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Dieses Thema hat 71 Antworten
und wurde 5.643 mal aufgerufen
 Off-Topic
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

18.07.2018 09:54
#61 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

DANKE, Stefan! Bin immer dankbar, wenn ich was neues erfahre. Gruß.hans.

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

06.10.2019 21:39
#62 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Der DEFA-Aufnahmeleiter HEINZ WALTER, der leider vor wenigen Jahren verstarb und von dem ich hier schon einige seiner
"Erlebnisse " mit Künstlerinnen/Künstlern eingegeben habe, soll nun wieder das Wort haben.

......Der DEFA-Regisseur MARTIN HELLBERG war zwar vom Wuchs her eher klein, mal gerade 1,60 m groß (was ja gar nicht wich-
tig ist), aber er hatte ein Organ, oho, und das setzte er auch des öfteren bei den Dreharbeiten ein. Er war ein recht im-
pulsiver Mann, beruflich wie privat. Seine Biografie hat er selbst verfaßt, liegt in 3 Bänden vor.

Prof.Dr.KURT MAETZIG war ein ruhiger DEFA-Regisseur, mit ihm war sehr gutes Arbeiten. Er hat ein interessantes Leben geführt,
er war durch seine Mutter sogenannter Halb-Jude, also Mischling 1.Grades, wie es im Nazi-Jargon hieß und hatte einflußreiche
Freunde, die ihn vor der Deportation in eines der Vernichtungslager retteten.
Ich kann das Buch von Günther Agde von ca. 1978 über Prof.Maetzig sehr empfehlen. Es ist ein sehr langes, äußerst interessantes
Interview mit Maetzig enthalten.

.....Slatan DUDOW, der bulgarische DEFA-Spielfilmregisseur, wohnte bis zu seinem tödlichen Unfall in West-Berlin, hatte aber
eine Datsche in Ostdeutschland, wo er sich viel aufhielt. Mit ihm war es oftmals sehr schwierig zu arbeiten, viele konnten
da ein Lied von singen, auch die DEFA-Direktion. Er mochte die hübschen jungen Schauspielerinnen sehr gern, eine "Eigenschaft",
die er mit etlichen "Leuten vom Bau" teilte.

.....Der Schauspieler, Regisseur und Autor in Diensten des DEFA-Spielfilms, JOHANNES ARPE, dieser norddeutsche (nicht normannische,
das ist ein anderer) Kleiderschrank, war ein ganz dufter Typ, am Set und außerhalb, und er war ein großer Witze-Erzähler vor dem
Herrn. Er hat in den beiden THÄLMANN-Filmen (1954/55) den Schauspielern, allen voran Günther Simon, dem Titelhelden, den Hamburger
"Slang", also plattdeutsch, beigebracht, denn der ganze erste Teil dieses Zweiteilers spielt in Hamburg. Thälmann war n´echten
Hamburger Jung´.
Johannes Arpe hat nur 1x in einem ausländischen Film synchronisiert: Jean Gabin in den "ELENDEN" nach HUGO´s Roman (Synchron:DEFA).

......Der ausgezeichnete Bühnendarsteller JOCHEN BROCKMANN hat im Zuge der "Tauwetterzeit" in einigen DEFA-Filmen in den 50ern
mitgewirkt und auch bei DEFA´s synchronisiert. Mit ihm war gutes Arbeiten.
Seine große Schauspielkunst zeigte er auch nach dieser Zeit, und zwar u.a. in einigen Edgar-Wallace_Filmen wie DER FROSCH MIT DER
MASKE und vor allem als Oberganove Mr. Messer, der vom "HEXER" zur Strecke gebracht wird, im gleichnamigen Film.

HANS-RÜDIGER RENN , oder auch nur RÜDIGER RENN, war bis 1955 im Osten tätig, am Theater, beim DEFA-Film und DEFA-Synchron und beim
Rundfunk der DDR. Danach versuchte er im Westen sein Glück als Schauspieler; auch hat er als Regisseur gearbeitet.
Er lernte seine spätere Ehefrau CATJA GÖRNA 1953 bei den Dreharbeiten zum prima Unterhaltungsfilm der DEFA CAROLA LAMBERTI-EINE
VOM ZIRKUS kennen.
Aber er war ein Pussierstengel vor dem Herrn, sah ja auch blendend aus, und war der sympathischen Catja, wo ich die Ehre hatte,
sie persönlich kennenzulernen, nicht treu, außerdem war er alkoholabhängig. Die Scheidung kam bald und folgerichtig.
Frau Görna konnte oder wollte mir nicht sagen, wo RENN zum Zeitpunkt unseres Besuches bei ihr in West-Berlin (1992) wohnte.

......Zum Schluß einiges zu DEFA-/DFF-Arbeiten:
......Der vierteilige DFF-TV-Film "FLUCHT AUS DER HÖLLE"(1960) ist auf DVD kaufbar. Der Regisseur Hans-Erich Korbschmitt hatte für
die Hauptrolle den MANNE KRUG mehr als im Visier. Aber die Leitung beauftragte Korbschmitt, ARMIN MUELLER-STAHL zu nehmen,
der damals in West-Berlin wohnte.

......Im folgenden hatte ARMIN MUELLER-STAHL aber das Nachsehen: In dem DEFA-Film ANTON DER ZAUBERER wollte Regisseur Günter Reisch
ihn für die Titelrolle haben, bekommen hat sie aber, wie wir bestens wissen, ULLI THEIN. Dies hing mit dem Ausreiseantrag Mueller-
Stahls zusammen. Er ließ von seinem Antrag nicht ab, so hat man dem Armin die Rolle nicht gegeben......

.....Da wir gerade bei den beiden sind, also bei Armin und Ulli: Es gibt da eine A-5-Broschüre von 1962 vom Henschelverlag (DDR)
zu ULLI THEIN. In ihr wird ausführlich beschrieben, daß Ulli und Armin zu dem Zeitpunkt enge Freunde waren. 1961 lernte Ulli
bei Dreharbeiten die bezaubernde tschechische Schauspielerin JANA BREJCHOVA kennen. Dazu wird in besagter Broschüre der
Armin u.a. mit den Worten zitiert, ich gebe es sinngemäß wieder: ....dann bekam ich den Ulli immer weniger zu Gesicht: Jana Brejchova
wurde seine Frau......
Zu gern hätte ich gewußt, was aus dieser Männerfreundschaft geworden ist, ab den 60ern bis zum Ableben Theins 1995.
Weiß das jemand? Vielleicht steht es in der MUELLER-STAHL- Biografie, ich hab sie noch nicht gelesen....

