Zitat von bertiAllerdings dürften übersetzte Bücher immer noch deutlich höhrere Absatzchancen als unübersetzte haben, ebenso wie synchronisierte gegenüber untertitelten Filmen.
Ach was....
Wenn ich den Leuten jahrzehntelang nur Übersetzungen liefere, ist das auch kein Wunder. Wenn du alle Obstsorten außer Bananen verbietest oder nur noch in einzelnen Läden pro Bundesland anbieten lässt, dann steigen die Umsätze mit Bananen auch.....
Zitat von MückeWenn ich den Leuten jahrzehntelang nur Übersetzungen liefere, ist das auch kein Wunder. Wenn du alle Obstsorten außer Bananen verbietest oder nur noch in einzelnen Läden pro Bundesland anbieten lässt, dann steigen die Umsätze mit Bananen auch.....
Das Beispiel mit den Bananen finde ich nicht so ganz günstig gewählt. Denn ich glaube, dass ein Film mit Dialogen in der eigenen Sprache den Gewohnheiten vieler Zuschauer so entgegen kommt, dass sie sich auch ohne "Verbot" dafür entscheiden würden. Oder ist es Zufall, dass der deutschsprachige Raum allgemein als der wichtigste nicht-englischsprachige Absatzmarkt für Hollywood gilt? Und dass umgekehrt in den USA ausländische Filme mit Untertiteln meist mit geringem Erfolg laufen, und man sie dort lieber auf Englisch neu dreht, wenn die Story erfolgsversprechend erscheint?
Mücke
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09.12.2011 19:10
#33 RE: Hat die deutschsprachige Synchronisation eine Zukunft?
Zitat von bertiDas Beispiel mit den Bananen finde ich nicht so ganz günstig gewählt. Denn ich glaube, dass ein Film mit Dialogen in der eigenen Sprache den Gewohnheiten vieler Zuschauer so entgegen kommt, dass sie sich auch ohne "Verbot" dafür entscheiden würden.
Nicht, wenn sie jahrzehntelang nur auf OVs abgerichtet worden sind und auch ansonsten sehe ich allenfalls eine Pattsituation. Die Synchronisation ist an sich ein recht kurioses Unterfangen, das schwierig zu etablieren wäre, wäre man es nicht gewohnt und hätte man mehr Chancen, ihr zu entgehen. Sprecher den Text auf Lippe nacherzählen zu lassen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern im Grunde sogar erstmal ein relativ absurder Gedanke.
ich war neulich in einer deutschen Hamlet Theater-Aufführung hier in London, die mit englischen Unterltitel gezeigt wurde, und es war bezeichnend , dass die Kritiker allesamt auf englische Bezüge ansprangen, aber niemand (sehr freie Umsétzung von Regisseur Thomas Ostermeier von der Schaubühne am Lehniner Platz) von dem wiederkehrenden Lied "Theater, Theater" von Katja Ebstein Notiz nahm, obwohl es dazu englische Übertitel gab. Kulturelle Eigenheiten nimmt man im Orignal eben nur dann wahr wenn eine Produktion auch das Publikum im Sinn hatte. Das gleiche gilt für Filme im Original. Da könnte bei Synchronisation der deutsche Dialog helfen, wenn viele Redakteure nicht so verbissen auf die wortwörtliche Übersetzung pochen würden. Untertitel können das schon gar aus Platzmangel nicht leisten.
Zitat von MückeDie Synchronisation ist an sich ein recht kurioses Unterfangen, das schwierig zu etablieren wäre, wäre man es nicht gewohnt und hätte man mehr Chancen, ihr zu entgehen. Sprecher den Text auf Lippe nacherzählen zu lassen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern im Grunde sogar erstmal ein relativ absurder Gedanke.
Gut, aber müsste es nicht auch "absurd" erscheinen, Gedichte oder Lieder zu übersetzen, da deren Poesie durchaus an den eigenen Sprachraum gebunden sein kann? In früheren Jahrhunderten las man philosophische Texte oder auch die Bibel grundsätzlich im Original, was die Leserschaft natürlich ebenfalls einschränkte. (Ich weiß, so kann man das Thema leicht ins Grundsätzliche und Unendliche ausufern lassen.)
Mücke
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09.12.2011 19:44
#36 RE: Hat die deutschsprachige Synchronisation eine Zukunft?
