Marcus Off, der in den ersten drei Teilen der „Fluch der Karibik“-Reihe Johnny Depp alias Captain Jack Sparrow synchronisierte, konnte am 1. Juni vor dem Kammergericht in Berlin seinen Nachvergütungsanspruch gegen den Walt-Disney-Konzern durchsetzen. Das durch den IVS finanzierte und auch sonst unterstützte Verfahren ist richtungsweisend für die Synchronbranche.
Ich bin auch absolut dafür, dass die Synchronschauspieler beteiligt sind an der weiteren Verwertung ihrer Arbeit. Von daher: Glückwunsch!
Leider aber hat das alles auch Schattenseiten: Marcus Off wird nie mehr als Jack Sparrow (und ggf. auch nicht in anderen Disney - Produktionen etc.) zu hören sein (jetzt mal völlig egal, ob jemand die Besetzung als Sparrow gut fand oder nicht). Von daher hoffe ich, das man neben dem persönlichen Erfolg in dieser Sache etwas allgemeines erreichen kann, so dass man nun nicht fürchten muss, auf einer "Blacklist" zu landen und dann nicht mehr besetzt wird ... bis hin zu Szenarien, in denen Kontinuität und Stammbesetzungen grundsätzlich über Bord geworfen werden. Solange man das geregelt bekommt, ist es ein wichtiger und großer Erfolg.
das Urteil betrifft ja nicht nur ihn und wird mit Sicherheit dafür sorgen, dass manche Dinge zu Zukunft vorteilhafter für Künstler ausgehandelt werden. Man sollte seinen Mut bewundern, dass er sich nicht durch Disney hat einschüchtern lassen. Wenn es um Geld geht, kennen viele Unternehmen sowieso keine Freunde. Und versprochen wird viel wenn der Tag lang ist. Mit ständig wechselnden Verantwortlichen ist es nicht einmal gesagt, dass er grundsätzlich nicht mehr besetzt wird.
Muss Off hier nicht nachweisen, dass der kommerzielle Erfolg in Deutschland DIREKT auf seine Stimmleistung zurückzuführen war? Aber wie in aller Welt sollte er das tun?
Es bleibt abzuwarten, ob das Urteil rechtskräftig wird oder Disney Revision einlegt bzw., falls diese nicht zugelassen wurde, Nichtzulassungsbeschwerde erhebt.
auch ich finde es sehr wegweisend, dass Herr Off diesen Weg gegangen ist und habe davor sehr großen Respekt.
Das einzige Problem an der Sache ist nur, dass die Anzahl hochwertiger Synchronisationen immer weiter zurückgeht. Das Angebot an "Billigheimer Studios" vergrößert sich leider immer weiter. Eines Tages werden dann nur noch die großen Blockbuster eine hochwertige Synchro erhalten, aber auch hier können Knebelverträge generiert werden, so dass sichergestellt wird, dass der Sprecher bei einem erfolgreichen Film auf jeden Fall keine weitere Vergütung erhält. Es wird immer Sprecher geben, die sich darauf einlassen.
Die goldenen Jahre des deutschen Synchrons in denen fast jeder Film, egal ob B-Movie "Actiongülle" oder Blockbuster eine Top-Synchro erhalten hat sind vorbei und werden auch nicht mehr zurückkommen.
Oha, eine kühne Behauptung dass früher jeder Film eine Top-Synchro erhalten hat. Die Synchros sind heute zu einem Großteil sehr hochwertig und professionell produziert. Vor allem unter den Bedingungen. Es muss alles viel schneller fertig sein als früher, Sprecher stehen allein im Studio und sehen oft nur Bruchstücke vom Bild, wenn überhaupt. Dazu werden massenhaft Serien synchronisiert. Alles größtenteils in Top-Qualität mit ganz wenigen gruseligen Ausnahmen.
Früher gab es sogar viel öfter Umbesetzungen und nur selten echte Stammsprecher - da wurde auch bei Top-Stars gewechselt ohne Ende. Die Studios hatten dafür mehr Freiheiten, bei Texten und Sprechern. Das hat aber auch zu eigenmächtigen Kürzungen, Schnittfassungen und inhaltlichen Veränderungen geführt.
Objektiv gesehen sind die heutigen Synchronfassungen trotz Mini-Budgets und Billigheimern viel besser als früher.
