Au weia, hätt ich doch bloß nichts gesagt. Lieber Taccomania, deine Argumente sind alle nachvollziehbar, aber gerade wenn dich das Ergebnis interessiert, solltest du nicht in jedem denkbaren Fall auf sklavischer Kontinuität bestehen. Du darfst nicht nur an Filme mit Stars denken, deren dt. Stimme jeder kennt (Naomi Watts ist sicher kein solcher Fall). Eine gute deutsche Fassung besteht nicht nur daraus, vertraute Stimmen zu hören, sonder letztlich aus einer überzeugend vertonten Geschichte. Wenn sich jede künstlerische Freiheit (in dem Fall bei der Synchron-Besetzung) der Massengewohnheit unterordnet, hätten wir am Ende zwar professionell gefertigte, aber in jeder Hinsicht sterile und damit langweilige deutsche Tonspuren, die selbst Laien abtörnen würden. Natürlich sollte ein Synchron-Veranwtortlicher nicht allein zur künstlerischen Selbstverwirklichung und damit an der Hörgewohnheiten des Publikums vorbei agieren. Wenn man ihm jedoch alles vorschreibt, kann man auch keine künstlerisch hochwertige Arbeit von ihm erwarten.
Das Argument der Eintönigkeit vermag ich schon deshalb nicht nachzuvollziehen, weil - wie schon ein anderer Diskutant erwähnt hat - die Originalschauspieler ja auch immer über die gleiche Stimme verfügen und ein professioneller Synchronschauspieler durchaus in der Lage sein sollte, sich in jede Rolle einzufinden. Aus meiner Sicht trägt die Kontinuität bei der Sprecherbesetzung auch zur Identitätsbildung und zum Wiedererkennungswert des Schauspielers bei. Natürlich muß nicht jeder viertklassige Nebendarsteller immer mit der gleichen Stimme besetzt werden und gerade am Anfang einer Schauspielerkarriere kann man sicher auch einmal mit wechselnden Sprechern experimentieren. Zudem fällt mir persönlich bei jungen weiblichen Stimmen - von Stars abgesehen - ohnehin ein Sprecherwechsel deutlich weniger auf als bei männlichen Stimmen. Offen gestanden kann ich den meisten jüngeren weiblichen Schauspielerinnen, an deren Stimme ich mich nicht aufgrund einer Serie gewöhnt habe, überhaupt keine Sprecherin zuordnen, falls diese nicht besonders markant ist. Aber das mag nur mein persönliches Defizit sein.
Sicher gibt es auch Sprecherpaare, die einander so gut ergänzen, daß man sich an einen "mehrstimmigen" Schauspieler gewöhnt hat. Ich denke da zum Beispiel an Harmut Neugebauer und Klaus Sonnenschein auf Gene Hackman und John Goodman. Weshalb aber mitunter auch berühmte Schauspieler wie beispielsweise Donald Sutherland fast in jedem Film mit einem anderen Sprecher besetzt werden, will mir nicht in den Kopf. Das ist für meinen Geschmack zuschauerfeindlich und zeugt im übrigen weder von Respekt für die Sprecher noch für den Schauspieler. Bei Stars wie George Clooney ist es eine Zumutung, zwei völlig unterschiedliche Sprecher wie Umbach und Bierstedt einzusetzen (wobei ich persönlich Bierstedt klar vorziehe). Aber auch bei weniger bekannten Darstellern ist alles was über zwei Sprecher hinausgeht, aus meiner Sicht ein echtes Ärgernis.
Es mag sich ja jeder Synchronregisseur, -produzent oder Supervisor gerne selbst verwirklichen wollen. Mir verdirbt er aber durch solche Egotrips den Spaß am Film.
