Was hier bereits mehrfach angesprochen wurde, könnte bald Wirklichkeit werden. In der heute erschienenen aktuellen Ausgabe des SPIEGEL (22/2017) wird über eine neue Software berichtet, die anhand des originalen Stimmmmaterials jedes beliebigen Menschen dessen Stimme und Sprachmelodie erlernen kann. Es werden also nicht wie bisher Wort- und Satzfetzen mehr oder weniger gut zusammengesetzt, sondern der Klang der Stimme wird von der Software erlernt, so dass beliebige Sätze eines Sprechers neu erschaffen werden können. Nicht steril, sondern mit der gewünschten Melodie und Emotion.
Vielleicht in absehbarer Zeit auch eine Möglichkeit für Neu- oder Nachsynchros, wenn die Sprecher nicht mehr verfügbar sind oder zu alt klingen.
Vielleicht auch eine Bedrohung für die Branche? In dem Artikel heisst es: "Eine erste Anwendung ist das automatische Synchronisieren von Filmen. Die geklonte Stimme von Brad Pitt etwa könnte die Rolle des Schauspielers auf Deutsch oder auch auf Kurdisch nachsprechen, und es klänge in jeder Sprache nach dem echten Brad Pitt."
Aber wer weiß, wie das in 20 Jahren aussehen wird... In den 80ern hätte auch niemand gedacht, dass es mal das Internet geben wird. Da lasse ich mich gerne überzeugen.
Maschinen nicht. Aber der Regisseur muss sich nicht mehr mit Synchronsprechern herumschlagen, sondern kann selbst bestimmen, wie der Computer den Satz betonen soll. Man kann es z.B. auf Seiten wie Candyvoice schon ausprobieren. Und das sind nur die unvollkommenenen Consumer-Anwendungen zum "Spielen". Einfach mal von youtube ein paar Sätze von G.G. Hoffmann speichern und entsprechende Software damit füttern.
Pitt könnte sich unter Ägide von "Local Voice Directors" die darauf achten, dass die Betonungen sitzen, eigenhändig globalisieren. Das wird in den ersten Jahren aus Kostengründen den größten Stars vorbehalten sein, es wird auch nicht jeder machen wollen - und das alles auch gewiss nicht übermorgen... aber für Sci-Fi halte ich es nicht.
Spätestens dann, wenn Algorithmen Emotionen mit einer hohen Treffsicherheit replizieren können. Allerdings gilt: Wenn Maschinen so weit fortgeschritten sind, ist die Welt eh eine andere. Wer weiß, ob Skynet dann überhaupt noch Filme drehen lässt.
na ja, in Bezug auf die Gesichter von Schauspielern ist es ja schon ein langsam zunehmender Trend einen bereits verstorbenen oder deutlich gealterten Schauspieler nachzustellen (siehe Star Wars). Da ist es nur folgerichtig sich auch die Stimme vorzunehmen. Und machen wir uns nichts vor: in 10-15 Jahren wird eine vollständig computergenerierte, von einem Menschen nicht zu unterscheidende Figur in einem Film eingesetzt werden, die den Turing-Test besteht. Und ich wäre nicht überrascht, wenn in 50 Jahren Filme komplett digital entstehen ... inkl. personalisiertem Verlauf, der sich nach den Sehgewohnten des individuellen Zuschauers richtet. Lineare Filme mit menschlichen Darstellern werden dann ein Kuriosum sein, ähnlich wie es heutzutage Stummfilme sind.
Ganz so schwarz sehe ich die Sache dann doch nicht, denn das Theater ist auch schon oft totgesagt worden. Und wenn ich eines versichern kann, dann, dass kein Schauspieler Lust hat, sich auf Dauer ohne eigene Identität zu verstecken. Genau das aber wäre vonnöten, denn ein Computer wird niemals spielen können. Auch in der Filmmusik sind die klassischen Musiker wiedergekehrt - nein, wieder auferstanden, denn der beste Synthesizer kann kein gefühlvolles Spiel erzeugen und die spezifische Charakteristik eines analogen Instrumentes. Und wer jetzt einwendet, dass sich der Synchronsprecher auch hinter dem Gesicht des Synchronisierten versteckt - genau das tut er nicht. Ein guter Synchronschauspieler prägt ihn stimmlich mit seiner eigenen Identität. Nicht umsonst ziehen viele Hörer vertraute, charaktervolle Stimmen unverbrauchten, aber blassen vor - Starappeal gibt es auch bei Stimmen. So, das war meine Rede, mit der ich mich auch ein wenig selbst von der Absurdität dieses Konzeptes überzeugen will... Übrigens - Bilder und Töne vergleichen ist die Sache mit Äpfeln und Birnen. Bilder waren schon immer leichter zu fälschen und zu manipulieren, übrigens auch zu restaurieren. Welch strahlende, fehlerfrei Bilder gibt es mit digitaler Restaurierung - und was für ein Rindenmulch sind meist akustische Restaurationsversuche. Das Ohr ist nunmal viel feiner als das Auge.
