Zitat von Taccomaniadie Sprache ist natürlicher geworden
Das oft kritisierte "Synchronesisch" (wortwörtlich Übersetzungen) und die zu starke Übernahme fremder Satzmelodien bei der Betonung sind aus deiner Sicht also weniger gravierende Probleme?
Mücke
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21.05.2010 13:20
#47 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter?
Ob die Sprache natürlicher geworden ist, würde ich auch rein stimmlich stark in Zweifel ziehen wollen. Es gibt heute genug Sprecher, die eine beinahe schon unnatürliche oder in eine bestimmte Richtung gebürstete Röhre haben, welche verhältnismäßig wenige Emotionen transportiert. Der nicht umsonst nur in Trailern präsente Sky Du Mont ist da nur die Spitze des Eisberges, auf die Leute wie Klaus-Dieter Klebsch, Tilo Schmitz oder Kaspar Eichel folgen. Dann gibt es noch ein Paar Grenzfälle, wie meinetwegen Reiner Schöne und Christoph Jablonka, bei denen m.E. aber noch die Eindruckskraft überwiegt. Jablonka ist folgerichtig genauso Trailer-Sprecher und gefällt mir da auch wesentlich besser als Du Mont. Der Punkt ist jedoch: Solche Probleme gab es früher nicht. Da lag es allenfalls an überkünsteltem Schauspiel im Stile eines übermotivierten Arnold Marquis, wenn etwas völlig aus dem Rahmen fiel bzw. "unnatürlich" wirkte, doch das genoss im Vergleich gesehen eher Seltenheitswert und war auch kein generelles Problem eines Sprechers, sondern lag an den Rollen und der Regie.
Insofern ist das ein zweischneidiges Schwert. Es hat auch in den 50ern und erst recht in den 70ern Sprecher gegeben, die richtig natürlich bzw. authentisch auf ihren Schauspielern wirkten, sofern sie halt korrekt besetzt waren und die Regie stimmte. Auch HIER kann man Marquis wiederum als Positivbeispiel anführen und zwar für Darren McGavin. Heute ist das zwar etwas verbreiteter, doch dafür stehen dem halt auch solche Sachen gegenüber, die ich in diesem Beitrag eingangs erwähnte. Das Ganze hält sich unter dem Strich die Waage. Die entscheiden Abstriche gibt es dahingehend, dass heute wesentlich markteffizienzorientierter gearbeitet und die Qualität dafür auch mal in den Hintergrund geschoben wird. Das Geld, die Zeit und die Arbeitsmoral machen heutigen Synchros bei weitem öfter einen Strich durch die Rechnung, als das früher der Fall war, was zu dem lustigen Phänomen führt, dass Synchros "unbedeutender", kleiner, aber feiner Filme zum Teil wesentlich differenzierter und besser sind, als Synchros von Blockbustern. Man könnte im übertragenen Sinne politisch auch sagen, dass die Synchronbranche quasi gelber geworden ist. Das Ganze ist mittlerweile mehr Handwerk als Kunst, was schade ist und im Wesentlichen(!) nichts mit hinzugewonnener Natürlichkeit zu tun hat. Im Grunde widerspricht es sogar dem Sinn von Film. Früher war Synchron Theater, heute ist es eher Radio.
Das ist ein berechtigter Kritikpunkt an heutigen Synchros. Ich habe ja auch nicht behauptet, daß es an heutigen Synchros nichts zu bemängeln gibt. Meiner Meinung nach sind die Synchros aber im Durchschnitt professioneller als vor 40, 50 Jahren.
Ich kann mit einem schräg übersetzten englischen Dialog ("Ich wundere mich, ob Du das ernst gemeint hast." - "Nicht wirklich.") aber eher leben als mit dem hallenden Mono-Geknarze im Wochenschauduktus und verklemmten Ausdrucksweisen der Nachkriegszeit.
Vielleicht sollte man daher eher die Frage stellen, ob die Synchros der Jahre 1970 bis 1990 vielleicht besser waren als die der letzten 15, 20 Jahre.
Zitat von TaccomaniaVielleicht sollte man daher eher die Frage stellen, ob die Synchros der Jahre 1970 bis 1990 vielleicht besser waren als die der letzten 15, 20 Jahre.
