Oh, hoffentlich wird uns Gabriel nicht an den Marterpfahl binden und skalpieren, wenn hier ein Pro/Kontra-Karl May-Thread aus seinem Thema wird...
"Old Shatterhand" ist ein großartiger Film, nahezu ohne Rückprojektionen, ohne holprige Übergänge, mit deutlich weniger dieses teils unerträglichen Pathos und einfach sauber und temporeich inszeniert. Ortolani klaut zwar ein wenig bei Elmer Bernsteins Thema aus "Die glorreichen Sieben", aber die Musik ist fantastisch und ist ausgesprochen spannungsfördernd eingesetzt. So ein Film braucht viel und abwechslungsreiche Musik, nicht zwei, drei stets gleichbleibende Themen, die ohne Rücksicht auf die Bildgestaltung monoton durchgespielt werden.
Ende der Durchsage. Und ich schreib hier auch nichts mehr zu Karl May-Filmen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #33"Old Shatterhand" ist ein großartiger Film, nahezu ohne Rückprojektionen, ohne holprige Übergänge, mit deutlich weniger dieses teils unerträglichen Pathos und einfach sauber und temporeich inszeniert. Ortolani klaut zwar ein wenig bei Elmer Bernsteins Thema aus "Die glorreichen Sieben", aber die Musik ist fantastisch und ist ausgesprochen spannungsfördernd eingesetzt. So ein Film braucht viel und abwechslungsreiche Musik, nicht zwei, drei stets gleichbleibende Themen, die ohne Rücksicht auf die Bildgestaltung monoton durchgespielt werden.
Die Karl-May-Filme leiden aus meiner Sicht vor allem darunter, dass die gesamte Nach-Produktion in überstürzter Zeitnot durchgezogen wurde. Zwischen Drehschluss und Kinostart lagen nur etwa 6-8 Wochen. Das ist Wahnsinn! Hätte man sich da mehr Zeit genommen, hätten echte kleine Juwelen aus den Filmen werden können.
Den 'Old Shatterhand' mag ich vor allem deshalb nicht, weil er sich nahezu konsequent Großaufnahmen der Darsteller verweigert. Er wurde in 70mm gedreht und enthält fast ausschließlich weiträumige Panorama-Aufnahmen. Da ist man immer auf Distanz zum Geschehen. Auch die beiden Filme von Harald Philipp leiden unter derselben Marotte (neben anderen Mängeln) und taugen wirklich nicht viel; da muss ich fortinbras fast recht geben. Die Reinl- und Vohrer-Filme haben dagegen genug Potenzial, da hätte man mehr draus machen können. Aber auch so wie sie sind sind sie vielleicht nicht besser, aber zumindest sympathischer und weniger uniform als die meisten heutigen Filme.
Wer's nicht mag - auch gut. Zum Verschrotten liegt deshalb aber kein Grund vor. Und die Musik sowohl von Böttcher als auch von Ortolani ist erstklassig. Solche Komponisten, deren Handschrift man sofort erkennt und die den Film wesentlich prägen, gibt's heute ja leider nicht mehr.
Womit ich mich wieder etwas dem eigentlichen Thema nähere. Vielleicht könnte man sagen: Ältere Filme und ältere Synchros sind 'melodischer' als heutige und deshalb wesentlich angenehmer anzusehen. Oder anders gesagt; Ältere Filme strahlen zumeist eine gewisse Ruhe aus, während man bei neueren Filmen zumeist unweigerlich nervös wird (Schock-Therapie für Koma-Patienten??). Oder als Metapher: Wenn ich ein Restaurant betrete, erwarte ich ein angenehmes Geschmackserlebnis - und keinen Härtetest, in welcher Disziplin auch immer.
Zitat von kogenta im Beitrag #34 Solche Komponisten, deren Handschrift man sofort erkennt und die den Film wesentlich prägen, gibt's heute ja leider nicht mehr.
Naja, manche leben noch und viele sind heute noch aktiv (John Williams, Alan Silvestri, Hans Zimmer, um nur einige zu nennen) die sicher prägend waren und es immer noch sind. aber alte Filmmusik macht für mich durchaus den Reiz an alten und älteren Filmen mit aus.
