Für mich unstrittig ist, dass Kronberg Murphy gerade in seinen Paraderollen (BHC1, Der Prinz aus Zamunda, Nur 48 Stunden) wirklich aufwertete. Natürlich war Eddie Murphy in diesen Filmen einfach gut - die Synchronfassung aber gibt ihm in diesen Rollen noch etwas mit, was die Rollen und die Wirkung enorm unterstrichen und damit aufgewertet hat. So empfinde ich es heute noch, wenn ich über diese Filme im O-Ton stolpere und das ist nicht nur Gewohnheit - durch die Abkehr vom O-Ton und die (geniale) Charge ist das ein perfektes Beispiel, dass Synchron eine künstelrisch eigenständige Fassung eines Films darstellt ... was man gut oder schlecht finden kann. Derlei Beispiele gibt es gerade aus den 80ern natürlich viele: Die Kunstfigur Bruce Willis hat hierzulande durch Lehmann eine komplett andere Wirkung (meiner Meinung nach) oder auch eins meiner ziemlich oft genannten Lieblingsbeispiele Norbert Langer für Tom Selleck (viel, viel bessere Gesamtwirkung Optik + Akustik) ... neueres Beispiel Benjamin Völz für Duchovny in "Californication".
Murphys Filme wurden unbestritten immer schlechter - für mich waren sie dank Kornbergs Interpretation aber immer noch für einen Schmunzler gut - ohne nicht mehr.
Zitat von Ludo im Beitrag #43Hinzu kam, dass Murrphy in "Nur 48 Stunden" auch nicht wie 21 wirkte, sondern wesentlich reifer, eher Richtung 30. Vielleicht hat die Regie ihn auch falsch, bzw. älter eingeschätzt. (...und *1942 auf, sagen wir mal, *1952/53 wäre ja vollkommen im Rahmen gewesen)
Ich war sogar irritiert, als mir durch ein Schauspiellexikon bewusst wurde, wie jung Murphy in seinen Filmen aus den 80ern tatsächlich war. Ich hatte ihn zuvor auch eher wie du eingeschätzt. Den Verantwortlichen ging es wahrscheinlich auch so. Auch hier muss man bedenken, dass damals das Internet als Quelle nicht zur Verfügung stand und es wohl auch noch keinen Supervisor gab, bei dem man sich über das Alter des Schauspielers (der damals eben noch ganz "neu" war) hätte informieren können.
Zitat von Ludo im Beitrag #43Kronberg klang über Jahrzehnte bei weitem nicht so alt, wie er hätte klingen müssen. Wie ich an anderer Stelle bereits erwähnte, war ich erstaunt dass er Jahrgang 1942 war, ich hätte ihn als er verstarb vom Stimmklang her viel jünger eingeschätzt. Er klang selbst in den frühen 2000ern noch eher wie ein 40-Jähriger aber keinesfalls "altersgerecht", daher fand ich ihn - siehe Fehlbesetzungs-Thread - auf Gleichaltrigen oft unpassend. Er funktionierte mMn immer erst auf so 7-10 Jahre jüngeren Schauspielern richtig gut, z.B William Hurt oder Willem Dafoe (mE Idealbesetzung). Erst durch seine schwere Erkrankung holte ihn um 2005 sein stimmliches Alter wieder ein.
Ähnlich war es auch bei den Kollegen Elsholtz, Danneberg und Glaubrecht: Viele ihrer Stammschauspieler waren jünger als sie, mitunter sogar 10-13 Jahre. Das funktionierte lange problemlos, bis sich das tatsächliche Alter stimmlich bemerkbar machte.
Kronberg ließ doch im Interview (fragt mich jetzt bitte nicht, wann und wo) verlauten, dass Murphys Alter bekannt war und er deswegen zuerst überredet werden musste, weil er sich für wesentlich zu alt für die Rolle hielt.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #48Kronberg lies doch im Interview (fragt mich jetzt bitte nicht, wann und wo) verlauten, dass Murphys Alter bekannt war und er deswegen zuerst überredet werden musste, weil er sich für wesentlich zu alt für die Rolle hielt.
