Danke für die Nachhilfe-an das erinnere ich mich gar nicht mehr!!! War vermutlich das erste Mal, dass so ein Wort im Hollywood-Film vorkam. Muss grad wieder an "Psycho" denken-laut einigen Sachen, die ich dazu las, muss das Zeigen einer Toilette in Großaufnahme samt Spülung, fast sensationeller gewesen sein als der Duschmord oder anderes. Anscheinend wollten manche Bundesstaaten die Toilette draussen haben...
Zitat von fortinbras im Beitrag #31Muss grad wieder an "Psycho" denken-laut einigen Sachen, die ich dazu las, muss das Zeigen einer Toilette in Großaufnahme samt Spülung, fast sensationeller gewesen sein als der Duschmord oder anderes. Anscheinend wollten manche Bundesstaaten die Toilette draussen haben...
Von diesen Bedenken habe ich auch gehört bzw. etwas darüber gelesen. Daneben monierte die Zensur auch das (in der deutschen Synchronfassung beibehaltene) Wort "Transvestit" in der Szene mit dem Gutachter. Es wurde allerdings nicht ersetzt, da dies (auch) ein "Fachausdruck" unter Wissenschaftlern sei und Dr. Richmond zugleich betonte, dass das Wort in diesem Zusammenhang nicht zutreffend sei (da Norman Bates sich nicht "aus sexuellen Motiven" verkleidet habe).
Zitat von fortinbras im Beitrag #1* Zwischen Madrid und Paris (1956) Wenn es auch nie mit diesem Wort ausgesprochen wird, aber Tyrone Power spielte einen Mann, der durch eine Kriegsverletzung kastriert wurde und dadurch traumatisiert ist.
Allerdings liegt bei der Wortwahl eine kleine Abschwächung vor: Im Original sagt der Militärarzt (Henry Daniell) drastisch: "You´re going to be iimpotent!", während Schürenberg es etwas umschreibt: "Mit den Frauen ist es aus!" In der Sache ist es zwar klar, aber der Gebrauch des Wortes "impotent" (Ob dieses zuvor jemals in einem Hollywoodfilm fiel? Ich bezweifle es sehr.) wird vermieden.
Du siehst es völlig falsch, berti. Die Äußerung des Arztes in der deutschen Fassung ist nicht weniger drastisch, sondern viel radikaler für die damalige Zeit - er legt Tyrone Power nahe, sich sexuell künftig anders zu orientieren!
Mal im Ernst: man muss dabei auch bedenken, dass die deutsche Alltagssprache früher (trotz Freud) generell weniger von (medizinisch)-wissenschaftlichen Fachbegriffen imprägniert war als die angelsächsische. Daher denke ich nicht, dass die Radikalität des Begriffs zu einer Umschreibung in der DF geführt hat, sondern nicht unerheblich auch die Neigung zu mehr alltagstauglicher Verständlichkeit in deutschen Synchronbearbeitungen illustriert (was mal in einer sprachwissenschaftlichen Arbeit am Beispiel der Bond-Filme als generelle Tendenz deutscher Synchronfassungen behauptet wurde, nicht nur in Bezug auf sexuell konnotierte Begriffe).
Eine viel zentralere Rolle spielt Impotenz ja in dem zwei Jahre zuvor entstandenen DIE BARFÜSSIGE GRÄFIN (ich weiß allerdings nicht mehr, ob das Wort in der US-Fassung so fiel). Nicht zentral für die jeweilige Erzählung, aber implizit so gut wie immer war Impotenz des Kriegsheimkerhers einer der stillschweigenden Stereotypen des film noir.
Zitat von John Connor im Beitrag #33Eine viel zentralere Rolle spielt Impotenz ja in dem zwei Jahre zuvor entstandenen DIE BARFÜSSIGE GRÄFIN (ich weiß allerdings nicht mehr, ob das Wort in der US-Fassung so fiel).
Bei wem spielte das in der "Gräfin" denn eine so große Rolle? Bei Harry Dawes (Humphrey Bogart)?
Zitat von John Connor im Beitrag #33Eine viel zentralere Rolle spielt Impotenz ja in dem zwei Jahre zuvor entstandenen DIE BARFÜSSIGE GRÄFIN (ich weiß allerdings nicht mehr, ob das Wort in der US-Fassung so fiel).
