Ich würde gerne mal aufgreifen, ob sich in Richtung Synchronsprecher einiges verschlechtert oder verbessert hat und ob früher die Synchronisation besser war, da viele Theaterschauspieler zum Synchronbussiness verpflichtet wurden. Viele Synchronsprecher reden auch davon, das es viel hektischer zugehen soll als früher. Und da viele Synchronsprecher ja auch nicht mehr leben Klaus Kindler u.a. ist es da irgendwie sehr schwer einen guten Ersatz zu finden ( meiner Meinung nach). Gerd Günther Hoffmann war für mich einer der besten Synchronsprecher die es gab. Ich erinnere mich auch noch gut an Siegfried Schürenberg, Edgar Ott. Ich will nicht sagen, das Synchronisationen schlechter geworden sind, es gibt viele die sogar noch das Orginal übertreffen, aber ich habe irgendwie das Gefühl die Zahl der Synchronsprecher wird immer kleiner. Aber in der Synchronbranche wird oft gemunkelt, früher soll die Synchro irgendwie besser gewesen sein. Ich weiß ja nicht wie ihr das seht. Ich finde es z.b. klasse das man so einen guten Ersatz gefunden hat für Edgar Ott- Jürgen Kluckert.
Ich denke, ein Pauschalurteil nützt da niemandem etwas. Viele mochten z.B. die Gag-Synchros von Brandt/Brunnemann nicht, für andere war es der Hit - es ist halt alles doch ein bisschen Geschmackssache, kommt darauf an, worauf man mehr Wert legt. Ich persönlich liebe das Flair von klassischen Synchros, egal ob nun in Serien wie MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE, DEPARTMENT S, DIE 2 oder KOBRA, ÜBERNEHMEN SIE, oder Kinofilm-Klassikern. Dennoch möchte ich auch die aktuellen Synchros nicht missen. Viele Sachen, die man früher gemacht hat, die früher für gut und richtig befunden wurden, würde man heute so nicht mehr machen und würde auch nicht mehr passen, denn es ist einfach so: Jede Film/Serien-Generation erhält die Synchros, die sie verdient. Ja, es geht heute hektischer zu als früher, aber man muss auch bedenken, dass in den 60ern Filme und Serien nicht so am Fließband produziert wurden, wie heutzutage. Auch gab es bei Weitem nicht so viele Abnehmer und die durch die Werbeindustrie erzeugte Zielgruppe der 14-49 Jährigen gab es früher auch noch nicht in der Form, wie wir sie heute erleben. Sprich: Film/TV-Produktionsweise und -stil haben sich verändert und mit ihr eben auch die Synchronisation. In 20 Jahren sind die Sachen von heute wohl auch wieder alle überholt - nicht zuletzt wegen der sich immer rascher verändernden Technik.
Gruß,
Hendrik
("Die Menschen nennen mich 'Father Superior'!" - Tilo Schmitz in EMERGENCY ROOM)
Was mich an der heutigen Synchronisation extrem ärgert ist, dass sehr viele englische Ausdrücke nicht oder nicht mehr synchronisiert werden. Da kommen Wörter vor, die ich zwar schon verstehe aber meine Großmutter überhaupt nicht, die kann sich nicht einmal einen Film in ihrer Muttersprache ansehen und alles komplett verstehen. Z.B: "Das war nur ein Joke" oder "Er hat eine midlife crisis". Ein anderes Beispiel: Harry Potter: In Deutsch heißt es: Miss Hermine Granger (Englisch und Deutsch vermischt), auf Tschechisch heißt es: Slečno Hermiono Grangerová, auf Niederländisch heißt es sogar: Juffrouw Hermelien Griffel. Und was einzigartig ist und nur in der deutschen Synchro gibt, ist dass das "englische R" auch englisch ausgesprochen wird.
Ich interessiere mich sehr für Synchronisation aber wenn sie nur billig und schnell-schnell wie "Fließbandarbeit" gemacht wird, finde ich das sehr schade und vorallem kostet es nur unnötig Geld, denn Synchronisation kostet nun mal mehr und dann finde ich auch dass es ordentlich synchronisiert gehört, sonst bräuchte man gar nicht synchronisieren und man würde sich eine Menge Geld ersparen.
