Kluckert klingt wie einer, der früher Kindern das Pausenbrot geklaut und die Unterhose über'n Kopf gezogen hat. Jock. Wie man den auf dem nervös-fragil-schwächlichen Phoenix besetzen kann, mutet schon kurios an. Aber vielleicht das Synchron auch von diesem Salz in der Suppe. Schmeckt halt bloß manchmal bissl ungut.
Ich denke man hat ihn als naheliegendsten Sprecher genommen. Zwar denkt der Mainstream bei Phoenix direkt an "Gladiator" aber Böll war ja leider irgendwie nicht drin. Und Kluckert war's zuvor halt immer und ist eben einer, bei dem man eigentlich immer gute Leistungen vorgesetzt bekommt, man dachte sich wohl "besser keine großen Experimente" mit synchronfremden oder Rollencasts.
Und Kluckert hat das ja auch souverän gespielt, aber nicht immer glaubwürdig. Ich habe mal an anderer Stelle den mE gut passenden Vergleich gewagt und mir vorgestellt, man hätte 1960 in Psycho statt Eckart Dux GGH auf Norman Bates besetzt. Das hätte 'ne ähnliche Wirkung entfaltet wie Kluckerts Joker. Kluckert kommt halt super auf den - am besten typisch amerikanischen - kernigen Sonnyboys und früher halt in den zahlreichen 90er Schulfilmen auf den sogenannten Jocks (ist ja auch ne log. Weiterführung) Genauso wie GGH auf den augenzwinkernden, leicht selbstgefälligen, gutaussehenden Gentlemen oder den rechtschaffenden Anführertypen (Cpt. Kirk) super kam. Fragile, zittrige, schüchterne oder nerdige Rollen konnten beide zwar auch spielen, aber es fehlte irgendwie so ein kleiner Tick Glaubwürdigkeit.
Liegt aber auch viel an uns Zuschauern, die wir ihre Stimmen mit diesem Rollenprofil verbinden.
Zitat von Ozymandias im Beitrag #16Kluckert klingt wie einer, der früher Kindern das Pausenbrot geklaut und die Unterhose über'n Kopf gezogen hat. Jock. Wie man den auf dem nervös-fragil-schwächlichen Phoenix besetzen kann, mutet schon kurios an. Aber vielleicht das Synchron auch von diesem Salz in der Suppe. Schmeckt halt bloß manchmal bissl ungut.
Mir fallen sogar einige Synchronrollen ein, wo Kluckert genau solche Typen synchronisiert hatte und da passte das auch perfekt. Ein richtiger Alpha-Mann mit Anführeranspruch. Über das Thema Phoenix wurde im Forum schon mehr als genug diskutiert. Tendiere da mittlerweile mehr zu sagen, dass wenn die Feststimme nicht ganz mit der Variabilität des Schauspielers mitkommen kann man da gerne auf eine optimalere Rollenbesetzung setzen kann. Wird zwar auch immer wieder mal gemacht. Auf der anderen Seite wurde jedoch auch trotz allem an der etablierten Stimme festgehalten.
Das mit GGH für Norman Bates ist ein schöner, passender Vergleich. Ich stelle Kluckert werden Talent noch Bemühung in Abrede. Aber ein Wolf bleibt ein Wolf, auch im Schafspelz. Mag ja auch blöken. Aber glaubwürdig isses nich'. Ich will die Diskussion aber nicht wieder entfachen, der Drops ist ja schon x-mal wieder hochgewürgt und zweit-, dritt-, viertgelutscht worden.
Zitat von VanToby im Beitrag #1Das griffigste Beispiel ist vielleicht Bruce Willis: Ich kenne DAS MODEL UND DER SCHNÜFFLER nur ausschnittsweise, aber sowohl er als auch sein dortiger Sprecher Ronald Nitschke haben interessante, verschmitzte Zwischentöne, die die offensichtliche männliche Erscheinung oft konterkarieren. Das offensichtlich Männliche bedient er aber trotzdem - kurzum: "Er kann cool, witzig, hart, smart und elegant zu gleich sein" (Mew Mew).Manfred Lehmann hingegen ist einfach nur die coole Action-Sau. Kaum Zwischentöne, kaum Brechungen. Einfach nur die Marke Bruce Willis, einfach nur die Marke Manfred Lehmann. Und die zieht irgendwie immer, wodurch die Filme immer dümmer werden können, aber es gibt ja Geld und alle sind zufrieden.