Bei wem spielte das in der "Gräfin" denn eine so große Rolle? Bei Harry Dawes (Humphrey Bogart)?
Willst du mich verkohlen, bert? Tststs... Bei Rosanno Brazzi natürlich, der Ava Gardner gesteht, dass "er keine Kinder zeugen kann" - ähnliche UrsachenkOnstellation wie bei MADRID also.
Es ist jetzt leider schon über ein Jahr her, dass ich den Film gesehen habe, und damals habe ich mich hauptsächlich auf Bogarts Rolle konzentriert. Allerdings besteht doch sowohl für den Mann als auch für die potenzielle Frau an seiner Seite (und deren Verhältnis zueinander) ein Unterschied zwischen Unfruchtbarkeit und Impotenz. Und in "Madrid" ist dieses Problem im Grunde ausschlaggebend für das Verhältnis zu allen anderen Hauptprotagonisten, so dass es woanders kaum noch größer sein könnte.
Zitat von berti im Beitrag #36Es ist jetzt leider schon über ein Jahr her, dass ich den Film gesehen habe, und damals habe ich mich hauptsächlich auf Bogarts Rolle konzentriert. Allerdings besteht doch sowohl für den Mann als auch für die potenzielle Frau an seiner Seite (und deren Verhältnis zueinander) ein Unterschied zwischen Unfruchtbarkeit und Impotenz. Und in "Madrid" ist dieses Problem im Grunde ausschlaggebend für das Verhältnis zu allen anderen Hauptprotagonisten, so dass es woanders kaum noch größer sein könnte.
Es ist jetzt leider schon über ein Jahr her, dass ich den Film gesehen habe, und damals habe ich mich hauptsächlich auf Ava Gardners Rolle konzentriert. Allerdings ... Moment, ich bin jetzt im falschen Film - das kommt davon, wenn Ava Gardner in beiden Filmen sich mit dem gleichen Problem rumschlagen muss.
Wo ist denn im Kontext der 1950er der Unterschied zwischen Impotenz und Unfruchtbarkeit - in Bezug auf die symbolische Bedeutung in beiden Filmen?
Huch, mir fällt gerade eine weitere Gemeinsamkeit zwischen beiden Filmen ein: in beiden spricht Curt Ackermann den impoteten Mann - und Edith Schneider ist ebenfalls in beidne Filmen die Haupt-"Leidtragende".
Zitat von John Connor im Beitrag #37Wo ist denn im Kontext der 1950er der Unterschied zwischen Impotenz und Unfruchtbarkeit - in Bezug auf die symbolische Bedeutung in beiden Filmen?
Unfruchtbarkeit beträfe eher die Zukunftspläne des Paares, das andere dafür die gegenwärtige Situation im Verhältnis zueinander.
Lieber berti, forinbras verdreht schon die Augen darüber, was wir aus seinem Thread gemacht haben. Daher zum Abschluss nochmal ganz kurz: ich sagte IM SYMBOLISCHEN KONTEXT DER 1950er! Damals "ist" man natürlich nur dann "intim" miteinander geworden, wenn die Zukünftigkeit eingeplant war. Und lautete dein Zitat aus MADRID nicht: "Mit den Frauen ist es aus?". KOmmt darin nicht auch eine Zukünftigkeit zum Ausdruck? Welche "gegenwärtige Situation im Verhältnis zueinander" soll denn der Arzt meinen?
Zitat von John Connor im Beitrag #39Welche "gegenwärtige Situation im Verhältnis zueinander" soll denn der Arzt meinen?
Z. B. die "gegenwärtige" Situation, die die mit Power flirtende Damen im Augen haben dürfte, bis er ihr gegenüber andeutet, dass damit wegen einer Kriegsverletzung nicht zu rechnen sei. Kinder einschließende Zukunftspläne dürfte diese kaum haben.