Das Problem, was auch im "Blackbeard- Thread" diskutiert wurde, ist wirklich die heutige, "billig und schnell Masche". Die Autraggeber solten mal lieber mehr Geld für eine ordentliche Synchro bereitstellen und den Studios genug Zeit lassen, dann werden die Synchros auch besser.
ronnymiller
(
gelöscht
)
Beiträge:
27.07.2006 21:23
#5 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter?
Das Problem mit den nicht übersetzten Worten wie FAKE stört mich auch. Und viele Synchros klingen gleich -viele Klischee und Typenbesetzungen mit immer gleichen und gleichklingenden Stimmen, lieblose Texte - die einfach runtergeschrieben werden. Die Synchronschauspieler stehen nur noch selten bis nie gemiensam im STudio - was man hört. Der 5.1 Kinosound wummert - aber man hat das Gefühl, die Stimmen vor der Leinwand zu hören - und nciht mehr IM Film.
Nur noch selten, bin ich von einer deutschen Synchro wirklich begeistert und nur noch selten, finde ich sie besser als im Original. Das letzte Beispiel das mir dafür einfällt ist 10 DINGE DIE ICH AN DIR HASSE. Hmmmm....auch schon lange her.
Letzten Endes ist der Klang doch völlig zweitrangig bei der Frage, ob eine Synchronisation gelungen ist oder nicht. Für mich ist die gelungenste seit Jahren die TV-Serie "Coupling" - geniale Übersetzung, perfekt besetzte Stimmen (selbst der immer etwas gekünstelt klingende Peter Flechtner passt hervorragend) und diese Schauspieler in Höchstform. So einfach isses. Und ich glaube nicht, daß Andreas Fröhlich dafür so viel Möglichkeiten zur Verfügung standen wie für "Herr der Ringe" (das ist sauberes Handwerk, nicht mehr, allerdings auch nicht weniger). Es ist einfach eine mit Liebe gemachte Arbeit. Vielleicht hat es früher davon einfach mehr gegeben, weil die Beteiligten es nicht als Job aufgefasst haben, sondern als Kunst? (Nur eine Spekulation ...) GGH oder Curt Ackermann waren auch immer dabei (Klischeebesetzung en gros) aber man hört ihnen bei (fast) jedem Film an, wie sie Spaß bei der Sache hatten. Wie aber soll man den gewinnen, wenn getrennt aufgenommen wird - das sehe ich ganz genauso. Blödeleien wie "Die Zwei" (ganz gleich, wie man zu Brandt/Brunnemann im Allgemeinen steht) konnten nur entstehen, indem sich die Leute gegenseitig hochgeschaukelt haben.
IMO kommt es beim Übersetzen bzw. Nicht-Übersetzen von englischen Begriffen, immer auch auf den Film an.
Z.B. bei einem, in heutiger Zeit gedrehten Film habe, in dem die Hauptdarsteller Jugendliche oder Junge Erwachsene sind und die das Wort "Fake" (in der dt. Fassung) sagen, finde ich es persönlich nicht so tragisch, weil das Heute von (deutschen) Jugendlichen auch öfters benutzt wird. (Das mag einem gefallen oder nicht, ist aber so) Somit wird ein "Jugendfilm" eben auch für die Jugend angepasst.
Was ich z.B. gar nicht mag ist, wenn in einem Film, in dem US Militär vorkommt, die Ränge übersetzt werden. IMO klingt es irgendwie unschön, wenn z.B. ein US Colonel mit Oberst angeredet wird.
Hingegen fänd ich es furchtbar, wenn z.B. in einem Film, in dem Senioren die Hauptrolle spielen, das Wort Fake benutzt würde, oder z.B. ein älterer Film neusynchronisiert wird und dort viele Begriffe nicht übersetzt würden.