Ich habe Beispiele gegeben für Sprecher, die nur alles sprechen können, weil sie eben nicht markant genug sind. Aber du gehst leider nicht drauf ein. Doch du bestätigst es mit deiner Aussage über junge Frauenstimmen. Nur die markanten merkst du dir also. Das heißt doch genau, wie ich sage, dass diejenigen, die man dauernd hört, austauschbar sind. Willst du also nur noch solche hören?
Und das nicht jeder Synchronsprecher mit dem Spiel eines Schauspielers mithalten kann, sollte auch einleuchten. Viele Besetzungen wurden für bestimmte Rollen gemacht und nicht für bestimmte Darsteller (was gut ist, denn ein Sprecher sollte keine reine Imitation des Originals sein). Wenn aber ein Schauspieler, der bisher nur Komödien gespielt hat, nunmehr ernste Rollen spielt, so muss der bisherige Stammsprecher nicht unbedingt der passenste sein. Natürlich kann es sein, aber es muss nicht. Der Ansatz nach Rolle zu besetzen und nicht nach Schauspieler ist für mich jedenfalls ebenso legitim.
In Antwort auf:Es mag sich ja jeder Synchronregisseur, -produzent oder Supervisor gerne selbst verwirklichen wollen. Mir verdirbt er aber durch solche Egotrips den Spaß am Film.
Nicht am Film, höchstens an der Synchro. Wenn ich mich auf einen guten(!) Film einlasse, ist mir doch nach 5 Minuten egal, ob die Person, die ich sehe, Tom Cruise ist. So lange die Stimme aus seinem Gesicht kommt (was durchaus keine Selbstverständlichkeit ist), werde ich sicher nicht drüber nachdenken, ob er diese Stimme schon mal hatte. Wenn ich dafür Zeit habe, ist wahrscheinlich der Film schlecht.
So habe ich die Sache noch nicht betrachtet. Daß es jemanden, der sich für Synchronisation interessiert, eigentlich gleichgültig ist, welcher Sprecher auf einen Schauspieler eingesetzt wird, Hauptsache, die Stimme kommt "gut aus dem Gesicht", finde ich erstaunlich. So gesehen könnte man eigentlich in ständig wechselnder Besetzung eine Vielzahl von jugendlich-männlich klingenden Sprechern z.B. auf Brad Pitt einsetzen. Ich bevorzuge aber trotzdem Tobias Meister und bin dagegen, daß in jedem Film eine andere Stimme verwendet wird, die "gut aus dem Gesicht kommt".
Im übrigen bin ich nicht der Ansicht, daß die Stimmen, die man dauernd hört, deshalb austauschbar seien, weil sie alles sprechen könnten, nicht hinreichend markant seien und somit der Wechsel ohnehin nicht auffalle. Mit diesem Argument könnte man völlig auf Kontinuität verzichten und Christian Brückner oder Rolf Schult hätten sich nie als "die" Stimmen von Robert de Niro und Robert Redford etabliert. Christian Brückner und Rolf Schult waren in ihren jungen Jahren auch noch nicht so unverwechselbar wie heute. Auch hier hätte man ständig wechselnde Sprecher einsetzen können, die "gut aus dem Gesicht kommen", mit der Folge, daß man mit diesen beiden Schauspielern heute keine bestimmten Sprecher verbände. Der Umstand, daß man insbesondere jüngere und/oder weibliche Stimmmen häufig schlecht unterscheiden kann, ist meines Erachtens Folge der mangelnden Kontinuität. Mir bleibt sowohl der Schauspieler auf der Leinwand als auch dessen Sprecher eher fremd, wenn die gewohnte Stimme ausgetauscht wird oder sich überhaupt keine Standardstimme etabliert. "Markant" wird eine Stimme aus meiner Sicht weniger durch ihre Klangfarbe, sondern durch die Kontinuität der Besetzung.
