Ich möchte gerne versuchen, mit Eurer Hilfe mal eine wirklich transparente und umfassende Liste zu den deutschen Sprechern von Louis de Funes zu erstellen. Da gibt es viele Spezialitäten; nicht nur durch die permanenten Umtitelungen und Aufführungen von Uralt-Filmen mit de Funes durch bestimmte Verleiher, die sich damit an den Erfolg von aktuellen Filmen anhängen wollten. Viele Filme wurden auch mehrfach synchronisiert und liefen in BRD und DDR in verschiedenen Synchronisationen. Hier hoffe ich nun, daß Stefan der DEFA-Fan uns genau mitteilen kann, welche Filme in der DDR eigenständige Synchronisationen erhielten und in welchen Fällen dort die West-Fassung übernommen wurde.
Ich habe schon die entsprechende Vorarbeit geleistet und eine Liste erstellt, die alle Aufführungen von de Funes-Filmen in BRD und DDR chronologisch ordnet. Eine gute Hilfe hierfür war das Buch FILMOGRAPHIE AUSLÄNDISCHE SPIEL- UND DOKUMENTARFILME IN DEN KINOS DER SBZ/DDR 1945-1966, da hier aufgeführt ist, ob die Filme in DEFA- oder West-Synchro liefen. Leider scheint es ein vergleichbares Nachschlagewerk für die Zeit nach 1966 nicht zu geben, so daß ab hier meine Aufstellung offen bleiben muß. Manche Filme mögen nur im DDR-TV gezeigt worden sein; nur TV-Auswertung taucht in diesem Nachschalgewerk nicht auf. Die Infos über die TV-Ausstrahlungen in der DDR sind, soweit bekannt, dem "Lex. des Int. Films" entnommen. Bei manchen Filmen ist unklar, inwieweit de Funes überhaupt mitspielt. So ist er z.B. in den Produktionen MÄDCHEN OHNE GRENZEN (1954) und NAPOLEON (1955) nicht zu entdecken, obwohl seine Mitwirkung genannt wird.
Wikkommen sind natürlich auch Infos über weitere Verleihtitel und die bearbeitenden Synchronstudios.
Da sich die Liste technisch nicht sinnvoll direkt in diesem Forum posten läßt, habe ich Peter gebeten, sie als Dokument online zu stellen und bitte die entsprechenden Ergänzungen dann hier zu posten. Ihr könnt auch die Ergänzungen direkt in der Liste vornehmen (dann aber bitte mit einer gesonderten Farbe markieren, damit ich nichts übersehe) und mir Eure Überarbeitung in dieser Form wieder direkt zumailen. Wenn die Liste vervollständigt ist, könnte ich Peter dann nochmals eine aktualisierte Fassung zu Hochladen schicken.
mit Infos zu Synchros kann ich nicht dienen, aber ein paar Daten aus einem alten Verleihkatalog hab ich:
- ZWEI IN PARIS lief im Verleih der Pallas, wann kann ich leider nicht sagen... war Pallas 1948 schon aktiv? (ansonsten halt später als WA - übrigens auch in West-Kinos wurde der Titel ANTIONE UND ANTOINETTE verwendet - hmm, könnte ja sein, dass Pallas hier also die DEFA-Synchro übernahm!?)
- OHNE ANGABE DER ADRESSE (Verleih: Pallas)
- VERBRECHEN AUS LIEBE (Verleih: Pallas)
- HEIRATSVERMITTLUNG lief 1953 (komischerweise ist hier kein Verleiher angegeben!?)
In Antwort auf:- DIE KNALLSCHOTE lief schon 1956 im Verleih der Berolina (es gibt wohl also auch eine ältere Synchro)
Der Erstaufführungstitel der KNALLSCHOTE war DAS TOLLSTE VOM TOLLEN im Verleih der Pallas 1955. Lief der dann 1956 auch schon als KNALLSCHOTE ? Berolina ist mir nur geläufig als Produktionsfirma von Kurt Ulrich, die über keine eigene Verleihstruktur verfügte. Die Berolina-Filme kamen zu Beginn der 50er meist über Herzog und Constantin, später dann über Europa in die Kinos. Als Verleih sagt mir Berolina nichts.