.......Zum Schluß nochmal zu o.g.DEFA-Film "ERNST THÄLMANN"(1954/55): Wenn ich dies schon mal eingegeben habe, bitte
ich um Entschuldigung.
Für die Titelrolle war kurzfristig auch GUSTAV KNUTH bei der DEFA im Gespräch. Hätte alles gepaßt: die Größe, die Pfunde
zuviel auf den Rippen, die Stimme mit dem norddeutschen "Slang".....
Ausgemacht war aber die Besetzung der zweiten Hauptrolle (Fiete Jansen, Gefährte Thälmanns, junger Kämpfer) mit dem zu dem
Zeitpunkt im Osten wohnenden CLAUS HOLM ! Ich habe mit Herrn Holm telefoniert gehabt; er sagte mir, daß er nicht habe nein sagen
können aus verschiedenen Gründen, und so blieb ihm keine Wahl als die DDR zu verlassen, um (dann im Westen) weiterhin als Schauspieler
arbeiten zu können.
Tschüß sagt der Film-Opa hans.

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

22.10.2019 21:21
#63 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Bei der DEFA sind in den Jahren nach dem Krieg einige "Jungens-Filme" entstanden. Der beste von ihnen war wohl "1-2-3 Corona"
(1948), den es ja auch auf DVD zu kaufen gibt.
Gern hätte ich den zweitbesten, wie man mir sagte, ".....und wenn´s nur einer wär`"(1949) auch gekauft, aber ich habe ihn
nicht als Kauf-DVD gefunden....
Habe mit einem der Kinderdarsteller (Jahrgang 1936) Verbindung aufgenommen, und er hat mir einiges zu den Schauspielern,
zu den Dreharbeiten u.a. erzählt:

"....UND WENN´ S NUR EINER WÄR´" - DEFA-"Jungens"-Film 1949 (gedreht 1948 in den Sommerferien):

.......Von den größeren Kinder-und Jugenddarstellern wie Lutz Moik, Uwe Jens Pape oder Thomas Dunskus abgesehen, sind die
anderen sämtlich aus Ost-Berlin gewesen, entdeckt und ausgesucht auf dem Alexanderplatz Frühsommer 1948.

......Er sagt, daß er WERNER GLADOW (Gladow-Bande) gut kannte, sie hätten damals ja alle geklaut, weil sie Hunger hatten.
(is ja n´Ding, fast wäre der Gladow ja wohl ebenfalls als "Schauspieler" entdeckt worden).
Vor Gladow hatten die Jungs auf´m Alex alle Respekt.

......Es erklingen lt.ihm 2 Lieder, eines haben die Jungs selber unter Anleitung gesungen.

......Jetzt seine Meinung über einzelne Mitwirkende:

...Lutz Moik: er wähnte sich schon als etwas höheres, als Künstler, gab Kommentare zu den "kleinen": Gut gemacht; sieht gut aus....

....Uwe Jens Pape war damals schon homosexuell, hat bei diesen Dreharbeiten , wie soll ich sagen, keine Spur in dieser Richtung
gezogen. Die Filmleute wußten es, er war ja auf der Schauspielschule; sie haben nichts gesagt, und so hat es "mein" Kinderdarsteller"
es erst viel später erfahren.

...Ralph Siewert war der Boß unter den jüngeren, selbst erst 14 Jahre ungefähr alt. Was viele nicht wissen: neben seiner großen
Rolle in 1-2-3 CORONA hat er noch einen dritten DEFA-Film gedreht, 1951 DIE LETZTE HEUER. Ich hab den Film anfang/mitte der 60er
im Fernsehen gesehen, die Rolle ist gar nicht so klein.
Siewert wurde Profi-Boxer im Westen und starb nach einem Boxkampf lt. Lutz Moik.

...Edelweiß Malchin war sehr, sehr nett zu den Jungs, hat Späße mitgemacht, keine Spur von Star-Gehabe.

...Siegfried Dornbusch war durch und durch Kumpel. Gesellen tat er sich freilich zu den Erwachsenen, was ihm niemand der "kleinen"
übel nahm

...Axel Monjé verhielt sich doch recht distanziert zu den Jungs.

...Der Erfahrenste von allen war ALEXANDER ENGEL in der Rolle des Schulrats. Engel hatte ab Anfang der 30er Jahre viele deutsche
Spielfilme gedreht. Dieser Film hier war sein erster Nachkriegsfilm, und viele sollten noch folgen, darunter weitere DEFA-Filme.
Gegenüber den Jungs verhielt er sich ganz normal, keinerlei Überheblichkeit.

...Käthe Alving, eine Dame in den Drehpausen, distanziert.

"Mein" Kinderdarsteller ist nicht Schauspieler geworden, dies war seine einzige Filmrolle. Er lebte seit 1951 in West-Berlin,
arbeitete in verschiedenen Berufen, zuletzt, über das Rentenalter hinaus, als Kraftfahrer.

Bis demnächst mal wieder. Der Film-Opa.

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

01.01.2020 20:19
#64 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

PROSIT NEUJAHR an die Film-und Synchrongemeinde !
Jetzt hab ich in den letzten Tagen die vielen Briefe, die mir der Filmregisseur, Autor, Regieassistent und Cutter
HANS HEINRICH, wohnhaft Berlin-West (1911 - 2003) geschickt hatte durchgesehen, ob da evtl. Interessantes hier fürs
Forum enthalten sein könnte. Ach ja, ich denke doch, daß es manchen von euch interessieren könnte.
Herr HEINRICH war schließlich im deutschen Film von vor 1945 Regie-assi und Cutter ; dasselbe war er dann bei den DEFA-
Staudte-Nachkriegsfilmen, und selbst Regie führte er bei den DEFA-Filmen DER KAHN DER FRÖHLICHEN LEUTE(1950), ALTER KAHN
UND JUNGE LIEBE (1957) und MEINE FRAU MACHT MUSIK (1958), alles 3 absolute Kassenfüller. Viel später hat er die Regie
gehabt von den erfolgreichen Vorabendserien KLEINSTADTBAHNHOF/NEUES VOM KLEINSTADTBAHNHOF (mit Heidi Kabel und Gustav Knuth)
und DREI DAMEN VOM GRILL (nicht alle Folgen mit ihm als Regisseur) u.a. Arbeiten in der Bundesrepublik.

Werde also heute beginnen mit Auszügen aus diesen Briefen: Viel Vergnügen beim Lesen ! Es geht allerdings bunt durcheinander:

.......Bei den Dreharbeiten zum KLEINSTADTBAHNHOF (um 1970 herum) freundete sich Hans Heinrich mit GUSTAV KNUTH an, die Freund-
schaft hielt bis zum Ableben Knuths. Heinrich schrieb mir, einen besseren Kameraden konnte man nicht haben. Knuth war herzlich,
dabei immer den Schalk im Nacken, immer ein Augenzwinkern dabei. Wenn er doch mal ungehalten war, dann war er Arroganz und Ignoranz
begegnet; das konnte er überhaupt nicht leiden.

