Bezüglich Berti's Thread zu Synchronregisseuren mal eine neue Diskussionsanregung zum Thema "Sprecher-Allzweckwaffen Pro und Contra" Meine größte Kritik an den schauspielerisch zumeist makellosen Darbietungen aus der goldenen Ära späte 50er bis frühe 80er betrifft die Überpräsenz einiger Synchronschaffender.
Das betrifft vor allem GGH, Martin Hirthe, Arnold Marquis oder auch Balthoff oder ähnliche in komischen-Kauz-Rollen, bei den Frauen ist mir Beate Hasenau als "Allzweck-Waffe" aufgefallen. Manchmal ist es regelrecht angenehm, wenn solche Klischeebesetzung unterlaufen werden - oder aber die genannten Herren in diametral entgegengesetzten Rollen zu hören sind (siehe Berti, "A Shot in the Dark" oder auch kürzlich gesehen, F. Schönfelder in "Ruhe Sanft GmbH".
Dann gibt es da wieder Stimmen, die stimmen immer (Borchert, z. B.) - oder aber auch die Regie-"Sorgenkinder" Brandt und Brunnemann, die ich als Sprecher in GUTEN Rollen leider unterrepräsentiert finde. Brandt durfte häufig nur Django-, Elvis- oder pomadige Schönlingsrollen sprechen, ist dabei aber eigentlich ein wie ich finde recht versierter und auch breit einsetzbarer Sprecher.
Welche Sprecher also würdet ihr gerne wo/wie anders einsetzen?
Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich diesen Thread als Anlass für eine andere Frage zum Thema Überpräsenz nehme.
Was meint ihr, welche Sprecher waren in welchem Jahrzehnt überpräsent?
In den 50ern nach meinem Eindruck vor allem Curt Ackermann. In Sachen Frauen traf das wohl (wie auch im folgenden Jahrzehnt) bei jüngeren Schauspielerinnen auf Marion Degler und Margot Leonard, bei Damen in mittleren Jahren auf Tilly Lauenstein zu. In den 60ern waren GGH und Arnold Marquis sicher so ein Fall, in den 70ern/80ern Thomas Danneberg. Speziell im Komödiengenre hörte man damals oft Arne Elsholtz, was sicher an seiner häufigen Regie lag. Tobias Meisters Überpräsenz war ja schon öfter Thema, genau wie die von Bodo Wolf und Erich Räuker. Bei den Damen würde ich derzeit besonders Marie Bierstedt so einstufen, eventuell droht diese "Gefahr" auch bei Magdalena Turba. Apropos: Bin ich der einzige, dem es so vorkommt, als ob David Turba derzeit fast auf jeden zweiten Star unter 25 besetzt wird, der noch keinen Stammsprecher hat?
Bitte eines nicht vergessen: Es gibt einen Unterschied zwischen bloßer Präsenz und wahrgenommener Präsenz. Die wahrgenommen Präsenten weisen durch die Bank eine hohe Markanz auf. Genau das will man doch, Sprecher, die herausragen und ihren Rollen das gewisse Extra verleihen.
Wolf, Räuker, Völz und wie sie alle heißen, werden nicht nur gebucht, weil sie's beim ersten Take packen.
Zitat von DubberDuckDuckBitte eines nicht vergessen: Es gibt einen Unterschied zwischen bloßer Präsenz und wahrgenommener Präsenz. Die wahrgenommen Präsenten weisen durch die Bank eine hohe Markanz auf. Genau das will man doch, Sprecher, die herausragen und ihren Rollen das gewisse Extra verleihen.
Natürlich. Andererseits fällt bei besonders markanten Sprechern eine Überpräsenz natürlich schneller auf.
Im Grunde ist es tatsächlich wahr, wenn man sagt, dass die Leistung des Regisseurs umso schlechter ist, umso weniger sich die Stimme an den Schauspieler anpasst bzw. umso mehr man ihn jedes Mal auf's Neue wiedererkennt, weil er für Schauspieler A bis X genau gleich klingt. Schauspieler müssen in Szene gesetzt werden. Dann kan man immer was drausmachen. Die Überpräsenz an sich ist in der Tat nicht das Hauptproblem. Aber es gibt zu viele Regisseure, die zu wenig aus den Leuten rauskitzeln und dann wird es schnell eintönig, selbst wenn ich Leute wie Erich Räuker häufiger höre, die an sich durchaus gute Sprecher sind. Auch ein Schauspieler on-screen spielt schließlich bei weitem nicht immer dieselbe Rolle, nur mal mit angeklebtem Bart und mal ohne. Da steckt ein bisschen mehr dahinter.
