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Dieses Thema hat 37 Antworten
und wurde 2.219 mal aufgerufen
 Filme: Klassiker
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berti


Beiträge: 17.472

23.07.2014 08:56
#16 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von Slartibartfast im Beitrag #12
Fehlt nur noch, dass jemand noch "2001" als Schlafmittel empfiehlt;

Warum? Ich sehe diesen Film als einen der am meisten überschätzten der Filmgeschichte überhaupt und war beim ersten Sehen glücklich, die Fernbedienung meines Videorekorders zur Hand zu haben. Im Kino geht sowas natürlich nicht, weswegen es mich nicht reizen würde, den Film dort zu erleben. Nun könnte man einwenden, dass er nur dort "wirklich" funktioniere und manche Szenen "visionär" seien.
Aber die berühmte Anfangssequenz hat leider den Nachteil, dass sie x-mal parodiert wurde (1990 allein hierzulande sowohl in "Werner - Beinhart" als auch in einer Folge von "Hurra Deutschland" als "Der Beckentaler", Jahre zuvor auch von Mel Brooks in "Die verrückte Geschichte der Welt"), so dass man vorm ersten Sehen des Films schon diverse Varianten kennt (ähnlich sieht es beim Duschmord in "Psycho" aus).
In eiem Buch wurde mal eine böswillige Kritik aus der Zeit zitiert, als der Film herauskam. Ein Kritiker hatte gemeint, Kubrick hätte den Konflikt mit HAL nur deswegen inszeniert, damit während der Reise überhaupt noch etwas passiert. Dem kann ich kaum widersprechen.
Und das Ende des Films (wahrscheinlich eine der am meisten analysierten Sequenzen der Filmgeschichte) werde ich das Gefühl nicht los, hier sei bewusst etwas gedreht worden, dass keinen Sinn ergibt, damit noch Generationen von Cineasten und Filmhistorikern etwas zum Staunen haben und darüber diskutieren können, WAS der Meister ihnen damit sagen wollte.
Wenn "Topkapi" bereits "ein Langweiler" sein soll, frage ich mich, wie es mit diesem Film aussieht.
Entschuldigung für diesen Exkurs!

berti


Beiträge: 17.472

23.07.2014 09:06
#17 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von John Connor im Beitrag #13
Bei Kubrick bin ich zwiegespalten: er hat viel Exzellentes gemacht (SPARTACUS, SHINING, EYES WIDE SHUT und vor allem - einen der besten Filme aller Zeiten: DIE RECHNUNG GING NICHT AUF), manch Mittelmäßiges (WEGE ZUM RUHM, LOLITA und FULL METAL JACKET), aber auch viel Aufgeblasen-Prätentiöses (DR SELTSAM, UHRWERK ORANGE und 2001).

"Wege zum Ruhm" würde ich nicht unbedingt als "mittelmäßig" bezeichnen, dafür wäre "Shining" aus meiner Sicht auch ein überschätzter Film. Schlecht finde ich ihn zwar (trotz Jack Nicholsons Grimassenschneiderei) nicht, aber ansonsten kann ich nur dem zustimmen, was Ronald M. Hanh und Volker Jansen in ihrem (sicher in anderer Hinsicht nicht immer ernst zu nehmendem) "Lexikon des Horrofilms" über die Überschätztheit dieses Films schreiben. Harry Bittkowskis Buch über Filmfehler von 2003 ist sicher nicht unfehlbar, und gerade bei "Shining" listet er manche Dinge (z. B. das angeblich funktionslose Buch auf Jacks Tisch oder den Wechsel vom Wagen zum Schneemobil) als "Anschlussfehler" oder "Ungereimtheiten" auf, weil er offenbar weder die amerikanische Schnittfassung noch zumindest Sekundärliteratur kennt, in der auf die Kürzungen bei der "europäischen" Version eingegangen wird. Aber beim Erstaunen über einige aufgezählten Ungereimtheiten kann ich nur zustimmen, gerade wenn man bedenkt, was für ein Detailfanatiker Kubrick war.
Ich hoffe, dieser Thread wird nicht zu einem für Kubrick-Schändungen oder überschätzte Filme insgesamt!