In Antwort auf:Vielleicht hat es früher davon einfach mehr gegeben, weil die Beteiligten es nicht als Job aufgefasst haben, sondern als Kunst? (Nur eine Spekulation ...) GGH oder Curt Ackermann waren auch immer dabei (Klischeebesetzung en gros) aber man hört ihnen bei (fast) jedem Film an, wie sie Spaß bei der Sache hatten. Wie aber soll man den gewinnen, wenn getrennt aufgenommen wird - das sehe ich ganz genauso. Blödeleien wie "Die Zwei" (ganz gleich, wie man zu Brandt/Brunnemann im Allgemeinen steht) konnten nur entstehen, indem sich die Leute gegenseitig hochgeschaukelt haben.
Das wäre gut möglich. Es ist natürlich immer so, je besser die Arbeitsbedingungen sind, desto mehr Spaß hat man bei der Arbeit und je mehr Spaß man hat, desto besser wird meist das Endprodukt. Klar, wenn ich mit den Kollegen zusammen aufnehme ist das sicherlich besser, als alleine im Atelier zu stehen. Stelle ich mir irgendwie langweilig und trist vor da nur alleine zu stehen. Die führen ja (im Endprodukt) meist einen Dialog und den alleine aufzunehmen ist echt ein bisschen blöd. Als Schauspieler steht man ja auch nur selten alleine auf der Bühne, sonderen meist mit anderen Schauspielern.
Als KUNST haben die Sprecher es damals wohl auch nicht angesehen. Punkt eins ist: je früher man zurückblickt, desto mehr stößt man auf wirklich ausgebildete Schauspieler mit Bühnenerfahrung, was sich natürlich auch im Sprachverhalten wiederspiegelt. So ein fehlendes Talent kann ein Dialogregisseur bei Comedysternchen und GZSZ "ich glaub ich bin ein Star" Typen auch nicht per Regler hinzu modulieren. Punkt zwei : Die Synchronbranche hatte früher einfach mehr Zeit bei der Ausarbeitung. Dadurch konnten sich die Sprecher besser auf die Rollen vorbereiten und entspannter ihre Stimme zum Besten geben. Nicht zu vergessen, dass auch die Dialoge bei mehr Zeitaufwand einen besseren Schliff bekamen ...
In Antwort auf:Nicht zu vergessen, dass auch die Dialoge bei mehr Zeitaufwand einen besseren Schliff bekamen ...
Da hast du natürlich vollkommen recht. Hat jetzt mit Synchro zwar nichts zu tun, aber ich schreibe zum Spaß schon mal Fan Fictions zu Serien und ich habe persönlich auch den Eindruck, dass die Geschichten umso besser werden, je mehr Zeit ich mir lasse und je öfter man die Geschichte nochmal überfliegen und überarbeiten kann.
Genauso ist das bei richtigen Dialogbüchern natürlich auch. Nur leider bleibt heute oft nicht so viel Zeit.
Früher hat man doch auch sehr viele Leute genommen vom Theater die wirklich genial waren, könnte man das heute nicht auch noch so machen? Ich bin mir sicher, da lassen sich viele gute Sprecher neu entdecken.
Deswegen schätze ich die DEFA-Synchronisationen der 60er über alles. Damals waren bei "uns" die Grenzen noch völlig verwischt (in den 80ern kristallisierten sich dann auch zumindest in Berlin regelrechte Synchron-Profis wie Ernst Meincke heraus, die (meines Wissens) sich vor allem auf Synchron spezialisierten und weniger Theater machten) und absolute Größen des Deutschen Theaters wie Fred Düren, Rolf Ludwig oder Klaus Piontek synchronisierten Abenteuerfilme (also noch nicht mal "anspruchsvolle"). Allerdings gab es damals Wege, die es heute nicht mehr gibt - wenn jemand in einem Theatervertrag steckt, wird es mitunter schwierig, sich für Synchron freizumachen (siehe Manfred Lehmann und "Stirb langsam - Jetzt erst recht"). Und - dies mal schauspiel-theoretisch angemerkt - früher konnten Theaterschauspieler aus ihrer Seele herausspielen, heutzutage sind sie nicht selten in "avantgardistischen" Inszenierungen Material des Regisseurs, schlimmstenfalls Puppen, denen Subtilität förmlich aberzogen wird. Im Grunde aber gebe ich Dir recht - z.B. bin ich überzeugt, im Film "Backbeat" Gedeon Burkhart gehört zu haben (als Stu Sutcliffe), bevor er bekannt wurde, und er machte seinen Job sehr gut. Vielleicht ist eine gewisses Hierarchie (in der Synchronschauspieler ziemlich weit unten stehen) auch ein Problem - Grenzgänger wie Wolfgang Völz oder Elmar Wepper, die "trotz" ihres bekannten Namens häufig synchronisieren (und bei Wepper wissen das die Wenigsten, die sich nicht mit der Materie beschäftigt haben!) ziemlich selten.