Das würde ich relativ eindeutig bejahen, speziell als die der letzten 10 Jahre. Ausnahmen bestätigen hier natürlich wie immer die Regel. Dabei muss man wie gesagt auch die Tatsache miteinbeziehen, welche bedeutenden Sprecherpersönlichkeiten uns in diesem Zeitraum verlassen haben.
'Natürlicher' klingen die heutigen Synchros gewiß nicht. Das scheint nur so, da sie näher an der heutigen Umgangssprache sind als die alten Synchros. Wobei man bedenken muß, daß die Umgangssprache früher eine andere war, und die alten Synchros an der damaligen Umgangssprache ebenso nah dran waren wie die heutigen an der jetzigen Umgangssprache.
Je nach Erfahrungshorizont wirkt das halt verschieden. Deshalb wird vermutlich die Mehrheit der Jüngeren sagen "Heute ist es besser" und die Mehrheit der Älteren "Früher war es besser".
Beides ist objektiv gesehen Unsinn. Es gab zu allen Zeiten gute wie schlechte Synchros; der Anteil der schlechten ist durch hektisches Arbeiten unter Zeit- und Gelddruck sicher gestiegen, die guten Synchros sind heute dagegen nicht besser und nicht schlechter als früher.
Das ist wie mit den Filmen selbst: die Anzahl schlechter Filme ist gewiß gestiegen, die sehenswerten Filme sind heutzutage dagegen weder besser noch schlechter als in früheren Zeiten.
Gruß, kogenta
Zur Verdeutlichung noch ein Beispiel, bei dem das gleiche Mißverständnis zu einer falschen Einschätzung führt: Heutige Kinogänger schwören, daß historische Monumentalfilme wie z.B. TROJA oder GLADIATOR realistischer sind als frühere Verfilmungen historischer Stoffe wie z.B. BEN HUR oder EL CID. Unsinn! Beides ist gemessen an den historischen Realitäten gleichermaßen unrealistisch, nur halt auf eine andere Art und Weise.
Mücke
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21.05.2010 19:26
#51 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter?
Mal abgesehen davon hat das "Mono-Geknarze" nicht wirklich was mit der Professionalität der Synchros zu tun. Ansonsten könnte man ja dann auch sagen, dass Deppen, die heute Rauschfilter über die alten Synchros ziehen, die Synchro quasi verbessern und damit kommt man in Regionen, wo ich GAR KEINEN Spaß mehr verstehe. Das ist ein rein technischer Qualitätsanspruch, der mit der Leistung der Beteiligten nicht das geringste zu tun hat. Man kann auch nicht sagen, der Kölner Dom wäre überholt. Man muss ihn nicht mögen, aber deswegen ist er trotzdem für die Ewigkeit.
Zu der Sprechweise an sich hat kogenta schon alles gesagt. Und da hat er auch vollauf recht damit.
Mir ging es, wie auch geschrieben, nur um die Art und Weise, wie die Stimmen heute teilweise zurecht gestutzt sind. M.E. gab es früher kaum bis keine sterilen Synchronstimmen. Das sieht heute deutlich anders aus. Wohlgemerkt: Schon in Seriensynchros der 60er oder 70er merkt man in Nebenrollen da erste Unterschiede, wo es langsam steril wird! Aber ich rede jetzt von wirklich alten Synchros - vor allem der 50er. Die Synchros eben, die auch wirklich "mono" waren. Sozusagen.
Die Selektion, wen man in's Studio gelassen hat, scheint mir früher strenger gewesen zu sein. Das Lustige ist, dass heute deswegen trotzdem nicht wirklich variabler besetzt wird, auch wenn man zugeben muss, dass bei Leuten, die i.d.R. keine Hauptrollen spielen, heutzutage öfter Kontinuität gewahrt wird, als es früher der Fall war, allerdings auch nicht regelmäßig, sondern halt lediglich öfter als früher. Das ist quasi ein Verhältnis von 20% zu 5% von jeweils 100. Keine Welt also und extremste Sorte ausbaufähig, was auch ein Grund ist, warum ich Synchronlisten schreibe.