......Hans Heinrich, der wie gesagt auch als Film -und Fernseh- AUTOR wirkte, plante eine Fortsetzung des Erfolgs-DEFA-Films
von "Meine Frau macht Musik"(1958) unter dem Titel "MEINE FRAU WIRD BERÜHMT", wieder mit Lore Frisch und Günther Simon in den
Hauptrollen. Die sowj. Verleihfirma SOVEXPORT wollte gerne einen weiteren Film dieser Art haben. Aber das Kulturministerium im Osten,
wie Heinrich schreibt, hatte andere Überlegungen..... Schade, auch schade für Lore Frisch, die bis zu ihrem tragischen Freitod 1962 keine
so große und tolle Rolle mehr angeboten bekam. Ich habe nie rausbekommen, warum diese sehr beliebte Künstlerin mit dem liebens-
werten bayerischen Akzent nicht mehr für Hauptrollen berücksichtigt wurde. Irgendetwas muß da passiert sein. Heinrich wußte es
nicht....Frau Frisch siedelte ja 1959 nach Potsdam über, also von d e r Seite war ja alles "geregelt"....

.........Jetzt haben wir alle nochmal schwarz auf weiß, wie es zu der Besetzung der weiblichen Hauptrolle mit PETRA PETERS
im DEFA-Film DER KAHN DER FRÖHLICHEN LEUTE(1950) kam (dieser Film auch in den Kinos der Bundesrep. lief).
Ich zitiere aus dem Brief von Herrn Heinrich:" Petra Peters wurde mir von Dr.Albert Wilkening, der zu der Zeit(1949) der
DEFA-Direktion abgehörte, vorgeschlagen. Auch der damalige Chefdramaturg der DEFA, der Westberliner Wolf von Gordon
riet mir zu dieser Besetzung. Besonders Dr. Wilkening schätzte ich sehr, er war ein großartiger und kluger Chef. Auf sein
Urteil gab ich etwas."
Wenn man sich den Film anschaut, dann sage zumindest ich: prima Besetzung mit Frau Peters. Aber der Drehstab hatte seine liebe
Not mit ihr, wie mir Heinrich am Telefon sagte. Sie war gar nicht guter Laune während der Dreharbeiten. Warum, das habe ich
leider vergessen, tut mir leid.
Später war aber alles vergessen, denn immer wenn der Film im TV wiederholt wurde, haben sich Frau Peters und Herr Heinrich
gegenseitig angerufen und an die Dreharbeiten erinnert. (nun frage ich mich aber, ob man in München, wo Frau Peters
wohnte, Ost-Fernsehen gucken konnte.....)
Heinrich teilte mir dann noch mit, ich zitiere "Bei mir hatte sich noch die Hamburger Schauspielerin Katharina (genannt
Katinka) Mayberg gemeldet, aber die hatte noch andere Termine, im Westen. Sie war die Gattin von Alf Teichs, der Co-
Inhaber der Nachkriegsfilmfirma COMEDIA mit Heinz Rühmann war."
(es stimmt also nicht, was ich hier im Forum mal schrieb, daß Frau Mayberg zunächst für die Hauptrolle vorgesehen war)

......Für seinen DEFA-Film von 1957 ALTER KAHN UND JUNGE LIEBE hatte Heinrich für zwei der Hauptrollen die älteren Hamburger
Schauspieler ALFRED MAACK und GUSTAV PÜTTJER engagiert, die zu der Zeit aber in Berlin wohnten, ersterer in West, letz-
terer in Ost. Die beiden kannten sich und verstanden sich ganz prima und mochten sich besonders.Gemeinsame Szenen hatten sie wenige,
aber in den Drehpausen hockten sie ständig zusammen.....

......Einen (1) HEINTJE-Spielfilm fürs Kino hat Heinrich auch gedreht, "HEINTJE- EINMAL WIRD DIE SONNE WIEDER SCHEINEN".
Ich zitiere wieder: "Sie fragen nach Heintje- ja, der war ein bescheidener, netter Junge - die Damen des Drehstabs
schwärmten alle für ihn wegen seiner goldigen Stimme.
Auch die Arbeit mit dem freundlichen Hamburger Schauspieler HEINZ REINCKE war schön !
Heintje hatte keinen großen Troß um sich, wie man evtl. vermuten könnte. Eine einzige mütterliche Dame , die von der
Filmfirma gestellt wurde, war sein "Troß".
Bei Außenaufnahmen in Nizza freundete sich Heintje mit dem Liftboy des Hotels an, und die zwei machten dann abends ihre
Jungenstreiche. Ich war dann immer ihr Vertrauter....."
Gruß vom Filmopa !
(wird fortgesetzt)

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

15.01.2020 20:06
#65 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Dann weiter aus dem Briefwechsel mit HANS HEINRICH :

....Die Schauspielerin YVONNE STURM, die in Prof. Maetzigs hervorragendem DEFA-Film (1949)DIE BUNTKARIERTEN die Schwiegertochter
von Guste (Camilla Spira)spielte (Film lief auch in der Bundesrep. in den Kinos), also YVONNE STURM sollte in dem DEFA-Film
DIE LETZTE HEUER (1951) die weibliche Hauptrolle spielen, die dann INGE KELLER übernahm. Die Dreharbeiten mit YVONNE STURM
waren im vollen Gange bereits, als dann völlig überaschend das AUS kam.
Es sind also Kamera-Aufnahmen entstanden, ich stoße jetzt beim Lesen der Briefe nach vielen Jahren wieder drauf, werde die
DEFA-Stiftung informieren, vielleicht können sie nach diesem Fragment suchen.....
Warum und wieso dieser STOPP, dann später.....

......Hans Heinrich(Westberliner) teilte mir mit, daß er seine DEFA-Gage voll in DDR-Mark erhielt, aber in West-Berlin
1000,-- DDR-Mark 1:1 in 1000,-- Westmark umtauschen konnte---IM MONAT. Das lief über den Berliner Senat, als Unterstützung.
Ob es bei allen oder vielen Westberliner Künstlern, tätig im Osten, so war, wußte er nicht.

....... Nochmal zu seinem so erfolgreichen DEFA-Musik-Film MEINE FRAU MACHT MUSIK (1957 gedreht, 1958 aufgeführt):
Ich hatte ihm die Frage gestellt, ob es wirklich so war, daß WALTER NIKLAUS (uns Synchronfreunden sehr gut bekannt)
die Idee zu diesem Film hatte.
Herr Heinrich hat darauf nicht direkt geantwortet, schrieb mir folgendes: "DEFA-Direktor Prof. Albert Wilkening
und Dr.Wolff von Gordon (Mit-Drehbuchautor vom KALTEN HERZEN (1950), ich wußte gar nicht, daß letzterer um die Zeit
(1957) noch bei der DEFA war) boten mir die Geschichte unter dem Titel "SOLO ZU VIERT" an. Ich machte das Drehbuch
und den Film."

