Von der Rolle her wäre "55 Tage in Peking" eigentlich was für Heinz Engelmann gewesen. Den hätte ich Horst Niendorf da wahrscheinlich sogar vorgezogen, aber mein allgemeiner Favorit bis weit in die 70er hinein bleibt trotzdem E.W. Borchert. In "Rivalen ohne Gnade" hätte Niendorf sicher gut gepasst, da Heston da ja einen ebenfalls jung wirkenden Filmbruder hat (der von Horst Niendorf gesprochen wird...), um den sich die Story zum Teil dreht. Man hätte da aber trotzdem auch mit Borchert fahren können, sofern man die andere Rolle auch entsprechend "reifer klingend" besetzt hätte.
Zitat von MückeVon der Rolle her wäre "55 Tage in Peking" eigentlich was für Heinz Engelmann gewesen. Den hätte ich Horst Niendorf da wahrscheinlich sogar vorgezogen, aber mein allgemeiner Favorit bis weit in die 70er hinein bleibt trotzdem E.W. Borchert.
Sonst gibt es aber keinen Film, bei dem du dir Engelmann auf Heston gewünscht hättest?
Schwer zu sagen, ich kenn ja auch nicht alle... ...ab den mittleren 60ern dann aber sicher eh nicht mehr. Engelmann klang ja dann doch insgesamt älter und hatte nicht ganz so dieses Erhabene, das es kaschierte, wie Borchert.
Zitat von MückeHelmo Kindermann: Passt ausgezeichnet zum OTON, reißt aber absolut gar nichts raus. Ist der Film blass, ist auch Kindermann blass. Von der Wirkung her das komplette Gegenteil von Borchert. Hat in guten Filmen sicher was, kann aber erschreckend ernüchternd sämtliche Schwächen Hestons offenlegen, wenn der Film nur mittelmäßig taugt.
Heißt das, dass du noch darauf hoffst, dass er dir in einem Film auf Heston gefällt, den du noch nicht kennst?
Interessant finde ich, dass Kindermann Heston von "Die größte Geschichte aller Zeiten" bis zu "Khartoum" in insgesamt fünf aufeinander folgenden Filmen sprach, danach aber erst wieder im Zeitraum 1972-77 (in dem er aber auch mehrmals abgelöst wurde), nach 1977 nicht mehr, obwohl er erst einige Jahre später von der Bildfläche verschwand. Könnte es sein, dass mehrere Filme mit der Kombination Heston-Kindermann Flops waren und diese Kombination deswegen 1966 erstmal aufgelöst wurde? Oder war Kindermann eventuell am Streik von 1966 beteiligt und hatte in Berlin einige Jahre Hausverbot? Auffälligerweise sprach Borchert Heston bis 1971 noch in drei Filmen, für "Der Verwegene" wurde einmalig Niendorf reaktiviert. Ansonsten hatten Kieling und Biederstaedt in dieser Zeit einmalige Einsätze.
Mir wird gerade erst bewusst, dass ich von den Filmen mit Helmo Kindermann tatsächlich schon alle bis auf "Inferno und Ekstase" und "Zwei Minuten Warnung" gesehen habe. "Khartoum" und "Die größte Geschichte..." (wo er ohnehin nur eine eine Nebenrolle hatte) sind schon lange her, aber die anderen taufrisch und ja: die meisten, nein: eigentlich alle, waren tatsächlich eher Hüpfer als Reißer, was zum größeren Teil nicht unwesentlich an Kindermann lag. Besonders destruktiv fand ich ihn vor allem in "Erdbeben" und "Die Normannen kommen" - im Sinne von, dass ich glaube, dass der Film hier mit einem anderen Heston-Sprecher wesentlich besser wirken würde. In "U-Boot in Not" wirkte Heston allenfalls auf angenehme Weise unfreiwillig komisch (ich erinnere nur an meinen Signatur-Spruch mit dem Einbeinigen), was auch nicht viel besser ist. In "Airport" ging er einigermaßen, trotzdem weiß ich noch, dass ich den Film erheblich schlechter fand, als den ersten Teil, der schon allein von den Sprecherbesetzungen her wesentlich epischer war. Wobei man hinzufügen muss, dass GGH auf George Kennedy, im Vergleich zu Carl Raddatz im ersten Teil, auch keine bessere Figur als Kindermann an seiner Seite machte. In "Erdbeben" hingegen fand ich GGH ganz angenehm, wobei Kindermann wiederum noch blasser wirkte (wobei das täuschen kann...es wird vom Verhältnis her keinen wesentlichen Unterschied zu "Airport" gemacht haben; GGH ganz OK, Kindermann vielleicht noch OK, aber nicht zugkräftig). Und dann wurde in "Airport" obendrein noch Dana Andrews als Crashflieger von Arnold Marquis gesprochen. Kein