Es handelt sich um eine Hermes-Synchro, also wird Ingo Hermes selbst wohl der Schuldige gewesen sein, denn Klaus von Wahl wäre sicher im Vorspann sicher explizit genannt worden (siehe "Leg ihn um, Django") und Elsholtz war in keiner Rolle zu hören. Allerdings erinnern mich diese Ausrutscher an die Dialoge aus "Die vier Musketiere der Königin" (hier wenigstens noch minimale Stilblüten), die aller Wahrscheinlichkeit nach von Alexander Welbat verbrochen wurden - und der ist ja in der Schurkenrolle zu hören, eher ungewöhnlich für die Hermes. War er der Schurke?
Die Synchro macht diesen Durchschnittswestern eigentlich doch noch ganz unterhaltsam. Beides keine Königsklasse, aber zur harmlosen Zerstreuung brauchbar (das gilt übrigens auch für die von dir kürzlich zerrissenen MELODIE IN BLEI). ;-)
Ich hab die ganze Zeit überlegt, ob mir eine richtige Trash-Synchro der DEFA einfällt, aber das wollte ich meinem Spezialgebiet dann doch nicht antun. Doch - fiel mir ein. Der Trailer zu "Das Superhirn". Ich weigere mich nach wie vor zu glauben, dass es eine komplette DEFA-Synchro mit diesem Schwachsinns- und Trash-Faktor gibt, aber der Trailer, der sich auf der DVD befindet, ist eindeutig DEFA-Produkt. Und der ist nicht einfach nur schlecht, der ist wirklich Trash pur!
Es ist ja wie gesagt keine komplette Synchro, nur ein Trailer, den man auch irgendwo im Internet abrufen kann. Aber das reicht mir schon. Jochen Thomas, eigentlich ein hervorragender Schauspieler und Komiker, überzieht völlig albern seine Stimme, die Off-Kommentare, die chaotisch über den Bildern liegen, sind albern und banal. Geräusch gibt es gar keine, was besonders unsinnig wirkt, wenn ein halbes Auto über die Straße schleift. Noch nicht einmal konsequent durchgezogen wurde, ob die zu sehenden Schauspieler nun zu hören sind oder nicht - einige (sehr) kurze Dialoge von Niven und Wallach hört man, Belmondo aber bleibt die ganze Zeit stumm (hat der für ihn vorgesehene und schon Star-Status genießende Rolf Römer sich eventuell geweigert, diesen Mist zu machen?). Am schlimmsten: Als Silvia Monti auftritt, fragt Niven/Lohse "Ist das ihre Frau?" und Wallach/Hanisch antwortet "Nein, meine Oma". Kalauer! Und einer, der weder originell noch wirklich saublöd ist, einfach nur krampfig. Ich weiß nicht, ob er das in der tadellosen (bis auf die auf Bourvil immer störende Besetzung von Marquis) eigentlichen Synchro des Filmes auch sagt, aber in diesem Zusammenhang ist es einfach nur blöd.
Gruß Stefan
fortinbras
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02.07.2013 11:02
#36 RE: Hör' ich recht???-Meilensteine des Synchrontrash
Django dies und Django das ----------------------------------
Ich muss wohl sagen, dass ich abgesehen von einigen guten Western diesem Genre vergleichsweise wenig abgewinnen kann. "Melodie in Blei" fand ich einfach nur zusammengeflickt und dämlich, da war "Ein Hallelujah für Django" etwas besser. Aber so ein Ärgernis, weil interessante Ansätze da waren und man nichts daraus machte. Die Synchronfassungen fand ich in beiden Fällen nicht sehr förderlich, bei Letzterem Film musste ich aber doch sehr über die eingebauten Film-/Fernsehanspielungen lachen.
@ Stefan der Defa Fan:
Danke für die genauen Ausführungen. Welbat hat in "Ein Halleluja für Django" ja tatsächlich den Bösewicht gesprochen, insgesamt war die Besetzung ja auch sehr gut. Neben den zum Schmunzeln anregenden Anspielungen an zeitgenössische Unterhaltungsware, hat mich noch Jürgen Thormanns hemmungsloses Outrieren ein wenig amüsiert. Ich wartete nur drauf, dass dem falschen Mönch ein Jason King-Schnurrbart wächst.
Zu Defa-Synchronisationen:
Ich kenne vergleichsweise wenige, aber doch ein paar. Auch bei Louis de Funes-Filmen und da scheint mir schon, dass man sich insgesamt sehr an die Drehbücher hielt. Weil was gerade bei Komödien oft den Film entstellenden Nonsens reinkam, ist mir oft zuviel. Ich denke nur an den dämlich betitelten "Louis und seine ausserirdischen Kohlköpfe". Da geht der alte Claude einsam seinen Weg-kein Text, keine Musik. Deutsch kalauert er wüstest vor sich hin. Da bin ich mir sicher, dass es das bei einer Defa-Fassung nicht gegeben hätte. "Das Superhirn" hab ich länger nicht mehr gesehen, aber ich glaube, dass da auch im Original einige Kalauer drin sind. (Arnold Marquis für Bourvil ist meine Top-Besetzung von Marquis überhaupt!)