Wobei ich finde, dass Nitschke und Lehmann beide ähnliche Stimmtypen haben. Die können abgeklärt und cool, sensibel (The Sixth Sense) und vollkommen überdreht (zB Lehmann in Batman-Forever), aber es schwingt bei beiden auch immer so ein genervtes „Geh mir nich' auf'n Sack und lass‘ mich arbeiten“ mit. Bei Lehmann ist dieses Mitgeschwungene allerdings von stoischer Natur á la „ich hör dir garnicht mehr zu“. (Das fünfte Element) Nitschke ist stimmlich eher der Typ, der drauf eingehen würde. (Men in Black)
Wenn man ehrlich traf Danneberg genau die Mitte - aber die Diskussion will ich auch nicht lostreten.
Zitat von VanToby im Beitrag #1Je markanter die Stimme ist, die sich nach einer Weile für einen Darsteller durchsetzt, desto primitiver ist oft das Spiel. Und: Wenn sich auf einem Darsteller eine markante Stimme durchsetzt, ist da ein gutes Zeichen dafür, dass er seine schauspielerisch interessantesten Zeiten bereits hinter sich hat.
In dem Zusammenhang fiel mir gerade noch ein weiteres Entkräftungsbeispiel (zumindest aus meiner Sicht) ein: Udo Schenk auf Gary Oldman. Ich denke mal auch diese Kombi ist aus einem Rollencast hervorgegangen (mögl. Das fünfte Element?) und wurde dann zunächst in Rollen weitergeführt, die Schenks Rollenprofil entsprechen (Zuvor war's ja oft Thomas Petruo, den ich für GO auch ziemlich geil fand). Schenk ist ja vor allem anderen (Klischee-) Stammkraft, wenn die Rolle schizophren, psycho, gestört oder böse sein soll. Gerade so ab der zweiten Hälfte der 90er bis so ca. 2015 (siehe meine Vermutungen im Alternativsynchro-Thread) wurde er in diesem Sektor regelrecht verballert und jeder geneigte Forumianer verdreht wahrscheinlich mittlerweile schon die Augen, wenn seine Stimme auf entsprechenden Charaktern erschallt. Aber: ab "Batman-The Dark Knight" konnte er auch (wieder*) zeigen, dass er durchaus sympathische und nicht-böse Oldman-Rollen spielen konnte, bemerkenswert dass er nicht umbesetzt wurde. Und seine synchronpreisverdächtige Höchstleistung vollbrachte er für ihn in "Die dunkelste Stunde" - hier hatte ich im Vorhinein fest mit einer Umbesetzung gerechnet (sowas Richtung Hemmo, Neugebauer oder Krauss), hatte sogar Zweifel ob Schenk das 'packt'. Aber meine Zweifel hat Schenk weggespült, vielleicht ein positives Gegenbeispiel für "primitive Marken"
*zumindest in den frühen 90ern wurde er eher auf die Guten besetzt, trotz "Schweigen der Lämmer". (zB.: GoodFellas, Dracula, Akte-X usw.)
Wobei Petruo auf Oldman nicht zu toppen war. Schenk hat ihn sehr starr gemacht. Als Psycho war Petruo tatsächlich deutlich nuancierter. Keine Ahnung, warum er weichen musste.
Zitat von Ozymandias im Beitrag #22Keine Ahnung, warum er weichen musste.
Das ist ja immer so eine Frage….interessanterweise wurden alle Petruo/Oldman Filme von der Deutschen Synchron unter Michael Richters Regie bearbeitet (zumindest laut SK). Offenbar war ihm hier die Kontinuität mit Petruo wichtig.
Wenn ich mir Oldmans Zorg aus dem besagten 5. Element so ansehe, kann ich schon nachvollziehen, warum Kunzendorf, bzw. die Verantwortlichen sich für Schenk entschieden haben - den Typus des fahlen, öligen Bösewicht bedient er ja geradezu in Perfektion. Klassischer Rollencast der sich zur Stammbesetzung mauserte, oder es hängt mit "Air Force One" zusammen (hier hätte ich eher Petruo besetzt) und Wolfgang Petersen hat wie bei Troja mitgemischt. Am logischsten wäre es ja eigentlich gewesen, wenn sich Pierre Peters-Arnolds etabliert hätte, da Harry Potter von allem wohl den größten Bekanntheitsgrad genießt…nur warum das nicht der Fall war, keine Ahnung. (Wahrscheinlich Zeit, München und Geschäftsführer einer Konkurrenzfirma.)