Slartibartfast



Beiträge: 6.667

23.07.2014 10:09
#18 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Danke für die ausführliche Antwort! Jetzt kann man was damit anfangen:-)

Zitat von fortinbras im Beitrag #14
"Lawrence von Arabien" ist ein Film, den ich vergöttere - einfach großartig in jeder Beziehung (sorry, wenn das etwas zu pauschal ist).
Geht mir aber auch so.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14
Paul Newmans Art der Schauspielerei blieb mir stets verschlossen. Er ist eine Präzisionsmaschine, jede minimalste Regung monatelang einstudiert, nichts aus dem Bauch heraus. Newman hat bei mir mit seinem Spiel kaum je Emotionen ausgelöst. Er war nie so ein Schmierenspieler wie Brando, Adorf oder de Niro, aber er hat sich auch nie wirklich entwickelt - außer daß er älter wurde. Er blieb für mich immer gleichförmig und bot nie eine schauspielerische Überraschung. Wolfgang Kieling wertete ihn stark auf, während GGH nur einen weiteren "schönen" Mann adäquat sprach. Newman war nie ein aufregender Schauspieler für mich.
(...) Kaum eine Figur ist emotional greifbar, jede entstammt einer Schublade. Schauspielerische Führung erkennt man hier kaum, die Leistungen sind sehr uneinheitlich.

Ich stimme dir zu, was Newmans Präzision angeht. Auch die unterkühlte Spielweise, die du als emitionslos empfindest, hat er zweifellos. Aber Emotionen sind nicht alles, obwohl sie offenbar sehr wichtig sind. Ich empfinde gerade GGHs Synchronstimme auf Newman kongenial, weil er auch diese "Emotionslosigkeit" gut widergibt. Echte Bestürzung oder Wut kenne ich von GGH nicht, was mir aber durchaus nicht missfällt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14
Die spannende Geschichte wird spannungsarm gezeigt, was bei einem Film dieser Länge fatal ist.

Aber Spannung ist bei einem Film von geschchtlicher Dimension nicht immer angebracht. Dazu müsste man Identifikationsfiguren haben und dazu müsste man wieder Partei ergreifen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14
Das der Film "wertfrei" an die Sache herangeht, habe ich so nicht empfunden. Manche Menschen sind gleicher als gleich - so hat der Film auf mich gewirkt. Und deshalb bekommen sie auch mehr Rechte. (...)
Eine mir bekannte jüdische Familie mag Filme wie "Exodus" gar nicht, weil sie dem jüdischen Volk eine Vorrechtstellung einräumen, die kein Volk der Welt haben sollte.

Kann es sein, dass du die Realität mit dem Film gleichstellst? Es kommt mir so vor, als ob der Film gerade dies nicht tut, was wir in der tatgtäglichen Berichterstattung erleben.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14
Und Hollywood war nie Garant für messerscharfen Realismus, sämtliche brisante, gesellschaftspolitische oder historisch wertvolle Stoffe ("Schindlers Liste", "Philadelphia" oder eben "Exodus") sind kaum mehr als banales Kino, das erfolgreich mit einem Aufhänger Effekthascherei betreibt.
Das ist völlig richtig, nur sehe ich Exodus eben als Ausnahme.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14
Und noch ein Nachsatz zu "Anatomie eines Mordes": daß man wegen aufreizender Kleidung und ebensolchem Verhalten Mitschuld an einer Vergewaltigung sein soll, ist schrecklich, aber ein interessanter Einblick in die damalige Zeit.
Hm, wenn das so wäre... Aber der Film disntanziert sich doch nicht von dieser Sichtweise. Alle Figuren des Films scheinen ihr zu folgen. Oder seh ich das falsch?

berti


Beiträge: 17.472

23.07.2014 10:20
#19 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von Slartibartfast im Beitrag #18
Ich stimme dir zu, was Newmans Präzision angeht. Auch die unterkühlte Spielweise, die du als emitionslos empfindest, hat er zweifellos. Aber Emotionen sind nicht alles, obwohl sie offenbar sehr wichtig sind. Ich empfinde gerade GGHs Synchronstimme auf Newman kongenial, weil er auch diese "Emotionslosigkeit" gut widergibt. Echte Bestürzung oder Wut kenne ich von GGH nicht, was mir aber durchaus nicht missfällt.