DIE KNALLSCHOTE war eindeutig ein mehr oder weniger gewitzter Versuch, einen Uralt-Film (in diesem Fall sogar dankbarer Weise ein Farbfilm) in dem de Funes eine relativ große Rolle spielt, durch eine Martienzen-Synchro als neuen Louis-Film an der Kino-Kasse ins Rennen zu schicken. Die Synchro müßte späte 70er sein; auch der Titel passt dazu. Leider ist eben nicht bekannt, wann und in welchem Verleih der Film in dieser Form genau erstaufgeführt wurde. Dürfte wohl aber einer der letzten Martienzen/de Funes-Filme sein.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Uups, ja hab gerade gesehen, dass der Film als EA auch schon in der Liste ist. DIE KNALLSCHOTE müsste dann der WA-Titel im Verleih Berolina gewesen sein. Ist bei den Verleihkatalogen immer so eine Sache, da steht immer das Jahr der EA drin, aber oft eben Verleih und Titel der WA. Der Verleih Berolina sagt mir so auch nix, steht aber so drin!? Glaub nicht, das Kurt Ulrich da was mit zu tun hatte.
edit/ bei Googeln hab ich diese Adresse gefunden: Berolina Video Multi-Media Vertriebs-GmbH Mierendorffstr. 17, 10589 Berlin, Tel.: 030 3442441
@ Stephen: 1948 gab es Pallas noch nicht. Der entstand etwas später aus der Internationalen Film Allianz. Möglicherweise war es dann 1948 die IFA.
Das die Berolina als Verleih tätig war, ist mir auch unbekannt.
MÄDCHEN OHNE GRENZEN wurde von Europa vertrieben. Die NDF war die Produktionsfirma (ist mir beim Einstellen auch nicht aufgefallen, ändere ich später).
Da steht, dass DIE KNALLSCHOTE für Super8 (!) neu synchronisiert wurde!? Könnte es sein, dass Berolina nur ein Schumalfilmvertrieb war?
Vergiss was auf der de Funes-seite steht. Die raffen dort grundsätzliche Synchron-Dinge einfach nicht, wie z.B. daß es bei verschiedenen Filmen mehrere Synchros gibt, daß auf Super 8 z.T. Ausschnitte aus Kino-Synchros veröffentlicht wurden, die als Komplettfassung heute nirgends offiziell zu bekommen sind (--> daraus schließen sie, diese Filme wären für Super 8 extra synchronisiert worden), daß Umtitelungen im Fernsehen nicht zwingend bedeuten, daß die gleiche oder eine andere Synchro dem Material zu Grunde liegt und vieles mehr. Da reimen sie sich irgend etwas zusammen und das schafft dann mehr Verwirrung als Klärung. Am besten nicht weiter beachten, sowas bringt uns hier nicht weiter.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Zitat von c.n.-tonfilmViele Filme wurden auch mehrfach synchronisiert und liefen in BRD und DDR in verschiedenen Synchronisationen. Hier hoffe ich nun, daß Stefan der DEFA-Fan uns genau mitteilen kann, welche Filme in der DDR eigenständige Synchronisationen erhielten und in welchen Fällen dort die West-Fassung übernommen wurde.