Nehmen wir z.B. William Shatner. Nach dem Tod G.G.Hoffmanns hat man mit einer Vielzahl von Sprechern experimentiert. Dabei hätte sich Klaus Sonnenschein, der dem Publikum bereits aus Star Trek 2 und 3 (unerwünschterweise) als Shatners "Zweitstimme" bekannt war, angeboten, Shatner ab 1996 durchgehend zu sprechen. Statt dessen werden noch drei Sprecher ausprobiert, bevor man nunmehr bei Hartmut Neugebauer gelandet ist. Ähnlich unglücklich verlief es bei Sean Connery. Statt daß man beim Tode einer "Standardstimme" versucht, den Bruch möglichst klein zu halten, scheint der Todesfall eine willkommene Gelegenheit zu sein, wahllos zu experimentieren.
Und so verfügen die meisten Schauspieler nur in ihren "besten Jahren" etwa 20-30 Jahre über eine deutsche Standardstimme. Stirbt der Sprecher oder muß er krankheitsbedingt aufhören oder pausieren, bricht das Synchronchaos aus. Da es ja in letzter Zeit anscheinend Schwierigkeiten mit Arne Elsholtz gibt, sehe ich mit nur geringer Vorfreude den nächsten Filmen von Bill Murray, Tom Hanks, Kevin Kline, Jeff Goldblum, usw., entgegen.
Bei Connery fand ichs viel schlimmer als bei Shatner - auch wenn bei beiden die üblichen Verdächtigen vertreten sind. Während es bei Shatner aber im Großen bei Sonnenschein (7x) und Neugebauer (2x... eins davon Serie) mit 3 Einschüben von Otto Mellies und dem Gastaufspruch eines Unbekannten bei "Free Enterprise" war, tummelten sich bei Connery bislang Klaus Kindler, Manfred Wagner, Gerhard Paul, Wolfgang Dehler, Christian Rode, Klaus Sonnenschein und Otto Mellies (wenn man Neugebauer bei "Was Frauen wollen" und Höppner im Trailer zu "Forrester - gefunden" einfach mal ignoriert). Da hätte man sich in der Tat etwas früher entscheiden sollen, und nach meinem Gusto am liebsten für Sonnenschein.
Übrigens finde ich auch, daß, wenn man sich mal Filme aus den 70ern anhört, die Unterschiede zwischen GGH, Schult, Chevalier etc. nicht sooooooo groß sind. Das mag an der Aufnahme liegen, aber die Stimmen liegen da noch nicht so weit auseinander wie Jahre später, es klingt alles etwas "blasser" und damit etwas gleicher. Von Austauschbarkeit möchte ich nicht sprechen, aber rein klanglich hätte man damals in meinen Ohren leichter umbesetzen können als z.B. in den 80ern, wo jeder von ihnen völlig eigen und unverwechselbar klingt.
In Antwort auf:Mit diesem Argument könnte man völlig auf Kontinuität verzichten und Christian Brückner oder Rolf Schult hätten sich nie als "die" Stimmen von Robert de Niro und Robert Redford etabliert
Ja, aber die von dir genannten sind grade Beispiele für markante, eben nicht austauschbare Stimmen, die sich genau deshalb etabliert haben, weil sie nicht alles sprechen können, "ihre" Charaktere dafür aber mit höchst nachhaltiger Wirkung. Meine These war vielmehr, dass Stimmen wie Schult oder Brückner sich nie durchgesetzt hätten, wenn man bloß auf die Kontinuität von Stimmen mit maximaler Verwendbarkeit für jeden Charakter (Standardbeispiele sind für mich wie gesagt Tennstedt, Hemmo und auch Bodo Wolff und Tobias Meister) gesetzt hätte.
Auch hätte man z.B. bei "Boston Legal" für René Auberjonois wieder Bodo Wolff gehört, hätte man nur auf Kontinuität geachtet. Der in dieser Rolle(!) wunderbare Horst Sachtleben wäre damit nie zum Einsatz gekommen.