Zitat von MückeEs ist etwas völlig anderes, ob du einem Menschen seine Stimme nimmst und sie ersetzt oder einen Text übersetzt.
Diejenigen, die meinen, Dante, Shakespeare, Oscar Wilde, Homer oder die Bibel hätten eine sprachliche Melodik, die sich nur im Original wirklich erschließe, würden hier sicher nicht zustimmen. Für diese ist die Übersetzung auch eine Form von "Ersetzung". Und solche Originaltext-Puristen gibt es natürlich ebenso wie die, die bei Filmen grundsätzlich den O-Ton befürworten.
Mücke
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09.12.2011 21:02
#38 RE: Hat die deutschsprachige Synchronisation eine Zukunft?
Mag sein. Selbst wenn es so ist, reden wir hier aber von völlig unterschiedlichen Proportionen.
Beispiel:
Das letzte Harry-Potter-Buch wurde weltweit etwa 44 Millionen Mal verkauft. Die Filme hingegen haben allein in den Staaten alle so zwischen 250 und gut 300 Millionen Dollar eingespielt. Der Ticketpreis in den Staaten liegt im Schnitt bei etwa 8 Dollar. Du dürftest also allein in den Staaten schon auf gut 30 Millionen Zuschauer kommen, wenn nicht sogar wesentlich mehr. (Ich schätze, mir liegen keine genauen Zahlen vor.) Du bist bei den 44 Millionen also schon fast allein, wenn du nur die Zuschauer aus Deutschland und den USA zählst...unter Umständen sogar bereits drüber.
Das Buch mit dem Film zu vergleichen, ist mittlerweile so, als würdest du die Qualitäten eines Landesligisten mit der Champions League messen.
"Das Buch ist tot." - wenn auch leider...
Sprich: Eingriffe in Filme sind relevanter, haben erheblich breitenwirksamere Konsequenzen.
Obendrein ging es hier auch nicht um Purismus, sondern darum, dass eine Synchro quasi ein Eingriff in den Menschen ist, eine Übersetzung aber nur ein Eingriff in ein Werk. Ob ein Buch-Purist sich da dann trotzdem aufspielt wie ein Gockel, ist Wurscht. Es gibt auch Leute, die austicken, weil ihre Spielzeugeisenbahn verstaubt ist...
Das Beispiel Buchübersetzungen hatte ich ja nicht speziell als Beispiel aus unserer heutigen Zeit genannt. Sondern als etwas, was eine jahrhundertelange Tradition hat, obwohl auch dort in der Vergangenheit zweifellos schon oft Verfälschungen beklagt und die Beschäftigung mit dem Original gefordert wurde.
Wir alle hier im Forum mögen synchronisierte Filme, sonst wären wir hier nicht aktiv.
Viele von uns schauen daneben aber auch Originalfassungen mit oder gar ohne Untertiteln, während einige darauf bestehen, daß ein Film synchronisiert sein MUSS, um überhaupt ansehbar zu sein. Letzteres kann ich leider nicht nachvollziehen ...
Warum soll es nicht wie in den meisten anderen Ländern beides gleichwertig nebeneinander geben? Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile, die 'Hardliner' beider Lager sehen das definitiv zu eingleisig!
Noch 3 Gedanken:
1) Daß Originalfassungen eine unzumutbare Strapaze sind, ist ein Irrglaube derjenigen, die nie Originalfassungen schauen. Aller Anfang ist schwer - wer Jahrzehnte nur synchronisierte Filme gesehen hat, wird da sicher Anfangsprobleme haben. Das ist aber nichts anderes als z.B. die erste Fahrstunde beim Führerschein. Je nachdem klappt's dann bei der fünften oder zehnten schon ganz gut. Nach 2 Jahren Praxis fährt man dann mit schlafwandlerischer Sicherheit. Die wenigsten geben nach der ersten Fahrstunde gleich auf ...
2) Daß ausgerechnet in Deutschland und Italien das Synchronisieren so tief verwurzelt ist, ist ein Relikt unrühmlicher Vergangenheit. Bei Aufkommen des Tonfilms in den 30er Jahren gab's in diesen beiden Ländern üble Diktaturen (Hitler/Mussolini), die alles Fremde kategorisch ablehnten; nur unter dieser ideologischen Scheuklappe konnte sich das Synchronisieren derartig massiv durchsetzen. In anderen Ländern gab's eine solche Engstirnigkeit nicht, dort war die Originalfassung von Beginn an ganz normal.