......" Den wunderbaren ALFRED MAACK habe ich sehr gemocht. Ein großartiger Schauspieler und fabelhafter Mensch und Kollege.
Er lebte hier in West-Berlin sehr zurückgezogen. Warum weiß ich nicht, denn er fühlte sich trotz Hamburger Herkunft
in Berlin recht wohl......"

......."Sie fragen nach dem DEFA-Film ANNA SUSANNA (1952, Albr.). Nein, da war ich nicht für vorgesehen. Mein Westberliner
Kollege RICHARD NICOLAS machte den Film. Die DEFA war aber nicht sehr glücklich mit ihm. Der Grund: er soff ! Kam "voll
wie eine Strandhaubitze" ins Atelier.

..... Mit der Musik-Produktion meiner 3 DEFA-Filme hatte ich nichts zu tun. Ich schrieb Texte zu Titeln, lieferte sie ab,
alles andere, Aufnahme der Titel, Kontakt mit den Sängern, das machten die Musikleute, bei MEINE FRAU MACHT MUSIK
war das Gerd Natschinski.

......Jetzt zu o. g. DEFA-Film DIE LETZTE HEUER (1951) und YVONNE STURM : Ich zitiere:
"Ich habe den Film einige Monate lang vorbereitet. Dann wurden die Darsteller engagiert, wir einigten uns mit dem DEFA-
Vorstand auf YVONNE STURM für die weibliche Hauptrolle. Dann wurde gedreht. In Rostock in einer abgelegenen Hafen-Bucht.
Mitten in der Arbeit wurde ich verhaftet, in der Vernehmung warf man mir als Westberliner SPIONAGE vor.
Wurde dann unter Auflagen freigelassen.Bei der DEFA war keiner erreichbar, dann wollte ich in Ost-Berlin zu BECHER,
dem Kulturminister, traf ihn aber nicht an. Nun konnte ich doch Albert Wilkening, den DEFA-Direktor erreichen.
Ich kündigte erbost den Vertrag mit DER LETZTEN HEUER, Wilkening nahm an.
Jetzt übernahm Hans Klering den weiteren Gang des Films. Er war zu dem Zeitpunkt Sicherheitschef der DEFA. Später verlor
er alle Ämter, den genauen Grund weiß ich nicht mehr.
Meine Ideale von einer neuen humanen Gesellschaft waren dahin. Daß man einen ausgewiesenen Anti-Faschisten so im
"neuen" Deutschland behandeln würde, hätte ich nie für möglich gehalten......" Zitatende.
....leider konnte sich Herr HEINRICH nicht an weitere Schauspieler, die schon unter ihm verpflichtet waren, erinnern,
nur eben die Frau STURM.
Fünf Jahre später war die Sache dann wohl vergessen, denn HEINRICH drehte ALTER KAHN UND JUNGE LIEBE bei der DEFA.......

(wird fortgesetzt)

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

02.03.2020 20:11
#66 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Nun weiter mit den Briefen des Film-und TV-Regisseurs HANS HEINRICH an mich:

" Ich war Cutter im Krieg bei den deutschen Spielfilmen FRIEDRICH SCHILLER, ANDREAS SCHLÜTER, DIE DREI CODONAS,
OHM KRÜGER. Dann wurde ich Soldat. Erst zur Heeresfilmstelle, dann ab nach Prag.
Nach dem Krieg war ich in Bayern Dolmetscher bei den Amerikanern. Dann zurück nach Berlin, zur DEFA."

In Telefongesprächen erzählte er mir, daß seine Mitarbeit beim deutschen Spielfilm OHM KRÜGER bei der Anstellung
bei der DEFA keine Rolle spielte. Soweit er sich erinnern kann, wurde er darauf auch gar nicht angesprochen.

Mit der Schauspielerin ALICE PRILL, die einige DEFA-Filme gedreht hat, so auch in HEINRICHS "Meine Frau macht
Musik"(1957; 1958 aufgeführt) verband ihn eine nette Bekanntschaft. Nach der Wende hat sie ihn besucht, und er
lud sie ein, zu einer Feier zu kommen, die anläßlich des genannten DEFA-Films stattfand.
Aber sie kam nicht. Er rief danach an, aber ....kein Anschluß (mehr)unter dieser Nummer. Ein Gerücht besagte,
daß sie Suizid begangen hätte. Aber es war nur ein Gerücht.....

HANS HEINRICH war dann bei der DEFA auch Cutter sowie gleichzeitig, in den selben Filmen, auch Regieassistent
bei STAUDTE in den MÖRDERN, die unter uns sind (Allererster deutscher Spielfilm nach Kriegsende, DEFA-Film),
dann bei Staudtes DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES HERRN FRIDOLIN B. und Staudtes ROTATION.

Sein erster "eigener" Spielfilm war ein Riesenerfolg in Ost wie West, das war das musikalische Lustspiel
DER KAHN DER FRÖHLICHEN LEUTE (DEFA), im Sommer 1949 gedreht, anfang 1950 aufgeführt und wenig später dann auch
in der Bundesrep.
Heinrich teilte mir zu diesem Film mit, daß die von der DEFA vorgeschlagene literarische Vorlage der Roman von
Jochen Klepper sein sollte, eine Geschichte eines 12-jährigen Mädchens auf einem Lastkahn.
HANS HEINRICH war es, der den Vorschlag machte, das Mädchen 19/20 Jahre alt sein zu lassen und eine Geschichte
daraus zu entwickeln, wie sich eine junge Frau mit dem geerbten Kahn durchsetzt, das alles als Lustspiel mit
Musik. Außerdem schlug Heinrich vor, die Handlung in der Weimarer Republik spielen zu lassen, um zu zeigen,
daß es damals keine Grenzen innerhalb Deutschlands gab, und die DEFA könnte doch einen Beitrag leisten, daß es wieder
so kommt.
Dieses alles wurde vom DEFA-Direktor Wilkening und vom Chefdramaturgen Wolff von Gordon, einem bürgerlich eingestellten
Hauptmitarbeiter der DEFA, Anfang des Jahres 1949 genehmigt.

Hier will ich jetzt folgende Abschrift aus einem Filmprogramm einfügen, weils so gut paßt. Es ist der letzte Abschnitt
dort:
......Die Elbe fließt , und die Schiffe fahren die Elbe hinauf und hinab. Es gibt keine Grenze, es gibt nur ein einziges
deutsches Land.Und das darf man bei diesem Film nicht vergessen: daß es an uns liegt, diese Tatsache wieder zu schaffen,
daß es an uns liegt, die Zonengrenzen wieder zu fällen und durch alle deutschen Lande als unsere gemeinsame schöne
Heimat zu fahren.
Ein Verfasser ist nicht abgedruckt.

