Es ist mir klar, dass sich die meisten Stimmen (nicht nur in der Synchron-Branche) im Laufe der Zeit mehr oder weniger verändern. Hier geht es aber um Fälle von Veränderungen, bei denen der jeweillige Sprecher kaum mehr wiederzuerkennen ist. In einem anderen Thread wurde ja bereis dass Beispiel Uwe Paulsen genannt, dessen Organ sich in den Neunziger zwischen der Synchro von zwei Folgen einer Serie stark verändert habe und seitdem völlig anders klinge.
Mein persönlicher Favorit in dieser Hinsicht ist Harry Wüstenhagen: Ich konnte es früher nicht fassen, dass die sehr raue und nasale Stimme, die ich aus Synchros aus den Achzigern kannte wirklich dem Mann gehören sollte, dessen Stimme ich (u. a. aus den Edgar Wallace Filmen) als deutlich heller und weicher kannte. Seine Stimme hat sich offenbar schon seit Ende der Sechziger immer mehr gewandelt. Hat jemand von euch dafür eine Erklärung?
Gert Günther Hoffmann: Normalerweise ist es ja eher so, dass Stimmen mit zunehmendem Alter rauer und tiefer werden. Bei GGH war es jedoch herade umgekehrt: Er klang von Jahr zu Jahr (besonders ab den späten Achzigern)immer höher, zarter und zerbrechlicher. Speziell bei seinen letzten Rollen Mitte der Neunziger musste ich teilweise an Armin Müller-Stahl denken.
Klaus Schwarzkopf: Bei den Colombo-Folgen 1989-91 hätte ich ihn ehrlich gesagt von alleine gar nicht erkannt; er klang dort erheblich kratziger und brüchiger als in seinen früheren Synchron-Rollen.
Arnold Marquis. Der klang in den späteren Jahren auch sehr viel tiefer und rauher, als vorher. Vergleiche z.B. wie er auf Jack Klugman in den 70er Jahren und in den späten 80er Jahren klang.
Das Beispiel ist mir bekannt. Ich finde aber, dass man ihn ab Ende der Fünfziger auf jeden Fall immer erkennen konnte. Mir geht es aber um Fälle, von man Sprecher gar nicht (oder kaum) wiedererkennen kann.
Naja, das Wiedererkennen von Stimmen hat ja auch einen subjektiven Aspekt. Ich hatte zum Beispiel nie einen Zweifel an Wüstenhagens Stimme, auch wenn sie sich etwas verändert haben mag.
Bei GGH war das schon anders. Als ich zum ersten Mal "Sag niemals nie" sah, ärgerte ich mich anfangs, dass Connery nicht seine "Stammstimme" habe, und erst andere Filme mit dem "späten" GGH machten mir die Veränderung bewusst. Ein andere Stimme, die sich ab den 80ern verändert hat, ist die von Michael Chevalier. Da muss man - finde ich - auch genau hinhören, um die tiefe, massige Stimme mit der hellen Stimme der 60er zusammenzubringen.
Dieser Mann ist zwar kein Synchronsprecher, allerdings hat sich seine Stimme auch (vor allen Dingen in den letzten Jahren) stark verändert. Als 2001 die "Sendung mit der Maus" ihr 30jähriges Jubiläum feierte, hat der KIKA 30 Mausfolgen aus 30 Jahren ausgestrahlt, darunter auch eine Folge von 1975, wo u.a. gezeigt wurde, wie ein Wasserhahn hergestellt wurde. Ich musste wirklich mehrmals hinhören, ehe ich Armin Maiwalds Stimme erkannt habe, denn er klang damals noch ziemlich anders als heute. Seine Stimme war etwas höher und hatte einen etwas härteren Klang. Außerdem hatte er damals noch nicht seinen typischen Redestil ("Das ist der Stefan. Der Stefan arbeitet im Supermarkt."), sondern sprach eher stichpunktartig.