3) Wissen die Verweigerer von Originalfassungen eigentlich, was ihnen entgeht? Nur etwa 30% aller Filme werden deutsch synchronisiert, und das Kriterium dafür ist nicht die Qualität, sondern die kommerzielle Vermarktbarkeit. Schon aus dieser Konstellation heraus ist man quasi gezwungen, auch Originalfassungen zu schauen - oder das potenzielle Filmangebot halt drastisch einzuschränken.
Fazit: Gerne synchronisiert, aber gerne auch Original. Beides empfinde ich als gleichwertig, mit jeweils anderen kleinen Vor- und Nachteilen.
Zitat von kogenta2) Daß ausgerechnet in Deutschland und Italien das Synchronisieren so tief verwurzelt ist, ist ein Relikt unrühmlicher Vergangenheit. Bei Aufkommen des Tonfilms in den 30er Jahren gab's in diesen beiden Ländern üble Diktaturen (Hitler/Mussolini), die alles Fremde kategorisch ablehnten; nur unter dieser ideologischen Scheuklappe konnte sich das Synchronisieren derartig massiv durchsetzen. In anderen Ländern gab's eine solche Engstirnigkeit nicht, dort war die Originalfassung von Beginn an ganz normal.
Spekulierst du jetzt nur, oder hast du irgendwo etwas über eine Zusammenhang zwischen Diktatur und Synchronfassung gelesen? Und wenn ja, wo? Diese Theorie erscheint mir nicht so recht einleuchtend. Zu einer Diktatur würde es wohl eher passen, unerwünschte Filme gleich komplett zu verbieten, wie es in Deutschland spätestens nach dem amerikanischen Kriegseintritt der Fall war. Synchronisiert wurde in Deutschland natürlich schon vor 1945. Aber es ist wohl kein Zufall, dass die Branche erst nach dem Krieg richtig zum Zuge kam, als nämlich die Zahl ausländischer Filme in den Kinos dramatisch wuchs.
Zitat von kogenta3) Wissen die Verweigerer von Originalfassungen eigentlich, was ihnen entgeht? Nur etwa 30% aller Filme werden deutsch synchronisiert, und das Kriterium dafür ist nicht die Qualität, sondern die kommerzielle Vermarktbarkeit. Schon aus dieser Konstellation heraus ist man quasi gezwungen, auch Originalfassungen zu schauen - oder das potenzielle Filmangebot halt drastisch einzuschränken.
Aber ist in Ländern mit Untertitelung das Angebot an Filmen deutlich größer als 30%? Beziehungsweise: Laufen dort so viele untertitelte Filme lange genug in den Kions, dass die breite Masse an Zuschauer die Chance hätte, eine erheblich größere Anzahl von Filmen kennenzulernen?
Ehrlich gesagt kann ich auch nicht nachvollziehen, warum so viele Leute synchrontechnisch alles Mögliche über sich ergehen lassen, bloß um keine Originalfassungen schauen zu müssen. Das manche Filme synchronisiert nicht funktionieren, scheint manche Leute einfach kalt zu lassen. Dabei gilt auch zu bedenken: Dass einem ein Film nicht gefällt kann zwar selbstverständlich neben dem persönlichen Filmgeschmack oder der Machart des Films daran liegen, dass der Film nicht gut synchronisiert ist oder dass die Synchronisation die Atmosphäre nicht gut rüberbringt, wie z.B. meiner Meinung nach bei "Fargo - Blutiger Schnee", wo man einen starken Lokalkolorit vorfindet, den die Synchronisation einfach nicht transportieren kann, was auch an dem starken Dialekt der Hauptpersonen liegt. Und die Ausrede dass man den Film mit Untertiteln nicht vernünftig verfolgen kann, halte ich für einen großen Irrtum.
Zitat von kogentaNur etwa 30% aller Filme werden deutsch synchronisiert, und das Kriterium dafür ist nicht die Qualität, sondern die kommerzielle Vermarktbarkeit.
Wenn du ein äußerst spezielles Interesse hast (ein Freund von mir interessiert sich sehr für das japanische Kino), bist du mitunter sogar gezwungen, Filme im Original zu schauen (mit dt. oder engl. Untertiteln), weil es von diesen Filmen einfach keine dt. Fassung gibt. Diese Filme kriegt man hierzulande, wenn überhaupt, auf dem "Fantasy Filmfest" zu sehen.