Nein, dies stammt nicht aus dem westdeutschen Filmprogramm von 1950/51; zu diesem Film erschien gar keins.
Es stammt auch nicht aus dem ostdeutschen Filmprogramm von 1950.
Diese Sätze stehen im DDR-Filmprgramm, das in neuer Aufmachung und Text im Jahre 1956 (!) erschien anläß-
lich des Wiedereinsatzes in den Ost-Kinos.
WAS DAMALS IN DIESER TAUWETTERZEIT ALLES MÖGLICH WAR......
Aber die älteren von uns, die sich ein klein bischen für Politik interessieren, wissen natürlich, daß bei
den DDR-Öbersten und der sowj. Besatzungsmacht ganz klar war, daß sich am STATUS QUO nichts ändern wird.
Eine Änderung hätte ein Vorziehen des Jahres 1990 in die Jahre 1956 bis 1959 etwa bedeutet....

Zum Abschluß für heute zitiere ich zu diesem KAHN DER FRÖHLICHEN LEUTE noch folgendes aus einem Brief Heinrichs:

"ZUR BESETZUNG MEINES ERSTEN EIGENEN FILMS: Da reden natürlich viele Leute mit: der Produzent (DEFA), der Verleih
(Progress) und auch damals - die Russen. In meinem Fall war das Prof. Andrejewski, Chef der LEN-Film in Lenin-
grad.
Ein großartiger Mann, sprach mehrere Sprachen und war ein Profi ! Kein "UNTER-MENSCH", wie Herr Hitler die
Russen nannte."
Zur Besetzung der beiden Hauptrollen mit PETRA PETERS und JOACHIM BRENNECKE hatte ich an anderer Stelle ja
schon bestimmt 2 mal alles gesagt.
(wird fortgesetzt) Der Filmopa hans.

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

29.03.2020 19:19
#67 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Weiter gehts mit Auszügen aus Briefen HANS HEINRICH´s an mich:

"Sie fragen nochmal wegen ALFRED MAACK. Wir mochten uns. Ich habe nach unserem Film DER KAHN DER FRÖHLICHEN
LEUTE (DEFA 1950) versucht, ihn auch in westdeutschen Produktionen als Schauspieler "unterzubringen".
Es hat jedoch nicht geklappt. Grund: man sagte: Keine Rollen für ihn vorhanden. Nun war er aber auch schon
recht alt. Ich denke gern an ihn zurück."

"Nach dem Kriege war ich bei der DEFA nicht fest angestellt; ich hatte jeweils Filmverträge. Ich war so froh,
wieder beim Film arbeiten zu können nach diesem Scheißkrieg und die nette Kameradschaft beim "Bau" zu erleben."

Sie fragen, wie es denn nach dem Krieg bei der DEFA so war. Zu der Zeit, als ich anfing,anfang 1946, war alles
noch locker und leicht. Die Kulturoffiziere aller 4 Besatzungsmächte gingen bei der DEFA aus und ein, und ebenso
waren die russischen Kulturoffiziere oft in den Westsektoren Berlins, die Theater in WB waren ja längst "in Betrieb".
Besonders bei Barlog trafen sich alle.
Hilde Knef, Hauptrolle im "Mörder sind unter uns"-Film, war zu der Zeit mit einem US-Major (er war kein Kulturoffizier)
liiert.Zu beiden eine Anekdote: In den Drehpausen ging HILDE zum Auto ihres MAJORS, der fast immer auf sie wartete, und
stieg ein. Der Rest des Filmstabs blieb draußen während der Pausen. Es war kalt und windig. So dachten wir, daß Hilde und
ihr Offizier zu uns kämen , mit nem Schnaps und vielleicht einem Care-Paket, denn wir hatten natürlich alle Hunger.
Wir sahen, daß sie sich im Auto zuprosteten und aßen.
Aber es passierte nichts! Sie kamen nicht. Da machte einer den Vorschlag, das Auto aus Ärger umzukippen. Erst gabs Zustimmung,
dann aber siegte die Vernunft. Wir hätten in Teufels Küche kommen können, mit so etwas spaßten die Amis nicht.
Wir ließen also die Sache sein."

"Sie wissen ja, daß ich auch viel Fernsehen gemacht habe. Zu einer Produktion, die Sie wahrscheinlich nicht kennen werden,
will ich etwas mehr sagen. Vielleicht interessiert es Sie.
Die Produktion für das ZDF war 1968 und hieß "UND DER HAIFISCH, DER HAT ZÄHNE" und zeigte den Komponisten von etlichen
Bühnenstücken Bert Brecht´s, KURT WEILL. Untertitel: Kurt Weill in Berlin.
Produziert wurde diese ZDF -Dokumentation von der CCC Atze Brauner."
(beim nächsten Mal gehts weiter mit Erlebnissen HEINRICHS bei dieser Produktion.)

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

21.04.2020 19:43
#68 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Nun wie angekündigt zur CCC-Produktion fürs ZDF 1968 durch den Regisseur HANS HEINRICH;
Redaktion : GUY WALTER
...............UND DER HAIFISCH DER HAT ZÄHNE - CURT WEILL IN BERLIN..........

Die Darsteller dieses Dokumentar-Spiels waren:

Kommentator in Bild und Ton: CURT BOIS (ein Zeitgenosse von Brecht und Weill)

Es spielen und singen: Luitgard Im, Beate Hasenau, Günther Pfitzmann, Anja Silja, Helen Vita, Loni Heuser,
Anita Kupsch, Rainert Brandt, Hubert von Meyerinck u.a.

Soweit zur Statistik dieser Produktion. Jetzt zitiere ich HANS HEINRICH: " Dieses Dok.-Spiel wurde sehr viel
diskutiert in der Presse, und es wurde auf dem Filmfestival in MONTREUX/Schweiz gezeigt. Danach wollte ich eine
Fortsetzung machen.Titel: CURT WEILL IN AMERIKA. Die Direktion im ZDF lehnte ab! Ein junger Regisseur sagte mir hinter
vorgehaltener Hand: Das Projekt wird abgelehnt. Weill ist jüdischer Abstammung, Brecht ist Kommunist und Heinrich
10 Jahre bei der DEFA gewesen. Das paßt nicht in unser Haus! Ich sollte darüber aber weiter nicht sprechen. Hübsch, nicht?
Und das JAHRE nach dem gräßlichen NAZI-KRIEG und der Verurteilung der Nazigrößen im Nürnberger Kriegsverbrecher-
prozeß ! Nicht zu fassen!
Wie sagte doch der Dichter Bertold Brecht: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Na ja. So hatte ich monatelang keinen Job. Da rief mich Heinz Willeg von der Allianz-Film an : Hans, ick hab deinen
Film mit dem Curt Weill jesehn, du vastehst ja wat von Musike. Ick biete dir ooch wat an mit Musike...nen "Heintje"-
Film.
Ich war damals ziemlich pleite, und so sagte ich zu. Ne Schnulze eben, wie wir Fachleute sagen. Zitatende.