Zitat von Ozymandias im Beitrag #22 Das ist ja immer so eine Frage….interessanterweise wurden alle Petruo/Oldman Filme von der Deutschen Synchron unter Michael Richters Regie bearbeitet (zumindest laut SK). Offenbar war ihm hier die Kontinuität mit Petruo wichtig.
Stimmt Einzige Ausnahme war eine Episodenrolle in "Greg the Bunny", unter Detlef Klein. Ist ja auch eine kuriose Sache, dass eine damals mehr oder weniger feste Besetzung, nur unter einen Regisseur durchgezogen wurde. Petruo selbst deutete in einen Interview an, das es wohl auch an gesundheitlichen Gründen lag, das er sich nie wirklich auf einen Schauspieler halten konnte.
Zitat von VanToby im Beitrag #1 Je markanter die Stimme ist, die sich nach einer Weile für einen Darsteller durchsetzt, desto primitiver ist oft das Spiel.
Und: Wenn sich auf einem Darsteller eine markante Stimme durchsetzt, ist da ein gutes Zeichen dafür, dass er seine schauspielerisch interessantesten Zeiten bereits hinter sich hat.
Das griffigste Beispiel ist vielleicht Bruce Willis:[...] -kurzum: "Er kann cool, witzig, hart, smart und elegant zu gleich sein" (Mew Mew). Manfred Lehmann hingegen ist einfach nur die coole Action-Sau. Kaum Zwischentöne, kaum Brechungen. Einfach nur die Marke Bruce Willis, einfach nur die Marke Manfred Lehmann.
Es ist aus meiner Sicht absolut nicht so, dass er nur solche Rollen ausfüllen will oder gar kann...! Manfred Lehmann hat allerdings auch mal gesagt(so wurde er einmal im Forum sinngemäß zitiert), dass Bruce Willis nicht sehr fordernd sei und ihn ein Gerard Depardeu mehr herausfordern würde. Er möchte sich sicherlich nicht (nicht mehr?) in eine Actionfilme/Blockbuster Schublande stecken bzw. auf lassen, wenn ich (zitierte) Aussagen von ihm richtig im Kopf habe.
Mich würde es mal brennend interessieren, wie und womit du deine in fetten Buchstaben hervorgehobene, doch ziemlich gewagte These begründest (und/oder könntest du sie bitte mit Beispielen untermauern?)! Ich könnte nicht behaupten, dass für mich eine lang anhaltende Kombi mit einer markanten Synchronstimme ihr "Stimmspiel" automatisch "hinunzieht" resp. qualitativ verschlechtert...:o! Aber (s)ein Gegenbeispiel hat Ludo ja weiter oben immerhin bereits erläutert.;))
Afaik. habe ich mich aus Versehen tatsächlich nicht nur auf die Kombi Willis mit Lehmann bezogen... Aber seine übrigen Action-Schauspieler legt er sehr wahrscheinlich nicht viel anders an, als (um eine Formulierung von dir aufzugreifen) "die coole Action-Sau" eben. Allerdings zeigt er sich in "The Sixth Sense" (wie Ludo weiter oben festgestellt hat), sowie auch etwa in "Unzerbrechlich" von seiner sensiblen, ruhigen Seite.
Ich konnte keinen direkten inhaltlichen Zusammenhang zwischen deinen fett geschriebenen Thesen und deinen daran anschließenden Ansichten zu Lehmanns Interpretation "ohne Brechungen und Zwischentöne" erkennen und hatte sie eher losgelöst davon verstanden... So war auch meine Bitte an dich zu verstehen, mir "das "fett Gedruckte" zu begründen und mit Beispielen zu veranschaulichen (einen Einwand dagegen hatte ich ja in meinem letzten Posting vorgebracht).
Bevor ich den Beitrag schrieb, hätte ich folgende Bemerkung in deiner Analyse lesen sollen (soweit war ich mit dem Lesen gar nicht gekommen, dann wäre meine Antwort eventuell weniger kritisch ausgefallen (hättest du deine folgendevBemerkung nur nicht ganz unten "versteckt", sondern gleich angemerkt,als es um besagte Interpretation ging):
Zitat Es geht mir hier ausdrücklich nicht darum, direkt das Spiel und die Eigenart von Sprechern zu kritisieren, sondern nur allenfalls über Besetzungweisen oder den Lauf der Zeit zu lamentieren.