Da muss ich dich enttäuschen, ich verdrehe nicht die Augen, was man aus meinem Thread macht! Ich finde eure Diskussion zu "Die barfüssige Gräfin" spannend, weil mir das gar nicht so bewußt war. Werde mir den Film wieder mal ansehen-mit ganz anderem Blickwinkel! --------------------------------------- Folgendes gehört jetzt nicht ganz hier rein, beträfe eher Synchronsprecher als Schauspieler in einem mutigen Film. Habe kürzlich erstmals den deutschen Film "Ich kann nicht länger schweigen" von 1962 angesehen. Darin spielt Paul Klinger einen Frauenarzt, der wegen Vergehen gegen Paragraf 218 (Abtreibung) mit Todesfolge angeklagt wird. In dem Fall ist er zwar unschuldig, aber gesteht ein, schon mehreren Frauen in Not geholfen zu haben. Staatsanwalt ist Charles Regnier, der Richter Hans Nielsen. Klingers Frau spielt Eva-Ingeborg Scholz, den Tip zur Abtreibung bei Klinger gibt Ursula Heyer. Eine Wirtin, die auch abtreibt, spielt Berta Drews. Unter den Zeugen tritt u.a. Jochen Schroeder auf. Wenn der Film auch nicht klar für die Abtreibung ist, so beleuchtet er doch sehr direkt die menschliche Seite hinter diesen Problemen. Weiss jemand, ob es einen ausländischen Film zu diesem Thema gibt?
In Otto Premingers "Wolken sind überall" spielt Maggie McNamara eine junge Frau, die ihre sexuelle Unerfahrenheit gegenüber zwei Männern (William Holden und David Niven) offen anspricht, woraufhin beide sich dafür interessieren, sie "einzuweihen". Die Themen Jungfräulichkeit, Promiskuität, Nacktheit und (uneheliche) Schwangerschaft kommen dabei mehrfach unverblümt zur Sprache. Aus heutiger Sicht eine harmlose, etwas seichte Boulevardkomödie (die tatsächlich die Vorlage dazu war); der Film wurde jedoch 1953 gedreht (und in einigen amerikanischen Bundesstaaten zunächst verboten). Es war der erste Hollywoodfilm, der Ausdrücke wie "Jungfrau" und "schwanger" in solchen profanen Zusammenhängen verwendete. In Deutschland lief er (von der FSK "ab 18" eingestuft) erst 1960 synchronisiert, wobei man die Dialoge nicht entschärfte. Gertrud Kückelmann, Paul Klinger und Friedrich Schoenfelder waren als Theaterprofis auf der Bühne sicher schon mit ähnlichen Stoffen konfrontiert worden, aber sicher noch nicht im Synchronstudio!
Du bist ein ausgesprochen aufmerksamer Filmbeobachter! Man vergisst heute sehr schnell, was oftmals als Skandal galt.
Gehört nicht hier her, hat nix mit Synchronisation zu tun, fällt mir aber gerade ein. Die FSK hat bei der Vorlage der Dvd "Frau Warrens Gewerbe" von 1960 die Altersfreigabe beibehalten, angeblich weil unmündige Personen in einer fragwürdigen Umwelt agieren. Der Jux an der Geschichte: besagter Film hat zwar ein paar Frivolitäten, ist aber durchaus im Nachmittagsprogramm zu finden! So vor einiger Zeit auch im ORF-um 13:10 Uhr Samstags. Wie sagte Heinz Erhardt so schön: "Da kann man nur was schütteln, nich'?"
Zitat von fortinbras im Beitrag #43Du bist ein ausgesprochen aufmerksamer Filmbeobachter!
In diesem Fall eher ein Leser von Büchern wie Karaseks "Nahaufnahme" über Billy Wilder oder Bogdanovichs "Wer hat denn den gedreht?", wo Beispiele wie dieses (in den Passagen über Preminger und dessen Vorliebe für Tabubrüche) erwähnt wurden.
Dann eben auch ein aufmerksamer Leser! Karaseks Buch über Billy Wilder bietet eine Fülle hochinteressanter Details und Einblicke. Leider steht das im Gegensatz zu einer vollkommen überzogenen Verherrlichung Wilders und er ist bestrebt, auch selbstkritische Äusserungen des Regisseures zur eigenen Arbeit zu relativieren und mit Weihrauch, Schleimerei und gestelzten Worten zu einem Trugbild umzugestalten. Das Bogdanovich-Buch ist eine Klasse für sich. Wer darüber liest, versteht die ganze Materie ja noch viel besser und es ist oft echt erstaunlich, was so ans Tageslicht kommt. Ähm...falls mein Urteil über Karaseks Buch etwas hart ist, ich halte generell sehr wenig von ihm-das vernebelt mir etwas die Objektivität.