Damit beende ich die Eingabe hier von Ausschnitten aus Briefen HANS HEINRICHS an mich. Alles, was davon auch andere evtl.
interessieren könnte, hab ich eingeben.
(wird fortgesetzt, dann mit einem weiteren Künstler/Künstlerin)

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

29.05.2020 10:35
#69 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Hallo ! Heute ein ganz anderes Thema. Ich fand gestern beim Reingucken in alte Unterlagen eine Aufstellung von
mir, die ich überschreibe mit:

NICHTNENNUNG VON KÜNSTLER-NAMEN IN FILMPROGRAMMEN, IN VOR-/ABSPÄNNEN u.a. von SPIELFILMEN AUS VERSCHIEDENEN GRÜNDEN

Es geht gleich los mit Beispielen; ich hab sie nicht sortiert, ich hoffe, das macht nix:

.........DIE BUNTKARIERTEN (DEFA 1949): Else Reuss-Beßler spielt die Lehrerin, die Rolle ist so klein nicht. Ihr Name
ist ist in keinerlei BUNTKARIERTEN-Unterlagen genannt, aber im Filmvorspann ja. Ich hatte mit Frau Reuss Briefkontakt
gehabt; sie konnte sich das nicht erklären.

........UND ÜBER UNS DER HIMMEL-Westdeutschl.1947: HERBERT STASS mit einer der Hauptrollen in diesem Film. Dennoch wurde
sein Name nirgendwo genannt, außer im FILMPOST-Filmprogramm 1947. Herr Stass sagte mir, daß er sich mit dem Prod.-Ltr.
überworfen und dieser die Nichtnennung verfügt hätte. Bis zur FILMPOST langte der Arm vielleicht nicht.... (die Story
hatte ich schon mal ins Forum gegeben, ich bitte um Verzeihung für die, die sich evtl. dran erinnern)

......DIE MÖRDER SIND UNTER UNS -DEFA 1946. Die Nichtnennung von E.W. BORCHERT ist ja bekannt. Allerdings steht im Vorspann
von 1946 ein gewisser W.Borchert unter "ferner liefen". Ob er das wohl ist ??
Was aber viell. nicht so bekannt ist: Die Film- Autoren JOHANNA SIBELIUS und EBERHARD KEINDORFF haben am Drehbuch mitgearbeitet.
Das steht sowohl im Theaterdienst 5/46 als auch in der "Betriebsgeschichte der DEFA" (viel später in der DDR erschienen).
Warum aber immer nur WOLFGANG STAUDTE als Autor genannt wurde und wird, das weiß ich nicht.

.......EHE IM SCHATTEN- DEFA 1947: Auch dieses dürfte den Interessenten für diesen hervorragenden Streifen bekannt sein:
WOLFGANG SCHLEIF, der bis 1944/45 eng mit VEIT HARLAN zus.-gearbeitet hatte bei mehreren Spielfilmen, war bei EHE IM SCHATTEN
als Regieassistent engagiert und soll , das behauptet Karl Hans Bergmann in seinen Erinnerungen, in weiten Teilen des Films
die Regie gehabt haben. Schleifs Name wurde nirgendwo erwähnt, auch nicht als Regieassistent. (er hat dann bis 1953 bei der
DEFA einige Male inszeniert, mit Namennennung) Ich hatte dies sinngemäß vor kurzem eingegeben hier ins Forum, Verzeihung bei
denen, die daran interessiert sind....

.....EINE REIZENDE FAMILIE- Deutschland 1944/45: Dieser Lustspielfilm mit der besonders reizenden KARIN HARDT wurde nach 1945
von der DEFA fertiggestellt und im November 1947 aufgeführt. In den Unterlagen und im Vorspann sind 2 wichtige Namen nicht genannt:
Der Regisseur ERICH WASCHNECK und der männliche Hauptdarsteller ERNST VON KLIPSTEIN.
Ich habe nachgelesen, daß beide Mitglieder der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen waren. Das war der Grund. Um diese Zeit gab es
dann wohl einen "Befehl", in solchen Fällen die Namen einfach wegzulassen.
Ich hatte MARIANNE KEHLAU, die Witwe KLIPSTEINS angeschrieben, und nachdem ich ihre Synchronarbeiten (mit Recht) gelobt hatte,
die Frage gestellt. Leider erhielt ich keine Antwort. Also wird der Grund wohl stimmen....
(auf dem Titelbild des Provisoriums von 11/47 ist Klipstein abgebildet, als Zeichnung, nicht als Foto.)

DIESER "BEFEHL", von dem ich jetzt sprach, muß auch für Westdeutschland gegolten haben, denn ich habe Filmprogramme aus dem unmittelbaren
Nachkrieg von altdeutschen Filmen, wo auch Hauptdarsteller-Namen fehlen (z.B. von Parteimitglied Willy Fritsch), während
weitere Hauptdarsteller im selben Programm genannt sind.

Ich werde diese Beispiele dann beim nächsten Mal bringen.

.......DER TEUFEL VOM MÜHLENBERG- DEFA 1955: In diesem prima deutschen Märchenfilm, den ich gleich hinter DAS KALTE HERZ und
DIE GESCHICHTE VOM KLEINEN MUCK auf Nr. 3 meiner besten deutschen Märchenfilme aller Zeiten plaziere, spielt WILLY
SEMMELROGGE mit (ja ,auch der war mal bei DEFAS, aber nur 1x für diese nicht sehr große Rolle, Vater von Martin) die Rolle
des dritten Waldgeistes. Sein Name wird im Filmprogramm nicht genannt, die Waldgeister 1 und 2 aber ja. Und im Filmvor-
spann werden alle 3 Waldgeister aufgeführt. Na, hier hat wohl einer geschlampt, anderes steckt wohl nicht dahinter...
(wird fortgesetzt)

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

05.06.2020 21:55
#70 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Heute schiebe ich erstmal ein anderes Thema dazwischen: Ein Aufnahmeleiter der DEFA, mit dem ich in lockerer
Verbindung stehe (müßte mich endlich mal wieder bei ihm melden...) sagte mir vor wenigen Jahren, daß er gehört
hätte, daß der DEFA-Autor und -Regisseur, der später zum Fernsehen der DDR (kurz DFF) gewechselt war
......................Herr JOACHIM KUNERT........etwa 2017 verstorben sei.