Sicher, auch Ennio Morricone ist mit 85 Jahren noch sehr aktiv und gibt neben der Arbeit an Filmen weltweite Konzerte in ausverkauften riesigen Hallen und Arenen. Doch hat auch er seine besten und innovativsten Zeiten hinter sich...
Oder doch nicht? Auf YouTube habe ich Folgen der japanischen Serie MUSASHI entdeckt: https://www.youtube.com/watch?v=272EQsYu5oc Bei Minute 45 kommt nach einer kurzen ruhigen Szene im Regen eine 3minütige klassische Rückblende, in der Takeshi Kitano als Vater seinen großspurigen Sohn Musashi in die Schranken weist. Morricone dominiert hier mit seiner Musik die gesamte Szene wie in seinen besten Tagen.
Ich verstehe jetzt nach Sichtung einiger Folgen auch, wie die Japaner auf die merkwürdige Idee kamen, Morricone für eine japanische Samurai-Serie zu engagieren: Die Gestaltung der Serie ist nämlich weitgehend in angenehm anachronistischem Stil gehalten, da drängt sich Morricone geradezu auf. Die Serie ist gerade mal 10 Jahre alt, sieht aber klar älter aus - das meine ich im positiven Sinne! Auf nervtötenden Schnickschnack wird bewusst verzichtet. Sehr schön anzusehen. In Deutschland - wie zu erwarten - unveröffentlicht. Bei uns laden vorwiegend die Amerikaner ihre Fließband-Produkte ab; was im Rest der Welt produziert wird, bleibt uns überwiegend vorenthalten.
Womit wir doch wieder etwas beim Thema sind: Man kann auch heute noch angenehm anzuschauende Filme drehen, wenn man sich auf klassische Qualitäten besinnt und nicht dem vermeintlichen Zeitgeist hinterherhechelt.
Eine bestimmte Gelegenheit, bei der ich ältere Filme und damit verbunden natürlich ältere Synchronisationen inzwischen tatsächlich vermisse, ist tatsächlich das Osterfest. Früher lief da regelmäßig DIE GRÖSSTE GESCHICHTE ALLER ZEITEN oder, wie schon einmal mit vagen Kindheitserinnerungen als fundierter Beleg dargebracht, der deutlich überlegene KÖNIG DER KÖNIGE auf irgendeinem Sender. Dieses Jahr: Pustekuchen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #33Oh, hoffentlich wird uns Gabriel nicht an den Marterpfahl binden und skalpieren, wenn hier ein Pro/Kontra-Karl May-Thread aus seinem Thema wird...
"Old Shatterhand" ist ein großartiger Film, nahezu ohne Rückprojektionen, ohne holprige Übergänge, mit deutlich weniger dieses teils unerträglichen Pathos und einfach sauber und temporeich inszeniert. Ortolani klaut zwar ein wenig bei Elmer Bernsteins Thema aus "Die glorreichen Sieben", aber die Musik ist fantastisch und ist ausgesprochen spannungsfördernd eingesetzt. So ein Film braucht viel und abwechslungsreiche Musik, nicht zwei, drei stets gleichbleibende Themen, die ohne Rücksicht auf die Bildgestaltung monoton durchgespielt werden.
Ende der Durchsage. Und ich schreib hier auch nichts mehr zu Karl May-Filmen.
Ach was!? Ich habe mir gestern diese Obergurke von OLD SHATTERHAND mal wieder angesehen. Ich wusste gar nicht mehr, wie furchtbar der war. Für mich schlimmer als APANATSCHI, der wenigstens noch Heimatfilmqualitäten hat. Hier stimmt nichts: -die Mucke (Ortolani hat nicht kapiert, worum es geht, und das, wie schon gesagt wurde, von Berstein geklaute Hauptthema wird bis zum Erbrechen wiederholt, einmal sogar als Gesangsnummer! Das ist kein Pathos mehr sondern Kitsch hoch drei), -die Handlung (wirre Mischung aus Original-Motiven, die völlig sinnfrei verbunden wurden. Die Figur der Paloma hat null Bedeutung. Schon bei der Aufblende weiß Winnetou, von den Verschwörern (woher überhaupt?). Warum ist er dann später so überrascht von den Ereignissen und läuft immer wieder in die Falle?) -die Synchro (Brandt auf Madison statt auf Battaglia) -die Kostüme (wer sind diese Typen, die sich als Komantschen ausgeben? Das reicht nicht mal für einen Kinderfasching!) -die Bauten (die Stadt ist als Kulisse ein Witz und die Apachen wohnen plötzlich in winzigen Tipis. Wo ist Winnetous Pueblo?)