War nicht gerade "Der Unbeugsame" sowohl von Newmans als auch von GGHs Seite her ein Beispiel für eine sehr emotionale Interpretation, die auch Ausbrüche einschloss?
Synchron-Sternstunden (25)
Wenn einzelne Stimmen besonders positiv oder negativ herausstechen (5)
Und beim Stichwort "Wut" fällt mir bei GGH als erstes sein wütendes Schreien am Ende von "Wege zum Ruhm" ein (daneben gibt es bei ihm natürlich noch weitere Beispiele dafür).

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

23.07.2014 13:31
#20 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Anregende Sache, dieser Thread...

@ Slartibartfast:

Film und Realität verwechsle ich keinesfalls, das wäre Unsinn. Vielleicht gehe ich dennoch etwas hart mit dem Film um. Woran das liegt, kann wohl daran liegen: er stellt ein historisches Ereignis dar, das zum Zeitpunkt der Produktion erst etwas mehr als zehn Jahre zurücklag und noch immer diskutiert wurde. Der Roman von Leon Uris hat das auch alles wieder ins Rollen gebracht. Uris vermischt historische Fakten mit einigen fiktiven Figuren, die die Geschehnisse zusammenhalten und Identifikationsschwerpunkte für den Leser sind. Trotzdem ist es ein fast dokumentarisches Buch, während sich der Film viel zu viele Freiheiten herausnimmt und auch historische Figuren verändert. Manche der realen Personen beschwerten sich damals auch. Aber Preminger brachte es ähnlich wie du auf den Punkt: "Ist ja nur ein Film, regt euch nicht auf!"

Fairerweise möchte ich nicht unterschlagen, daß vielen der Film zu unparteiisch war (mein subjektives Empfinden ist anders) und sie gern eine wesentlich stärkere Pro-Israel-Tendenz gesehen hätten.

Paul Newman vergesse ich gerne, wenn ich über die großen Schauspieler seiner Zeit rede. Er berührte mich nie so besonders, aber ich muß ihm zugestehen, daß er nie zu den Berserkern gehörte, die einen Film dominieren müssen und er hatte ein sicheres Händchen für manche Dinge. Ich denke da an Produktionen mit Martin Ritt, an denen er beteiligt war und keinesfalls nur darauf aus war, sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken - so etwa "Der Spion, der aus der Kälte kam", den er lieber ohne sich sah.
Ich mochte ihn übrigens sehr in "Die Katze auf dem heißen Blechdach", außerdem war er sehr gut in "The Verdict": seine Art des Spielens paßte perfekt zur Rolle, weil klassische Alkoholiker ja nicht in der Gegend rumtorkeln, sondern um Würde bemüht sind, damit keiner was merkt. Da war seine "Präzisionsmechanik" von Vorteil. "Der Mackintosch-Mann" wird zwar als einer seiner schwächsten Filme eingestuft, aber da gefiel er mir großartig. Da hatte er das, was ich bei ihm so oft vermisste: "Augenzwinkern" im Spiel. Er war mir immer zu todernst. Viele seiner Filme kenne ich nicht, aber in "Mr. und Mrs. Bridges" fand ich ihn ganz furchtbar und in "Der Clou" und "Zwei Banditen" ebenso, was aber auch mit Robert Redford zu tun hat, mit dem ich auch nie warm werden konnte. Aber letztendlich ist alles nur persönlicher Geschmack.

@ Berti:

Auf der Kinoleinwand ist "2001" durchaus beeindruckender von der visuellen Seite, dennoch ist er ein Langeweiler, der an vollkommen überfrachtetem Symbolizismus leidet und auf mich sehr arrogant wirkt. Kubrick soll ja angeblich das Ende so gestaltet haben, weil er wissen wollte, wie sich die Kritiker überschlagen mit Interpretationen. Allerdings halte ich das für ein Gerücht, ich glaube eher, er wußte es selbst nicht. Er hat deutlich bessere Filme gedreht, dazu zähle ich auf jeden Fall "Wege zum Ruhm".

@ John Connor:

"Eyes Wide Shut" hab ich nie gesehen, weil ich mich grundsätzlich einem Film mit Tom Cruise verweigere.

"Spartacus" ist ein toller Film, aber für mich leider er unter der krassen Fehlbesetzung von Kirk Douglas und Jean Simmons, die nicht zu ihm paßt. Der Film ist stets dann am Besten, wenn Douglas abwesend ist.