Ich tue mein Bestes, aber ergiebig wird es nicht. Die meisten De-Funes-Filme liefen in ihren BRD-Synchronisationen, obwohl gerade die Rainer-Brandt-Produkte anfechtbar sind. Sie erhielten lediglich meistens neue Titel, die dem Original eher verpflichtet waren: "Balduin, der Heiratsmuffel" wurde zu "Der Gendarm heiratet" "Balduin, der Schrecken von Saint-Tropez" zu "Der Gendarm bummelt" "Onkel Paul, die große Pflaume" zu "Der Winterschläfer". Anders verhält es sich mit "Alles tanzt nach meiner Pfeife" - trotz des BRD-Titels wurde der Film in Leipzig neu synchronisiert, wahrscheinlich, um die vielen geschnittenen Gesangsszenen wieder einzufügen. Diese allerdings wurden im Original belassen und deutsch übersprochen, eine der wenigen unangenehmen Sitten bei der DEFA. Es sprachen Bert Brunn für Louis und Walter Jäckel für Oliver de Funes (Brunn ist heute noch in den Sherlock-Holmes-Filmen zu hören, v.a. für Harry Cording). Ebenso existiert für "Scharfe Kurven für Madame" eine DEFA-Fassung, unter dem Originaltitel "Das große Restaurant" ebenfalls in Leipzig produziert: Klaus Glowalla sprach de Funes, Günter Grabbert für Bernard Blier, Dieter Bellmann übernahm den Part von Rolf Schult aus der BSG-Fassung. Eine offene Frage ist, inwieweit eine West-Fassung von "Balduin, der Trockenschwimmer" existiert. Ich bezweifle es, denn das ZDF strahlte die DEFA-Fassung aus, außerdem prangte bei der DDR-Fernsehausstrahlung deutlich ein "Tobis"-Zeichen im Vorspann, obwohl es sich um die DEFA-Fassung handelte. Es gab hier wohl den seltenen Fall einer Auftragsproduktion aus dem Westen (für die Abteilung "Mantel-und-Degen" - ein weiteres Indiz). Willi Narloch sprach für de Funes (man hörte ihn bereits als solchen in "Der Teufel und die 10 Gebote"), Klaus Mertens für Michel Galabru, Horst Kempe für Pierre Tornade, weiterhin Erhard Köster, Margit Bendokat, Karl-Heinz Oppel und Manfred Wagner. Über die frühen französischen Filme, in denen de Funes als Nebendarsteller zu sehen war, weiß ich leider nichts, aber es ist relativ wahrscheinlich, daß DEFA-Fassungen existierten - Willi Narloch steht als Sprecher hierbei hoch im Kurs. "Antoine und Antoinette" lief in der DDR erst 1960 anlässlich des Todes von Jaques Becker, es ist also höchst unwahrscheinlich, daß die DEFA-Fassung im Westen gezeigt wurde. Sollte ich noch weitere Informationen erhalten, werde ich sie weitergeben. Außer den oben genannten ist mir übrigens kein De-Funes-Film bekannt, der doppelt synchronisiert wurde (mal abgesehen von "Karambolage" fürs Fernsehen) - "Scharfe Sachen für Monsieur" klingt zwar wie eine Brandt-Synchro, aber die Stimme von Arnold Marquis "bullert" noch nicht, es muß also eine der ersten Blödel-Synchros gewesen sein.
Zitat von c.n.-tonfilmVergiss was auf der de Funes-seite steht.
Okay, hab ich mir schon gedacht...
Ich hab inzwischen ein Plakat zu DIE KNALLSCHOTE gefunden: da steht Nobis drauf!
Was es mit Berolina auf sich hat, bleibt mir ein Rätsel. Im Verleihkatalog steht keine Adresse drin, weil der Verleih da schon nicht mehr aktiv war. Z.B. auch der Film VIOLETTE UND FRANCOIS (Start: 18.11.1977) wird dem Berlolina Filmverleih zugeordnet (siehe auch hier: http://www.tiscali.de/kino/filmcrew.php?id=40888), während andere Quellen auch hier Nobis nennen. Zumindest das Jahr 1977 für den Start von DIE KNALLSCHOTE ist damit scheinbar bestätigt. War möglichweise tatsächlich Martienzens letzter Einsatz für de Funes.
@Stefan (den DEFA-Fan) Dass die DEFA auch in Leipzig synchronisierte wusste ich gar nicht, ich dachte das kam alles aus Berlin. Gab es am Ende noch andere Städte?
PS: Hast Du in die Liste (Link im ersten Post) reingesehen? Da finden sich evtl. noch ein paar Anhaltspunkte für Dich...
Vielen Dank, Stefan ! Wie gesagt bis 1966 müßte meine Liste stimmen hinsichtlich der DEFA-Fassungen. Ich hatte eben gehofft, daß sich anhand der DDR-Filmprogramme für diese Filme noch der Louis-Sprecher und Buch und Regie ergänzen ließen. Wie ist es nun mit Leipzig - müßte ich bei allen Filmen meiner Liste also statt Berlin Leipzig eintragen ? Ich war einfach mal so davon ausgegangen, daß die DEFA-Synchros in Berlin gemacht worden sind.
