In Deiner Besprechung zu "Schablonen der Gewalt" heißt es, G.G. Hoffmann habe den Prolog neu eingesprochen. Kann man diese Fassung heute noch irgendwo finden, z.B. auf der jüngsten DVD-Fassung?
Nein, die Fassung haben wir bewusst nicht verwendet, da sie zwar gut meint war, aber leider nicht sehr überzeugend gesprochen wurde. Es zeigte sich dadurch erst, wie perfekt Holger Hagen in der TV-Fassung den Text vortrug. Bereits durch kleine Änderungen in der Betonung gerät der Text, der bei Hagen wie die Einleitung zu einer spannenden Doku klingt, zu einem geleierten pathetischen Gesülze. Wer's nicht glaubt, hier bitte...
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GGH Intro.mp3
Schade. Einen pathetisch-sülzenden Hoffmann hätte ich gerne in Kauf genommen , zumindest als Sprachauswahl-Alternative. Aber Du hast schon Recht, es ist tatsächlich etwas lustlos dahergeleiert.
Apropos Sprachauswahl. Nachdem man - ich hätte es nie zu hoffen gewagt - anläßlich der DVD-Veröffentlichung tatsächlich keine Kosten und Mühen gescheut hat, die TOS-Synchro fachkundig zu bearbeiten, wäre es für die fraglos kommenden nächsten DVD/Blue-Ray-Veröffentlichungen wünschenswert (*träum*), wenn die verschiedenen deutschen Synchrofassungen (einschließlich Danneberg als Kirk) zum Vergleich als alternative Sprachversionen angeboten werden könnten. Wäre doch schade drum, wenn das alles im Archiv verstauben und eines Tages durch den studentischen Praktikanten versehentlich entsorgt würde...
Das Intro kenne ich noch von der VHS Version. Da habe ich schon damals an eine beiläufige Aufnahme während der Kaffepause denken müssen. Der Folge tun die "echten" Stimmen trotz fortgeschrittenen Alters aber ganz gut. Ich glaube die Version wurde auch auf der DVD verwendet. Insgesamt finde ich die DVD Synchro sehr gelungen. Ein Freund von mir merkt gar nicht, wenn Kirk plötzlich von Neuman oder Pille von Pukaß gesprochen wird. Das einzige was mich gestört hat waren einige alte Synchrofehler, die man hätte korrigieren können. Beispielsweise die falschen Jahreszahlen in "der schlafende Tiger", nicht nur, weil sie mit dem Zorn des Kahn und Enterprise nicht vereinbar sind, sondern weil ich solche Verfälschungen grundsätzlich schade finde. Ich hätte vielleicht auch das Intro von Neumann oder Sonnenschein neu einsprechen lassen, da es auch vollkommen verfälscht übersetzt ist. Kann man die Tonspur eigentlich gar nicht aufwerten? Wenn man die Remastered Version auf Deutsch schaut, geht ihr ganz schön viel durch den alten Monosound verloren.
Solche einzelnen Infos wie die Jahreszahlen in der Khan-Folge zu berichtigen, hätte ganze Szenen zu nichte gemacht, da mitten im Dialog kein Bruch aufkommen darf. DER SCHLAFENDE TIGER gehörte außerdem zu den ersten Folgen, die überhaupt bearbeitet wurden, da wusste noch keiner, wie viel Neusynchro die Serie letztlich verkraftet. Ich denke aber, der von uns eingeschlagene Mittelweg war durchaus vertretbar. Wir wollten zudem die Eigenständigkeit der deutschen Synchro nie als Verfälschungen sehen. Insbesondere der Prolog, und darum ging es ja hier, ist perfekt so wie er ist. Ob da fälschlich von "Galaxien" die Rede ist, spielt gar keine Rolle. Jede wörtliche, augenscheinlich richtige, Übersetzung hätte im Nachhinein wie ein Fremdkörper gewirkt. Nicht nur aus Gewöhnung, sondern weil die deutlich lyrischer angelegte deutsche Fassung in ihrer Gesamtheit ein kleines Meisterwerk ist, das dem prosaisch-militanten Original durchaus das Wasser reichen kann. Gerade in der Hinsicht hatte das GGH-Intro gezeigt, dass nicht jede Korrektur von Vorteil sein muss.