Ich fand auch "Barry Lyndon" ausgezeichnet, nur ging mir hier wiederum Ryan o' Neal auf den Keks. "Dr. Seltsam" ist nicht so genial, wie getan wird, aber auf jeden Fall sehr gut. "Shining" - brrrr!, allein Nicholsons Grimassenschneiderei ist schlimm. Kubrick hatte ein Händchen für Fehlbesetzungen.

"Lolita" ist tatsächlich nur Mittelmaß, was ich vor allem wegen James Mason bedaure.

Ein hartes Urteil, aber ich finde, daß bei aller hymnischen Verehrung Kubricks, er keineswegs Filme geliefert hat, die man zu den wirklichen Meilensteinen des Kinos zählen kann.

Ende der Durchsage.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

23.07.2014 13:53
#21 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

P. S. : Hab ich ganz vergessen zu sagen, aber "Spannung" kann sich auf Äußeres wie Inneres beziehen. Einen "gepflegt langweiligen" Film etwa wie "Was vom Tage übrig blieb" finde ich hochspannend, weil es so interessante Figuren gibt und man wissen will, wie die funktionieren.

"Exodus" fehlr es vor allem an Spannung, weil weder der äußere Konflikt entsprechend in Szene gesetzt wurde, noch weil das Verhalten der Charaktere eine "innere Spannung" bietet.

Aber da gibt's ja einen ähnlich aufgeblasenen Film mit verwandter Thematik, der noch langweiliger ist: "Die Reise der Verdammten". Eine Bomben-Besetzung, eine dramatische Geschichte - und das Resultat: hilflos agierende Schauspieler und tödliche Langeweile.

Slartibartfast



Beiträge: 6.667

23.07.2014 14:01
#22 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #20

Aber Preminger brachte es ähnlich wie du auf den Punkt: "Ist ja nur ein Film, regt euch nicht auf!"
Sorry, aber das habe ich nie gesagt und so möchte ich mich auch nicht verstanden wissen. Filme über historische Ereignisse müssen sich mit der Wirklichkeit zumindest vergleichen lassen und können sich nie einer solchen Wertung einfach so entziehen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #20
Fairerweise möchte ich nicht unterschlagen, daß vielen der Film zu unparteiisch war (mein subjektives Empfinden ist anders) und sie gern eine wesentlich stärkere Pro-Israel-Tendenz gesehen hätten.
Genau! Und das rechne ich dem Film hoch an, dass er das nicht tut.

Zitat von fortinbras im Beitrag #20
"Der Clou" und "Zwei Banditen" ebenso, was aber auch mit Robert Redford zu tun hat, mit dem ich auch nie warm werden konnte. Aber letztendlich ist alles nur persönlicher Geschmack.
Scheit es wirklich zu sein, denn DER CLOU ist für mich - gerade auch WEGEN Redfords Beteiligung - ein Film am Rande der Perfektion.


Zitat von fortinbras im Beitrag #20
"Eyes Wide Shut" hab ich nie gesehen, weil ich mich grundsätzlich einem Film mit Tom Cruise verweigere.
Kann ich sogar verstehen, aber EWS gehört neben "Rain Man" zu den beiden einzigen Filmen, wo man Cruise als Schauspieler erlebt. Und beide finde ich sehr faszinierend - nicht nur irgendwie, sondern uneingeschränkt.

Lars


Beiträge: 478

23.07.2014 14:54
#23 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Ist ein bisschen Off-Topic, Martin, aber ich finde, dass Cruise, den ich nicht sonderlich schätze, nicht nur in den von dir bereits erwähnten Filmen, sondern auch in "Magnolia" und "Eine Frage der Ehre" sehr gut gespielt hat.

Gruß,

Lars

http://www.bluesmissiles.de

berti


Beiträge: 17.472

23.07.2014 14:55
#24 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #20
Kubrick soll ja angeblich das Ende so gestaltet haben, weil er wissen wollte, wie sich die Kritiker überschlagen mit Interpretationen. Allerdings halte ich das für ein Gerücht, ich glaube eher, er wußte es selbst nicht.

Ob du es mir glaubst oder nicht: Von diesem Gerücht habe ich vorher noch nie gehört! Aber es ist natürlich bezeichnend, dass ihm das auch andere zugetraut haben.