Ich war mir bislang auch nur für TROCKENSCHWIMMER, ALLES TANZT und GROSSES RESTAURANT sicher, daß es DEFA-Kinosynchros gibt. Allerdings hatte man mir mal gesagt, daß auch für WINTERSCHLÄFER und DIE DUMMEN STREICHE DER REICHEN DEFA-Synchros geben soll. Eine DEFA-TV-Synchro mit Horst Kempe für Louis soll es geben für GAUNER, GAGS UND GELDGESCHÄFTE (= QUIETSCH, QUIETSCH), die Anfang der 70er Jahre entstanden sein soll und damit älter wäre als die BRD-Kinosynchro mit Klaus Miedel von 1977. Ferner wurde von DER TOLLE AMERIKANER laut dem Lexikon für den DDR-Kinoeinsatz die BRD-Rank-Synchro verwendet; es soll dennoch aber auch eine DEFA-TV-Synchro von dem Film geben.
Zum TROCKENSCHWIMMER ist folgendes Fakt: so wie ich es in meiner Liste schrieb, stimmt es. Der Film lief zunächst in der BRD am 22.05.1968 im Constantin-Verleih an. Die Synchronisation war, wie zu dieser Zeit nahezu immer bei Constantin/Louis-Filmen, von der Berliner Union Film produziert worden; vermutlich führte Karlheinz Brunnemann auch hier Regie. Zu hören waren neben Gerd Martienzen für Louis auch Siegfried Schürenberg, Friedrich Schoenfelder sowie Louis zweite Standardstimme Klaus Miedel in der Rolle des Pfarrers. Am 24.07.1970 startete der Film in der DDR mit der DEFA-Synchronisation, die merkwürdiger Weise auch heute ausschließlich bei TV-Ausstrahlungen zu hören ist. Ich hatte diesbezüglich bei Kirch nachgeforscht und hierzu noch die Auskunft erhalten, daß ungeprüftes alternatives Filmmaterial im Haus wäre. Dann kam Firmenpleite so daß eine Prüfung des Materials bzw Auskunft unterblieb.
Die DEFA-Fassung muß in späterer Zeit aus irgendwelchen Gründen in der BRD verwendet worden sein, weil die Constantin/Union-Synchro in dem Moment möglicherweise physisch nicht greifbar war oder schlichtweg niemand wußte, daß zwei verschiedene Synchros vorlagen. Für TV-Master (und in früheren Jahren Sendekopien) werden Bild und Ton zunächst getrennt abgetastet bzw kopiert und dann erst im letzten Arbeitsgang synchron zusammengeführt. So kann es sein, daß zB. aus technischen Gründen Bild und Ton von verschiedenem Material kombiniert wird, wenn z.B. eine Ton-oder Bildkopie stark abgenutzt ist. So ist es dann auch zu erklären, daß etwa ein westdeutsches Bild mit einer DEFA-Synchro oder umgekehrt kombiniert werden, wenn die Techniker gar nicht wissen, daß die Fassungen inhaltlich nicht identisch sind. Der TROCKENSCHWIMMER wurde im Mai 1976 in der BRD als DER KLEINE SAUSEWIND durch Tobis wiederaufgeführt. Theoretisch könnte das Maleur auch schon zu dieser Gelegenheit passiert sein, falls man Kopien nachgezogen hat und die Ton-Negative dabei verwechselt hat. Auf der Super8-Ausschnittfassung von Marketing Film ist die Constantin/Union-Synchro enthalten.
Der einzige Louis-Film, der neben AH ! LES BELLES BACCHANTES fürs BRD-Kino zweimal synchronisiert wurde, war LA GRANDE VADROUILLE. Dieser gelangte zunächst am 15.09.1967 als DREI BRUCHPILOTEN IN PARIS in einer 22 Minuten gekürzten Berliner Union Film-Synchro mit Gerd Martienzen durch Constantin in die Kinos. Der Film wurde am 19.12.1974 im Verleih der Tobis in einer neuen Synchronisation unter dem Titel DIE GROSSE SAUSE wiederaufgeführt. Die Synchro stammte von Rainer Brandt, war nur noch um 7 Minuten und anders gekürzt als die Union-Synchro, hatte einen komplett anderen Dialog und wiederum Gerd Martienzen als Louis-Sprecher. Aus dem TV kennen wir alle die 67er Constantin/Union-Synchro, die allerdings inzwischen unter dem 74er WA-Titel DIE GROSSE SAUSE gesendet wird. Die zweite Synchro ist wiederum auf der Super 8 Ausschnittfassung von Marketing enthalten; sie soll zudem Gerüchten zu Folge Ende der 80er Jahre einmal auf Tele 5 gezeigt worden sein. Die Angaben bei Arne sind falsch: er kombiniert die Sprecherliste der 67er Erst-Synchro mit Studio und Brandt-Credits der 74er WA-Synchro. Die 74er Synchro wurde nach meiner Anfrage noch kurz vor der Firmenpleite bei Kirch im Archiv identifiziert und liegt dort vollständig vor.