Zitat von Freddy KrügerFrüher hat man doch auch sehr viele Leute genommen vom Theater die wirklich genial waren, könnte man das heute nicht auch noch so machen? Ich bin mir sicher, da lassen sich viele gute Sprecher neu entdecken.
Ein berechtigter Hinweis, allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob es die "genialen" Theaterschauspieler in der Menge noch gibt. Dennoch muss man schon beklagen, dass es immer weniger examinierte Schauspieler unter den Synchronsprechern gibt. Schließlich geht es hier um "Schauspiel" und nicht ums reine "Sprechen", insofern ist ja schon die Bezeichnung eine Herabwürdigung der eigentlichen Tätigkeit. Das Problem liegt aber sicher auch darin, dass man nicht mehr die Summen verdienen kann wie in früheren Tagen und dieser Bereich somit für die Elite des Fachs wohl nicht mehr sehr interessant ist. Qualität hat eben seinen Preis, das war früher so und gilt heute noch.
Zitat von WilloughbyDennoch muss man schon beklagen, dass es immer weniger examinierte Schauspieler unter den Synchronsprechern gibt.
Woher willst Du das wissen? Und abgesehen davon - nicht jeder "examinierte" Schauspieler kann sein Handwerk wirklich, und nicht jeder, der sein Handwerk beherrscht, hat auch eine (staatliche) Schule besucht. Schauspiel ist vor allem eine Sache der Erfahrung! Bester Beweis dafür sind Leute wie Andreas Fröhlich oder Oliver Rohrbeck, die von Kindesbeinen an im Synchronstudio stehen - man mag zu "Beziehungen" stehen, wie man will, aber die haben's durch die Praxis gelernt (und - ich wiederhole die Frage: Woher weißt du was über ihre sonstige Ausbildung?)
Da muß ich Willoughby schon Recht geben. Er dürfte, da sein Vater einer unserer ganz Großen war, schon als Kind Einblicke in die Sprechergarde bekommen haben....und vielleicht Kamingesprächen lauschen konnte, die das untermauern. Ich würde an seiner Stelle aber auch nicht aus dem Nähkästchen plaudern. Kann nur sagen das wir heute sehr viel weniger Leute vom Theater ans Synchron heranziehen können, weil uns einfach die Zeit fehlt. Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich das Tagespensum verdreifacht.
In der Tat, Ekki... Aber noch einmal zurück zum eigentlichen Thema. Der Autor dieses Threads hat zu Beginn ein paar Namen genannt, die auch für mich zu den absoluten Giganten und Lichtgestalten dieser Branche gehört haben, und die ich gerne noch durch ein paar weitere Altmeister erweitere:
Klaus Kindler - Theaterschauspieler Gerd Günther Hoffmann - Theaterschauspieler Arnold Marquis - Theaterschauspieler Siegfried Schürenberg - Theaterschauspieler Edgar Ott - Theaterschauspieler Holger Hagen - Theaterschauspieler Günter Sauer - Theaterschauspieler Friedrich W. Bauschulte - Theaterschauspieler Martin Hirthe - Theaterschauspieler ...
Über den Zusammenhang von Ausbildung/Werdegang und Qualität dieser in der Tat genialen "Synchron-Schauspieler" möge sich jeder selbst seine Meinung bilden.