JOACHIM KUNERT war lt. "meinem" Aufnahmeleiter ein Künstler und Mensch ohne jede Allüren, ohne Machtgedanken,
hochgeschätzt bei den Stabmitgliedern und Schauspielern ob seiner "Einfachheit" im Umgang, aber Bestimmtheit;
ansonsten könne man nicht Regisseur sein. "Auch in der DDR waren nicht alle Regisseure oder Kameramänner "gute
Kameraden" und angenehm zu händeln, auch bei uns gab´s sone und solche." (so etwa "mein" Aufnahmeleiter)
Kunerts bester und erfolgreichster DEFA-Film war DIE ABENTEUER DES WERNER HOLT (1965) nach dem sehr bekannten gleich-
namigen Roman eines DDR-Autors, auf dessen Namen ich grad mal wieder nicht komme (eben hatte ich ihn noch...).
Der Film wurde auch in den "normalen " Kinos der Bundesrepublik gezeigt.
1964 wurde diese Verfilmung im "Filmspiegel", der DDR-Filmzeitschrift, angekündigt und mitgeteilt daß ein Schauspieler
namens KLAUS -PETER THIELE die Titelrolle Spielen würde. Ich kannte da den Roman noch nicht und dachte, da haben die
sich verschrieben und meinten sicher HANS-PETER THIELEN. Da ich diesen Schauspieler sehr mochte, er 1958 auf der
Kino-Leinwand das letzte Mal zu sehen war, in Hellbergs Lessing-Verfilmung EMILIA GALOTTI, freute ich mich sehr, ihn wieder-
zusehen, war mir aber nicht sicher, ob er´s wirklich ist und schrieb an die DEFA dieserhalb. Um die Sache abzukürzen:
ich erhielt, obwohl ich da noch ne Geschichte zu "erfand", führt aber hier zu weit, erhielt ich keinerlei Antwort.
Von vielen Westschauspielern, die bis maximal 1961 bei der DEFA, im DFF usw. beschäftigt waren, wußte ich, daß sie
im Westen wohnten, von HANS-PETER THIELEN wußte ich nicht, wo er "abgeblieben " war. Er spielte in keinem westdeutschen Spielfilm
mit, der in der DDR gezeigt wurde, und Westfernsehen konnten wir mitte der 60er noch nicht empfangen.
Erst um 1980, als die TV -Serie des BRD-Fernsehens DIE BUDDENBROCKS" im Ost-TV gezeigt wurde, sah ich THIELEN und wußte dann bescheid.
Er spielte dort eine mittlere bis kleinere Rolle, aber immerhin.
Na klar, ich schrieb gleich an ihn, aber erhielt keine Antwort (meine Verwandten in Cuxhaven hatten meinen Brief an die Fernseh-
anstalt , ich weiß nicht mehr ob ARD oder ZDF, weitergeleitet). Ich hätte auch selbst da hinschreiben können, ich wußte
von Verwandten und Freunden, daß sie z.B. direkt ans ZDF, Kennwort Hitparade wegen Autogrammwünschen geschrieben und Antwort
von Sängern/Sängerinnen gekriegt hatten, aber ich wollt eben sicher gehen, eine Antwort zu kriegen.... Wie sagte doch Pfarrer
Friedrich Schorlemmer aus der Lutherstadt Wittenberg (die Stadt hieß schon lange vor der Wende so, dies an die Adresse der
Betonköpfe unter uns....): Wir, damit meinte er die ehemaligen DDR-Bürger, haben unsere Möglichkeiten aus verschiedenen Gründen
absolut nicht ausgeschöpft, oder so ähnlich. Aber man wollte eben, soweit möglich, nicht groß auffallen, keine vermeintlichen
Nachteile in Kauf nehmen......Aber das gehört in meine Rubrik WER ODER WAS WAR DENN NUN....
Zum Abschluß meines heutigen Beitrages will ich noch folgendes von "meinem" Aufnahmeleiter sagen:
Der bekannte einflußreiche Film-Aufnahmeleiter aus West-Berlin, ERWIN DRAEGER, in tollen Filmen aus Ost und West dabei, hatte
gern während der Arbeitszeit "einen genommen", manchmal waren´s auch zwei oder drei, haha, und ging damit am Set(wie man heute
es nennt) ganz locker um. Er war halt ein "alter Filmhase" und hervorragender Fachmann, und da wurden die Augen gerne mal zugedrückt.....

Als die DEFA nach der Wende abgewickelt wurde, sind bei "meinem" Aufnahmeleiter, und nicht nur bei ihm, viele Tränen geflossen.
Es hätte keine Verabschiedung im würdigen Rahmen gegeben, schon gar keinen Dank. Das hat man mehrfach auch von anderen gehört,
ist also keine neue Info, dennoch wollt ich es sagen.
Er erhielt danach Angebote von anderen Film-oder TV-Firmen, aber lehnte ab, " ich hatte keine Lust, für vermeintliche Stars
Kaffee zu kochen" und ging in den Ruhestand.
Grüße vom Film-Opa hans.

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

23.06.2020 10:26
#71 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Am 29.5.20 hatte ich ja versprochen, mit dem Thema NICHTNENNUNG VON KÜNSTLER-NAMEN fortzufahren. Das tue ich heute
und nehme mir, wie ebenfalls versprochen, westdeutsche Filmprogramme vor, wo es gleichfalls "Nichtnennungen" gab.
Da, am 29.5. , hatte ich auch den Namen WILLY FRITSCH erwähnt, und er ist ja PG gewesen, wie man damals sagte, also
Mitglied der NSDAP. Nach seiner Entnazifizierung im Jahre 1947 durfte sein Name dann wieder genannt werden, und sein
erster Spielfilm nach dem Krieg "FILM OHNE TITEL" wurde ja auch 1947 gedreht, überall mit seinem Namen.

Ich fasse nochmal kurz zusammen: Offensichtlich in ganz Deutschland wurden Namen von ehemaligen Mitgliedern der
NSDAP oder deren Gliederungen im unmittelbaren Nachkrieg nicht genannt; erst wieder nach ihrer Entnazifizierung.
Und viell. noch ein Grund der Nichtnennung: siehe heute fast am Schluß.....

Ich bin das Beispiel für WILLY FRITSCH noch schuldig. In all seinen Filmen bis 1944/45 war er ja stets der männliche
Hauptdarsteller, und so nimmt es eben Wunder , daß sein Name in der FB(Filmbühne) Jahrg.II nr.75 für die Wiederauf-
führung des deutschen Streifens DER KLEINE GRENZVERKEHR nicht genannt wurde, die anderen Hauptdarsteller aber ja.
In der "FILMPOST" Nr.116 zum selben Film ist es genauso.
Bei dem deutschen Film DIE FLEDERMAUS(1945), es geht wieder um Herrn Fritsch, ist es ähnlich wie vorstehend.