Slartibartfast



Beiträge: 6.667

23.07.2014 15:52
#25 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von Lars im Beitrag #23
Ist ein bisschen Off-Topic, Martin, aber ich finde, dass Cruise, den ich nicht sonderlich schätze, nicht nur in den von dir bereits erwähnten Filmen, sondern auch in "Magnolia" und "Eine Frage der Ehre" sehr gut gespielt hat.

"Magnolia" vielleicht, aber "Eine Frage der Ehre" zeigt den klassischen Jung-Cruise in Uniform, der durchaus zu unterhalten weiß (--> Top Gun). Aber von Schauspielerei möchte ich dabei nicht sprechen. Das ändert nichts daran, dass ich den Film insgesamt super finde.
@berti: Doch, das mit dem Schluss von 2001 soll tatsächlich so gewesen sein.

Lammers


Beiträge: 4.061

23.07.2014 17:21
#26 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #20
Auf der Kinoleinwand ist "2001" durchaus beeindruckender von der visuellen Seite, dennoch ist er ein Langeweiler, der an vollkommen überfrachtetem Symbolizismus leidet und auf mich sehr arrogant wirkt. Kubrick soll ja angeblich das Ende so gestaltet haben, weil er wissen wollte, wie sich die Kritiker überschlagen mit Interpretationen. Allerdings halte ich das für ein Gerücht, ich glaube eher, er wußte es selbst nicht.


Auf jeden Fall. Eine Schlaftablette ist der Film meiner Meinung jedoch nicht. Man braucht für den Film einen langen Atem; das gebe ich gerne zu. Aber es sind die Bilder und der Soundtrack, die eine Einheit zusammen bilden, die für mich einfach faszinierend ist und am Besten auf einer großen Leinwand wirkt. Ob man den Film nun auf deutsch oder auf englisch schaut ist für mich relativ egal. Was zählt, ist das Gesamtkunstwerk. Und das fand ich das letzte Mal, als ich den Film im Kino gesehen habe, wieder großartig.

Slartibartfast



Beiträge: 6.667

23.07.2014 17:39
#27 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat
...auf mich sehr arrogant wirkt...


Hm. das ist die bewusst negative Beschreibung einer Machart, die eben nicht für jeden erschließbar ist/sein soll, um Raum für Interpretation zu bieten. Demnach ist Lynch auch "arrogant"...
Oder anders: Umberto Eco hat einen unverkennbar belehrenden, also arroganten Schreibstil. Sind seine Bücher deshalb schlecht?

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

24.07.2014 12:44
#28 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Ich habe alle Bücher von Umberto Eco gelesen. Sie sind nicht arrogant, wenn auch keinesfalls einfach. Aus meiner Sicht schreibt er nichts, das sich einem verschließt. Man wird nur herausgefordert, sich mit der Materie näher zu beschaffen und ein Buch von Eco braucht dementsprechende Aufmerksamkeit.

Dazu fällt mir gerade ein, wie empört ein paar Kulturkritiker und Intellektuelle waren, als Eco bei einem Wien-Besuch von "Derrick" schwärmte, von Comics, von Agatha Christie und Conan Doyle. Daß er viele Filme von Mario Bava und Terence Fisher kenne und das Unterhaltungskino sehr schätze. Für ihn wäre es tödlich, sich nur mit "Hirnfutter" zu beschäftigen. Er brauche das zum Ausgleich, auch wenn viele Intellektuelle sehr darüber staunen.

Dazu fällt mir noch ein, daß ich eine sehr intellektuelle Arbeitskollegin hatte, die eines Tages unaufgefordert die Erklärung abgab, man möge nicht schlecht von ihr denken, weil sie nun ein dürftiges Buch nebenbei lese. Es sei rein zu Studienzwecken um zu ergründen, was Menschen an dieser Schundliteratur so begeistere. Es handelte sich um "Mord im Orientexpreß", Autorin bekannt.

Um zurückzukommen zum Thema, falls das das Thema war: ich schätze Filme, die sehr individuell und persönlich sind. Das kann ein Werk sein, das anspruchsvoll ist oder auch nur unterhaltsam. Hat auch viel mir Erkennungswert und Stil zu tun, den der Regisseur einbringt. Der Unterschied liegt für mich darin, ob er etwas mitteilen will oder sich daran freut, den Film mit anderen zu teilen, oder ob er ihn im Prinzip ausschließlich für sich selbst macht. Zu Letzterem zähle ich durchaus auch das eine oder andere Kubrick-Werk.

