Zitat von Silenzio im Beitrag Alternativ-SynchrosMal ein umgekehrter Fall - von der Serie "Wagen 54, bitte melden" soll es ja eine ZDF-Synchro von Brunnemann/Brandt gegeben haben, bis die DEFA Synchron GmbH es 1990/91 neu synchronisieren ließ. Wie wohl die Besetzungen ausgesehen hat? (In Klammern die Sprecher der Neusynchro)
Officer Toody (Joe E. Ross) Arnold Marquis (Horst Kempe) Officer Muldoon (Fred Gwynne) Rainer Brandt (Gerd Grasse) Lucille Toody (Beatrice Pons) Gisela Reißmann (Gertraud Klawitter) Captain Block (Paul Reed) Konrad Wagner (Erhard Köster) Leo Schnauser (Al Lewis) ?"Gennarino" (Tim Hoffmann)
Diese Spekulationen sind aus verschiedenen Gründen interessant. Ausgerechnet Konrad Wagner hat nämlich für das ZDF im Jahre 1965 den sehr schönen kleinen Film "Die geliehene Stimme" inszeniert (und auch den Off-Text unheimlich charmant geschrieben und eingesprochen). Darin werden dem Zuschauer just am Beispiel der Serie "Wagen 54 – bitte melden ...." alle (aber auch wirklich alle) Einzelschritte der Synchronarbeit vorgeführt. Einer der Schwindler, wie Konrad Wagner die Synchronleute nennt, ist gleich am Anfang zu sehen: Der Texter Hans F. Wilhelm, der alte Gennarino. Zusammen mit einer Dame, dem Fräulein Kussin, das den seltsamen Beruf der Einsprecherin hat, der mir zuvor völlig unbekannt war: Der feine Herr Autor prüft die Texte nämlich nicht selbst auf ihre Synchronität – i bewahre! Das wird ausgelagert, und zwar auf Kommando: Er (der Schauspieler) spricht ihr den Text vor, und sie macht das Ganze dann lippensynchron nach. Auf Toody liegt sie wirklich prima drauf ... Und dann der Regisseur mit der ernsten Miene: Karlheinz Brunnemann. Der fängt schon bei der Begrüßung der Sprecher mit seinen trockenen Scherzen an (die man leider akustisch nicht versteht). Dann ist Probesprechen für die Rolle des Toody mit einem sehr adretten Gerd Martienzen, einem sehr fülligen Gerd Duwner (kein Vergleich zu später!) und einem sehr zerzausten Fritz Tillmann. Martienzen und Duwner sind Brunnemann zu jung (Martienzen reagiert sehr charmant – "Ja, ich hab's auch gemerkt ... Jawohl!", Duwner genervt – "Hm."), Duwner ist ihm außerdem zu wenig füllig ("Gerd ... Du müsstest also eine Fülle darstellen, die Du von Natur aus nicht hast." ) – na ja, und dass Tillmann haargenau den richtigen Ton für diesen "saftjen Komiker" (Brunnemann) trifft, das sieht man diesem Schelm schon an den Augen an. Danach spricht – allein – ein ebenfalls erstaunlich fülliger Gert Günther Hoffmann für die Rolle des Muldoon vor – der wirkt ziemlich unsicher und ist ganz beschämt über das Lob von Brunnemann: "Gut, Gert!" – "Ach, Du mein lieber, mein V– ach, was!" – "Wirklich gut, ausgezeichnet! – "Ja?" – "Wunderbar! Ich find's gut." – "Dit kann ick doch nich. Dit is'n Komiker." – "Na, Du bist doch 'n Komiker!" Da lachen sich beide herzhaft an und GGH winkt bescheiden ab. Er darf übrigens auch jenseits des Textbuches im Off blödeln: "Der läuft mir doch glatt in den Wagen rein, läuft der mir doch!" Aber "Ach, Du mein lieber, mein Vater" – so will es jedenfalls die Erzählung des Filmes – ist ein Einfall von Hans F. Wilhelm (Pete hatte anderswo mal etwas über diesen Spruch geschrieben: Serienführer: MINI-MAX (NBC/CBS 1965-1970)). Stefan, das untermauert Deine These natürlich.
Auf dem Dialogbuch kann man dann auch kurz Name und Logo der Firma erkennen: ds DEUTSCHE SYNCHRON. Damit ist dies m. W. die erste verzeichnete Arbeit der ds. Später steht auch noch Arnold Marquis mit den anderen Sprechern (+ Tonassistent und Aufnahmeleiter – vielleicht aber auch nur für den Film, weil man eine größere Menge zeigen wollte) bei einer Mengenszene hinterm Mikrofon, ganz vorn dann noch ein weißhaariger Mann, bei dem es sich mit Blick auf den Brunnemann-Pool eigentlich nur um Knut Hartwig handeln kann. Interessant ist auch die Aufnahme für einen Film mit Robert Vaughn, die später kurz gezeigt wird: Für Vaughn spricht ein Herr Eckelmann (Thomas), für seine Partnerin eine Frau Pilz – mit sehr markanter Aussprache. Aber keinen Schimmer, wer das ist – und ob diese Dame wirklich jemals synchronisiert hat. Vertraut klingt sie irgendwie.