Falls jemand über komplette Mitschnitte von BALDUIN, DER TROCKENSCHWIMMER (Constantin/Union Film-Synchro 1968) und DIE GROSSE SAUSE (Tobis WA/Rainer Brandt Synchro 1974) verfügt, bitte PN an mich.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Zitat von c.n.-tonfilmVielen Dank, Stefan ! Wie gesagt bis 1966 müßte meine Liste stimmen hinsichtlich der DEFA-Fassungen. Ich hatte eben gehofft, daß sich anhand der DDR-Filmprogramme für diese Filme noch der Louis-Sprecher und Buch und Regie ergänzen ließen. Wie ist es nun mit Leipzig - müßte ich bei allen Filmen meiner Liste also statt Berlin Leipzig eintragen ? Ich war einfach mal so davon ausgegangen, daß die DEFA-Synchros in Berlin gemacht worden sind.
"Balduin" wurde in Berlin gemacht, die anderen beiden in Leipzig. Von "Winterschläfer" und "Die dummen Streiche..." existieren keine DEFA-Fassungen; das ist ein Irrtum, der wohl darauf beruht, daß hier die Synchro nicht so flapsig ausgefallen ist wie üblich. Auch "Der tolle Amerikaner" lief in der BRD-Fassung, auch im TV. Für "Alles tanzt..." " und "Balduin" kann ich hoffentlich bald Buch und Regie nachliefern anhand der Filmprogramme, für "Das große Restaurant" keine Chance, da zu diesem Zeitpunkt keine Einzelprogramme mehr produziert wurden. Es gab insgesamt drei Synchronateliers der DEFA: Berlin, Weimar (ab 1958) und Leipzig (ab 1960). Welches in Aktion war, läßt sich meist an den Sprechern feststellen, wobei Weimar aus beiden Stämmen vermischt war. Im Allgemeinen kann ich identifizieren, in welcher Stadt welcher Film entstand. Antworte gern auf Anfragen, sofern es mir möglich ist.
Die staatseigene DEFA war schon merkwürdig: für drei Louis-Filme, die innerhalb von zwei Jahren synchronisiert wurden, drei verschiedene Sprecher zu verwenden. In der BRD ist hingegen schon eine klare Linie auszumachen. Ich habe gehört, bei DAS GROSSE RESTAURANT soll man die Hitler/Mußkatnuss-Szene entfernt haben. So authentisch kann man bei der DEFA also auch wieder nicht gewesen sein. Lief eigentlich LA GRANDE VADROUILLE je in der DDR ?
Die Constantin, welche Louis ab 1966 mit DER GENDARM VON ST. TROPEZ kontinuierlich in Folge herausbrachte und de Funes damit in Deutschland populär machte, hatte Gerd Martienzen als deutsche Stimme. Constantin hatte freilich bereits vor der Louis-Welle 1963 mit WOLLN SIE NICHT MEIN MÖRDER SEIN, einen älteren Film von 1957 in Deutschland gestartet, dessen Synchro wird nicht kennen. Obwohl GENDARM VON ST.TROPEZ scheinbar in München gemacht wurde, bearbeitete in Folge dann zunächst bis ca. 1970 regelmäßig die Berliner Union Film die Constantin/Louis-Filme.
Demhingegen besetzte zeitgleich die BSG kontinuierlich Klaus Miedel für Louis, wenn sie den Auftrag bekam. Das ist schon deshalb besonders schade, weil viele BSG-Dialogbücher von dem sorgfältigen und gewitzen Fritz A. Koeniger stammten. Erst 1971 mit - glücklicher Weise - DIE DUMMEN STREICHE DER REICHEN schwenkte BSG endlich um und besetzte ab sofort auch Martienzen - vielleicht Weise auf ausdrücklichen Wunsch des Verleihs CIC ?