Sicher begegnen einem Stimmen wie Walter Bluhm oder Hans Hessling nicht jeden Tag auf der Straße und insofern waren 50er-Synchros in dem Sinn vielleicht auch nicht gerade "authentisch wie der Alltag", was Filme sowieso nicht sind, aber das Ganze war halt obendrein auch nicht steril, sondern eher märchenhaft kunterbunt und deswegen m.E. besser, als ne Mischung aus Neo-Realismus und Sterilität, die man heute gern mal serviert bekommt. Wenn man Sprechern den Spaß an der Sache anmerkt, ist alles gut. Realismus hin oder her. Und das erfüllen alte Synchros besser, als heutige.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass alte Synchros wesentlich farbiger als heutige sind - zumindest die der 50er Jahre -, was letzten Endes von der Realität sicher auch relativ weit weg, aber einfach schöner anzuhören ist, als wenn man sich dieselbe Entfernung zum "realistischen Idealfall" in genau die andere Richtung anhört und das wiederum kriegt man heute halt öfter geboten. Lieber - am "Durchschnittswert" gemessen - zu grelle "Tonfarben", als zu matte/sterile.
Ich schließe mich ebenfalls Mücke an. Zur Natürlichkeit der Sprache: Der donnernde Theaterton von früher ist für mich wesentlich angenehmer, um nicht zu sagen beeindruckend, im Vergleich zu dem künstlichen Rumgedrücke, das einige Sprache unserer Zeit an den Tag legen. Das hat nichts mit Schauspiel zu tun, es wird einfach versucht Präsenz in die Stimme zu bringen, was in eine, für mich schwer erträgliche, radioähnliche Sprechweise resultiert.
Auch war es früher undenkbar, dass Leute mit einem Sprachfehler vors Mikro gelassen werden. Es gibt da z.B. einen sehr häufig besetzten Sprecher, der kein scharfes S rausbringt. Ich weiß nicht wer hier die Sprechweise von Jürgen Rüttgers im Kopf hat, aber so ähnlich klingt es. Sowas ist für mich nicht nachvollziehbar. In der Regie scheint es auch niemanden zu jucken.
Mücke
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21.05.2010 23:51
#54 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter?
Manfred Grote hatte m.E. einen leichten S-Fehler, aber da muss man dann halt gucken, wie man die Leute besetzt. Er war für Bud Spencer durchaus mal ganz sympathisch und für Telly Savalas' Bruder George in "Kojak" grandios besetzt. Es ist nicht so, dass es für Leute mit leichten Sprachfehlern keine Arbeit im Synchrongeschäft gäbe, aber, wie so oft, steht und fällt halt alles damit wieviel IQ sich hinter einer konkreten Besetzung zeigt. Mir nützt auch ein Synchrongott nichts, wenn er völlig fehlbesetzt wird.
Bei Sprachfehlern völlig unreflektiert zu besetzen ist in der Tat etwas zu viel der Toleranz, könnte aber auch nur ein Zeichen von Unkenntnis/Herunterspielerei des Einzelfalls oder Vetternwirtschaft sein.
Das ist doch das gleiche, wie bei Sprechern, bei denen man leicht den Dialekt (z. B. bayerische/ österreichische Färbung/ Einschlag) raushört- die müssen meines Erachtens auch nur gut besetzt werden, damit sie besser überzeugen, obwohl ich hier halt wohl weitgehend Skeptiker bleibe. Bei Manfred Grote fiel mir bislang ich glaube gar nichts störend auf!
Gruss
Pete
Mücke
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22.05.2010 00:37
#56 RE: Synchronisation früher besser und heute schlechter?
Ich find's bei Grote auch nicht störend. Er zählt für mich zu den liebenswertesten Stimmen der 70er.
Das mit dem Besetzen gilt generell. Hat nichts mit Sprachfehlern oder Dialekt zu tun. Jeder Sprecher muss gut besetzt werden, was wohlgemerkt NICHT "klischeeig" heißt. Regisseure sollten erkennen, welche verschiedenen Potenziale in einem Sprecher stecken und die dann abwechselnd und unterschiedlich gemischt bedienen. Heutzutage ist es leider oft genug so, dass Sprecher in erster Linie eine ganz klar determinierte Masche auswalzen müssen. Das ist unter Umständen ja ganz nett.....bloß unterscheidet man beim Film selbst ja auch zwischen Charakterdarsteller und Typus. Beim Synchron quasi nur mit entsprechend festgelegt agierenden Typi zu arbeiten, wäre schlimm, aber zum Teil(!) läuft es leider darauf hinaus.
