Zitat von Stephen im Beitrag #1 weinende Mutter - TERESA GIMPERA - Traudel Haas Kapitän - FRANCO CASTELLANI - Hans Wiegner
Da ist der IMDB-Eintrag mal wieder fehlerhaft. Teresa Gimpera spielt gar nicht mit und Franco Castellani spielt Kinskis Zellen-Wärter. Mit den Namen der richtigen Darsteller kann ich leider auch nicht dienen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #15Aber einige Szenen später mag ich auch einfach gerne, vor allem alle mit Lee.
Wirklich "alle"? Auch die, in der Dracula durch das ins Parkett geritzte brennende Kreuz in die Flucht geschlagen wird? Und seinen Abgang am Ende des Films, dessen tricktechnisches Niveau legendär ist?
Bist du still, berti...! Wenn fortinbras sich schon mal relativ postiv zu einem Franco-Film äußert, musst du das noch nicht gleich wieder zunichte machen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #15Aber einige Szenen später mag ich auch einfach gerne, vor allem alle mit Lee.
Wirklich "alle"? Auch die, in der Dracula durch das ins Parkett geritzte brennende Kreuz in die Flucht geschlagen wird? Und seinen Abgang am Ende des Films, dessen tricktechnisches Niveau legendär ist?
Um dem noch einen draufzusetzen: Legendär die absolut tödliche Verbindung aus Zoomen und Schwenken in der letzten Einstellung, wo einem in jedem Videokurs bei der VHS beigebracht wird, dass man so nicht filmt.
fortinbras
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11.09.2014 22:29
#20 RE: Nachts wenn Dracula erwacht (1969/DF 1970)
Sorry, ich weiß gar nicht, wie Teresa Gimpera aussieht, deshalb habe ich dein Imdb-Eintrag so übernommen. Castellani als Kapität wird so in einem alten Buch zugeordnet. Wenn dieser aber der Krankenwärter ist, spricht er mit der Stimme von Manfred Grote, wenn ich mich nicht irre - kann das jemand bestätigen?
Des Weiteren:
ich mag die Konfrontationsszene mit Dracula/Van Helsing sehr gerne und finde auch das in den Boden geritzte Kreuz absolut ok und nicht lächerlich. Die Szene ist hübsch aufgebaut, hat guten Dialog und ist insofern etwas einfallsreich, weil Van Helsing nicht einfach ein kleines Kreuz aus der Sakkotasche zieht. Es gibt bessere Dracula-Filme mit schlechteren Szenen dieser Art.
Die penetranten Zooms stören mich in allen Franco-Filmen, hier nerven sie aber besonders, weil Manuel Merino teilweise sehr schöne Kameraführung zeigt, die er kaputt macht dadurch.
Hochgradig peinlich neben der absoluten Lachnummer mit den Tieren ist natürlich auch die Todessequenz Draculas. Jeder Amateurfilmer hätte das damals besser hinbekommen.
Und das Pfählen der Vampirinnen ist auch nicht ohne...Fred Williams haut bei einer so lange rein, daß der Pfahl ja schon im Sarkophagsockel ruhen müßte.
Lachhaft ist übrigens, daß der Film im Original in London spielt - in dem ja Palmen prächtig gedeihen und die Architektur genauso ist. Daß man in der deutschen Fassung Budapest daraus machte, ist zwar auch nicht viel glaubwürdiger, war aber eine gute Sache, die wenigstens eine Spur plausibler ist.
Und dann wäre da noch die lockere Zinne, die hunderte Kilo wiegen muß, aber von vier Händen die Mauer herabgestoßen wird und unten schön auf einem Pferd abprallt und weiterhüpft...
Zitat von fortinbras im Beitrag #20Hochgradig peinlich neben der absoluten Lachnummer mit den Tieren ist natürlich auch die Todessequenz Draculas. Jeder Amateurfilmer hätte das damals besser hinbekommen.
Genau DAS ist der Punkt: das hätte auch Jess Franco 'besser hinbekommnen' - wenn er denn gewollt hätte. Insofern wird diese Art von Kritik den Intentionen Jess Francos nicht gerecht. Vielleicht fragt man sich besser, was es ist, das NUR Jess Franco hinbekommt, und andere Regisseure nicht. Wenn man diese Spur aufnimmt, kommt man ihm so nach und nach näher und wird ihn möglicherweise in einem anderen Lichte sehen.
Noch ein Wort zur Musik von Bruno Nicolai: Die ist genial und zum Glück auf CD erhältlich. Teile davon werden später auch in anderen Franco-Filmen verwendet (Nacht der offenen Särge??). Da ich nicht alle Franco-Filme darauf abklopfen möchte: vielleicht kann dazu jemand Genaueres sagen?
