Namen Jan-David Rönfeldt in den Raum.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #12Das reicht für mich bei weitem nicht aus, um Wulff für unterschätzt zu halten. Im Gegenteil, für mich ist er einer der überschätztesten überhaupt
Ich wollte dich weniger von Kai Wulff überzeugen, sondern habe mich lediglich auf den Punkt mit seinem (aus meiner Sicht vermeintlichen amerikanischen Einschlag bezogen. Damit habe ich versucht, wenigstens ein Gegenargument vorzubringen, ohne groß darüber nachzudenken, wie schwach, oder wie stark es ist.
Zitat von Jaden im Beitrag #24Hamburg war früher auch sehr gefragt, zudem ist Stark schon länger in der Branche vertreten. Will heißen, dass er schon viele Höhen und Tiefen der Branche miterlebt hat.
Da muss ich an die 80er denken, wo einige populäre TV-Serien synchronisiert wurden. Da wurde Stark auch schon besetzt. Ihm fehlte jedoch die eine Besetzung auf den einen bekannten und populären Serien-Darsteller wie das damals bei Andreas von der Meden und Reent Reins. Dann wäre Stark heutzutage ähnlich populär. Muss aber sagen, dass Reins heutzutage auch nicht so sonderlich präsent ist. Für Don Johnson hat man ihn aber nicht vergessen und es gibt bei ihm auch abseits von Johnson seltene Gastspiele in Berlin.
Zitat von hartiCM im Beitrag #21@Phoenix: Krause spricht schon häufig dramatische und ernste Rollen. Spontan fällt mir jetzt Toby Jones als Culverton Smith in Sherlock ein.
Toby Jones würde ich fast in Herrn Krauses typisches Rollenraster stecken. Komischer Kauz, schaut irgendwie ein bisschen schräg aus und lustig aus, gefährlich geht anders. Und ja, Stefan Krause kriegt auch dramatische Rollen, aber die haben halt immer einen Haken. Das sind meistens Lappen, die als Sandsäcke herhalten und sich völlig der Grausamkeit ihres eigenen Schicksals ausgesetzt sehen (J.F. Sebastian in Blade Runner - Directors Cut) oder eben schräge bis fast komische Typen. Karikaturen möchte ich fast sagen. In Better Call Saul, dem Prequel von Breaking Bad hat er auch eine dramatische Rolle, aber der haftet auch dieser Schatten an, ein Fehlen jeglicher Bedrohlichkeit, wie ich finde. Und meine Beobachtung ist, dass bei dramatische Rollen ohne diesen Makel der Mann von vornherein nicht besetzt wird. Stark aufgefallen ist mir das bei der Serie Billions, bei der Stefan Krause für Paul Giamatti "übergangen" wurde (ich hab keine Einblicke hinter die Kulissen, daher setze ich das mal in Anführungszeichen, weil das nur mein Eindruck als außenstehender ist), weil die Rolle ... was? Zu ernst war? Zu normal? Paul Giamatti spricht Stefan Krause auch nur sporadisch, und ist auf ihm nur halb etabliert. Deshalb, wie ich vermute, weil er nur auf die lächerlicheren, und lustigeren Rollen "passt". Oft besetzt man dann Lutz Schnell, der offenbar gelegentlich als weniger spezialisierter Stefan Krause eingesetzt wird. Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr ins Detail gehen sollen, aber das ist jedenfalls mein grober Eindruck. Das Stefan Krause gewisse Rollen verwehrt bleiben, weil man sie ihm nicht zutraut (oder so). Fälschlicherweise, wie ich finde. Daher halte ich den Mann für unterschätzt.
Zitat von Phönix im Beitrag #27 Stark aufgefallen ist mir das bei der Serie Billions, bei der Stefan Krause für Paul Giamatti "übergangen" wurde (ich hab keine Einblicke hinter die Kulissen, daher setze ich das mal in Anführungszeichen, weil das nur mein Eindruck als außenstehender ist), weil die Rolle ... was? Zu ernst war? Zu normal? Paul Giamatti spricht Stefan Krause auch nur sporadisch, und ist auf ihm nur halb etabliert. Deshalb, wie ich vermute, weil er nur auf die lächerlicheren, und lustigeren Rollen "passt". Oft besetzt man dann Lutz Schnell, der offenbar gelegentlich als weniger spezialisierter Stefan Krause eingesetzt wird. Ich hätte vielleicht ein bisschen mehr ins Detail gehen sollen, aber das ist jedenfalls mein grober Eindruck. Das Stefan Krause gewisse Rollen verwehrt bleiben, weil man sie ihm nicht zutraut (oder so). Fälschlicherweise, wie ich finde. Daher halte ich den Mann für unterschätzt.
Ein ähnliches Schicksal teilt Santiago Ziesmer. In einem Interview hatte er sogar mal erzählt, dass man ihn genau deshalb nicht immer für Steve Buscemi besetzt. Gut in "Boardwalk Empire" hätte ich ihn mir auch nicht vorstellen können, aber da hatte man auch mit Udo Schenk auch entsprechend rollenbezogen besetzt. Ob das bei ihm berechtigter ist als bei Krause wage ich nicht zu beurteilen. Richtige ernste Rollen könnte aber auch er durchaus packen. Auf dramatischen Rollen gefällt er mir sogar schon fast besser als auf kautzig-komödiantische Rollen.
Kurzer Einwurf: Ich hätte Ziesmer in "Boardwalk Empire" stark gefeiert. Es ist sehr bedauerlich, dass ihm diese Rollen gar nicht erst zugetraut werden. Das hätte er brillant gemeistert und es wäre eben mal nicht die langweilige (aber dennoch hochwertige) Udo-Schenk-Besetzung geworden.
Ich kann aber auch gleichzeitig verstehen, warum er es nicht geworden ist. Keine Frage.
Ziesmer selbes Spiel, absolut. Ich hab nichts gegen Rollenbesetzungen, aber die Einsätze von Udo Schenk hinterlassen bei mir auf Steve Buscemi immer einen leicht bitteren Nachgeschmack.