Und nein: Der Monoton lässt sich in keiner vernünftigen Weise aufpolieren, wie bei allen alten Serien, bei denen Sprache und Geräusche nicht mehr getrennt vorliegen.
Ich bin ein uneingeschränkter Fan der Rekonstruktion, ich kenne nur eine Handvoll, die so überzeugend gemacht sind. Das einzige, was mich stört, ist, dass nicht schon 1995 bei der Nachsynchro von "Amok Time" Korrekturen gemacht wurden - Herbert Weicker hätte problemlos überarbeitete Dialog einsprechen können und es wäre nie aufgefallen. Am schärfsten verstimmt mich, dass der Dialog auf der Krankenstation so idiotisch geblieben ist: "Ich bin nicht krank in ihrem Sinne, McCoy. Sie können mir nicht helfen. Nur auf dem Vulkan können sich die Zellen meines Körpers regenerieren." Es gibt viele Stellen in der deutschen Fassung auch ohne die Verfälschung zu >Weltraumfieber<, die kompletter Unsinn sind, das habe ich schon erkannt, als ich noch nicht mit dem Original vergleichen konnte. Hier ist es aber besonders heftig. Originalgetreu müsste es heißen: "Mein Befehl lautete, mich auf der Krankenstation zu melden. Das habe ich getan. Und jetzt gehe ich in mein Quartier." Plötzlich macht es Sinn, dass Spock auf die Krankenstation gekommen ist, um gleich wieder zu verschwinden: er nimmt den Befehl des Captains wortwörtlich, um ihn nicht verweigern zu müssen. Das hätte man 1995 perfekt ausbügeln können. Dass der Bruch der Stimmen auf DVD nicht in Kauf genommen wurde, finde ich völlig in Ordnung und suche weiterhin die Classic-Folgen ab, ob mir nicht doch noch eine Passage unterkommt, mit der ich für mich privat die Tonspur ausbessern kann.
Sinnentstellende Übersetzungen stören mich in der TOS-Synchro wenig. Soweit vertretbar, hat man das für die DVD-Veröffentlichung für mein Empfinden behutsam korrigiert. Jede unrichtig übertragene Stelle zu korrigieren, hätte, selbst wenn hinreichend Zeit und Geld dafür zur Verfügung gestanden hätte, wahrscheinlich ein Stimmen-Wirrwarr verursacht. Entscheidend ist für mich, daß letztlich alle Folgen vervollständigt und zurückhaltend verbessert worden sind. Besser konnte man es aus meiner Sicht nicht machen. Andreas Neumann war ein echter Glücksgriff. Ich habe mir tatsächlich noch einmal sämtliche Staffeln auf DVD gekauft, nur um die Nachsynchros zu genießen (natürlich nur, wenn sonst niemand im Haus ist - man möchte ja nicht als Trekkie- oder Synchro-Nerd dastehen... ). Ohnehin erstaunlich, daß der Zeit- und Kostenaufwand genehmigt worden ist und man entsprechend engagiertes Personal gefunden hat. Ich hatte befürchtet, man behilft sich bei den Lücken mit Untertiteln, die der Praktikant aus der Ukraine zusammenschustern darf..
Ärgerlich finde ich, daß offenbar immer wieder, wenn eine neue Schnittfassung veröffentlich worden ist, alte Synchrobänder nicht mehr verfügbar waren, so daß man überhaupt erst auf Neusynchronisationen zurückgreifen mußte. Unter archivarischen Gesichtspunkten unverständlich. Aber wie man anläßlich des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs gesehen hat, halten es sogar Berufsarchivare nicht für angezeigt, zumindest von den wertvollsten Archivalien Kopien zu fertigen und diese auswärts zu lagern... Lieber eifersüchtig über das "eigene" Material wachen, als es für die Nachwelt zu erhalten ...