Benjamin Völz. In Nightmare On Elm Street klingt er noch verdammt jung und jugendlich, hab ihn gar nicht erkannt. Im Gegensatz zu Oliver Rohrbeck oder Andreas Fröhlich hat sich seine Stimme sehr verändert. Er klingt viel reifer und seriöser.
Michael Chevalier wollte ich eigentlich auch noch posten, hab´s dann aber leider vergessen. Seine tiefe Stimmlage konnte er allerdings auch in den späten Sechzigern schon haben (z. B. bei Spiel mir das Lied vom Tod), wenn er mit seiner Stimme in den Keller ging. Später war das dann wohl nicht mehr nötig. In Wer den Wind sät oder Der rosarote Panther hatte ich ihn früher allerdings auch nicht erkannt und war überrascht, als ich seinen Namen bei Bräutigam gelesen hatte. Heute würde mir das (zumindest bei ihm) wohl nicht mehr passieren.
Otto Mellies - er hatte viele Jahre eine katzenhaft weiche Stimme; obwohl sie sich eigentlich nicht sehr verändert hat, klingt sie seit einigen Jahren viel härter, knarrender Eva Pflug - ganz extremes Beispiel; obwohl ich eigentlich recht gut im Auseinanderhalten von Stimmen bin - hätte ich ihren Namen nicht im Abspann von "Kronks großes Abenteuer" gelesen, wäre ich niemals auf sie gekommen; ihre Stimme kann man eigentlich nur noch als kaputt bezeichnen; und auch wieder nicht, immerhin singt sie ziemlich gut
Aber mal als Gegenbeispiel: wären nicht die verschiedenen Tonqualitäten und die mitbesetzten Sprecher - niemand könnte wohl sagen, ob eine Aufnahme von Siegmar Schneider von 1950 oder 1990 stammt.
Ähnliche Phänomene gibt es natürlich auch bei Sprecherinnen (Upps, hatte Stefans Bemerkung über Eva Pflug überlesen): Gisela Fritsch, Tilly Lauenstein, Edith Schneider - Außenstehenden dürfte es nicht ganz leicht fallen, zwischen den Stimmen dieser Damen zu Beginn ihrer Karrieren und ihren späteren Stimmen Ähnlichkeiten festzustellen. Den Vogel schießt für mich aber Uta Hallant ab: klang sie zu Beginn wie eine zweitklassige Marion Degler-Kopie, wurde ihre Stimme ab Ende der 70er so richtig sexy und unverwechselbar.
Was das Gegenbeispiel angeht: ich finde, an Siegfried Schürenberg und Heinz Engelmann ist das fortschreitende Alter auch beinahe spurlos vorüber gegangen (nur ganz zum Ende wurde Engelmanns Stimme kratziger und rauher).
In Antwort auf: Benjamin Völz. In Nightmare On Elm Street klingt er noch verdammt jung und jugendlich, hab ihn gar nicht erkannt. Im Gegensatz zu Oliver Rohrbeck oder Andreas Fröhlich hat sich seine Stimme sehr verändert. Er klingt viel reifer und seriöser.
Da muss ich wiederum wiedersprechen.
Ich finde gerade Andreas Fröhlich hat sich stimmlich ziemlich krass verändert, und damit meine ich nicht nur den "normalen" Stimmbruch, sondern habe ich den Eindruck dass sich seine Stimme so alle zehn jahre mal wieder verändert, z.B. immer rauher wird; wenn man z.B die Wüstenroth Werbung von heute mit z.B. ner drei ??? Folge aus den 80ern vergleicht fällt das schon sehr ins Gewicht. ~Mel ********* http://home.arcor.de/winonah
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Genau das wollte ich auch sagen, queeniemel. Stimme Dir vollkommen zu !
Ich habe etliche Filme, Hörspiele und Hörbücher aus den 80ern bis heute, in denen Fröhlich als Sprecher beteiligt war - da sind schon enorme Veränderungen eingetreten, auch wenn man ihn immer noch wiedererkennt. In einem Interview von 2006 erwähnt er übrigens selbst, dass seine Stimme in den letzten 5 Jahren nochmal tiefer geworden ist.