FANTOMAS I und II wurden von Rank verliehen, wobei Teil I Edgar Flatau bearbeitete, der augenscheinlich Besetzungskontinuität zu Constantin hielt. FANTOMAS II wurde in München bearbeitet; trotz Übernahme der Stimmen aus Teil I war Martienzen wohl nicht verfügbar, so daß Anton Reimer vermutlich eher als Notlösung besetzt wurde.
Als Columbia SCHARFE SACHEN FÜR MONSIEUR in München bearbeiten lassen wollte, war dennoch laut der veröffentlichten Besetzungsliste zunächst wieder Reimer vorgesehen. Erst im letzten Moment scheint man dann doch auf Martienzen umgeschwenkt zu sein. Daraus läßt sich schließen, wie wichtig die Stimme Martienzens zwischenzeitlich für den Erfolg eines Louis-Films eingestuft wurde. Gloria hielt sich 1970 bei ihrem einzigen Louis-Film an Martienzen. Sogar die ab Ende der 50er so oft völlig neben der Spur besetzende MGM schaffte es, Martienzen für HASCH MICH, ICH BIN DER MÖRDER zu besetzen.
Als Martienzen ab 1977 aus gesundheiltlichen Gründen nicht mehr arbeiten konnte, erinnerte man sich kurzzeitig an Miedel, bevor Peter Schiff endgültig Louis von Martienzen übernahm.
Aus heutiger Sicht ist es bedauerlich, daß gerade einige der besseren und gelungeneren Filme der 60er wie DER GENDARM IN NEW YORK und SCHARFE KURVEN FÜR MADAME bei Verleihern landeten, deren Beauftragtes Synchronstudio Miedel favorisierten. Allen voran schmerzt natürlich, daß ausgerechnet in der Verfilmung von Louis langjährigem "Leib- und Magen"-Bühnenstück OSCAR nicht Martienzen zu hören ist, obwohl er prädestiniert dafür gewesen wäre.
Miedel paßt zugegebener Maßen insgesamt auf andere Weise auch zu de Funes, aber Gerd Martienzen war einfach rundum perfekt, unschlagbar und näher an Louis chaotischen Hektik-Ausbrüchen und seiner Originalstimme.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Also, erst mal liegen nicht zwei Jahre dazwischen, sondern sieben. Willi Narloch war in der Zwischenzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verfügbar, deshalb die neuen Stimmen - das hängt sehr oft vom Regisseur ab. In zunehmendem Maße orientierte man sich gerade an der Stimme von Martienzen (die auch in der DDR mit De Funes identifiziert wurde) und versuchte, ihr nahe zu kommen. Das gelang, finde ich, besser als mit Peter Schiff. (Offensichtlich war nicht bekannt, daß bereits eine deutsche Fassung zu LE GRAND RESTAURANT existierte - kein Wunder bei Titeln wie "Scharfe Kurven für Madame" oder "Oscar hat die Hosen voll".) Die Kontinuität in der BRD beruht nicht zuletzt darauf, daß die meisten Filme von sehr wenigen Regisseuren bearbeitet wurden. Manfred Köhler z.B. ("Der Gendarm von St. Tropez") griff gern mal auf berliner (also vertraute) Sprecher zurück, deshalb wahrscheinlich die Besetzung. "Hasch mich..." wurde übrigens von der Berliner Synchron bearbeitet, die seit ca. 1966 für sämtliche MGM-Filme verantwortlich war. Die Hitler-Szene flog tatsächlich aus der DDR-Fassung, da man hier das Thema "Faschismus" sehr ernst nahm und Berührungsängste mit unbekümmertem Humor in dieser Richtung hatte (aus den Sherlock-Holmes-Filmen ist auch jeglicher Bezug zum Weltkrieg ausgeklammert). Dafür wurden ernsthafte politische Bezüge sehr präzise übersetzt, während in der BRD solche sehr oft verwaschen oder völlig ausgeklammert wurden (die strunzdämliche Einleitung zu "Der gewöhnliche Faschismus"). Man kann die DEFA dafür kritisieren, aber wenn ich sehe, wie viele nicht nachvollziehbare Kürzungen bei Filmen westlichen Verleihs vorgenommen wurden, sehe ich nicht wirklich Grund dazu. Flatau hielt übrigens nicht Kontinuität zu Constantin, sondern genau umgekehrt - "Fantomas" (herausgebracht 1965) war Martienzens erster Einsatz für De Funes, die Gendarmen-Filme kamen erst mit etwas Verspätung.