Gruß, kogenta
fortinbras
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12.09.2014 10:12
#22 RE: Nachts wenn Dracula erwacht (1969/DF 1970)
Aus meiner Sicht besteht Francos Handschrift daraus, daß man an seinen Filmen seine jeweilige Drehlust und Tagesverfassung erkennen kann. Die Filme sind (großteils) sehr uneinheitlich und dabei nicht unbedingt aus Einzelteilen verschiedener Filme zusammengebastelt, auch wenn sie so wirken. Da gibt es Szenen von intensiver Atmosphäre, dann wiederum absoluten Dillettantismus, der Franco wie einen miesen Amateurfilmer erscheinen lässt. In manchen Filmen ist er sogar gänzlich nicht mehr als das.
Wenn er mal einen Film solide und ohne Eskapaden durchbringt ("Jack the Ripper", "Marquis de Sade: Justine", in gewisser Hinsicht auch "Nachts, wenn Dracula erwacht"), dann ist der nicht selten irgendwie blutleer.
Aus Franco werde ich bis heute nicht schlau. Seine Sexfilmchen interessieren mich alleine schon deshalb nicht, weil dieses Genre ohnehin als ganzes peinlich und absurd ist.
Er hat ein paar gute Filme gemacht, das ist unbestritten und er verstand durchaus auch etwas von seinem Handwerk. Aber er war nicht für das Mainstream-Kino und den Genrefilm-Unterhaltungsbereich geeignet. Trotz aller bekannter Mängel hatten ja sogar die Filme von Ed Wood einen durchgehenderen Stil und einen durchgehaltenen Spannungsbogen.
In "Die Nacht der offenen Särge" (der einige fantastische Bildkomositionen hat, aber ansonsten...äh...lassen wir's) wurde Nicolais Musik aus "Nachts, wenn Dracula erwacht" mit jener aus "Marquise de Sade: Justine" vermischt. Das funktionierte aber erstaunlicherweise ganz gut.
Nun Schluß mit Franco für mich, das Thema ist erschöpft.
Zitat von fortinbras im Beitrag #22In "Die Nacht der offenen Särge" (der einige fantastische Bildkomositionen hat, aber ansonsten...äh...lassen wir's) wurde Nicolais Musik aus "Nachts, wenn Dracula erwacht" mit jener aus "Marquise de Sade: Justine" vermischt. Das funktionierte aber erstaunlicherweise ganz gut.
Aha, danke für die Info. So ähnlich soll es auch in seiner Jules-Verne-Verfilmung sein, wie man lesen kann. Beide Filme kenne ich leider noch nicht.
Wen das Thema Franco/Nicolai interessiert: Im Film LOS AMANTES DE LA ISLA DEL DIABLO ist überwiegend Musik aus 'Heiss über Afrikas Erde' zu hören. Im Film SIE TÖTETE IN EKSTASE ist 1 Nicolai-Stück aus dem TV-Mehrteiler 'Canossa' zu hören. Im Film X 312 - FLUG ZUR HÖLLE - da bin ich aber nicht ganz sicher! - ist überwiegend Musik aus dem Film 'Die große Treibjagd' zu hören. Im Film EUGENIE (der mit Soledad Miranda) stammt das Titelthema mit der Stimme von Edda Dell'Orso aus dem TV-Mehrteiler 'Geminus'. Da es keine eigene CD/LP zu diesem EUGENIE-Film gibt, wird die weitere Musik womöglich auch aus anderen Filmen stammen? Zum Film SEX CHARADE kann ich nichts sagen, da ich den noch nicht kenne.
Insgesamt sind es zwar mindestens 15 gemeinsame Filme, Originalmusik gibt es aber wohl nur in 8 Filmen, zu denen es jeweils auch eine CD gibt.
Gruß, kogenta
fortinbras
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13.09.2014 23:32
#26 RE: Nachts wenn Dracula erwacht (1969/DF 1970)
Ob das Franco oder gar Nicolai selbst gemacht, weiß ich nicht - aber die musikalische Bearbeitung bei "Die Nacht der offenen Särge" empfand ich als gelungen. Da wurden ja nicht nur ganze Stücke drübergespielt, sondern fein sauber geschnitten, daß sie zu allen einzelnen Sequenzen passten. Diese Sorgfalt ist bei so einem Ramsch schon fast absurd, hat mich aber beinahe beeindruckt, weil hier jemand am Werk war, der etwas von Filmmusik und ihrer Dramaturgie verstand.
Interessantes Thema mit der Musik. Ich hatte da mir auch mal eine kleine Liste gemacht, muss ich mal raussuchen, evtl. kann ich dann noch was beisteuern. Franco und Nicolai haben bei den Musiken übrigens sehr eng zusammengearbeitet, teils hat Franco sogar als Musiker an den Sessions teilgenommen.
Die Sprecherangaben hab ich nochmals aktualisiert. Der Wärter konnte gut Manfred Grote sein, aber sicher im Ohr hab ich den nicht. Bei den Vampirinnen könnte die erste Stimme diejenige sein, die auch Soledad Miranda spricht, aber wer das nun ist...