Wie wird eigentlich mit den ganzen aufgenommenen, aber nicht verwendeten Takes im Synchrogewerbe verfahren? Wird das auch alles gelöscht? Und weshalb stellen die amerikanischen Produzenten nicht von vornherein immer sämtliche gedrehten Szenen zur Synchronisation zur Verfügung? Dann stünde man für spätere erweiterte Fassungen und "Director Cuts" nicht immer vor dem Problem der Nachsynchronisation mit gealterten oder neuen Sprechern.
Takes werden normalerweise sofort gelöscht, wenn sie nicht perfekt sind, gelegentlich wird mal eine Alternative bei den Aufnahmen gemacht. Was aber nach der Mischung mit den Resten passiert, musst Du Eingeweihte fragen.
Der Director's Cut von "Star Trek - Der Film" (der auf DVD, nicht der auf VHS!) legt nahe, dass die BSG separate Sprachaufnahmen aufhebt - hier ist mindestens eine Sprachpassage Kirks zu hören, die im Kinofilm mit einer Com-Ansage überlappt, aber auf DVD "auseinander genommen" wurde. Auf VHS wurde dieser Satz noch von Klaus Sonnenschein nachsynchronisiert (die Szene ist länger als in der Kinofassung), auf DVD aber ist eindeutig GGH zu hören.
Zitat von SFCDas einzige was mich gestört hat waren einige alte Synchrofehler, die man hätte korrigieren können. Beispielsweise die falschen Jahreszahlen in "der schlafende Tiger", nicht nur, weil sie mit dem Zorn des Kahn und Enterprise nicht vereinbar sind, sondern weil ich solche Verfälschungen grundsätzlich schade finde.
Die Jahreszahlen in der Khan-Folge waren im Original fehlerhaft. Dieser Fehler wurde in der deutschen Bearbeitung 1972 korrigiert, und es gibt keinen vernünftigen Grund, diese Korrektur wieder rückgängig zu machen. Wenn ich mich nicht irre, hat man sogar in den DVD-Untertiteln, die nicht auf der deutschen Tonspur basieren, die Jahreszahlen der Synchronisation übernommen, weil das Original keinen Sinn ergibt.
Ach ja, in der Yahoo-Newsgroup von MONDBASIS ALPHA 1 wird übrigens überaus vernichtend über die DVD-Nachbearbeitung von RAUMSCHIFF ENTERPRISE geurteilt. Ekmar Brand hat sich mit Andreas Fallinski in Verbindung gesetzt, und beide meinen, die neu synchronisierten Stellen von bereits in deutscher Sprache existierenden Szenen wären rein willkürlich.
Zitat von NorbertEkmar Brand hat sich mit Andreas Fallinski in Verbindung gesetzt, und beide meinen, die neu synchronisierten Stellen von bereits in deutscher Sprache existierenden Szenen wären rein willkürlich.
Das ist Quatsch. In den für Sat.1 synchronisierten Folgen wurde fast nie eingegriffen, nur dort, wo wirklich mal etwas "zerstört" wurde, von dem jeder Trekkie weiß: die Anspielung auf das "Korbomit" in "Wie schnell die Zeit vergeht", die wirklich dämlichen Fehlübersetzungen in "Menagerie" und natürlich "Krieg der Computer", wo ich slatribartfast nur Recht geben kann: Er schrieb seinezeit in der "Trekworld": "Seht euch diese Folge nicht auf deutsch an!" Die Veränderungen in Kirks Dialogzeilen sind wirklich so haarsträubend, dass die Folge als dumm erscheint; seit der DVD-Fassung ist sie in meiner Achtung ganz erheblich gestiegen, weil sie plötzlich (tiefen) Sinn ergibt. Was die ZDF-Folgen betrifft: Wenn hier neu synchronisiert wurde, dann nur, um keinen Bruch mitten im Satz zu erzeugen. Es handelt sich keineswegs um bereits synchronisierte SZENEN, sondern um SÄTZE - das ist ein HIMMELWEITER Unterschied. Aber Andreas Fallinksi musste wohl irgendetwas Negatives sagen, da er ja für die Verfälschungen selbst zu Sat.1-Zeiten auch ein Stück Verantwortung trägt.