Fiel mir erst kürzlich wieder bei Gerald Schaale auf, den man eigentlich fast nur mit relativ quäkig eingestellter Stimme für David Schwimmer oder als Daffy Duck kennt und dann auf einmal spricht er mal gewöhnlicher und, ups, passt er perfekt auf Kevin Pollak... Manche Leute kriegen viel zu selten ne Chance, anderere dürfen dafür bis zum get-no immer dasselbe machen und manchmal mischt sich beides auch zu ungunsten des Sprechers, der mehr kann, aber trotzdem immer wieder die alten Nummern abspulen muss. Ich finde, dass man Sprecher viel zu oft gleich klingend hört. Das ist im Grunde ja ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie zum Teil nicht wirklich spielen, denn es gibt genug Beispiele, wo Sprecher, richtig spielend, auch plötzlich ganz anders wirken/klingen. Zwar ist es nicht so, dass Sprecher immer unterschiedlich klingen sollten/müssen...das nun bei weitem nicht, aber wenn sie in der überwiegenden Mehrheit ihrer Einsätze im Grunde identisch klingen, ist das schon seltsam... Ich bin mir relativ sicher, dass man, wenn man mehrere Samples eines Schauspielers aus verschiedenen Filmen aneinander hinge und die seinem Synchronsprecher gegenüberstellte, bei dem on-screen-Schauspieler wesentlich klarer abgrenzen könnte, aus wie vielen Filmen sie stammen, als bei dem Sprecher. Selbst wenn die Samples nur kurz wären. Ich sage nicht, dass es in einem Fall immer klar wäre und im anderen fast nie, aber das Ergebnis würde in der Regel immer zugunsten des on-screen-Schauspielers ausfallen.
Zum Teil merkst du den Unterschied bei den Sprechern ja nichtmal über mehrere Schauspieler HINWEG. Soll heißen: Wenn du bei dem Sprecher dann mal ein Sample von nem anderen Einsatz für jemand anderen dazwischen spielst, würde das relativ häufig gar nicht aus dem Rahmen fallen. All das ist unter dem Strich scheiße. Es gibt Alternativen wie Sand am Meer. Früher gab es das auch schon, aber da hatten die Synchros halt noch andere Vorzüge, die heute sozusagen vom bloßen Reproduzieren "abhalten" würden. Einige den Synchronfassungen KÜNSTLERISCH eigene Eigenschaften wurden damit quasi zum Aussterben verdammt. Die gibt es auch heute schon kaum noch und am ehesten werden sie noch von eher selten aktiven Sprechern, wie meinetwegen Peter Matic, am Leben gehalten. Unter den häufig Aktiven gibt es nicht allzu viele, die das noch tragen.
Zitat Lieber - am "Durchschnittswert" gemessen - zu grelle "Tonfarben", als zu matte/sterile.
Mücke, Deine Aussage möchte ich ausdrücklich unterstreichen.
Damit gebe ich auch gerne zu, daß mir persönlich die alten Synchros summa summarum besser gefallen als die heutigen.
Und wieso soll eine neuere Synchro, die 'natürlicher' klingt (wenn es denn so wäre, ich bin nicht dieser Meinung!), allein DESHALB besser sein als eine ältere Synchro, die theatralischer klingt? Ich find's z.B. auch gut in Versform (Zeffirelli: Romeo und Julia), was nun wirklich alles andere als 'natürlich' ist.
In dem Zusammenhang kann man auch fragen: Ist ein Film z.B. allein DESHALB besser, weil die Tricktechnik perfekter ist als in einem anderen Film? NEIN!! Mir gefällt's besser mit deutlich sichtbarer Rückprojektion (Hitchcock), ist doch viel sympathischer! Mir gefällt's besser mit Spielzeugmodellen und Pappkulissen (Godzilla), sieht doch viel hübscher aus!
Geschickte Stilisierung ist viel schöner als perfekter Realismus! Auch beim Synchronisieren.