Den Vorspann und den Anfang der Folge (es ist die erste der ZDF-Reihenfolge: "Die Unzertrennlichen" ["Change your Partner"]) bekommt man dann am Ende auch noch zu sehen (der Titel der Serie war vorher gar nicht verraten worden). Die Musik wurde durch ein Orgelstück ersetzt, Brunnemann spricht den Funkspruch "Wagen 54 – bitte melden!" im Vorspann und einen Polizisten gleich am Anfang, Chief Bradley hat Friedrich Schoenfelder.
Jau. Aber Brandt wäre genauso schräg gewesen. Und GGH ist 1965 bei Brunnemann sogar naheliegender finde ich. Ich habe das Gefühl, dass er seinen Kumpel Brandt erst ein paar Jahre später in Hauptrollen besetzte. Aber das ist mir jetzt erst gekommen.
Ich hatte mich auch über die Zweifel bzgl. H.F. Wilhelm gewundert – aber ist ja gut so.
Ja, das sind die finalen Besetzungen. Und GGH passt auch wirklich nicht so wahnsinnig gut. Aber das hat natürlich mit mangelnder Komik nichts zu tun – soweit man das anhand der kurzen Ausschnitte beurteilen kann, liegt er einfach nicht so richtig drauf. Vielleicht spielt sich das auch weg. Tillmann ist jedenfalls ein Knaller! Da würde ich gern mal eine ganze Folge sehen. Einen zurückgenommenen Brandt hätte ich mir im Zweifelsfalle eigentlich ganz gut vorstellen können – stimmlich wär's sicher auch eine Rolle für Brunnemann selbst gewesen.
Ich hätte mir sogar ein Import wie Horst Stark vorstellen können oder Joachim Ansorge. Und gehe ich richtig in der Annahme, dass das Buch im Grunde Hans F. Wilhelm machte und die Regie bei Brunnemann lag oder kann man das so eindeutig gar nicht sagen.
Was die frühe DS-Arbeit betrifft. Vielleicht war das hier mit Berliner Union und DS wie später DS und Legard oder gar KBS. Mal war es die eine Firma, mal die andere. Die Serie "Hank" (1965) war auch schon DS oder der Eurospy "Mike Morris jagt Agenten in die Hölle", aber es gibt auch etliche Arbeiten bis 1968, die wiederum von der Berliner Union sind. Tatsache ist ja, dass die DS 1963 gegründet wurde und es die Berliner Union vermutlich bis 1968 oder 1969 aber auch noch gab. Alles Brunnemann, aber eben verschiedene Firmen.
Zitat von Mein Name ist Hase im Beitrag #25Und GGH passt auch wirklich nicht so wahnsinnig gut. Aber das hat natürlich mit mangelnder Komik nichts zu tun – soweit man das anhand der kurzen Ausschnitte beurteilen kann
Wenn ich da seine komplett verquere Besetzung auf André Maranne oder Mel Brooks sehe, bei denen er mich trotzdem durch sein ausladendes Chargieren nicht störte, könnte er nach anfänglicher Gewöhnungsphase durchaus funktioniert haben.
Der Film stellt die Aufteilung genau so dar – und da er parallel zur Ausstrahlung der Serie im ZDF gezeigt wurde, gehe ich davon aus, dass das auch authentisch ist. Dass Brunnemann dann manches am Text geändert hat, wird natürlich auch deutlich – aber nur indirekt (thematisiert wird das nicht; immerhin hat sich der Autor ja auch sehr viel Mühe gegeben, wie man sehen durfte ...).
Das mit dem Firmenchaos stimmt natürlich. Darüber, dass die DS bereits 1963 gegründet wurde, bin ich vorhin auch wieder gestolpert – so frühe Einträge gibt's zumindest in der SK aber nicht. Der Clou ist allerdings: Die Berliner Union-Film wurde erst 1964 gegründet. Sehr frühe Arbeiten wie "Das Pendel des Todes" müssen daher eigentlich noch ausschließlich unter dem Label ds produziert worden sein. ("Hank" lief übrigens erst 1966 an und "Mike Morris" 1967 – also beide nach "Wagen 54".)
Ja, da es wirklich nur Ausschnitte sind, täte man ihm da sicher leicht Unrecht.
Ach Quatsch, ich meinte eigentlich "Kentucky Jones". Lief ab Oktober 1965 in der ARD. "Das Pendel des Todes" ist für mich sogar noch eine Arbeit der UFA-Universum AG.