Das entsprechende Interview mit ihm aus den 80ern (in dem er Englisch spricht) kenne ich natürlich. Allerdings bin ich etwas im Zweifel, ob ihm das wirklich schon beim ersten Einsatz schon bewusst war und nicht erst später; manchmal vermischen sich hier Erinnerungen.
Im Zweifelsfalle glaube ich trotzdem eher ihm als ner bloßen Spekulation. Die Idee, dass man sich vor dem Internet nicht die Mühe machte, sich über das Alter des zu synchronisierenden Schauspielers zu informieren, finde ich ziemlich weit hergeholt.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #51Die Idee, dass man sich vor dem Internet nicht die Mühe machte, sich über das Alter des zu synchronisierenden Schauspielers zu informieren, finde ich ziemlich weit hergeholt.
Warum? Oft werden Sprecher nach Gesicht (und vielleicht noch Originalstimme) des Schauspielers besetzt, ohne sich groß um das tatsächliche Alter Gedanken zu machen. Das kann man zum Einen (Stichwort Brunnemann) aus einer Doku oder Interviews entnehmen, zum Anderen habe ich auch schon mit einigen Regisseuren geplaudert. Mag sein, dass es verschiedene Regisseure auch verschieden halten.
Zitat von berti im Beitrag #50Das entsprechende Interview mit ihm aus den 80ern (in dem er Englisch spricht) kenne ich natürlich. Allerdings bin ich etwas im Zweifel, ob ihm das wirklich schon beim ersten Einsatz schon bewusst war und nicht erst später; manchmal vermischen sich hier Erinnerungen.n
Zumindest schätzt er es im entsprechenden Video - "The Voice of Clint Eastwood" - richtig ein, dafür sein eigenes falsch. Das Video ist angeblich von 1985. Er sagt "I’m 45 and he’s 24", daher glaube ich, dass das Video eher von 1987 ist, dann würde er Murphy wiederum zwei Jahre jünger einschätzen, was ja nicht schlimm wäre. Oder hier stimmt chronologisch irgendwas nicht…was ich aber (laut div. Quellen und seiner eigenen Todesanzeige) für sehr unwahrscheinlich halte.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #51Die Idee, dass man sich vor dem Internet nicht die Mühe machte, sich über das Alter des zu synchronisierenden Schauspielers zu informieren, finde ich ziemlich weit hergeholt.
Warum? Oft werden Sprecher nach Gesicht (und vielleicht noch Originalstimme) des Schauspielers besetzt, ohne sich groß um das tatsächliche Alter Gedanken zu machen. Das kann man zum Einen (Stichwort Brunnemann) aus einer Doku oder Interviews entnehmen, zum Anderen habe ich auch schon mit einigen Regisseuren geplaudert.
Gerade in der "guten, alten Zeit" gab es eine Reihe von Charakterköpfen, die viel älter wirkten und daher zu ihrem Rollenalter perfekt passende Synchronstimmen erhielten, obwohl der Altersabstand krass war: Jack Kruschen, Richard Vernon oder Lionel Jeffries wären gute Beispiele dafür.
Zitat von berti im Beitrag #55Gerade in der "guten, alten Zeit" gab es eine Reihe von Charakterköpfen, die viel älter wirkten und daher zu ihrem Rollenalter perfekt passende Synchronstimmen erhielten
Ist mE auch ein interessantes Phänomen. In meiner Beobachtung habe ich das Gefühl, dass man früher Sprecher eher auf ältere Schauspieler besetzt hat (auf jüngeren funktionierten viele Sprecher der klassischen Phase nicht mehr) , während man heutzutage die Sprecher vermehrt auf jüngere besetzt (da viele auf nur unwesentlich älteren sehr schnell 'zu jung' wirken). Gibt natürlich wie immer Ausnahmen
Überschneidet sich teilw. mit einigen 'Markanten-Stimmen'-Beiträgen wo herausgearbeitet wurde, dass heutige Sprecher viel länger jung klingen als früher...
Zitat von Ludo im Beitrag #56Ist mE auch ein interessantes Phänomen. In meiner Beobachtung habe ich das Gefühl, dass man früher Sprecher eher auf ältere Schauspieler besetzt hat (auf jüngeren funktionierten viele Sprecher der klassischen Phase nicht mehr) , während man heutzutage die Sprecher vermehrt auf jüngere besetzt (da viele auf nur unwesentlich älteren sehr schnell 'zu jung' wirken).
