Neulich wurde erwähnt, dass "Scrooge" mit Alec Guinness und Albert Finney für die DVD-Veröffentlichung synchronisiert wurde: Scrooge (1970) mit Albert Finney und Alec Guinness Angaben zur Besetzung gibt es leider noch keine. Die Frage ist natürlich, wer unter den heutigen Sprechern überhaupt auf Guinness besetzt werden könnte. Ich vermute mal, dass es auf Bodo Wolf oder Frank-Otto Schenk hinauslaufen würde. Aber da angedeutet wurde, dass die Synchro ziemlich billig gemacht worden sei, dürfte es wohl keiner der beiden geworden sein.
Zitat von berti im Beitrag #64Natürlich, denn Borchert war bekanntlich auch nicht mehr der Jüngste, obwohl er zu dieser Zeit noch relativ oft synchronisierte.
Aber nicht mehr regelmäßig, sonst wäre er bei "Am goldenen Fluss" für Fonda kaum durch den noch nicht einmal nahe liegenden (wenn auch großartigen) Fürbringer ersetzt worden - wahrscheinlich hatte Borchert oft mit der Gesundheit zu kämpfen und fühlte sich nicht in der Lage, auch wenn er sicher noch gern ins Studio ging (sonst hätte er sich ja einfach zurück ziehen können, aber er arbeitete ja praktisch bis zu seinem Tod).
Zitat von berti im Beitrag #64Natürlich, denn Borchert war bekanntlich auch nicht mehr der Jüngste, obwohl er zu dieser Zeit noch relativ oft synchronisierte.
Aber nicht mehr regelmäßig, sonst wäre er bei "Am goldenen Fluss" für Fonda kaum durch den noch nicht einmal nahe liegenden (wenn auch großartigen) Fürbringer ersetzt worden - wahrscheinlich hatte Borchert oft mit der Gesundheit zu kämpfen und fühlte sich nicht in der Lage, auch wenn er sicher noch gern ins Studio ging (sonst hätte er sich ja einfach zurück ziehen können, aber er arbeitete ja praktisch bis zu seinem Tod).
Laut diesem Nachruf kehrte er der Bühne 1980 den Rücken: http://www.geschichte-projekte-hannover....n.html#borchert Dass seine Gesundheit im Bühnenrollen nicht mehr und (umfangreichere) Synchronarbeiten nur noch mit Unterbrechungen erlaubte, hatte ich auch schon vermutet. Bei seinen Nicht-Besetzungen vor 1980 können natürlich auch Theaterengagements ein Grund gewesen sein.
Nachtrag zu "Der Dreckspatz und die Königin": die Fernsehfassung wurde im Auftrag des ZDF hergestellt und stammt von 1972. Für den film ist allerdings auch 1952 ein Kinostart vermerkt, allerdings weiß ich nicht, ob er da OmU lief oder auch in deutscher Sprache.
Vermutlich hatte es mit seinen kongenialen Maskeraden zu tun, daß Guinness auch so viele verschiedene Stimmen bekam. Teilweise waren es ausgezeichnete Sprecher-besonders großartig fand ich Heinz Reincke in den "Ladykillers", aber auch Reinhold Nietschmann in "Einmal Millionär sein" war toll-der hatte so etwas herrlich Unschuldiges.
Siegmar Schneider in "Adel verpflichtet" war natürlich ein Gedicht, auch in späteren Synchronarbeiten fand ich ihn für Guinness passend, wenngleich nicht unbedingt mein Favorit.
Wolfgang Kieling gefiel mir sehr gut in "Der Schwan", warum man ihn aber in "Kapitän Seekrank" besetzte, war mir schleierhaft. Guinness einmal mehr älter wirkend, als er war, Kieling klang viel zu jugendlich. Das wäre eine ideale "Kratzrolle" für Reincke gewesen.
Trotzdem die britische Eleganz wie ein Klischee zu ihm passte, war Siegfried Schürenberg nicht unbedingt eine ideale Besetzung-allerdings ist "Verliebt in Paris" generell ein schwacher Film.
Harry Wüstenhagen schätze ich sehr, allerdings empfand ich ihn nicht zu Guinness passend. Zumindest in "Der Mann im weissen Anzug", er wirkte mir zuwenig "unschuldig-frech" in der Rolle.
Wilhelm Borchert natürlich-das war ein Gedicht! Obwohl die Ähnlichkeit nicht so übermäßig vorhanden war, so passte er wie die Faust auf's Auge. Er hatte eine ähnliche Präsenz und Würde und konnte vor allem Guinness' distinguiertes Erscheinen perfekt einfangen. "Die Brücke am Kwai" hat ja scheinbar so geprägt mit Borchert, daß man gleich zwei ältere Filme mit ihm als Sprecher in die Kinos brachte. "Der Gefangene" war sicherlich eines der Meisterstücke von Borchert für Guinness, absolut nuancierte, echte Schauspielkunst. Borchert gefiel mir enorm in "Rebellion", auch in "Lawrence von Arabien" war er superb und verlieh dem arabischen Fürsten magische Präsenz. Die hatte Guinness oft-und keiner fing sie so ein wie Borchert.