Ich möchte mich Kogenta in zwei Punkten anschließen: 1. Ich denke ebenfalls, hier im Forum mögen ALLE deutsche Synchronisationen, also gibt es eigentlich kein Grund zum Streit über Synchros an sich! 2. Auch ich kann mich sowohl an einer guten Synchro, wie auch an einer Original-Fassung erfreuen.
Ich meine, es ist doch ganz einfach: Wir haben heutzutage hier das Glück, bei den meißten DVDs selber zu entscheiden, welche Sprach-Version wir uns anschauen wollen. Und wer in größeren Städten wohnt, der findet mittlerweile auch recht viele Kino`s, die Filme in der Original-Fassung zeigen.
Als erwachsener Mensch habe ich doch immer die Wahl, mich zwischen einer OF oder Synchronfassung zu entscheiden. Ich persöhnlich möchte meine Erlebnisse mit schönen Synchros niemals missen, denn für mich ist eine Film-Synchronisation (wenn sie gut ist), schon fast ein kleines,eigenständiges Kunstwerk, dass einen Film noch zusätzlich veredeln kann. Auch das Gegenteil gibt es natürlich und ein film kann nicht nur verfälscht, sondern geradezu ruiniert werden durch eine schlechte Synchronisation. Klar ist natürlich, dass eine Eindeutschung IMMER eine gewisse Veränderung (oder Verfälschung) des Originals darstellt. Ob das nun ein Segen oder ein Fuch war/ist, weiß ich nicht. Allerdings, wenn man auch nie Bücher übersetzt hätte, wären internationale Autoren in Deutschland bestimmt nie so erfolgreich gewesen. Klar, ein Film ist kein Buch und kann mit Untertiteln versehen werden. Aber wie gesagt: HEUTZUTAGE, im Zeitalter der DVD, wo sich eigentlich jeder aussuchen kann, welche Fassung er sehen möchte, kann ich nicht ganz verstehen, warum man generell auf Synchros verzichten sollte, da man doch jetzt sogar die WAHLMÖGLICHKEIT der Sprache hat (zumindest im Heimkino).
Ach ja: Und in diesem Punkt stimme ich ebenfalls voll zu: Sehr viele gute Filme/Serien gibt es gar nicht auf deutsch synchronisiert (bzw. zumindest nicht auf DVD). Da würde man sich aber echt was entgehen lassen, wenn man auf die alle verzichten würde, nur weil man sich keine Original-Fassungen anschauen möchte.
Wie gesagt: Gefällt mir eine Synchro sehr gut, schaue ich den Film auf deutsch. Finde ich eine Synchro schlecht, bevorzuge ich die OF. So einfach ist das. Für starrköpfige Hardliner auf beiden Seiten der "Für- und Wieder-Diskussion" von Synchronisationen habe ich nicht wirklich Verständnis.
Wie an anderer Stelle schon mal gesagt, konsumiere ich ausschließlich Synchronfassungen, bin demnach also ein sogenannter "Hardliner". Ich habe dabei absolut nichts gegen Leute, bei denen das Gegenteil der Fall ist. Ich möchte aber nicht für meinen persönlichen Geschmack kritisiert oder als starrköpfig bezeichnet werden. Für mich ist ein Film ohne eine deutsche Synchronisation einfach nicht sehenswert, da ich Synchronisation eben keineswegs als reines Mittel zum Zweck sehe, sondern als eine Kunstform, die einen Film hierzulande auszeichnet. Und ich stehe einfach total auf diesen wunderbaren sauberen, reinen, klaren, glatten, deutschen Synchronton und auf die herrlich markanten Stimmen unserer Synchronschauspieler. Wie mein Vorredner sagte, gibt es dank DVD heute doch für die Liebhaber jeder Seite die Möglichkeit, sich einen Film in der gewünschten Sprache anzuschauen. Mein gutes Recht ist es, mir prinzipiell ausschließlich Synchronfassungen anzuschauen - eines anderen Menschen gutes Recht ist es, sich ausschließlich Originalfassungen anzuschauen. Ob ich persönlich dabei auf einen Großteil von Filmen verzichten muss, da diese keine deutsche Fassung haben, ist mir eigentlich ziemlich egal.