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #35Es ist ja wie gesagt keine komplette Synchro, nur ein Trailer, den man auch irgendwo im Internet abrufen kann. Aber das reicht mir schon.
Lieber Stefan, selbstverständlich hätte den Trailer auch im Internet fienden können, habe ihn aber leider nicht entdeckt, vielleicht weil ich derzeit nur eine abgespeckte version der videoseite zu sehen bekomme. Mir scheint es außerdem oft einfacher und praktischer zu sein, einfach auf Meinungen und Eindrücke zu reagieren und wenn ich weiß, wieso jemanden etwas stört oder ärgert. LG
Bevor Howard Caine seinen ersten Einsatz als Major Hochstetter in der Serie "Ein Käfig voller Helden" hatte, trat er in zwei Episoden in anderen Rollen auf. In "Alles Gute zum Geburtstag" sprach ihn (als Major Keitel) Hans-Werner Bussinger, in "Kontrolliertes Chaos" spielte er den bereits stark an Hochstetter erinnernden Oberst Feldkamp. Synchronisiert wurde er von Gerd Duwner, der dabei extrem chargiert. Natürlich sind im Kontext dieser Serie Nazirollen sowieso als Karikaturen angelegt; aber Caines Grimassenschneiderei in Kombination mit Duwners Quieken setzt dem Ganzen die Krone auf und lässt die Figur absolut comichaft und grotesk wirken.
fortinbras
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07.07.2013 23:51
#40 RE: Hör' ich recht???-Meilensteine des Synchrontrash
Da muss ich jetzt gleich an Louis de Funes und Klaus Miedel denken, wenn sich de Funes als Monsieur Septime dem deutschen Gast zuwendet, der Schatten auf seinem Gesicht Scheitel und Schnurrbart macht und er wie Hitler "bellt". Fand ich aber auch im Original sehr amüsant!
"Die Rasenden Rocker vom Thunderstrip". Einer jener berüchtigten Motorradfilme von Spezi Rainer Brandt, worin er selbt, Klaus Kindler und Joachim Kemmer drei üble Rocker sprechen.
Eigentlich totale Grütze, aber allein diese zweideutigen Dialoge: "Ist denn dein Ding auch sicher?" - "Ich weiß nicht, was du für'n Ding meinst, aber die Schleuder ist sicher wie 'n Kinderwagen."
Zitat von Gast im Beitrag #40Da muss ich jetzt gleich an Louis de Funes und Klaus Miedel denken, wenn sich de Funes als Monsieur Septime dem deutschen Gast zuwendet, der Schatten auf seinem Gesicht Scheitel und Schnurrbart macht und er wie Hitler "bellt". Fand ich aber auch im Original sehr amüsant!
Diese Szene fand ich in der DF aber viel effektfoller, treffsicherer und witziger, denn durch die dort angewendeten technischen Möglichkeiten hörte sich Miedel auf einmal wie Hitler an und die Hitler-Verarsche funktionierte bei mir erst dadurch so richtig! Im Original fand ich die Stelle lahmer, weil Louis de Funés dort nur seine eigene stimme zur Verfügung hatte mit dem gewissen Nachteil, dass beim O-Ton nichts künstlich an seiner Stimme verändert wurde.
fortinbras
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13.07.2013 10:59
#43 RE: Hör' ich recht???-Meilensteine des Synchrontrash
Die Stelle ist tatsächlich deutsch viel lustiger-für unsere Verhältnisse. Bei den Franzosen dürfte sie im Original dieselbe Wirkung gehabt haben. Eine meiner liebsten Hitler-Verarschungen kommt in "Inside Out" vor, wo James Mason, Telly Savalas und Robert Culp sozusagen Rudolf Hess (im Film Holz) aus Spandau entführen und ihm dann weis machen, es wäre 1944. Da hat Gunther Meisner einen absolut tollen Auftritt als Führer. Interessanterweise ist das auch im Original weniger intensiv. Auch etwa ist Hopkins' Hitler in "Der Bunker" im O-Ton sprachlich anders. Alec Guinness sagte mal in einem Interview, dass man Hitlers Diktion und sprachlichen Eigenheiten englisch (oder sonst wie) kaum in der gleichen Art hinbekäme, weil es einen deutschen Akzent im üblichen Sinne weit übersteigen würde und keiner das so verstünde. Scheinbar verfehlt es seine Wirkung auch im Original nicht, sonst fänden nicht viele anderswo dasselbe toll wie wir. Aber da bei uns ja die ganze Materie viel präsenter ist und wir das "Führergebelle" intensiver wahrnehmen, muss es wohl auch deutsch dementsprechend rüberkommen. Ich schätze diese Verarschungen immer sehr. Übrigens auch meine Oma, die Jahrgang '25 ist.
Zitat von fortinbras im Beitrag #43Alec Guinness sagte mal in einem Interview, dass man Hitlers Diktion und sprachlichen Eigenheiten englisch (oder sonst wie) kaum in der gleichen Art hinbekäme, weil es einen deutschen Akzent im üblichen Sinne weit übersteigen würde und keiner das so verstünde.
Allerdings hat Christoph Maria Herbst seinen Hitler-Tonfall in der englischen Synchronfassung von "Neues vom Wixxer" zu wiederholen versucht: Neues vom Wixxer (2007)