Ernst Wilhelm Borchert ist für mich die unverhandelbare deutsche Stimme von Charlton Heston. Er hatte einfach seine Aura und lag mit seiner einzigartigen Persönlichkeit perfekt auf ihm drauf. Der enorme Altersunterschied von 16 Jahren war hier überhaupt nicht hinderlich, im Gegenteil, seine logischerweise viel reifere, gesetzere Stimme verlieh Heston zusätzlich eine Reife, eine unnachahmliche Eigenart und ein Charisma, das im Original gar nicht vorhanden war. Und Borcherts ehrwürdiges Charisma und seine hochgeistig erhabene, heilige Aura machten Heston in den Rollen seines Schauspielerlebens, als "Judah Ben-Hur" wie "Moses" (und natürlich vielen mehr) noch so viel größer, als er eh schon war. Borchert war für mich seine perfekte Stimme, anders als z.B. Paul Klinger, der ja ebenfalls 16 Jahre älter war. Dessen Stimme war allerdings viel zu voluminös und gesetzt für Heston, er lag außerdem einfach nicht auf ihm drauf. Es wirkte für mich in "El Cid" und "55 Tage in Peking" immer tatsächlich wie eine "Synchronstimme", die kühl daneben stand, aber einfach nicht zum Originalschauspieler passte bzw. mit ihm harmonierte. Ergo, der Altersunterschied kann ein Problem sein, muss es aber nicht. Borcherts Fall war ein Paradebeispiel für eine perfekte deutsche Synchronbesetzung, die das Original in einen noch so viel höheren Stand zu heben vermochte. Er war der deutsche Charlton Heston, das ist unverhandelbar für mich. Ich werde es wohl ewig beweinen, dass nach dem "Omega-Mann" scheinbar der Mut den Synchronfirmen fehlte, ob des viel zitierten Altersunterschiedes zwischen Borchert und Heston, oder auch Borcherts unzähligen, anderen Synchronrollen nun stets mit den Synchronaufnahmen für Heston-Filme kollidierten oder seine Engagements am Theater und/oder im Hörfunk etc. ihn zeitlich etwas einschränkten. Horst Niendorf und Holger Hagen sind für mich die einzig adäquaten Alternativstimmen für Heston, die ich gerne bereit bin, zu akzeptieren. Niendorf hatte trotz seiner voluminösen, tiefen Stimme die Jugendlichkeit, die Heston natürlich altersmäßig sehr nahe kam und lag absolut akzeptabel auf ihm. Schon während der fast 20-jährigen Borchert-Ära war Niendorf ja insgesamt 5-Mal auf Heston zum Einsatz gekommen und war durchaus klangvoll auf ihm. Holger Hagen ist für mich überhaupt der adäquateste Borchert-Ersatz auf praktisch allen seinen Schauspielern. Seine unverwechselbare, aber unauffällige Stimme mit ähnlich würdevoller Ausstrahlung lag auf Heston ebenfalls sehr gut und ist vollkommen zu akzeptieren. Dasselbe galt für mich schon bei Max von Sydow, Henry Fonda, Alec Guinness oder James Mason, was ja alles auch Borchert-Synchronrollen waren. Diese beiden Alternativbesetzungen kann ich mit nur etwas Wehmut bedenkenlos annehmen. Helmo Kindermann, seine wohl zweite Stammstimme nach Borchert kam Heston natürlich altersmäßig nahe und hatte durch seine Männlichkreit durchaus Potenzial für ihn, aber lag auch nicht übermäßig gut auf ihm, finde ich. In manchen Rollen gefiel er mir etwas besser auf Heston, in anderen weniger und in manchen auch überhaupt nicht. Mit Borchert würde ich ihn im Leben nicht vergleichen, aber zu akzeptieren ist er als zweite und zweithäufigste Stammstimme nach Borchert fraglos. Unhaltbar waren für mich hingegen aber Heinz Petruo oder auch Arnold Marquis, dessen ultra-voluminöse Contra-Bassröhre zwar altersmäßig gut zu Heston passte, aber leider genauso wenig wie Paul Klinger auf seiner Persönlichkeit lag. Von eher peinlichen Experimenten wie mit Hellmut Lange oder Heinz Drache wollen wir besser gar nicht erst reden. Kurzum: das seltene Phänomen einer idealen deutschen Synchronstimme ist beileibe nicht allzu oft anzutreffen. Umso kostbarer sind mir alle Heston-Filme zwischen 1952 und 1971 mit der unschätzbaren Borchert-Synchro, denn er war und ist einfach unerreicht. Eine Jahrhundertpersönlichkeit des Synchron, eine Legende, die nimmer stirbt. Meine absolute Lieblingssynchronstimme auf meinem absoluten Lieblingsschauspieler. Besser geht es doch wahrhaft nicht!
Zitat von BorchertLover im Beitrag #122Ernst Wilhelm Borchert ist für mich die unverhandelbare deutsche Stimme von Charlton Heston. Er hatte einfach seine Aura und lag mit seiner einzigartigen Persönlichkeit perfekt auf ihm drauf. Der enorme Altersunterschied von 16 Jahren war hier überhaupt nicht hinderlich, im Gegenteil, seine logischerweise viel reifere, gesetzere Stimme verlieh Heston zusätzlich eine Reife, eine unnachahmliche Eigenart und ein Charisma, das im Original gar nicht vorhanden war. Und Borcherts ehrwürdiges Charisma und seine hochgeistig erhabene, heilige Aura machten Heston in den Rollen seines Schauspielerlebens, als "Judah Ben-Hur" wie "Moses" (und natürlich vielen mehr) noch so viel größer, als er eh schon war.
"Unbestreitbare Stimme von Heston"? Nur in der Hinsicht, dass er Heston unbestreitbar dort sprach, wo er ihn sprach. Das ist unbestreitbar so. Darüber hinaus: nein.
Vielleicht bist ja nach ein paar kühlen Duschen inzwischen doch der Ansicht, dass zumindest im Fall von Moses die "heilige Aura" eher der Rolle geschuldet sein könnte - Moses wird dir dankbar sein. Und Ben-Hur war für eine fiktive Figur doch auch ein feiner Bursche. Sprich ihm die Lebensleistung nicht ab.
Alternativer Take: Viele funktionierten auf Heston. Ich gucke zum Beispiel gerade "Erdbeben" und könnte mir Borchert auf Heston dort sowas von überhaupt gar nicht vorstellen. Das wäre geradezu absurd. Falscher Stimmcharakter, nicht genug Männlichkeit, komplett daneben. Tatsächlich liegt Helmo Kindermann für mich ganz fantastisch auf ihm, und ich bin sehr glücklich, dass er die Rolle spricht.
Ich stelle mir das Leben gern als Blumenwiese vor. Es darf unterschiedliche Blümchen geben. Auch Meinungsblümchen. Gerade Meinungsblümchen. Mögen sie erblühen. Und irgendwo nicken Moses und Ben-Hur ...
Helmo Kindermann hat mir eigentlich auch ganz gut gefallen. Zwiespalt. Ich kann mir Kindermann null in den Epen wie "Ben Hur" vorstellen, aber dagegen kann ich mir Borchert auch absolut nicht in "Erdbeben" oder "Die größte Geschichte aller Zeiten" vorstellen. Ein absoluter Geniestreich war ja Erich Schellow. Hut ab vor dieser Entscheidung von offenbar Danneberg. Wie auch immer er in einer 80er Synchro gerade auf ihn kam. Schellow, der zu dem Zeitpunkt praktisch kaum mehr synchronisiert hat.