Wenn die Geschichte stimmt, die man mir mal zugetragen hat, sollte Borchert ihn auch in "Einst ein Held" sprechen, wurde aber gegen Marquis ausgetauscht. Im deutschen Trailer soll man Borchert husten hören, behauptete mal wer. Ob das als Beweis für das Gerücht ausreicht, weiß ich jedoch nicht. Marquis war eine unglaubliche Fehlbesetzung, auch wenn die Rolle sehr rauh und derb war. Borchert konnte das auch-leider ließ man ihn nicht.
Daß Borchert nach "Dr. Schiwago" auf Eis gelegt wurde, kann ich nicht verstehen. Am Preis kanns nicht gelegen haben, denn er war auch in billigsten B-Movies oft genug zu hören. Vielleicht ist es den Verantwortlichen einfach egal geworden (siehe Yul Brynner).
Bis heute macht es mich fast wütend, daß man sich an Borchert ausgerechnet für "Krieg der Sterne" erinnerte. Ok, Obi Wan Kenobi war eine nette Rolle und er füllte sie auch aus, so wie der erste (egal was Lucas und Co sagen) Film auch nette Unterhaltung war.
"Der kleine Lord" ist vielleicht meine Lieblingsrolle von Borchert für Guinness, zusammen mit "Der Gefangene" und "Rebellion". Auch schön, daß er 1988 nochmal die kleine Gastrolle in "Eine Handvoll Staub" bekam.
Friedrich Schoenfelder als britische Klischeebesetzung funktionierte sehr gut. Von seinen Einsätzen ist mir "Die Stunde der Komödianten" am Liebsten, da war er so schön angeberisch.
F. W. Bauschulte mochte ich in "Eine Leiche zum Dessert", aber nicht als Papst. Gerd Martienzen war ein guter Rollencast, auch Alfred Balthoff. Herbert Stass war absolut fehlbesetzt, immerhin nur ein Mini-Auftritt. Und obwohl er auch so distinguiert war, konnte ich mich mit Holger Hagen nie so richtig anfreunden.
Leo Bardischewski soll ihn in "Dame, König, As, Spion" gesprochen haben-diesen großartigen TV-Meilenstein kenne ich nur in der OF. Das kann ich mir allerdings sehr gut vorstellen.
Ach ja-Jürgen Thormann. In einem Wort: grauenhaft! Zumindest für Guinness.
Zitat von fortinbras im Beitrag #68Daß Borchert nach "Dr. Schiwago" auf Eis gelegt wurde, kann ich nicht verstehen. Am Preis kanns nicht gelegen haben, denn er war auch in billigsten B-Movies oft genug zu hören. Vielleicht ist es den Verantwortlichen einfach egal geworden (siehe Yul Brynner).
Bis heute macht es mich fast wütend, daß man sich an Borchert ausgerechnet für "Krieg der Sterne" erinnerte. Ok, Obi Wan Kenobi war eine nette Rolle und er füllte sie auch aus, so wie der erste (egal was Lucas und Co sagen) Film auch nette Unterhaltung war.
Mir kommt es auch komisch vor, dass es Borchert nach "Schiwago" nur noch auf fünf Einsätze brachte. Allerdings spielte Guinness in späteren Jahren kaum noch größere Rollen, weswegen man eine feste Kombination vielleicht wirklich nicht mehr für nötig hielt. Auch Guinness selber mochte es bekanntlich nicht, auf seine Rolle als Obi-Wan angesprochen zu werden, da er "Star Wars" von den Dialogen und der Handlung her für albern und kindisch hielt. Aber immerhin konnte er sich durch eine (zwar nur minimale, aber trotzdem lohnenswerte) prozentuale Gewinnbeteiligung einen angenehmen Lebensabend sichern. Ich nehme an, bei Borchert/Guinness geht es dir wie bei Thomalla/Sellers: Eine Kombination, die es durchaus auch in einigen weiteren Filmen hätte geben dürfen (dieses Thema gab es schonmal am 6./7. April 2011)?
Zitat von fortinbras im Beitrag #72Ach ja-Jürgen Thormann. In einem Wort: grauenhaft! Zumindest für Guinness.
Diese Besetzung hatte ich schon fast vergessen/verdrängt. Ich frage mich, wie man darauf kam. Mit den Herren Schoenfelder und Bauschulte hätten schließlich in Berlin weit passendere Alternativen zur Verfügung gestanden!