Wunder, dass so ein Trio der Fehlbesetzten den Film schnell reinreitet. "Ruf der Wildnis" fand ich wahnsinnig zäh und das obwohl Raimund Harmstorf sich da selbst sprach. Das ist neben "Die Normannen kommen" sicher das beste Beispiel, wie blutleer Filme mit Kindermann auf Heston wirken können. Am besten fand ich ihn noch in "Sierra Chariba", aber das mag dann wirklich am Genre gelegen haben. Da wurde mir zumindest bewusst, dass er recht gut zum OTON passt. Fazit: Ich halte die Theorie, dass man ihn der mäßigen Ergebnisse wegen zwischenzeitlich abbesetzte nicht für allzu unwahrscheinlich. Immerhin hatte Heston bis zu Kindermanns Einsätzen fast nur Knüller und/oder Kassenerfolge gedreht und in den letzten 5-8 Jahren davor sowieso. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass Hestons Trefferquote, auch oder vielleicht gerade hier, nachließ, als sich Kindermann durchzusetzen begann. Der Fehler wurde da aber eher schon vorher gemacht, als man Borchert durch Paul Klinger ersetzte. Hätte man in den beiden Filmen auch Borchert besetzt, wäre m.E. kaum einer auf die Idee gekommen dann auf Kindermann umzuschwenken. Höchstens später in den 70ern, als Borchert wirklich älter klang, aber bis 1975 hätte er definitiv noch funktioniert.
Du meintest mal, Niendorf wäre dir als Borcherts Nachfolger am liebsten gewesen. Findest du wirklich, dass er auch auf den gealterten Heston noch gepasst hätte? Bei Kirk Douglas meintest du, dass man auf ihn später lieber nicht mehr Arnold Marquis hätte besetzen wollen, und bei William Holden fandest du es richtig, dass der in späteren Jahren nicht mehr Heinz Engelmann als Feststimme hatte.
Bei Holden würde ich nicht sagen, dass ich Engelmann da später grundsätzlich so schlecht fand, wie Arnold Marquis für Kirk Douglas. Nur passte Holger Hagen da dann halt auch ziemlich gut. Heinz Engelmann sehe ich da mittlerweile aber trotzdem als Idealstimme. Ein Stück weit aber vielleicht mangels aktiv gewordener Alternativen. Denn Carl Raddatz und Ernst von Klipstein gingen gar nicht und Paul Klinger war auch nicht besonders. Für Holden gefiel mir Marquis in der "Teufelsbrigade" übrigens ganz gut, da Marquis da ungewöhnlich wenig theatralisch wirkte und Holdens Charakter eine gewisse "Lebensmüdigkeit" vermittelte, die ich sehr interessant fand. Wäre kurz darauf, ab 1970 aber auch nicht mehr denkbar gewesen. Trotzdem erst recht interessant, da das einer der ganz wenigen Filme aus den 60ern ist, wo ich Marquis für einen nicht angestammten Top-Star als wirklich angenehm empfand. Bzw. überhaupt für einen Star, abgesehen von Widmark, Douglas und den beiden Leuten, für die ich ihn ideal finde. (An der Stelle nur zur Erinnerung: Ideal finde ich Arnold Marquis bis heute nur für Darren McGavin und Robert Strauss. Vor allem für ersteren war er allerdings maßlos genial. Das passte einfach kongenial.)
Bei Horst Niendorf kann man wirklich davon sprechen, dass seine Stimme proportional zu Heston alterte, was insbesondere bei Marquis und Douglas nicht der Fall war, da Marquis mit der Zeit immer schwerer klang, während Douglas im Vergleich zu seiner athletischen Statur aus den 50ern immer schmaler wurde. Von daher bin ich da völlig von Niendorf überzeugt. Er wäre auf Heston ein würdiger und bei weitem ausdrucksstärkerer und zugkräftigerer Nachfolger für E.W. Borchert als Helmo Kindermann gewesen. Wobei ich mir demnächst mal den Einsatz von Horst Naumann geben muss. Der erscheint mir unter den Leuten, die da noch so zum Einsatz kamen als Spätvariante am treffendsten...
Im Falle Holden hatte ich noch in Erinnerung, dass du früher mal geschrieben hast, Engelmann wäre irgendwann aus ihm "rausgewachsen" und hätte nicht mehr gepasst.
Zu den Heston-Sprechern,, die du noch nicht kennst: Petruo oder Biederstaedt stellst du dir also nicht so passend vor?
Zitat von bertiIm Falle Holden hatte ich noch in Erinnerung, dass du früher mal geschrieben hast, Engelmann wäre irgendwann aus ihm "rausgewachsen" und hätte nicht mehr gepasst.