Künstlerisch betrachtet ist es letztlich konsequent, dass Tom Cruise auch seine deutsche Sprachfassung selbst generiert - die Kunstform der Filmsynchronisation tritt dann in den Rang des Klavierspielers zurück, der einst die Stummfilme emotional zugänglich machte.
Der Turing-Test ist dafür gar nicht nötig, das sind (Stand heute offiziell noch fiktive) Sprach-Algorithmen, die den Akzent entfernen und die Melodie lokalen Gepflogenheiten angleichen - ein Performance-Autotune. Vermutlich wird NETFLIX das in den nächsten fünf Jahren bei irgendeinem Adam-Sandler-Film ausprobieren. Das Ergebnis wird nicht mal entfernt an den "Lorax" erinnern.
Gerade kommt in immer mehr Alltagsfacetten jener Paradigmenwechsel an, der das Konsequenz-Volumen der Industriellen Revolution potenziert - und das zeitlich extrem komprimiert. Einen solchen Tsunami, der den menschlichen Geist selbst umschreibt, gab es noch nie. Unsere Spezies besitzt keine Vergleichswerte. Ich kenne Leute, die auf dem K.I.-Bereich arbeiten - wenn die andeutungsweise erzählen, woran sie werkeln und welche Gerüchte in der Branche umhergehen, läuft mir ein Schauer über den Rücken - und ich stehe Veränderungen extrem aufgeschlossen gegenüber. Computer werden niemals spielen können? Algorithmen werden in wenigen Jahrzehnten zu vollwertigen non-humanoiden Lebenspartnern geworden sein.
Als Kind fand ich Zukunftsvisionen cool, träumte von sprechenden Robotern, fliegenden Autos und Raumschiffen. Dass mein Staubsauger mich im Jahr 2025 wegstrahlt, sah ich nicht kommen.
Zitat von Taccomania im Beitrag #1 Vielleicht auch eine Bedrohung für die Branche? In dem Artikel heisst es: "Eine erste Anwendung ist das automatische Synchronisieren von Filmen. Die geklonte Stimme von Brad Pitt etwa könnte die Rolle des Schauspielers auf Deutsch oder auch auf Kurdisch nachsprechen, und es klänge in jeder Sprache nach dem echten Brad Pitt."
Abgesehen davon möchte ich selber lieber keine künstliche Selbstsynchro von Brad Pitt und Co. hören!
Allerdings würde ich es ganz lustig und spannend finden, wenn ich ihn einmal akzentfrei auf Deutsch, chinesisch, kurdisch usw. zu hören bekommen könnte Ihn habe ich auf Deutsch und Italienisch (mit Akzent) ja schon gehört!
Warum nicht? Wenn sowas bereits mit kompletten Menschen gemacht wird (siehe Peter Cushing und Guy Henry als Tarkin)... Ich wäre dafür, dass man bei Nachsynchros die Stimme des neuen Sprechers passend verändert und der Stimme des Originalsprechers näher bringt.
Es gab dort aber keine computergenerierte "Selbstsynchro-Simulation" von den Beiden!. Auch im englischen Original war Cushing bekanntlich nicht selbst zu hören und ist von einem lebenden Schauspieler eingesprochen worden; vielleicht täuschend echt, aber doch nicht mit seiner eigenen Stimme.
Für Stimmen Verstorbener/ sonst nicht mehr Aktiver könnte diese neue Technik allerdings wirklich eine interessante Möglichkeit werden:)(insbesondere für Nachsynchros)!
Mit ADOBE ist das sogar möglich. Man kann anhand von nur einem gesprochenen Satz einer Person alles machen. Für Nachsynchros ideal, man kann sogar ganze Sätze nachbilden. Die Wörter werden genau so ausgesprochen und betont, wie im Ausgangssatz. Die Software kann auch Wörter und Laute bilden, die nicht mal in der Ausgangsdatei vorkommen.
Man könnte also im Falle von Disney oder Lucasfilm (nur ein Beispiel) theoretisch bei "Star Wars: Episode 4 - Eine neue Hoffnung" das Wort "Kaiser" von Friedrich Schoenfelder als Tarkin mit "Imperator" ersetzen. Oder bei Nachsynchros die Stimme des Originalsprechers nachbilden, allerdings müsste da ein guter Tontechniker und Mixer ran, der das ganze dann etwas glättet (smoothed) und natürlicher macht, damit es nicht so "robotisch" und künstlich klingt. Ein weiters Beispiel wäre ein "Knight Rider"-Reboot / -Fortsetzung, wo man K.I.T.T. noch einmal von Gottfried Kramer sprechen lassen könnte.
Teufelszeug oder geniale Spielerei... Software dieser Art wird wohl nicht aufzuhalten sein und kann durchaus interessante Perspektiven im Bereich der Synchronisation eröffnen. Ich erinnere diesbezüglich nur an den Thread "Perfekte Kombis, die nie zustande kamen"...