Ist jetzt etwas Off-Toppic, aber schade, daß Price-Lee-Cushing nie Gaststars in der Serie waren. Ausser Price in einer kümmerlichen Nebenrolle. Da soll angeblich Peter Falk gesorgt haben, daß er keine Hauptrolle bekam. Ebenso lehnte er zumindest zweimal Christopher Lee ab, weil er "Horror People" nicht mochte. Berichteten zumindest Jimmy Sangster und Lee selbst.
Übrigens, zurück zu den Vampiren --- Helmo Kindermann und Rolf Schult sprachen für Robert Quarry in den beiden Filmen um "Count Yorga", beim ersten ist Dracula noch im Titel gelandet. Die ganze Figur ist optisch stark an Lee angelehnt, was Quarry selbst ironisch brach (er nannte sich mal einen "Second-Hand Christopher Lee"). Purer Nonsens, eigentlich als Porno gedacht, dann aber als Horror umgestaltet und ohne explizite Sexszenen. Kindermann verlieh der Rolle doch eine gewisse Note, eine düster-überlegene Erhabenheit. Yorga darf etwas mehr quasseln als Lees Dracula. Den zweiten Teil kenne ich nicht, aber da wurde dann auf Rolf Schult umbesetzt (laut Synchrondatenbank). Da mir Kindermann aber so gut gefällt als Vampir, hadere ich mit der Anschaffung der (sicher hanebüchenen) Fortsetzung. Kindermann ist für mich irgendwie die ultimative Dracula-Stimme, stelle ich wieder mal fest.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1 *Ernst Wilhelm Borchert-für ihn trifft dasselbe zu wie auf Kindermann, er hat "kriegerische Vergangenheit", ist aristokratisch-nobel, aber gefährlich. Eine meiner Lieblingsarbeiten von ihm!
Sehe ich genauso. Wenn ich an den Vampirgrafen denke, habe ich akustisch immer Borcherts Monolog gegenüber Jonathan Harker im Ohr. Begünstigt natürlich dadurch, dass Lee (und Borchert) wörtwörtlich den Originaltext von Bram Stoker spricht.
Zitat von lupoprezzo im Beitrag #17Begünstigt natürlich dadurch, dass Lee (und Borchert) wörtwörtlich den Originaltext von Bram Stoker spricht.
Und wahrscheinlich auch dadurch, dass Dracula hier (wie zu Beginn von Stokers Roman) graue Haare und einen langen Schnurrbart trägt? Zu dem auf alt geschminkten Lee* passt Borchert wirklich ausgezeichnet, ein Kindermann z. B. hätte viel zu jung dafür geklungen.
*Später im Film tritt Dracula (ebenfalls wie im Roman) durch Blutgenuss äußerlich verjüngt auf. Da er dann aber nur noch wenig Text hat, fällt Borcherts "älterer" Klang hier kaum auf.
fortinbras
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27.10.2013 11:38
#19 RE: Der Fürst der Finsternis-Graf Dracula und seine Stimmen
Borchert ist eventuell der stimmlich großartigste Dracula überhaupt. Irgendwie höre ich ihn beinahe auch beim Lesen von Stokers Roman. Er hat eben auch das Monumentale, er fängt die gesamte Vergangenheit der Figur ein. Und das ist eine bedeutsame Sache! Allerdings muss man fairerweise sagen, dass hier der Film dem Anspruch aber auch entgegenkommt. Kindermann beherrscht für mich auch dieses Kriegerische, Vergangene-aber er ist für mich die ideale Dracula-Stimme, wenn dieser sozusagen in einem normalen Alter auftritt (wie es eben bei Lee oder Quarry war).
Ich finde es schade, daß "Nachts, wenn Dracula erwacht" so ein blutleerer, farb- und inspirationsloser Film ist, auch wenn er einige starke Szenen hat. Lee hat hier sicher seine schauspielerisch beste und bis heute einzig originalgetreue Interpretation Draculas geboten, umso bedauerlicher, daß es in so einem Film war. Kaum auszudenken, was Mario Bava mit demselben Budget daraus gezaubert hätte...
fortinbras
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31.10.2013 22:18
#20 RE: Der Fürst der Finsternis-Graf Dracula und seine Stimmen
In Al Adamsons Grusel-Heuler "Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein" spielt der nahezu unbekannte Zandor Vorkov den guten alten Spitzzahn. Der Film ist schwerlich ernst zu nehmen, aber macht ziemlichen Spaß im Stile von "Plan 9 from outer Space". Vorkov ist eher ein Dracula, wie er nicht im Bilderbuch steht-sieht aus wie ein 70er-Jahre...ähm...Pornodarsteller. Hat herrlich schlechte, dramatische Dialoge. Synchronisiert wird er hierbei von Joachim Kemmer, der das Beste aus der Sache macht, in dem er die Rolle mit absolutem Ernst spricht. War er kurz vorher noch Jonathan Harker, so ist er nun Dracula persönlich-schade, daß er die Rolle nie in einem anderen Zusammenhang sprechen konnte. Kemmers Dracula-Begegnungen waren scheinbar alle eher trashig: "Nachts, wenn Dracula erwacht", dieser Streifen hier, und in Freddie Francis' fast peinlichem Sex/Grusel-Klamauk "Gebissen wird nur Nachts". Da stand er allerdings selbst vor der Kamera und durfte als voyeuristischer Mönch sogar den Allerwertesten zeigen. Übrigens hat man in der deutschen Fassung von "Draculas Bluthochzeit mit Frankenstein" einen gelungenen Gag des Originales sehr gut umgesetzt. Dracula spricht stets mit einem Hall, als würde er in einer Kirche stehen. Das verleiht auch Kemmers Stimme einen zusätzlichen Reiz (alle anderen sprechen ganz normal).
