Zitat von berti im Beitrag #45Beim ersten Sehen des Films (auf das ich übrigens ein paar Jahre warten musste, weil er im Vergleich zu den Ustinov-Filmen nach meinem Eindruck relativ selten zu sehen war)
Im Gegensatz zu TadN, DBudS, MiS und sogar RmeL wurde er auch von RTL 2 (in deren Anfangszeit, als sie noch "richtige" Filme zeigten) nicht ausgestrahlt. Ich sah ihn tatsächlich erstmals auf Kauf-VHS (9,99 DM bei Aldi!), dann lief er einmal (ca. 1999) bei TM3, bis er Anfang der 2000er mal 2-3 Jahre zum Weihnachtsrepertoire der Öffentlich-Rechtlichen gehörte. Seitdem taucht er unregelmäßig in den Regionalprogrammen und im Kultur-TV (3sat, ARTE) auf. Offenbar sind die Ustinov-Filme einfach beliebter, allerdings hätte ich es eher verstanden, wenn MiS das Stiefkind der Reihe geworden wäre.
Zitat von berti im Beitrag #45Mit Ustinov, der in "Tod auf dem Nil" eher melancholich-väterlich und in den übrigen Fällen betont gemütlich agierte, wäre das undenkbar, bei Suchet ebenfalls, der selbst in emotionalen Momenten nie den Eindruck erweckte, er könne handgreiflich werden.
Bei dem unsensibel herumbrüllenden Ustinov-Poirot aus "Rendezvous mit einer Leiche" würde man ein solches Vorgehen zumindest nicht völlig ausschließen (besonders in der deutschen Fassung).
Mein Erstkontakt war Weihnachten 1996 im Spätprogramm des ZDF, danach war die nächste mir bekannte Ausstrahlung auf einem empfangbaren Sender ebenfalls um die Feiertage herum, und zwar am zweiten Weihnachtstag 2002. 1996 habe ich ihn übrigens eher zufällig im Fernsehprogramm entdeckt (er lief zu später Stunde), aber wenigstens hatte ich eine geeignete VHS zur Hand. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, witzigerweise konnte auch ohne Besetzungsliste einige der vorab genannten Stars (Sean Connery, Ingrid Bergman) den "richtigen" Rollen zugeordnet werden.
Der beim Verhör nicht gerade zurückhaltende Poirot in "Rendezvous" ist sicher ein Grenzfall, wobei selbst dem eher psychische Gewalt zuzutrauen wäre.
Zitat von berti im Beitrag #45[quote="Lord Peter"|p7470573]aber es war doch offensichtlich, dass hier jemand optisch extrem verändert wurde, der eigentlich zu jung und zu groß für die Rolle war; ansonsten war der gebückte Gang unerklärlich, da der literarische Poirot ja keinen Buckel hat. Vielleicht wäre der Eindruck der Veränderung noch stärker gewesen, wenn ich den Film im Original kennengelernt hätte, da Finney dort nicht nur mit Akzent spricht, sondern auch seine Stimme extrem verstellt.
Ich kannte Finney vorher auch nicht, als ich den Film so etwa als 11-Jähriger das erste Mal sah. Aber über sowas habe ich mir keinen Kopf gemacht. Mir gefiel Ustinov zwar besser, aber der Film MiOE hatte eine so fesselnde Handlung, dass mir der Schauspieler von Poirot ziemlich wurst war. Im Original allerdings wirkt der Akzent wirklich extrem gespielt und aufgesetzt. Deshalb ist Biederstädt für mich eine gute Entscheidung gewesen, weil er die Figur anders rüberbringt und diese heutigen Kritikpunkte sehr schön kaschiert.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #48Im Original allerdings wirkt der Akzent wirklich extrem gespielt und aufgesetzt.
Noch etwas dazu: Beim ersten Sehen war ich bereits durch David Suchets Interpretation der Rolle stark geprägt, er war für DER Poirot; optisch war klar, dass man Finney möglichst in diese Richtung haben wollte, aber damals irritierte mich der fehlende Akzent. Jahre später erfuhr ich durch einen Text, dass dieser im Original durchaus vorhanden war. Als ich den Film dann erstmals auf DVD sah, passte die Sprechweise zwar deutlich besser zur Körpersprache als Biederstaedts Organ (siehe vorherige Beiträge), aber dafür wirkte Poirot plötzlich viel stärker wie eine Karikatur, was nicht recht mit der Absicht von Drehbuch und Regie harmonierte, den Detektiv möglichst "ernsthaft" zu zeigen.