Sorry, aber deine Ansicht kann ich absolut nicht nachvollziehen. Das einzige was ich bestätigen kann ist, dass die heutigen Billigsynchros besser geworden sind als sie es noch früher waren, aber das ist nun wirklich keine Auszeichnung. Minderwertig bleibt Minderwertig. Auch früher gab es haufenweise Stammsprecher und bei Schauspielern, die häufig umbesetzt wurden war der Sprecher keinesfalls schlechter als sein Vorgänger sondern fast immer erstklassig. Es ist sowieso immer Geschmackssache welchen Sprecher man für einen Schauspieler favorisiert. Vergleiche Arnold Marquis mit Wolfgang Hess und Martin Hirthe oder Klaus Kindler mit Gert Günther Hoffmann. Das sind alles erstklassige Sprecher gewesen, deren Arbeit Lichtjahre entfernt ist von den Arbeiten heutiger Nachwuchssprecher. Außerdem wurde in den meisten Fällen bis zur letzten Nebenrolle top besetzt, das ist heute auch kaum noch der Fall. Die Produktionstechnik hat außerdem überhaupt nichts mit der Qualität der Synchronisation oder dem schauspielerischen Können der Sprechern zu tun. Handlungskürzungen um Videoband zu sparen oder von der FSK erzwungeneZensur wurden außerdem wohl kaum von Synchronstudios veranlasst....
Off hat nun gegen Disney gewonnen und soll das Zehnfache der ursprünglichen Gage erhalten. Gleichzeitig wird er damit wohl zur Persona non grata in der Synchronbranche. Sehr schade, wie ich finde, da ich seine Stimme gern höre.
Dass er bei Disney auf 'ner schwarzen Liste steht ist schon bedauerlich, aber nicht verwunderswert. Dass, wie mehrfach berichtet, mehrere Majors dem nachgezogen sind, finde ich hingegen nur noch traurig.
Die Doku kenne ich noch gar nicht. Wird sofort auf die List gesetzt.
Zum Thema Marcus Off: Tja, bedauerlich ist es - aber wenn alle einfach alles hinnehmen, ändert sich ja nichts. Gut also, dass mal wieder jemand den Mut hatte und diesmal auch Erfolg.
Die Frage ist auch, ob Offs Vorgehen tatsächlich mit früheren Fällen vergleichbar ist. Es ging ja offenbar nicht um eine zu schlechte Gage, sondern um eine Beteiligung am Gesamtgewinn aufgrund des großen kommerziellen Erfolges der Filme. Das ist ein ganz neues Phänomen. Das ganze war demnach kein Auflehnen gegen tatsächliche grassierende Sparmaßnahmen, sondern einfach der legitime aber letztlich eigennützige Versuch, im Nachhinein mehr Geld abzugreifen.
Für die anderen in der Branche wird sich dadurch absolut nichts ändern. Nicht jeder David, der sich mit Goliath anlegt, kämpft für die Allgemeinheit.
So wie man im Interview mit Nicolas Böll und auch der Netflix-Doku hören kann, steht Marcus Off aber nicht nur bei Disney auf einer schwarzen Liste. Das ist ein wirklich hoher Preis.
Ob es sich gelohnt hat gegen einen Major wie Disney zu kämpfen, kann nur Marcus Off für sich beantworten. Die Zukunft wird zeigen, ob die Sprecher allgemein davon profitieren oder es nur ein Sturm im Wasserglas war.
Auf der einen Seite verdienen die Synchronstars natürlich deutlich weniger als die Stars der Filme und im Vergleich zu den teils immensen Einspielsummen der Filme ist die Honorierung auch eher niedrig angesetzt. Trotzdem verdienen fleißige und gute Synchronschauspieler ordentliches Geld und haben im Gegensatz zu TV-Schauspielern und reinen Theaterdarstellern regelmäßige Einnahmequellen und regelmäßige Einsätze. Die Masse an Serien und Filmen die heute übersetzt werden muss, macht es möglich. Selbst reine Nebenrollensprecher sind meiner Meinung nach sehr gut im Geschäft. Den Job können Sie - falls keine schlimme Krankheit die Stimme zerstört - außerdem ein Leben lang machen bis weit ins Rentenalter. Oder sogar bis zum Ende. Das ist nicht in vielen anderen Berufen möglich.
Dazu kommen noch die Jobs im Hörbuch und Hörspielbereich.
Ganz ehrlich: Ich verstehe Marcus Off. Ich verstehe auch Benjamin Völz, der sich ja ebenfalls zur Persona non grata gemacht hat. Beide werden gewusst haben, welche Folgen das haben kann. Im Fall von Marcus Off ist es ein teuer erkaufter Sieg und ich befürchte, er wird die Einstellung der Auftraggeber zu den Sprechern allgemein nicht ändern. Auch das ist ein Problem der Massensynchronisierung: Es darf praktisch nichts kosten.
Ich glaube, ich würde als Synchronschauspieler einfach die Fresse halten und eben möglichst viele Aufträge annehmen.