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vampire.mp3
waerter.mp3
Peter Thomas hat ja bei seinem Pensum auch bei gewissen Produktionen einiges Aus seinem Archiv benutzt. Beispielsweise gibt es eine Folge "Der Alte", wo die Musik ganz auf das Thema aus "Der Stoff, aus dem die Träume sind" aufbaut. Er sagte mal, solche Sachen wären oft wegen dem Zeitdruck nicht anders möglich gewesen, aber er habe stets darauf bestanden, das selbst zu machen und dadurch ein durchdachtes musikalisches Konzept vorzulegen.
Ich vermute, Nicolai machte das ebenso und Franco verstand von Musikdramaturgie vielleicht mehr als von Filmdramaturgie. Die Musik in "Die Nacht der offenen Särge" ist nämlich hervorragend zusammengestellt. Und Nicolai war in dieser Funktion sicher leistbarer.
Ein faszinierend vielseitiger Komponist, der durch Einbindung junger Talente fulminante Klänge hervorzaubern konnte. Für viele Musiker war es ein nettes Taschengeld zum Studium und der Film punktete durch den vollen Klang. Wobei Nicolai ja auch mit wenig Geld funktionale Musik schreiben konnte, die sich nur auf CD "dünn" anhört. Nebenbei war er ja ein renommierter Operndirigent und nicht wenige italienische Künstler schwärmen von ihm, wie er arbeitete. Leider sind solche Funktionen an mehreren Plätzen wieder rar geworden, die Linie zwischen U und E-Musik deutlich schärfer.
Freut mich, daß ich mit Grote recht hatte, weil ich den nie so ganz ins Ohr bekomme.
fortinbras
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23.02.2015 08:26
#30 RE: Nachts wenn Dracula erwacht (1969/DF 1970)
ist jemandem aufgefallen, daß diese sich durch die Dvd-Veröffentlichung gegenüber der Kinofassung verändert hat?
Ich hatte den Film in voller Länge in der englischen Fassung auf VHS, kannte natürlich die verstümmelte deutsche Video- und Fernsehfassung, habe die deutsche Kinoversion aber dreimal vollständig ungekürzt in Programmkinos gesehen, lange bevor er auf Dvd herauskam.
Die englische Fassung hat eine andere Titelmusik. Diese wurde entweder von Nicolai so arrangiert oder ein anderer Komponist machte das unter Verwendung der Originalmusik. Diese Musik ist sehr stimmungsvoll und wuchtiger als die Titelmusik der deutschen Fassung, es wurde mit einer großen Orgel und Orchester gearbeitet. Auf der englischen Tonspur zur deutschen Dvd ist aber nunmehr auch die Titelmusik der deutschen Fassung zu hören.
Dafür hört man die Version der englischen Fassung jetzt in der deutschen am Ende des Filmes zum Ausklang. In der deutschen Kinofassung, ebenso wie auf VHS und im Fernsehen, war hier jedoch die herkömmliche Fassung Nicolais zu hören. Ebenso ist diese Musik zu hören, wenn Harker Dracula im Sarkophag entdeckt - hier bin ich mir nicht 100% sicher, aber ich glaube, daß dieses Stück auch in der Kino/VHS/TV-Fassung nicht zu hören war, sondern dem entspricht, das auch auf der Soundtrack-CD zu hören ist.
Die stark orgellastige Fassung der Titelmusik, die ich an und für sich besser finde, war bislang offenbar nur in der englischen Version zu hören und schlüpfte plötzlich in die deutsche...
Ich finde es seltsam, dass nunmehr Passagen des englischen Scores in der deutschen Fassung auftauchen, dafür die Anfangsmusik der deutschen in der englischen Version. Und um dem Ganzen noch eine besondere Note zu geben, ist der unterschiedliche Einsatz der gesamten Filmmusik in der englischen Fassung ansonsten erhalten geblieben. Wer beim Ansehen der Dvd zwischen den Tonspuren hüpft, kann hier deutliche Unterschiede feststellen.
Kurz noch dazu, warum ich die englische Orchestration der Titelmusik bevorzuge: Nicolais Filmmusik ist hervorragend und gerade durch den Einsatz eines Hackbretts erzeugt er eine Verbindung zur Folklore. Die Titelmusik setzt sich aus dem Dracula- und Lucy-Thema zusammen, letzteres ist zwischen das Dracula-Thema platziert. Nicolai hat in der Orchestrierung etwas gepatzt, da sind so Flöteneinsätze dabei, die einen jedesmal schmunzeln lassen. Due Version der englischen Fassung beginnt ziemlich wuchtig und wird Dracula viel gerechter. Die Orgel symbolisiert das Tote, hört sich aber auch mächtig an und der Gesamtklang zusammen mit dem Orchester setzt die Stimmung ganz anders. Ich mag Nicolais Score sehr, sehr gerne (neben Lees Darstellung wohl das Beste am Film), aber die reguläre Titelmusik ist einfach irgendwie zusammengeschustert und mit Schnitzern versehen.