Manche hier übersehen auch, dass gerade das Rochieren der Sprecher Synchron für die Afficionados so interessant macht - und die Branche über eine fast schon kafkaeske Grau-Monotonie erhebt. Es ist okay, für Film XY bizarr viele Formulare auszufüllen und sich beim Bearbeiten wie ein Sträfling zu fühlen, der in die Knastbibliothek will. Bisschen Behörde muss sein. Synchron ist aber auch Film, Film ist Kunst, Kunst ist nur Kunst, wenn sie überrascht. Es verhält sich da nicht anders als beim Kaleidoskop - erst aus der Veränderung erwächst die Schönheit.
Eine gewisse Rotation weiß ich sogar aus künstlerischen Gründen zu schätzen. Wenn dabei Fügungen wie Erich Ludwig auf Malcolm McDowell zustande kommen, Gott, wem schadet das? Condrus? Verdient anderweitig genug.
Dass nicht jede Variation gut tut, ist klar. Nicolas Böll wurde meiner Ansicht nach allein aus dem Grund geboren, Michael Sheen zu sprechen. Etabliert sich aber nicht - das schmerzt. Allerdings: Ein Beharren auf Kontinuität kann zu künstlerischen Totgeburten wie Udo Schenk auf Ralph Fiennes führen, einer an Eindimensionalität und Vorhersehbarkeit nicht mehr übertrefflichen fortgesetzten Leichenschändung.
Ergo klares Ja zum Bruch mit dem Gehabten. Ansonsten ersticken wir alle am Grau.
Daß Kunst nur Kunst ist, wenn sie überrascht, ist mir im Hinblick auf viele wenig überraschende aber trotzdem als Kunst anzusprechende Werke neu. Überraschend ist es aber in der Tat, wenn man gerade im Kinosessel Platz genommen hat, sich in der glücklichen Lage sieht, keine Sitznachbarn zu haben, die offenbar nur um des Quatschens und Fressens willen das Lichtspieltheater besuchen, und dann unvermittelt mit 80 Dezibel eine "fremde" Stimme aus dem 2 x 3 Meter großen Mund des Lieblingsdarstellers dröhnt.
Rotationen in der Sprecherbesetzung sind bei weniger bekannten Darstellern, die nicht durch Serien auf eine bestimmte Stimme festgelegt sind, in Ordnung. Auch wenn sich überhaupt keine Standardstimme für diesen oder jenen Schauspieler etabliert, kann ich damit leben, wenngleich ich es bei manchem bekannten Hollywoodstar nicht nachvollziehbar und irritierend finde. Doch wenn ein Sprecher vielfach auf einen Schauspieler besetzt worden ist, bin ich gegen eine Auswechslung, selbst wenn bessere Alternativen denkbar sind (was subjektiv betrachtet sicher bei jedem Schauspieler möglich erscheint). Im übrigen muß jeder Originalschauspieler auch mit einer einzigen, nicht austauschbaren Stimme leben und arbeiten, auch wenn sie wenig lieblich anzuhören ist (z.B. Til Schweiger, Courtney Thorne-Smith...). Sicher käme niemand auf den Gedanken, diese natürliche Kontinuität als eindimensional und vorhersehbar zu bezeichnen.
Als "überraschenden Kunstgriff" könnte man es sicher auch verkaufen, wenn Robert de Niro im englischen Original von Dustin Hoffman synchronisiert würde. Gerne hörte ich mir auch einmal den bereits erwähnten Til Schweiger mit der Stimme von Mario Adorf an. Unter künstlerischen Gesichtspunkten vielleicht beides ein Schritt vorwärts, aber aus Sicht des Publikums wahrscheinlich kaum akzeptabel. Weshalb für die Übersetzung fremdsprachiger Filme ins Deutsche hinsichtlich der Kontinuität der Stimme andere Maßstäbe gelten sollen und weshalb sich insoweit Kreativität und künstlerische Freiheit über die Gewohnheiten des zahlenden Zuschauers hinwegsetzen darf, will mir nicht recht einleuchten.