Tom Cruise...ich kann mir nicht helfen, der ist mir einfach so unsympathisch (auch lange vor Scientology-Kenntnis) und das ganze Drumherum ebenso. Ich werde mich deshalb sicher auch "Eyes Wide Shut" weiterhin verweigern.

Der persönliche Geschmack ist ja immer ausschlaggebend. Robert Redford war einer, der mir als Schauspieler nie etwas sagte. Dabei finde ich ihn so als Mensch keineswegs unsympathisch - ganz im Gegenteil. Dasselbe Problem habe ich mit Pierce Brosnan: netter Kerl, aber als Schauspieler einfach blass und ohne Charme. Woran das liegt, keine Ahnung. So geht es mir eben auch mit Paul Newman. Oder mit Pierre Brice.

Auuuuu, jetzt hat mir grad ein Pfeil den Kopf durchbohrt.

Slartibartfast



Beiträge: 6.667

25.07.2014 14:09
#29 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Zitat
Ich habe alle Bücher von Umberto Eco gelesen. Sie sind nicht arrogant, wenn auch keinesfalls einfach. Aus meiner Sicht schreibt er nichts, das sich einem verschließt. Man wird nur herausgefordert, sich mit der Materie näher zu beschaffen und ein Buch von Eco braucht dementsprechende Aufmerksamkeit.

Dennoch kann man seine Werke als intellektuell bezeichnen und wie deine Arbeitskolegin beweist, ist die Grenze zur Hybris fließend. Man möge nicht "schlecht von ihr denken"? Das hätte ich noch durchgehen lassen, wenn sie den dritten Teil von Shades of Grey gelesen hätte...
Mir ging's mal ähnlich in einem Buchladen. Ich stand vor der Taschenbuchwand für englischsprachige Bücher, unteste Reihe alles voller Herr der Ringe. Kam eine Freundin deiner Arbeitskollegin vorbei und erkundigte sich beim Verkäufer, ob es noch andere englische Bücher gebe mit "mehr Niveau als das da". Wahrscheinlich wusste sie nicht mal, dass Tolkien Literaturprofessor war. (Die typisch deutsche Abneigung gegen Fantsy und SF wollen wir mal beiseite lassen.) Wer nicht einmal den Unterschied zwischen Trivialliteratur und Schund kennt, ist für mich auch kein Intellektueller. Und wer es nötig hat, darauf hinzuweisen, ist auch keiner.

John Connor



Beiträge: 4.883

25.07.2014 15:07
#30 RE: Exodus (1960; DF: 1961) Zitat · antworten

Ich sehe nicht den geringsten vernünftigen Grund dafür, warum dein privater Literaturkanon (Herr der Ringe: gut, Shades of Grey 3: schlecht) dem privaten Wertungsschema der „Arbeitskollegin“ (Mord im Orientexpress: schlecht, [Finnegans Wake (?): gut]) überlegen sein sollte, vielleicht abgesehen davon, dass deine Skalierung im unteren Bereich weiter differenziert (Trivalliteratur > Schund).
Du nimmst gegenüber der Literatur, die du nicht gut findest, genau dieselbe elitäre, herablassende Haltung ein wie die Arbeitskollegin. Na super - und ich würde meine Freizeit viel lieber mit der Lektüre der Shades of Grey-Trilogie verbringen als mit der langweiligen Herr der Ringe-Trilogie. Was ist damit schon gewonnen?
Man kann doch Werk A gelungener finden als Werk B, ohne daraus überzeitliche Werthierarchien zu konstruieren. Zumal gilt: Der Schund von gestern ist die Kunst von heute (z.B. Raymond Chandler).

Dass Tolkien Literaturprofessor war, ist einzig und allein relevant für die Beurteilung seines wissenschaftlichen Tuns. Ich finde die literaturwissenschaftlichen Arbeiten des Anglisten Schwanitz auch sehr erkenntnisfördernd, seine Romane und seine Sachbücher aber total langweilig und hanebüchen . So what?

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