Kaum zu glauben, dass Atze Brauner mit TAL DER TOTEN letztlich noch einen der fünf besten Karl-Mays produziert hat. Man kann in den Reinl-Böttcher-Filmen sicher Pathos entdecken, aber das hat mal das Flair ausgemacht. Jetzt ausgerechnet die Filme hervorzuheben, die noch nicht mal hinkriegen das anständig zu kopieren, ist wie Mineralwasser im Biergarten zu bestellen. So, jetzt darfst du schweigen... wenn du kannst.
Michael Petzel beschreibt in seinem Buch über die Karl-May-Filme die Vorgeschichte von "Old Shatterhand". Dieser Film sei zustande gekommen, weil die CCC zwar Lex Barker unter Vertrag, aber keine Rechte für die im Wilden Westen spielenden Romane hatte. Anfangs stand noch nicht einmal fest, ob Winnetou auftreten sollte, da die Mitwirkung von Pierre Brice unsicher war. Petzel meint dazu, der Film sei zwar der mit Abstand aufwendigste deutsche Western gewesen, den es je gab, allerdings merke man ihm an, dass Regisseur und Drehbuchautoren absolut keine Ahnung von Karl May gehabt hätten.
Zitat von Slartibartfast im Beitrag #39-die Synchro (Brandt auf Madison statt auf Battaglia)
Brandt für Battaglia war zwar zu dieser Zeit noch kein Thema, aber trotzdem ist es irritierend, diesen in einer Szene im Bild zu sehen und dabei die "vertraute" Stimme aus dem Off zu hören. Ganz davon abgesehen, dass deren Markanz das "Geheimnis" um die Identität des Bandenchefs völlig absurd erscheinen lässt, siehe hier:Wenn die Leidenschaft Leiden schafft
Zitat von fortinbras im Beitrag #30Immerhin: einen Karl May-Film, den einzig ansehbaren und wirklich guten, habe ich sogar zuhause: "Old Shatterhand"
Ach du lieber Himmel, diesen Schotter? Mit dem schmierigen Getöne von Riz Ortolani? Brrrr ...
Gruß Stefan
Ach, den darf verschrotten, oder wie ?
Aus Stefans Sicht hat der Film wahrscheinlich gleich zwei Grundfehler: Zum einen handelt es sich um eine Produktion der CCC, wovon er meist wenig hält (obwohl "Old Shatterhand" für deren Verhältnisse ziemlich aufwending ausgefallen ist):Insider-Witze (7) Und das Drehbuch stammt zu großen Teilen von Ladislas Fodor, von dem er noch weniger hält:http://filmgalerie-alpha60.de/film.pl?fi...1120&listId=404 Auch Michael Petzel bescheinigt Fodor, "keine Ahnung von Karl May" gehabt zu haben.
Vielleicht ist genau DAS der Grund, warum "Old Shatterhand" so gut funktioniert. Weil hier fast alles fehlt, was an Karl May aus meiner Sicht unausstehlich ist. Wobei es auch den Autoren der anderen Filme hochanzurechnen ist, aus dem unlesbaren, pathetischen Gestammel von Mays Büchern überhaupt etwas herauszufiltern, das umsetzbar war.
Jetzt hab ich mir einen Fasttag vom Schweigen genommen.
Zitat von fortinbras im Beitrag #43Vielleicht ist genau DAS der Grund, warum "Old Shatterhand" so gut funktioniert. Weil hier fast alles fehlt, was an Karl May aus meiner Sicht unausstehlich ist.
Und ich vermutete, daß du wiederum genau das vermutetest...!
@ Gabriel:
Mal abgesehen von der Entwicklung zum Karl May-Thread gegen Ende, kannst du irgend etwas anfangen mit den vielen Begründungen zur Faszination an älteren Synchronisationen?