Natürlich war Mason nicht immer nur "elegant-geschmeidig", dass ist klar. Aber ein gewisser Unterton blieb schon, was bei ihm zum Markennzeichen wurde. Zum Glück traf es ihn nicht so stark wie z. B. John Gielgud oder Rex Harrison, die in späteren Jahren auf bestimmte Rollentypen festgelegt blieben und dabei unterfordert waren (Gielgud) oder bestimmte Manierismen reproduzierten (Harrison). Bei "A Star is Born/Ein neuer Stern am Himmel" sagte mir Lukschy übrigens sehr zu, es dürfte eine seiner interessantesten Synchronrollen aus dieser Zeit gewesen sein. Bei diesem Film hat es mich auch nicht gestört, Friedrich Joloff in gemeinsamen Szenen mit Lukschy/Mason zu hören. Als Humbert Humbert kann ich mir allerdings beide nicht so gut vorstellen.
Als Humbert Humbert war Schoenfelder unübertrefflich, da hätte ich mir Joloff und Lukschy nicht vorstellen können. Schoenfelder klang so wunderbar gebildet, belesen und distinguiert - und konnte das dann über Bord werfen, um die Emotionen und Abgründe auftreten zu lassen. Eine Synchron-Sternstunde!
Mason hatte wirklich Glück mit seinen Rollen, aber das war ein Status, den er sich auch selbst erarbeitet hatte. Gielgud war ja dem Film gegenüber sehr skeptisch eingestellt und arbeitete nur in späteren Jahren wie verrückt, um für sich und seinen Partner das feudale Leben am Land zu finanzieren. Klischeebesetzungen waren sein tägliches Brot und er kam damit ganz gut klar. Harrison war ja doch etwas...blasiert, egoistisch und überheblich, dürfte sich wohl als den Mittelpunkt des Universums betrachtet haben. Daß er später kaum mehr gute Rollen bekam, dürfte wohl an seinem vorherighen Verhalten gelegen haben. Mason hat den Zeitpunkt erkannt, an dem er vom "Leading Man" zum großartigen Neben- und Gastdarsteller wechseln mußte und daß Hauptrollen "nur" mehr in Filmen möglich waren, die eher nicht der breiten Masse entsprachen, dafür anspruchsvoller waren, bzw in besser budgetierten B-Filmen möglich waren. Harrison hat das leider verabsäumt. Das war jetzt ein schöner Exkurs, ich ersuche um Vergebung...
Zitat von fortinbras im Beitrag #56Borchert wird immer mein absoluter Favorit bleiben für Mason, gefolgt von Lukschy und Joloff zusammen auf Platz drei. Platz zwei bleibt mal leer.
Hast Du schon "Gaslicht und Schatten" gesehen? Zwar ist es unwahrscheinlich, dass Gerry Wolff automatisch auf Platz zwei bei Dir landet, aber ich finde ihn großartig - schauspielerisch generell, aber er passt zu Mason UND seiner Rolle wie gemalt. Überraschenderweise gibt es einige Schauspieler, die mehrfach oder markant von Lukschy synchronisiert wurden, bei denen Wolff die perfekte DEFA-Entsprechung war, obwohl sie stimmlich absolut keine Ähnlichkeit hatten: neben Mason fallen mir noch Anthony Quayle und Leo Genn ein.
@Stefan: Bei Durchsicht der älteren Beiträge ist mir etwas aufgefallen: Du meintest, Claus Biederstaedt passe für dich "generell nicht auf den eleganten Mason". Hast du mit Lukschy in dieser Hinsicht keine Probleme? Denn der stand für dich mit Joloff "gleichwertig an der Spitze".
