Hättest du dir Siegmar Schneider auch öfter vorstellen können? Für mich wäre er zweite Wahl gewesen, und Mücke hätte ihn als Stammsprecher sogar Borchert vorgezogen.
Zitat von bertiHättest du dir Siegmar Schneider auch öfter vorstellen können? Für mich wäre er zweite Wahl gewesen, und Mücke hätte ihn als Stammsprecher sogar Borchert vorgezogen?
Hätte ich mir durchaus öfter vorstellen können, bspw. in "Ladykillers". Borchert vorgezogen hätte ich ihn wohl nicht, aber als gleichwertig kann man sie durchaus bezeichnen.
Immer wieder auffällig, wie viele Schauspieler sich Borchert, Schneider und Schoenfelder geteilt haben: Alec Guinness, Laurence Olivier, John Gielgud und Henry Fonda! Zumindest bei den drei Erstgenannten wäre noch Siegfried Schürenberg zu nennen.
Zitat von Lord PeterBauschulte in "Eine Leiche zum Dessert" dürfte zwar der Brandt-Besetzungspolitik geschuldet sein, paßte aber auch sehr gut.
Sehe ich ähnlich. Borchert wäre bei dieser komödiantischen Rolle aber sicher auch interessant gewesen. Allerdings lag sein letzter Einsatz auf Guinness damals schon fast zehn Jahre zurück*, und er wurde erst als Obi-Wan wieder besetzt. Neben diesem Film habe ich Borchert besonders in "Der Untergang des römischen Reiches" vermisst. Der dort gewählte Werner Lieven war allerdings auch eine krasse Fehlbesetzung, die ich mir bis heute nicht erklären kann. Selbst wenn Borchert nicht verfügbar war, hätte es genügend Alternativen gegeben. Auch Kielings Reaktivierung für "Eine Reise nach Indien" überrascht mich sehr. In "Cromwell" und "Lovesick" wäre Borchert sicher auch genial geworden, aber bei München bzw. Hamburg als Standort war da wohl nichts zu machen. Eine Frage an die, für die Borchert Guinness´ Idealstimme ist: Bei welchen euch bekannten Filmen habt Ihr ihn besonders vermisst?
Edition: *Wie mir gerade klar wurde, kann Bauschultes Besetzung natürlich auch daraus resultieren, dass er Guinness zuvor schon in der Erstsynchro von "Bruder Sonne, Schwester Mond" gesprochen hatte.
Dass Borchert nach "Doktor Schiwago" lange nicht mehr zum Einsatz kam, ließe sich wohl dadurch erklären, dass Guinness sich danach auf der Leinwand eher rar machte und viele seiner Filme wohl kein großes Publikum hatten. Aber dass er trotz des ungeheuren Erfolgs der alten "Star Wars"-Trilogie nur in zwei anderen Filmen erneut besetzt wurde und sich nicht einmal in Berlin wieder etablieren konnte, ist schon komisch. Stattdessen kamen Stass, Bauschulte und Kieling zum Zuge, wobei Letzterer dreißig Jahre zuvor Guinness in zwei Filmen gesprochen hatte. Dass Rainer Brandt in "Eine Leiche zum Desert" Bauschulte nahm, ist angesichts seines Stammteams und der komödiantischen Rolle nicht so überraschend. Aber Wolfgang Kieling in "Eine Reise nach Indien" überrascht, denn zum einen wüsste ich neben dieser Synchro und "Sag niemals nie" keine andere von Brandt, in der Kieling dabeigewesen wäre. Zum anderen gehörte Borchert zwar nicht zu Brandts Team, aber bei Henry Fonda in "Mein Name ist Nobody" und Laurence Olivier in "Die Bounty" hat er ihn auf angestammten Stars belassen.
Zitat von bertiAber Wolfgang Kieling in "Eine Reise nach Indien" überrascht, denn zum einen wüsste ich nebene dieser Synchro und "Sag niemals nie" keine andere von Brandt, in der Kieling dabeigewesen wäre.
Da gab's noch was: Kieling war in der zweiten Hauptrolle bei "Und Santana tötet sie alle" zu hören und in 2 Folgen von "Department S". Gut, okay ... bei diesen Synchros hatte Brunnemann die Regie, trotzdem war ja Brandt mit beteiligt.