fortinbras
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04.11.2013 22:12
#21 RE: Der Fürst der Finsternis-Graf Dracula und seine Stimmen
In dem in simplem Comic-Stil gedrehten "Galerie des Grauens" tritt in einer Episode Dracula auf, der sich wiederholt als Graf Alucard tarnt. Der eher nach Halloweenparty aussehende Darsteller ist im Original einigermaßen ernsthaft, was man von seinem deutschen Sprecher nicht so ganz behaupten kann-Norbert Gastell! Wie man den auf einen noch so schlechten Dracula besetzen konnte ist mir rätselhaft. Dracula gibt sich gutmütig und freundlich - und hört sich tatsächlich an wie Homer Simpson in einer nachdenklichen Stunde!
Man soll dem armen Homer nicht immer so unrecht tun!!!
Nochmal Dracula sozusagen:
in "Die Vampire des Dr. Dracula" gibt's zwar den Grafen genaugenommen nur im Titel, allerdings kommt im Film tatsächlich eine ähnliche Figur vor und die wird von Gerd Martienzen gesprochen. Allerdings ein wenig karikaturenhafter als in den Auftritten für Christopher Lee. Also hat Graf Gerdula zumindest vier Vampir-Einsätze zu verbuchen.
Ein weiteres Beispiel, dass zwar keine Synchro betrifft, aber trotzdem mit diesem Forum zu tun hat: Anfang 2007 erschien ein mehrteiliges Hörspiel nach Bram Stokers Roman, das im Sommer 2006 aufgenommen worden war und zu dessen Besetzung zahlreiche Synchrongrößen gehörten. Die Rolle des Grafen sprach Joachim Höppner, der bekanntlich im November 2006 überraschend verstarb. Joachim Höppner verstorben... (2) Hörspiel-Liste (6)
fortinbras
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11.11.2013 18:11
#26 RE: Der Fürst der Finsternis-Graf Dracula und seine Stimmen
Höppner kenne ich als Dracula (leider) nicht. Da war mein Favorit eindeutig Charles Regnier. Schade, daß der diese Rolle nie synchronisierte. Den schlimmsten Hörspiel-Dracula gab....jetzt fällt mir der Name nicht ein,... einer mit "von" drin. Gerd Baltus war Van Helsing. Dieser Dracula war stinkfad!
Nein, bis jetzt hatte ich noch nie davon gehört. Ich beschäftige mich kaum noch mit Hörspielen, aber einige ältere aus meiner Kindheit/Jugend sind mir in Erinnerung geblieben. Der "Dracula" mit dem farblosen Felix von Manteuffel war ein Weihnachtsgeschenk, sonst hätte ich auch das nicht gehört. Viele neue Hörspiele haben einen Stil, der mir nicht so zusagt. Kann sein, daß mir etwas entgeht dadurch.
Joachim Höppner habe ich natürlich wahrgenommen, er hatte eine markante Stimme. Für mich war er in erster Linie immer Chiefinspector Japp von Scotland Yard in den "Poirot"-Fällen mit David Suchet. Das war für mich seine tollste Rolle. Aber ich habe mich nie sehr mit ihm beschäftigt und seine "kultigen" Arbeiten für Clint Eastwood interessierten mich nicht, weil ich diese Filme kaum sehe. Und "Herr der Ringe"-damit habe ich mich noch keine fünf Minuten beschäftigt.
Höppner war sehr gut für Christopher Lee in "Stadt der Toten", er hat auch schön stimmig den Erzähler in "Gift des Bösen" gegeben (eine Schande, daß man dann nicht ihn für Vincent Price nahm, sondern Jürgen Thormann). Ich kann ihn mir als Dracula durchaus vorstellen!
Ich beschäftige mich damit auch relativ wenig. Dieses Hörspiel war mir nur aufgefallen, weil es seinerzeit (kurz nach Höppners plötzlichem Tod) hier erwähnt und später die (sehr prominente!) Sprecherliste verlinkt worden war.
Zitat von fortinbras im Beitrag #28Joachim Höppner habe ich natürlich wahrgenommen, er hatte eine markante Stimme. Für mich war er in erster Linie immer Chiefinspector Japp von Scotland Yard in den "Poirot"-Fällen mit David Suchet.
Für mich war das übrigens die Rolle, in der ich ihn erstmals wahrgenommen habe (Höhne kannte ich auch zuerst über diese Serie).
Zitat von fortinbras im Beitrag #2John Forbes-Robertson: *Günther Ungeheuer-von Hammer wie ein drittklassiger Transvestit geschminkt, durfte der englische Charakterdarsteller keinerlei Akzente setzen als einen Schablonenbösewicht. So auch Günther Ungeheuer, der dröhnend-polternd den Dracula finster von sich gibt. Das macht er gut, aber das war's auch schon!
Ist das wirklich Günther Ungeheuer? Dieser wird auch in der Synchronkartei genannt, aber in der Datenbank steht Max Eckard. http://www.synchrondatenbank.de/movie.php?id=3470 Eckard ist mir als Sprecher zwar nur durch James Earl Jones in "Die Stunde der Komödianten" geläufig, aber trotzdem klingt Dracula in diesem Film für mich eher nach ihm als nach Ungeheuer.