Man sollte vielleicht einfach unterscheiden, ob man von der Technik spricht oder vom künstlerischen Aspekt der Dialoge und der Sprecherleistungen. Und selbst die Technik ist nicht allein deshalb besser, weil heute das meiste digital gemacht wird. Ich plädiere weißgott nicht für Mono-Nostalgie, aber selbst produzieerte Geräusche können manchmal besser sein als ne langweilige IT. Die Kunst der Sprache war zweifellos früher von höherem Stellenwert. Das mag man heute als verstaubt ansehen, doch muss man bedenken, dass theatralisch gespielte Dialoge damals auch von einer anderen Handlung getragen wurden, als es heute der Fall ist. Wenn irgenwelche Action-Prolos sich in perfektem und bühnenmäßig deklamiertem Hochdeutsch unterhalten, habe ich damit natürlich auch ein Problem.
Ich denke, was man zusammenfassend auf die Frage des Threadtitels sagen ist, dass Synchros früher vor allem eigenständiger waren. Man hatte daas Gefühl, wirklich eine deutsche Fassung vor sich zu haben und keine zweitklassige Kopie des Originals. Viele mögen es ja für unlogisch halten, dass eine höhere Distanz zum Original von Vorteil ist. Doch alle Beispiele, wo man im Grunde nur versuchte, dem Original hinterher zu laufen, führen durch zahlreiche Details (meist durch synchronesiche Dialoge und komplett übernommener Sprachmeldodie) zu viel größeren Brüchen, die dem Zuschauer im Sekundentakt enthüllen, dass er eine Synchro vor sich hat. Genau das ist das Merkmal einer schlechten Synchro. Insofern lautet die Antwort: Ja, Synchros waren früher besser - zumindest künstlerisch gesehen.
Um dieses noch weiter auszuführen: die handlungsleitenden Figuren vieler Filme von damals waren richtige "Erwachsene" - heute ist der Anteil Adoleszenter oder zumindest gefühlt im Jugendalter verhafteter Protagonisten ungleich größer. Will heißen, der Bedarf an Charakterstimmen ist eigentlich auch gar nicht mehr so groß. Ein Ensemble mit Durchschnittsalter 50 wie in MORD IM ORIENT EXPRESS (z. B.) habe ich in einem größeren Kinofilm schon lange nicht mehr gesehen...
Zitat von Slartibartfast Ich denke, was man zusammenfassend auf die Frage des Threadtitels sagen ist, dass Synchros früher vor allem eigenständiger waren. Man hatte daas Gefühl, wirklich eine deutsche Fassung vor sich zu haben und keine zweitklassige Kopie des Originals. Viele mögen es ja für unlogisch halten, dass eine höhere Distanz zum Original von Vorteil ist. Doch alle Beispiele, wo man im Grunde nur versuchte, dem Original hinterher zu laufen, führen durch zahlreiche Details (meist durch synchronesiche Dialoge und komplett übernommener Sprachmeldodie) zu viel größeren Brüchen, die dem Zuschauer im Sekundentakt enthüllen, dass er eine Synchro vor sich hat. Genau das ist das Merkmal einer schlechten Synchro.
Kommt drauf an. Ich möchte den Film möglichst so sehen wie intendiert und erwarte daher, dass von der deutschen Fassung möglichst wenig weggelassen oder hinzugefügt wird. Auch bei der Sprecherwahl. In der Vergangenheit wurden mir zwar viele deutsche Eigenheiten sympathisch, die ich heute nicht geändert sehen möchte; prinzipiell bin ich aber davon abgekommen, dass alle Neu-Synchros zunächst einmal schlecht sind, sondern im Gegenteil in den meisten Fällen der Originaltreue und Einheitlichkeit wegen sehr sinnvoll waren, wenn z.B. Goofy mit Gerd Duwner besetzt wurde, der von Goofys Originalstimme nun so gar nichts hat. Schade ist dann nur, dass dann bei alten Filmen oft ein Bruch zwischen Bild und Ton entsteht, weil der Ton so viel klarer ist, das geschulte Ohr die Stimmen alle der Neuzeit zuordnen kann und die Sprachmelodie, wie ihr angesprochen habt, eine ganz andere ist. Auf letzteres bezogen stimme ich deinem Statement übrigens voll zu, denn nichts wirkt auf mich unnatürlich als die amerikanische Sprachmelodie mit der hierzulande geradezu klischeemäßig alle schwarzen Schauspieler und Schauspielerinnen synchronisiert werden. Und mein absoluter Hass-Satz ist: "Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!"