In Antwort auf:Also, erst mal liegen nicht zwei Jahre dazwischen, sondern sieben.
Da bin ich jetzt selber durcheinander gekommen. Liegt daran, daß man leicht übersieht, daß DAS GROSSE RESTAURANT im Osten ja erst 10 Jahre später synchroisiert wurde.
In Antwort auf:Die Kontinuität in der BRD beruht nicht zuletzt darauf, daß die meisten Filme von sehr wenigen Regisseuren bearbeitet wurden. Manfred Köhler z.B. ("Der Gendarm von St. Tropez") griff gern mal auf berliner (also vertraute) Sprecher zurück, deshalb wahrscheinlich die Besetzung.
Steht das im deutschen Vorspann, daß Köhler (Aventin Filmstudio ?) den GENDARM bearbeitet hat (bei Arne steht es nicht) ? Ich kann mich z.B. erinnern, daß Edgar Flatau im deutschen Vorspann zu FANTOMAS stand; auch der Dialogautor. Leider habe ich den deutschen Vorspann nirgends mehr. Rank nahm ja auch Bearbeitungen in Berlin vor, was auf FANTOMAS zutreffen könnte. Arne hat in der Sprecherliste Berlin; beim Film selbst aber Hamburg stehen. Ich tippe nun doch eher auf Berlin. Und natürlich habe ich da nochmal gepatzt: freilich war FANTOMAS war der erste Martienzen. Sollte mir meine eigene Liste genauer durchlesen...
In Antwort auf:"Hasch mich..." wurde übrigens von der Berliner Synchron bearbeitet, die seit ca. 1966 für sämtliche MGM-Filme verantwortlich war.
Das ist mir insofern neu, als Arne ja die numerische BSG-Liste einschließlich Autor und Dialogregisseur ab 1952 vorliegen hat. Trotzdem sind MGM-Filme in seiner Datenbank noch nie mit BSG gekennzeichnet worden, was ihm sonst ja ein Leichtes wäre. Wie kommst Du darauf ? Vielleicht hat MGM nur eigenverantwortlich Technik & Studio bei BSG benutzt - die Synchronstudios lagen ja ohnehin alle in derselben Ecke in Berlin. Sonstigenfalls wäre dann HASCH MICH die erste Martienzen BSG-Bearbeitung gewesen. Arne wird das ja genau aufklären können.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Ja, Köhler und Aventin werden eindeutig im Vorspann aufgeführt (Aventin erkennt man allerdings auch an der gnadenlos übersteuerten Tonqualität). Die MGM-Filme wurden seit ca. 1966/67 von der BSG synchronisiert, frag mich nicht, wo ich das zuerst gelesen habe, aber ich hatte mehrere Quellen, nicht zuletzt darin, daß (wenn mal etwas konkreter darauf eingegangen wurde) bei späteren MGM-Filmen die typische BSG-Verteilung Koeniger (Dialog) und Behnke (Regie) auftauchte. Ich habe den deutschen Vorspann von "Fantomas" noch: Buch - Ursula Buschow, Regie - Edgar Flatau. Eigentlich ist es die typische optische Aufteilung der Rank Synchron (wie auch bei "Sodom und Gomorrha"), aber die Sprecherwahl hat mich auch schon gewundert. Offenbar war Rank "umgezogen" zur Berliner Synchron - in "Das Quiller-Memorandum" findet man eine ähnliche Aufführung, nur diesmal in der Kombination Buschow - Brunnemann. Und dieser Film ist angeblich von der BSG synchronisiert worden. BSG würde auch passen durch die schlimme Tonqualität, die man ganz ähnlich auch in "Der wildeste Westen" findet und die des Jahres 1965 absolut unwürdig ist. Vielleicht hängt die genaue Aufführung der Crew und Besetzung bei der BSG nicht von der Firma selbst ab, sondern vom Verleiher? Es steht ja auch nicht in jedem deutschen Vorspann, daß die BSG den Film bearbeitet hat. Bei "Coma" und "Fame" (beide MGM) wurde es z.B. ganz hinten dran gehängt.