Dann wären in erster Linie diejenigen zu kritisieren, die "die Marke Lehmann" etabliert und dafür gesorgt haben, ihn fest auf BW zu besetzen. Andererseits drückt Manfred Lehmann an sich allein durch sein Markenzeichen -seine Stimme - Willis seinen eigenen Stempel auf. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass Lehmann BW's Schauspiel durch seine akustische Präsenz sehr aufgewertet hat (was mMn. in unserem Forum - - zumindest vorwiegender - "Common Sense" ist). Was schließlich Bruce Willis' Spiel angeht, müssen wir "last but not least" seine dramatische Erkrankung mitbedenken, die seine schauspielerische Performance offenbar maßgeblich beeinflust hat, wie wir seit einigen Monaten wissen...
Zitat von VanToby im Beitrag #1Je mehr Schauspieler aus der Nische in einen (möchtegern-wichtigen) Mainstream eintreten und ihre Rollen dabei künstlerisch anspruchsvoll wirken sollen, desto eher verlieren sie ihre markante Stimme.
Für mich passt da leider auch irgendwie Samuel L. Jackson hinein...der hatte in "Pulp Fiction" mit Helmut Krauss einer sehr markige, gewaltige und laute Stimme, die vielleicht nicht "alle" seine schauspielerischen Versionen abdeckte, aber zumindest einen gewissen Spartentyp bediente. Dann gab es noch Thomas Petruo, der wahrscheinlich ausgewählt wurde, weil er neben seiner dunklen Stimme, markanten Stimme auch die "Lässigkeit" abnahm, die - offengestanden - mit dem eher strengen und eindeutigen Krauss zumeist weniger hervorgehoben wurde. In eine ähnliche Richtung könnte man auch Leon Bodens Besetzung interpretieren, die allerdings dadurch etwas fragwürdig war, da Boden seiner Zeit oft auf Schauspieler afroamerikanischer Herkunft besetzt wurde und dadurch etwas einfallslos wirkte (Kluckert und Stritzel, dito). Aber es wirkte. Ein interessantes Gastspiel hatte Ronald Nitschke, der eine recht ungewohnte Besetzung war, die aber auch ganz gut funktionierte. Dann gab es noch Gudo Hoegel, der zwar in eine ganz andere Richtung ging, aber recht passabel Jacksons "dreckige Straßenseite" zu akzentuieren vermochte und Helmut Gauß, der den stets mitschwingenden Intellekt gut ausspielte. Nahezu fast perfekt war Holger Schwiers, der knappe 90% von Jacksons Habitus abnahm, hier hätte man weiter ansetzen sollen, tat man jedoch leider nicht. Vielleicht auch an Raimund Krone, der in "GoodFellas" einen überzeugenden Kurzauftritt hinlegte. Ihn hätte ich gerne mal auf Jackson in einer größeren Rolle gesehen. Jackson stieg erst mit knapp 50 zum Hauptrollenschauspieler empor und man erkor in einem längeren Prozess mit Engelbert von Nordhausen jemanden, der auf mich weder besonders cool, noch besonders lässig oder besonders "furchteinflößend" wirkt. Auch das Intellektuelle Jacksons trifft er mMn nur partiell. Für mich wirkt Jackson mit EvN matt, schwachbrüstig, manchmal etwas zu verschnupft und im Gesamtkonzept irgendwie farblos. Er ist wie der seichte Kompromiss, mit dem alle irgendwie oberflächlich zufrieden sind, aber unter der Oberfläche gibt es viele Diskussionen - ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich mir eine andere Stimme für Jackson gewünscht hätte.
Ich habe mit EvN meinen Frieden gemacht und kann der Combo auch einiges abgewinnen, aber Holger Schwiers war schon der Knaller und hätte ich gerne als Stammstimme gesehen.
Wobei man argumentieren könnte, dass Jacksons Rollenauswahl mittlerweile auch ziemlich farblos ist. Finde EvN schon den besten Kompromiss, wenn man Rollenbedingt teilweise besser gefahren wäre. Gauß in "Star Wars" ist da ein gutes Beispiel.