Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #60Das ist der "Blätterwald", in dem einzelne Blätter, also Informationen, genannt, aber getarnt werden. Davon ist in keiner Verfilmung, auch nicht denen mit Suchet, etwas übrig geblieben. Einzige Ausnahme sind "Mord im Orientexpress" und "Tod auf dem Nil" (die Klassiker natürlich).
In der Verfilmung von "Mord im Spiegel" wurde eine für die Auflösung sehr wichtige Aussage äußerst geschickt in der gerichtlichen Voruntersuchung untergebracht - so subtil, dass es mir beim ersten Sehen nicht auffiel und offenbar manchen Kritikern entging (da man gerade diesem Film oft vorwirft, eine entscheidende Information werde dem Zuschauer vorenthalten). In "Das Böse unter der Sonne" wurde auch die Bemerkung über das Parfüm der Ermordeten so subtil eingebaut, dass man sie für "rein poetisch" halten könnte. Was die Serie mit David Suchet angeht, so fiele mir da besonders ein, wie man dem Zuschauer auf eine amüsante und nicht zu offensichtliche Weise in "Die Wespe" (der Verfilmung von "Tod in den Wolken") die Information vermittelte, dass jemand einen Zahnarztkittel bei sich trug. Im Roman konnte man natürlich mehrere Seiten mit Listen über den Inhalt der einzelnen Koffer/Reisetaschen füllen.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #60offenbar hat Herr Cecil immer nur die Filme gesehen und niemals ein Buch von ihr gelesen oder er hat hochintellektuelle Vorstellungen von Dialogen.
Vielleicht wirkt es auch so, wenn man bei "Mord im Orientexpress", "Tod auf dem Nil", "Das Böse unter der Sonne" oder "Zeugin der Anklage" die Verfilmung vvor der literarischen Vorlage kennengelernt hat? Denn Paul Dehn, Anthony Shaffer und Billy Wilder waren allesamt Meister des geschliffenen Dialogs. Vor vielen Jahren hat fortinbras ja drauf hingewiesen, dass die humorvollen Momente und Dialogstellen im "Orientexpress" auf Dehn zurückgingen, im Vergleich zur düsteren Romanvorlage.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #60(darin liegt häufig ein Problem, dass viele Autoren ihre Sprache beibehalten, auch wenn es nicht recht zum sozialen Hintergrund der Figur passt). (...) Nur Wilder kann und muss ich zustimmen, da Christie keine Bühnenautorin war und man ihren Stücken das immer wieder anmerkt - seltsamerweise funktionieren ihre Dialoge in den Romanen wesentlich besser, als wäre es nur so, wenn sie sie immer mit einem Off-Kommentar garnieren/erklären müsste anstatt diese Nuance auch noch in den Dialog zu stecken.
Ein kleiner Exkurs: Ingo Tornow weist in seinem Buch "Erich Kästner und der Film" darauf hin, dass Kästner in seinen Theaterstücken und teilweise auch in seinen Romanen die Tendenz hatte, den unterschiedlichsten Figuren Bonmots in den Mund zu legen, die eindeutig den Stil des Autors hatten. Bei der Verfilmung dieser Stoffe habe er als Drehbuchautor oft darauf verzeichnet und die Personen durch Sprachebenen stärker voneinander abgegrenzt, da ihm bewusst gewesen sei, dass das, was als Buch oder Stück gut funktioniere, im Film mitunter komisch wirken könne.