Allerdings müssten diese vor 1973 entstanden sein, als Brandt noch kein eigenes Studio hatte und über die Besetzungen alleine entscheiden konnte. Oder wüsste jemand, dass er im Zeitraum 1973-83 Kieling nochmals besetzt hätte?
Zitat von bertiDass Rainer Brandt in "Eine Leiche zum Desert" Bauschulte nahm, ist angesichts seines Stammteams und der komödiantischen Rolle nicht so überraschend. Aber Wolfgang Kieling in "Eine Reise nach Indien" überrascht, denn zum einen wüsste ich neben dieser Synchro und "Sag niemals nie" keine andere von Brandt, in der Kieling dabeigewesen wäre. Zum anderen gehörte Borchert zwar nicht zu Brandts Team, aber bei Henry Fonda in "Mein Name ist Nobody" und Laurence Olivier in "Die Bounty" hat er ihn auf angestammten Stars belassen.
Eine kleine Randnotiz dazu: Im Sommer 2008 war Rainer Brandt bekanntlich in Gelsenkirchen zu Gast. Nachdem er im ersten Teil des Abends auf der Bühne im Interview von den Moderatoren der Veranstaltung interviewt worden war und dabei zahlreiche Anekdoten erzählt hatte, unterhielt er sich während der Pause auch locker in den Gängen mit verschiedenen Gästen, die im Fragen stellten. Kurz vor der Pause war es zur Sprache gekommen, dass er auch viele "seriöse" Synchros erstellt hat. David Leans "Eine Reise nach Indien" war als Beispiel genannt worden. Daher riskierte ich es und sprach ihn darauf an, dass bei diesem Film Wilhelm Borchert nicht besetzt wurde und mich das schon lange gewundert hatte. Brandt antwortete, Borchert sei eben "tot" gewesen. Das überraschte mich, und ich sagte, er sei doch erst 1990 verstorben. Darauf meinte Brandt, er hätte "tot" in dem Sinne gemeint, dass dieser nicht mehr zur Verfügung gestandne hätte. Das überraschte mich, da Borchert bekanntlich auch nach 1985 noch einige Rollen hatte. Aber um die lockere Stimmung nicht zu verderben, bohrte ich nicht weiter nach. Also leider nicht sehr erhellend!
Zitat von Chow Yun-FatSo viel zur Glaubwürdigkeit von Brandts Anekdoten. ;-)
Bei dieser Gelegenheit wurde er auf Franz-Otto Krüger angesprochen. Er sagte, nicht er habe von Krüger gelernt, sondern der von ihm! Natürlich Unsinn, denn (der fast zwanzig Jahre ältere!) Krüger kalauerte als Dialogautor (wie Stefan sicher bestätigen wird) bereits zu einem Zeitpunkt, als Brandt ihn sicher nicht beeinflusst hat. Beim Interview auf der Bühne durfte natürlich auch wieder nicht die Anekdote fehlen, die französische Synchronfassung von "Die Zwei" sei durch seine Bearbeitung inspiriert worden (Norbert hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass das schlichtweg nicht stimmen kann). Aber zurück zu Borchert: Ein möglicher Streit zwischen ihm und Brandt wird wohl kaum der Grund gewesen sein, da er ihn dann wohl kaum bei der "Bounty" besetzt hätte. Ganz abgesehen davon sind Spekulationen über mögliche private Gründe für Außenstehende natürlich nicht sonderlich sinnvoll. Da er nach 1980 nicht mehr Theater spielten, waren dortige Verpflichtungen sicher auch nicht der Grund. Gesundheitliche Probleme (z. B. eine kurzfristige Erkrankungen) wären natürlich denkbar, aber ohne sichere Informationen ist das ebenfalls pure Spekulation. Bliebe die Möglichkeit, dass Borchert Guinness zu dieser Zeit einfach nicht mehr regelmäßig gesprochen hatte und deswegen nicht mehr als Stammsprecher gesehen wurde.
Muss man vielleicht auch nicht so viel reingeheimnissen, Brandts gesamter Duktus was Erinnerungen und Anekdötchen angeht ist ja bekanntermaßen eher auf Breitenwirkung denn auf Genauigkeit ausgelegt, irgendwas wird schon gewesen sein und sei es eine kleine Grippe im März 1985.