Ich fand Finney als Poirot auch schon immer sehr gewöhnungsbedürftig. Allerdings - auch auf die Gefahr mich unbeliebt zu machen - kann ich auch mit Suchets Interpretation nicht viel anfangen. Für mich der beste ist da schon glasklar Ustinov.
Zitat von Silenzio im Beitrag #50Für mich der beste ist da schon glasklar Ustinov.
Damit hätte John Connor einen Unterstützer; und die unterschiedliche Anzahl in Sachen Fernsehausstrahlung spricht dafür, was beim Publikum beliebter ist (die Serie mit David Suchet war ja vor dem Beginn der DVD-Veröffentlichung lange in der Versenkung verschwunden).
Es geht ja nicht unbedingt darum, ob ich mit meinem Finney-Bashing Unterstützer habe oder nicht - aber wenn ich die Stellungnahmen oben ganz grob bilanziere, scheint sich Finney doch als gemeinsamer Nenner herauszukristallisieren, wenn es um die Frage geht, was an ORIENT-EXPRESS am störendsten ist.
Suchet kannte ich bislang auch nicht als Poirot, aber neuerdings läuft die Reihe ja auf ONE - ich muss sagen, dass mich weder Suchet noch die Reihe selbst vom Hocker hauen.*
*was man zB. aus ALIBI gemacht hat, fand ich sogar geradezu skandalös. Nicht unbedingt, weil der Stoff unverfilmbar wäre, sondern weil man den Fehler gemacht hat, ihn als Poirot-Fall zu verfilmen - als eigenständige Verfilmung mit Beibehaltung der Erzählperspektive des Romans würde es m.E. ohne große Abstriche funktionieren.
Was die Beurteilung der Suchet-Reihe angeht, so ist das Problem, dass es sich eigentlich um zwei verschiedene Serien mit demselben Hauptdarsteller handelt: Speziell die nach der Jahrtausendwende entstandene Filme unterscheiden sich atmosphärisch und stilistisch teilweise extrem von den früheren Staffeln (siehe eine frühere Diskussion im Thread über die Serie).
Zitat von John Connor im Beitrag #52Es geht ja nicht unbedingt darum, ob ich mit meinem Finney-Bashing Unterstützer habe oder nicht - aber wenn ich die Stellungnahmen oben ganz grob bilanziere, scheint sich Finney doch als gemeinsamer Nenner herauszukristallisieren, wenn es um die Frage geht, was an ORIENT-EXPRESS am störendsten ist.[/small]
"Störend" vielleicht nicht unbedingt, eher gewöhnungsbedürftig (wenn man andere Darstellungen gewohnt ist).
... ich hätte besser schreiben sollen: was am ehesten stört. Eine Anmerkung noch: ich habe ORIENT-EXPRESS lange vor den Ustinovs gesehen und hatte damals schon eine Antipathie gegen Finney wie auch gegen den Film.
Nicht wenige sind ja felsenfest davon überzeugt, dass Peter Ustivov im Orientexpress ermittelt hätte. Als die Neuverfilmung ins Kino kam, wurde im Radio (SWR3) auch erwähnt, dass der Roman ja schon mehrfach verfilmt wurde und die wohl bekannteste Version die mit Peter Ustinov sei...
Vielleicht trug zu diesem Missverständnis noch bei, dass Ustinov 1991 eine Dokumentation über diesen Zug moderierte, bei der er teilweise mit historischen Persönlichkeiten zusammentraf? http://www.imdb.com/title/tt3142094/
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #20Der deutsche Ton auf meiner DVD ist unglaublich verrauscht. War das bei der späteren Neuauflage auch noch so?
Damals mussten leider mehrere Mitglieder bestätigen, dass es bei der schlechten Qualität geblieben sei. Vermutlich sind weiterhin keine Veröffentlichungen mit besserem Klang erschienen?