In dem deutschen Farbfilm "DAS BAD AUF DER TENNE" ist in der IFB Nr.107 der Name des Regisseurs VOLKER VON COLLANDE
nicht genannt. Es liegt nahe.....aber ich weiß es nicht, ob auch er......Bei Willy Fritsch wurde seine Mitgliedschaft
publiziert.
Nun wird vielleicht mancher von euch sagen: hat der Albrecht keine andern Sorgen als sowas rauszufischen ?
Doch, doch, ich hab schon andere Sorgen, aber ich hab da nichts rausgefischt. Ich habs gesehen beim Ansehen, haha,
und habs notiert.
Noch einige Beispiele aus der westdeutschen Nachkriegs-Filmprogramm-Serie FvH (Film von heute):

......Der Veit Harlan-vor 1945- Film DIE REISE NACH TILSIT wurde Ende 1946 in den Westzonen wieder aufgeführt.
Im FvH sind nur Darsteller genannt, sonst nichts. Das war für die FvH nicht typisch, daher...

......Auch IMMENSEE (Veit Harlan) wurde wiederaufgeführt wie "...Tilsit". FvH genau wie eben "...Tilsit"

......Bei all diesen Filmen, die 1945/46/47 wiederaufgeführt wurden, sind in den westdt.Programmen (in den ostdeutschen
sowieso nicht) die Herstellerfirmen nicht genannt, fiel mir auf. Also UFA, TOBIS, TERRA, Berlin-Film........
Eine Ausnahme: In dem FvH WENN DIE SONNE WIEDER SCHEINT steht "TERRA".

......Die deutschen Regisseure ERICH WASCHNEK, KARL ANTON, GUSTAV UCICKY sind in der Serie FvH nicht erwähnt worden.
Die Filme heißen in der Reihenfolge LIEBESLEUTE, STERN VON RIO und DAS HERZ MUß SCHWEIGEN.

Möglich ist auch eine Nichtmitgliedschaft in der Partei oder in den Gliederungen. Vielleicht war es auch so, daß sie "nur"
durch Filme belastet waren, die sie gedreht hatten. UCICKY hatte ja den antipolnischen Hetzfilm "HEIMKEHR" z.B.
gedreht.
Daß nicht alle VEIT-HARLAN-Filme nach dem Krieg gesperrt waren, wußte ich auch vorher nicht. In der SBZ/DDR lief keiner
seiner Filme. Das belegen meine Unterlagen.
Filmopa.

Hans-Joachim Albrecht


Beiträge: 1.443

10.07.2020 18:31
#72 RE: DER FILM-OPA ERZÄHLT.............................. Zitat · antworten

Es geht weiter mit der Nichtnennung von Künstlernamen:

...........Möchte heute beginnen mit einem Beispiel aus der UdSSR: Der Revolutions- Spielfilm KOTSCHUBEJ" (1958) kam 1960
in die DDR-Kinos. Der Revolutionsheld Kotschubej wurde von Hartmut Reck gesprochen; es war vermutlich seine letzte Arbeit
im Osten. Sein Name wurde aber in diesem Film genannt, da er Westberliner war und dann wohl MIT Tschüßsagen nicht mehr in
Ostberlin gearbeitet hat.
Als ich den Film vor etlichen Jahren in OF erhielt, fiel mir auf, daß der SU- Schauspieler JULIAN PANITSCH nicht im Vorspann
genannt war, während die anderen aufgeführt waren. Panitsch spielte in diesem Streifen mit eine Hauptrolle, einen Revolutionär.
Der in diesen SU-" Sachen" sehr gut informierte Jürgen Labenski, leider schon verstorben, sagte mir, daß PANITSCH die Sowjet-
union verlassen hätte Richtung Westen, wahrscheinlich ohne Tschüß zu sagen, aber das wußte er nicht genau, und daß er bei der
DEUTSCHEN WELLE im Auslandsprogramm gearbeitet hätte. Ich hab da hingeschrieben, aber leider keine Antwort erhalten.
Das Entfernen von Namen/ das Herstellen von neuen Vorspännen war dann also auch in der SU Praxis. Mehr Beispiele hab ich
allerdings nicht. Ich weiß nur noch von zweien, die aus der SU ausgereist waren: die bekannten OLEG WIDOW und JELENA
KORENJEWA, ach ja, und MICHAIL KOSAKOW auch, der zweite Hauptdarsteller im AMPHIBIENMENSCH. Wie das mit deren Namen dann
gehandhabt wurde, weiß ich nicht; vermutlich wie bei JULIAN PANITSCH.....

.......In der "Version", die Herr Labenski (s.oben) vom Vorspann des deutschen hervorragenden Spielfilms "LIEBELEI" (1933)
hatte, fehlte der Hinweis auf die literarische Vorlage vom Dichter Arthur Schnitzler sowie der Name des Regisseurs
MAX OPHÜLS. Grund: beide waren jüdischer Abstammung.
Vermutlich (ich habe dafür keine Belege bzw. mich (noch) nicht darum gekümmert) gab es diese "Praxis" des öfteren für "Über-
läuferfilme"( ihr wißt, was ich meine).

.......Es gibt einen Spielfilm der DEFA von 1961, der nicht groß der Rede wert wäre, wenn die mehr als anmutige CHRISTEL
BODENSTEIN nicht die weibliche Hauptrolle gespielt hätte, EIN SOMMERTAG MACHT KEINE LIEBE. Partner von Christel war WILLI
SCHRADE, der um die Zeit wie Christel nur wenig synchronisiert hat, aber mehrere Hauptrollen spielte.
Regisseur war der relativ junge HERBERT BALLMANN, der jedoch während der Dreharbeiten die DDR verließ, ohne offiziell ARRIVEDERCI
gesagt zu haben. Der DEFA-Filmregisseur GERHARD KLEIN, in der DDR sehr bekannt durch die BERLIN-FILM-REIHE, führte die Dreh-
arbeiten zuende. Publiziert aber wurde auch sein Name nicht, der von BALLMANN sowieso nicht, sondern man stellte in den
Vordergrund " Szenarium : BENNO PLUDRA". Daß Herr KLEIN zuende"machte" hat mir Hauptdarsteller Willi Schrade am Telefon noch
vor der Wende erzählt. Erst wollte er nicht mit der Sprache heraus, hatte offensichtlich Angst, aber ich konnte sie ihm
nehmen, und er hat es dann gesagt. Ich bin überzeugt, ihm wäre nun wirklich nichts "passiert", wäre ich Journalist evtl.
gewesen und hätte die Info weitergegeben. Aber es gab halt nicht nur den VORAUSEILENDEN GEHORSAM in der DDR, sondern
auch die VORAUSEILENDE ANGST ! Man wollte eben absolut nicht auffallen und nicht den geringsten (vermeintlichen)
Nachteil in Kauf nehmen. Hätten die DDR-Germanen gewußt , daß das System im Herbst 1989 zusammenfällt, hätte die Offenheit
viel, viel eher zum Gemeinwohl gereicht.....
(wird fortgesetzt)

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