Ich verstehe den Vergleich Biederstaedt - Lukschy nicht recht. Abgesehen davon, dass beide tiefe Stimmen haben, sehe ich absolut keine Berührungspunkte zwischen ihnen, im Gegenteil: sie sind eher Antipoden. Trotz seiner Tiefe und zunehmenden Knarrigkeit wirkt Biederstaedt niemals dick und auf breiten Schauspielern meiner Meinung nach zu schlank, während Lukschy im zunehmenden Alter auch auf dicken Schauspielern überzeugen konnte. Seine Eleganz, die er ausstrahlen konnte (nicht musste) findet sich beim bodenständigen Biederstaedt nicht mal in Ansätzen. Dafür wirkte Biederstaedt niemals beliebig wie es beim frühen Lukschy des Öfteren der Fall war; vielmehr scheint er manchen Schauspieler zu erdrücken. Beiden fehlt die Leichtigkeit eines Axel Monje z.B.
Ich sehe bei beiden insofern einen Zusammenhang, als nicht nur tiefe, sondern auch raue Stimmen hatten. "Elegant" konnte Lukschy zwar klingen, musste es aber nicht (da stimme ich ohne Weiteres zu), und im Falle von Mason war dies auch nicht in allen Rollen nötig. Dass Biederstaedt für dich "nicht mal in Ansätzen" elegant klang, überrascht mich. In "Casablanca" klang er für mich durchaus so (da nahm er sich allerdings auch sehr zurück), weswegen ich ihn in dort sehr originell besetzt finde. Aber ich nehme an, den späteren Lukschy (mit deutlich knorrigerer und kräftigerer Stimme) könntest du dir für Mason auch nicht mehr vorstellen?
Ja, der späte Lukschy passt für mich nicht sonderlich auf den späten Mason. Und wahrscheinlich haben wir unterschiedliche Definitionen des Wortes "elegant", denn in "Casablanca" klingt Biederstaedt für mich in der Tat sehr charmant, aber einen Gentleman höre ich hier nie.
Es ist wahrscheinlich schwer, einen Unterschied zwischen "charmant" und "elegant" zu definieren. Für mich persönlich würde bei jemandem, der sich "charmant" gibt, auch eine gewisse "Gentleman-Art" gehören, da ein Charmeur ansonsten klebrig oder schmierig wirken könnte. Apropos "schmierig": Seien wir froh, dass Wolfgang Schick hier nicht Klaus Miedel besetzt hat!
Aber selbst wenn jemand "charmant" oder wie ein Gentleman klingen konnte, muss das natürlich nicht bedeuten, dass er als Sprecher zu James Mason passen musste. Friedrich Schoenfelders Besetzungen z. B. erscheinen mir (wie früher erwähnt) abgesehen von "Lolita" eher entbehrlich, und Siegfried Schürenberg kam anscheinend nie zum Einsatz. Paul Klinger konnte zwar auch seine charmante Seite ausspielen, war aber trotzdem eine ziemliche Fehlbesetzung.
Klinger ist nach Borchert mein liebster Sprecher für Mason, er traf seine virile Seite am besten! Wenn auch noch die Relaxtheit hinzu kam wie z.B. in TIARA TAHITI, war er schlicht perfekt.
Wie fortinbras geschrieben hat, hatte Mason eigentlich schon ziemliches Glück mit seinen Sprechern: Joloff passte sehr gut, Ode passte sehr gut, Lukschy war für den mittleren Mason auch sehr gut, Schoenfelder und Hagen passten rollenbedingt auch ziemlich gut. Nur Ackva ist in der Tat schrecklich (den mag ich ja generell nicht so, außer als Reverend Olden), und Biederstaedt machte ihn ziemlich unsympathisch (wie ja fast jeden, mit Ausnahme von Garner und Rains, und das will bei Mason schon was heißen). Aber Borchert und Klinger sind immer top gewesen.
Kannst du denn sagen, was dir bei Klinger so gut gefiel? Ich schätze ihn bekanntlich sehr, für Masons oft etwas zurückhaltende (dabei aber nicht unnahbare oder abweisende) und distinguierte Art klang er mir aber zu jovial, munter und aufgekratzt, was mich besonders beim "gefährlichen Urlaub" sehr gestört hat.