Ich glaube, das liegt im Wesentlichen am demografischen Wandel, den wir in der westlichen Welt und ganz besonders in Deutschland ausgesetzt sind. Geht doch mal Besetzungslisten bis in die 90er Jahre durch, und ihr werdet feststellen, dass nur verhältnismäßig wenig Sprecher im Alter von 70+ auftauchen, Sprecher im Alter von 80 und älter sind absolute Ausnahmeerscheinungen - ganz im Gegensatz zu heute. Es mag auch dem Umstand geschuldet sein, dass Schauspieler früher seltener über das Rentenalter hinaus gearbeitet haben oder überhaupt arbeiten konnten - auch ein Zeichen der besseren medizinischen Versorgung, ohne die wir den demografischen Wandel in der Form nicht hätten.
Der Spieß lässt sich freilich umdrehen: In älteren Synchros finden sich wesentlich häufiger jüngere Sprecher unter 30 als heutzutage, obwohl das für die Darsteller im Original nicht zwangsläufig gilt. Neben dem demografischen Wandel (es gibt viel weniger junge Menschen) sind wohl hier die heutzutage längeren Bildungswege ausschlaggebend. (Kann sich noch jemand vorstellen, dass es in den 60ern völlig normal war, mit 15 Jahren in die Lehre zu gehen?)
Zitat von Ozymandias im Beitrag #29Andreas Fröhlich wollte David Bennent aus "Die Blechtrommel" als Gollum-Stimme haben. Dann gab es kleine Buchungshürden und er musste selbst ran.
Das wäre sooo genial geworden, Bennent als Gollum. Das hätte der Figur noch eine ganz besondere, "exotische" Note gegeben . Zumal David Bennent sich doch eigentlich immer nur sich selber synchronisiert hat und seine Stimme sonst nie in irgendwelchen Filmen zu hören ist.
Fröhlich macht es natürlich (auch Dank der Technik), schon ganz gut beim Gollum. Aber wie gesagt: mit Bennent wäre es bestimmt etwas wirklich ganz Besonderes geworden.
Das erinnert mich irgendwie an die Erstsynchro vom EXORZISTEN, wo Agnes Fink (die Frau von Synchronregisseur Bernhard Wickie), Ellen Burstyn sprach. Seit den späten 50ern hatte die Fink nicht mehr synchronisiert und ist wohl extra für (oder wegen) ihrem Mann nochmal vor`s Mikro getreten. Das Resultat ist auch eine ganz besondere Leistung gewesen und hat (jedenfalls für mich), den Film nochmal enorm aufgewertet (gerade im Vergleich mit der Neusynchro, die in meinen Ohren immer total "mau" klingt.
Agnes Fink war einfach eine tolle Charakterschauspierin. Und das ist David Bennent eben auch. Darum glaube ich einfach, dass "sein" Gollum auch ganz einmalig geworden wäre.
Zitat von Ozymandias im Beitrag #29Andreas Fröhlich wollte David Bennent aus "Die Blechtrommel" als Gollum-Stimme haben. Dann gab es kleine Buchungshürden und er musste selbst ran.
Das wäre sooo genial geworden, Bennent als Gollum. Das hätte der Figur noch eine ganz besondere, "exotische" Note gegeben . Zumal David Bennent sich doch eigentlich immer nur sich selber synchronisiert hat und seine Stimme sonst nie in irgendwelchen Filmen zu hören ist.
Agnes Fink war einfach eine tolle Charakterschauspierin. Und das ist David Bennent eben auch. Darum glaube ich einfach, dass "sein" Gollum auch ganz einmalig geworden wäre.
Schade, dass DAS nicht geklappt hat!
Ja, das hätte ich auch gerne mal gehört. Wäre sicherlich interessant geworden. Offenbar wollten die bei der HdR-Synchro doch etwas experimentieren und mal ganz andere, unverbrauchte Stimmen bei einigen Rollen besetzen. Siehe Dörte Lyssewski als Galadriel. Genauso wäre es mit David Bennent für Gollum gewesen.
Weiß jemand, ob auch noch bei anderen Rollen derartige Sprecher vorgesehen waren?