Wie ich schon gesagt habe finde ich Peter Flechtner und zeitweise Roland Hemmo als extrem überpräsent. Generell stört es mich, dass man sich nur von einem sehr kleinen Kreis von Synchronsprechern immer wieder bedient und andere vielversprecheende, aber unbekanntere Sprecher total außer acht lässt und garnicht besetzt.
Warum ließ man z.B. Silvan Leirch nicht häufiger Jude Law oder andere Rollen synchronisieren, meiner Meinung nach ist er ein sehr guter Sprecher, oder hat er sich aus ddem Synchrongeschäft zurückgezogen ?
Zitat von bertiTobias Meisers Überpräsenz war ja schon öfter Thema, genau wie die von Bodo Wolf und Erich Räuker.
Aufgefallen ist mir Meisters Überpräsenz in Sydney Lumets letztem Film "Tödliche Entscheidung - Before the devil knows you're dead" (2007), wo er Philip Seymour Hoffman sprach. Diese Besetzung fand ich einfallslos; man hätte genauso gut jemand anderen nehmen können, es war mir einfach zu sehr Standard.
Erich Räuker empfinde ich mittlerweile gewissermaßen als Running Gag in der Synchronlandschaft, weil er in jeder gefühlten zweiten DVD-Synchro auftaucht. Nichts gegen Räuker aber ich finde das sehr auffällig, dass er zumeist für solche Arbeiten genommen wird; natürlich auch für andere Synchros.
In der Werbung (passt das hier rein?) auf jeden Fall Claudia Urbschat-Mingues. Der Höhepunkt war so in diesem Winter, wo es Zeiten gab, in denen ich das Gefühl hatte jeder zweite Werbespot hätte ihre Stimme. Stören tut mich das aber nicht. Ich mag ihre Stimme und es ist ja auch "nur" Werbung.
Kann es sein, dass Norbert Langer vor "Magnum" auch ein Beispiel für Überpräsenz war, und dass sich das gerade durch die Assoziation seiner Stimme mit dieser Serie danach rapide enderte?
Zitat von marginal im Beitrag #1 bei den Frauen ist mir Beate Hasenau als "Allzweck-Waffe" aufgefallen.
Oh ja. Besonders heftig in Italo Western aber auch im Eurospy-Genre. Da fällt mir doch glatt fortinbras witzig gemeinter Beitrag ein, dass im fiktiven "Heisse Frauen für Agent Jimmy 7" alle weiblichen Rollen von Beate Hasenau gesprochen werden.
Zitat von Reeyo im Beitrag #11Dafür spricht er aber gefühlt jede zweite Dokumentation
Bei vielen Dokus spielt ihm diese Assoziation glaube ich eher in die Hände - im Synchron anderer Darsteller weniger (und darum wurde er, glaube ich, auch teilweise weniger auf andere Darsteller besetzt). So jedenfalls mein Eindruck in den Jahren nach Magnum.
Zitat von Reeyo im Beitrag #11Dafür spricht er aber gefühlt jede zweite Dokumentation
Bei vielen Dokus spielt ihm diese Assoziation glaube ich eher in die Hände - im Synchron anderer Darsteller weniger (und darum wurde er, glaube ich, auch teilweise weniger auf andere Darsteller besetzt). So jedenfalls mein Eindruck in den Jahren nach Magnum.
Selbst seine Einsätze in diesem Bereich scheinen nicht ganz davon frei zu sein. Denn nach meinem Eindruck besetzt man ihn eher bei Dokus über "leichtere" Themen, bei denen er dann seinen verschmitzten Tonfall einsetzt. Fast so, als würde man meinen, das Publikum würde dieser Stimme keine "ernsthafteren" oder etwas in die Tiefe gehenden Momente abnehmen.
Im Rahmen meines größeren Magnum-Projekts hatte ich einmal versucht, ihn genau das zu fragen - ob die Rolle des Thomas Magnum (sie ja sogar zweimal einsprach) für ihn eher Fluch oder Segen war. Leider habe ich keine Antwort erhalten aber ich würde mutmaßen, dass es beides ist. Fluch, weil er dadurch sehr auf diese Rolle festgelegt wurde (selbst bei Inspektor Barnaby muss man unweigerlich an Magnum denken, finde ich) und andererseits dadurch sehr viele Dokuprojekte machen konnte, für welche gerade diese Assoziation vielleicht ein Vorteil war und ist. Heute macht Selleck ja wieder eine Menge mehr Projekte (Blue Bloods, Jesse Stone usw.) aber eine zeitlang war ja ziemlich Ebbe in der Richtung - durchaus ein Problem für Langer, da er so stark mit diesem Schauspieler und auch desse Paraderolle als "Magnum" assoziiert wird und wurde.