Ich hatte gedacht du hättest München geschrieben, aber Berlin gemeint. Mir ging es ja zuvor darum, dass mir Augustinski in Berlin ohne Kontinuitätsgründe (Richard Pryor) oder auf einem Nebendarsteller (Tom Georgeson) merkwürdig vorkam. Wie hattest du in diesem Zusammenhang deinen Hinweis auf München gemeint?
Wie sollen sich solche Freundschaften denn unter den heutigen Bedingungen entwickeln? Es ist ja im Regelfall nicht mehr so, daß ein Ensemble oder wenigstens ein Duo gemeinsam im Studio steht und Gespräche miteinander aufzeichnet. Der eine kommt vormittags und spricht seinen Part, der nächste trudelt nachmittags ein. Selbst bei langlebigen Serien, wo die Sprecher noch eher die Möglichkeit hätten, sich über Jahre hinweg kennen- und schätzen zu lernen, wird nach meiner Kenntnis regelmäßig so verfahren.
Ich könnte mir vorstellen, daß es sogar Sprecher gibt, die man schon mehrmals in einem Film oder einer Serie "miteinander" gehört hat, die sich aber noch nie über den Weg gelaufen sind. Mitunter werden die Parts der verschiedenen Sprecher sogar in unterschiedlichen Städten aufgenommen. Die Zahl der Takes pro Tag wird beständig erhöht. Immer mehr Agenturen und Studios konkurrieren miteinander. Sprecher haben zudem heute viel mehr Möglichkeiten als früher (zig Radio- und Fernsehprogramme, Dokumentationen, PC-Spiele, Hörbücher, unzählige Serien) und laufen sich daher nicht zwangsläufig ständig bei Kinosynchros über den Weg. Gemütlich gemeinsam bei Tee und Gebäck vor einer Leinwand hocken und stundenlang zusammen einen gemeinsamen Dialog zu proben, ist wohl nicht.
Und sicher gibt es auch viel Konkurrenzdenken. Weshalb sollte man denjenigen, der einem gerade eine Rolle weggeschnappt hat, die man seit Jahren gerne gesprochen hat (und die auch finanziell nicht unlukrativ war), mögen? Fachlich halte sich viele vielleicht sowieso für besser als den Kollegen.
Ich bin zwar Laie, aber trotz getrennter Aufnahme wird man sich doch im Studio über den Weg laufen, oder? Freundschaften (und natürlich auch Feindschaften oder Konkurrenzen) gibt es natürlich (wie schon von anderen erwähnt) in jeder Branche.
Ein Beispiel, dass hier noch nicht genannt wurde, wären Arne Elsholtz und Thomas Danneberg. Mir war schon aufgefallen, dass Danneberg seine ersten Einsätze auf vom Typ her so unterschiedliche Darsteller wie Sylvester Stallone, Dan Aykroyd und Rutger Hauer unter Elsholtz´ Regie hatte. Donnie Darko hat neulich in einem anderen Thread bestätigt, dass die beiden gute Freunde seien, und Chow Yun-Fat meinte, dass könne man sogar heraushören.
David Nathan und Simon Jäger machen bekanntlich seit Jahren öfter gemeinsame Lesungen. Einige ihrer Auftritte gibt es auf Youtube. Dabei liegt der Eindruck nahe, dass die beiden die besten Kumpels sind. Irgendwie witzig, wenn man bedenkt, dass die beiden in "The Dark Knight" Todfeinde gesprochen haben!