Arno Assmann in "Cromwell" hat mir auch sehr gut gefallen, obwohl das eine Paraderolle für Borchert im Falle einer Berliner Synchronisation gewesen wäre.
Wie gesagt-es hätte schon vor "Star Wars" deutlich passendere Gelegenheiten gegeben, Borchert wieder zu nehmen. Falls er nicht etwa schon im Hitler-Film im Einsatz war, das weiß man ja nicht. Da Borchert ein klassischer Ensemblespieler war, der auch in kleineren Rollen zu hören war, hätte es sicher genug Möglichkeiten gegeben auch für kleinere Guinness-Auftritte. Vielleicht kam Borchert für Obi Wan Kenobi nur zurück, weil man ihn als "Typecast" sah, weniger aus Kontinuitätsgründen.
Jürgen Thormann bekam eine Zeit lang viele alte Kinostars zugeschanzt, wobei im Falle von Guinness die Arbeit ja nicht sehr viel später entstand. Das paßte einfach absolut nicht und Thormann wirkte so aufgesetzt und kaum mit Feingefühl für die Rolle.
Zitat von fortinbras im Beitrag #71Vielleicht kam Borchert für Obi Wan Kenobi nur zurück, weil man ihn als "Typecast" sah, weniger aus Kontinuitätsgründen.
Das kann natürlich sein. Aber als "Typecast" hätte man ihn auch als Marc Aurel, Papst oder Professor Godbole nehmen können. Allerdings wies Stefan früher schonmal darauf hin, dass Borchert immer mal wieder in Rollen nicht besetzt wurde, bei denen er eigentlich Pflicht gewesen wäre. Keine Ahnung, ob da gesundheitliche oder (zu seiner aktiven Zeit am Theater) auch terminliche Gründe ausschlaggebend waren.
Zitat von MückeEr wirkt mir mit Borchert zu blasiert. Dieses Verschmitze in Rollen, wie in "Adel verpflichtet" oder auch "Ladykillers" passt für mich besser zu Siegmar Schneider. Heinz Reincke war da fast schon wieder etwas übertrieben...Schneider war der ideale Mittelweg zwischen Reincke und Borchert oder Bauschulte.
Mich würde interessieren, ob noch jemand die Kombination Guinness-Borchert für nicht ganz gelungen oder jemand anderen für die Ideal-Stimme hält.
Ja, ich. Halte Siegmar Schneider für die Idealstimme. Borchert passte zwar auch recht gut, kommt mir aber generell etwas zu kraftvoll daher. Mitunter sicherlich nicht verkehrt, aber gerade in "Die Brücke am Kwai" fand ich das gerade störend. Wobei ich auch nicht alles von Guinness/Borchert kenne, z.B. "Der Gefangene". Kann sein, dass er mir da besser gefällt als ich den Sachen, die ich bisher mit der Kombi kenne.
Wenn dir Guinness mit Borchert zu kraftvoll ist, solltest du dir mal Arnold Marquis geben...
Ein guter Freund von mir ist ähnlicher Meinung - "diese Stimme" würde den nicht gerade kräftig wirkenden Mann etwas erschlagen, weshalb sein Favorit wiederum Schoenfelder ist.
@ Berti:
Das mit Borchert stimmt, der wurde tatsächlich oft nicht besetzt, obwohl es nach ihm schrie. Ab und an werden Erkrankungen oder Theater-Verpflichtungen sicher Schuld gewesen sein ("Nur 72 Stunden" etwa), aber bei der Fülle an großen, mittleren und auch kleineren Synchronrollen Borcherts, dürfte wohl viel öfters das "Besetzungsbüro" eine so ideale Besetzung verhindert haben. Nehme ich mal an.
Übrigens fand ich Guinness in "Reise nach Indien" nicht sehr glücklich besetzt und Wolfgang Kieling, der hier nach einem Vierteljahrhundert wieder zum Zug kam, passte mir auch nicht so ganz.
Seltsam erscheint mir, daß große Rollen, die nach Borchert schrien, wer anderer bekam, während man ausgerechnet in der kleinen Rolle in "Eine Handvoll Staub" wieder an ihn dachte (was wunderschön war)-obwohl das wiederum auch jemand anderer hervorragend hätte machen können.
Zitat von Silenzio im Beitrag #73Halte Siegmar Schneider für die Idealstimme. Borchert passte zwar auch recht gut, kommt mir aber generell etwas zu kraftvoll daher. Mitunter sicherlich nicht verkehrt, aber gerade in "Die Brücke am Kwai" fand ich das gerade störend.
Klang er dir auch in den Szenen "zu kraftvoll", in denen Colonel Nicholson ausgehungert, fast verdurstet und körperlich geschwächt nur noch keucht und kaum noch sprechen kann?