Vielleicht früher mal. Wobei ich mich in dem speziellen Fall nur dran erinnern kann, dass ich Engelmann da noch nicht allzu lange als "Idealstimme" führe.
In Antwort auf:Zu den Heston-Sprechern, die du noch nicht kennst: Petruo oder Biederstaedt stellst du dir also nicht so passend vor?
Könnte schon passen, aber Biederstaedt klingt mir für Heston eigentlich zu tief bzw. zu cool. Petruo wiederum hat an sich eine zu emotionale/emotional vorbelastete Stimme, aber das ist schauspielerisch kompensierbar. Heston hat für mich halt was mit übertrieben elegischer Breite usw. usf. zu tun. Daher favorisiere ich da den "Epensprecher" Borchert, den "Heldensprecher aus zahllosen naiven B-Filmen" Engelmann oder den als Heldensprecher im Endeffekt überschätzten Horst Niendorf (der rein vom Klang der Stimme her einfach kein zweiter Eckart Dux oder GGH war), der als solcher in einem Sinne überschätzt war, wie Heston selbst als Heldendarsteller überschätzt war. Horst Niendorf war für viele Leute gut, aber man konnte mit Niendorf keinesfalls solche zahlreichen B-Filmhelden besetzen, wie es mit GGH oder Engelmann problemlos möglich war ohne dadurch nicht mindestens in der Hälfte der Fälle echte Schlaftabletten entstehen zu lassen. Dummerweise probierte man es allerdings, vor allem in den 50ern, was auch das Jahrzehnt ist, wo ich ihn (ähnlich wie Lukschy) mit Abstand am wenigsten hören mag. Selbst für Rock Hudson funktionierte das ja schon nicht mehr im Entferntesten. Wo Marquis anfing zu chargieren, dass sich die Balken bogen, ging bei Niendorf dann halt gänzlich die Luft raus. Trotzdem ein ähnliches Phänomen. Marquis springt dir halt nach oben weg und Niendorf nach unten. Passiert mit GGH selten und mit Engelmann oder Klaus Kindler fast nie. Paul Klinger mag im übrigen auch was Episches gehabt haben, wirkte für mich aber spätestens Anfang der 60er weitgehend wie ein alter Mann, in Richtung Paul Wagner. Brauche ich für Heston insofern einfach nicht. Der funktionierte für Helden höchstens, wenn sie wirklich mit "old school"-Charme agierten, wie z.B. für Stewart Granger, für den er auch Mitte der 60er noch ideal war. Bei Horst Naumann glaube ich, dass der rein stimmlich die Möglichkeiten gehabt hat Heston gut nachzuempfinden, da er von der Anlage her wesentlich näher am OTON oder gerade auch an Niendorf (dem jüngsten der drei benannten Heston-Sprecher, neben Borchert und Engelmann) ist, als Heinz Petruo und Claus Biederstaedt. Daher erscheint der mir als Spätlösung treffend. Ob ich ihn vielleicht sogar Horst Niendorf vorgezogen hätte, weiß ich nicht, bis ich den entsprechenden Film gesehen habe.
Dass dein Urteil bei einigen Schauspielern/Sprechern sich im Laufe der Zeit geändert hat, war mir schon klar. Bei Holden hatte ich nur nicht mitbekommen, dass du da mittlerweile Engelmann statt Hagen favorisierst. Zuletzt hast du dich zu ihm (soweit ich weiß) letzten Sommer im Thread über John Wayne geäußert, und da war Hagen für dich noch die Idealstimme.
Zitat von bertiKönnte es sein, dass mehrere Filme mit der Kombination Heston-Kindermann Flops waren, und diese Kombination deswegen 1966 erstmal aufgelöst wurde? Oder war Kindermann eventuell am Streik von 1966 beteiligt und hatte in Berlin einige Jahre Hausverbot?
Bei "Khartoum" ist mir aufgefallen, dass dort Wolfgang Draeger in einer größeren Nebenrollen (Gordons/Hestons Diener) zu hören ist. Die Synchro entstand also offenbar noch vor dem Streik, bei dem Draeger einer der Wortführer war und in Berlin Hausverbot hatte. Weiß jemand, ob Kindermann in den späten 60ern öfter in Berlin zu hören war? Wenn nicht, wäre eine mögliche Beteiligung am Streik eventuell doch auch eine Erklärung, oder?
Anbei (noch mal) ein Sample aus "Armageddon", wo Charlton Heston ja bekanntlich am Anfang den Erzähler gibt. Da in der Synchronkartei ja sogar Thomas Petruo!!! steht und es ja auch Heinz Petruo nicht ist, erraten wir es ja vielleicht nun?!? (Ich "weiß" (also s. hier im Tread) Slarti hat auch mal in 2005 ein Sample gemacht).