Eindimensionalität entsteht nicht dadurch, daß möglichst immer derselbe Sprecher für einen Schauspieler verwendet wird, sondern allenfalls deshalb, weil bestimmte Sprecher in fast jeder Produktion auf irgendeine Haupt- oder Nebenrolle besetzt werden, wie z. Zt. etwa Bodo Wolf oder Roland Hemmo (obgleich ich beide gerne höre und ihrer Stimmen noch nicht überdrüssig bin) oder in den 80ern/90ern Thomas Danneberg.
Du vergisst, dass Hemmo und Wolff nur deshalb in jeder Produktion zu hören sind, weil sie keinerlei Ecken und Kanten haben, und daher austauschbar oder, wie die Gummiente sagt, "monton grau" sind. Auf Danneberg trifft dies nur bedingt zu, da er ca. 4 verschiedene Stimmdukti entwickelt hat, um seinen zugeben zahlreichen Rollen immer optimal gerecht zu werden. Meister, den viele als aktuellen Danneberg sehen, schafft genau diese Wandlung leider nicht.
Und es gibt auch Fälle, wo deutsche Darsteller in deutschen Produktionen synchronisiert wurden - aus KÜNSTLERISCHEN Gründen. Raimund Harmsdorff in DER SEEWOLF, wo er von dem wunderbaren K.E. Ludwig gesprochen wurde, ist ein ebenso bekanntes wie deutliches Beispiel. Till Schwaiger hat noch keine wirklich anspruchsvollen Rollen spielen müssen/dürfen, ansonsten wäre eine Synchro seiner Stimme völlig gerechtfertigt. Bei ernsten anspruchsvollen Rollen würde nicht der Star Till Schwaiger im Vordergrund stehen, sondern der Film als Kunstwerk. Wem schadet es also, wenn man Schwaigers schauspielerische Wirkung durch eine andere Stimme aufpoliert, außer vielleicht Schwaiger selbst (um nochmals abgewandelt zu zitieren...) ?
Lieber Tacco, schau dir einfach mal alte Streifen an, wo spätere Stars noch nicht ihre spätere Feststimme haben (z.B. DER PATE). Das ist ein gutes Training sich für ungewohnte, aber brillante Besetzungsvarianten zu öffnen.
Zitat von Slartibartfast Auf Danneberg trifft dies nur bedingt zu, da er ca. 4 verschiedene Stimmdukti entwickelt hat, um seinen zugeben zahlreichen Rollen immer optimal gerecht zu werden. Meister, den viele als aktuellen Danneberg sehen, schafft genau diese Wandlung leider nicht.
da muß ich widersprechen! GERADE meister schafft das wunderbar! egal ob ich sutherland, sinise, black oder robbins sehe, habe ich immer vier verschiedene personen vor mir und das ist einfach genial. er ist einer der wenigen, die mehrere schauspieler sprechen können ohne den eindruck zu haben, man hört immer den 'gleichen'.
Zitat von moonizda muß ich widersprechen! GERADE meister schafft das wunderbar! egal ob ich sutherland, sinise, black oder robbins sehe, habe ich immer vier verschiedene personen vor mir und das ist einfach genial. er ist einer der wenigen, die mehrere schauspieler sprechen können ohne den eindruck zu haben, man hört immer den 'gleichen'.
Dem schließe ich mich an! Ich habe auch nie das Gefühl, die gleiche Stimme zu hören - die haben immer etwas eigenes - wie auch bei Danneberg.
Til Schweiger war nur ein Beispiel. Ich hätte auch jeden anderen nennen können. Es ist auch zutreffend, daß deutsche Schauspieler in nicht ausschließlich deutschen Produktionen oftmals nicht von sich selbst gesprochen werden. Auf diese Idee würde man in den USA aber wahrscheinlich nicht kommen; mir ist jedenfalls kein Beispiel bekannt. Ebenso wenig sind mir rein deutsche Produktionen mit nur deutschen Darstellern erinnerlich, in denen ein Schauspieler synchronisiert worden ist (bitte jetzt nicht "Winnetou" rufen, das war keine rein deutsche Produktion). Einzelne Gegenbeispiele sind sicher immer zu finden. Das ist aber nicht der Punkt, auf den ich hinauswollte. Mir ging es allein darum, daß es aus meiner Sicht einen Widerspruch darstellt, unter Verweis auf "künstlerische Freiheit" in der Synchronfassung Stimmen beliebig auszutauschen, während man in einer Originalfassung selten oder nie so einem Gedanken verfällt.
Wenn man schon die Synchronfassung als eigenes Kunstwerk ansieht, ist mir nicht verständlich, weshalb es heute - im Gegensatz zu den 70er/80er Jahren - verpönt ist, relativ frei mit den Dialogen umzugehen. Zwar hat man kein Problem damit, Stimmen willkürlich auszutauschen, geht es jedoch darum, ein bißchen mehr deutschen Witz in einen müden englischen Dialog zu bringen (Captain Kirk: "Sagen Sie denen, im Himmel ist Jahrmarkt und wir feiern ein bißchen mit." - Spock: "Ich bin mit der Rübe an die Kante gerempelt"), ist der Aufschrei heutzutage groß. Dann sind ganz schnell die Grenzen der zulässigen künstlerischen Freiheit erreicht. Statt dessen muß heutzutage jede noch so dämliche englische Ausdrucksweise möglichst wortwörtlich und damit oftmals sinnentstellend ins Deutsche übersetzt werden.
Ich würde nicht sagen, daß Hemmo und Wolf keine Ecken und Kanten haben. Im Gegensatz zu manch anderem Sprecher hört man sie immer und sofort heraus. Aus meiner Sicht nicht gerade ein Beleg dafür, daß die Stimmen sich unauffällig in jede Produktion fügen, sondern leider viel zu sehr herausstechen.
Natürlich ist Danneberg in seiner Bandbreite großartig. Kein Vergleich zwischen seiner Sprechweise auf John Cleese und auf Sylvester Stallone. Gleichwohl ist er gerade in den 80er Jahren inflationär auf viele Nebenrollen eingesetzt worden, in denen er seine "Howie Munson"-Sprechstimme gab, die gleichwohl noch viel zu markant war, um sie einfach unauffällig in einer Produktion unterzubringen.
In Antwort auf:Ebenso wenig sind mir rein deutsche Produktionen mit nur deutschen Darstellern erinnerlich, in denen ein Schauspieler synchronisiert worden ist
Ich sagte doch DER SEEWOLF. Ich kann dir sogar einen dt. Film nennen, wo Thomas Danneberg(!) von Randolf Kronberg synchronisiert wurde. Und: Hätte Danneberg nur seine Howie Munson-Sprechstimme gehabt, würde er in die gleiche Kategorie wie Meister und Tennstedt fallen, deren Stimme von jedem Gesicht irgendwie gut runterkommt, aber damit auch nichts herausragendes kreieren.
In Antwort auf:...ist mir nicht verständlich, weshalb es heute - im Gegensatz zu den 70er/80er Jahren - verpönt ist, relativ frei mit den Dialogen umzugehen.
Bei MIR rennst du damit offene Türen ein. Das Problem ist, dass heute durch die DVD der Zugang zur Originalfassung sehr leicht ist. Viele mit auch nur rudimentären Englischkenntnissen würden freie Dialoge wie in den 70ern sofort erkennen und als Zensur bzw. Verfälschung brandmarken. Genau das geschah ja auch später mit den 70er Synchros. Der künstlerische Wert solcher IMHO oft unterschätzten Bearbeitungen wird bis heute in Frage gestellt.