Da stellt sich bei mir auch in der ersten Sekunde gleich wieder dieses wohlige TNG-Feeling ein. Das war in meiner Jugend neben Superhelden-Comics und "Herr der Ringe" mein Heiliger Gral. Nebenbei bemerkt einfach fantastisch, dass Hr. Meincke sich wieder so zurückgekämpft hat. Ich höre da quasi keinen Unterschied zu früher - bloß noch mehr Ausdruck. Über diese gewiss schwere Zeit sollte er mal schreiben - stecken bestimmt ein paar verwertbare Erkenntnisse drin. Das aber nur am Rande. Rühren.
ronnymiller
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26.07.2019 14:13
#152 RE: SPEKULATION: Star Trek: Picard (USA 2019)
Als TNG-Fan würde ich sofort für Ernst Meincke votieren. Mal gucken, ob die Synchronbude die es letztlich umsetzen darf genug Arsch in der Hose hat, das zu machen. Standardmäßig würde wahrscheinlich Kaspar Eichel besetzt. Das wäre zwar kein Weltuntergang, weil er es auch ganz ordentlich macht. Aber Meincke wäre Weltklasse in der Rolle. Optik, Originalstimme, Star Trek-History - alles passt zu Ernst Meincke.
Ich fänd's auch toll, wenn er es wieder werden würde.
Aber man hat ja zuletzt auch nicht Fröhlich auf Sackhoff auf einer Science-Fiction-Hauptrolle besetzt, sondern eine gewisse Frau Spiering, die zufällig von der Agentur des für das Casting Zuständigen vertreten wird.
Bei Picard wissen die Verantwortlichen hoffentlich, wie sehr Star Trek damals ganze Generationen geprägt hat.
Meincke klingt gut. Natürlich wäre er aus Kontinutitätsgründen die erste Wahl, wenn man an die Serie anknüpft. Es gibt, gemessen an den Sendeminuten, auch niemand, der ihn häufiger gesprochen hat. Danach war aber wieder in den maßgeblichen Produktionen Schult bzw. als dessen "Double" Eichel Standard.
Ich bin unentschlossen. Einerseits hat mir Meincke auf Stewart - wenn auch nach anfänglichem Schock und langer Eingewöhnungszeit - sehr gut gefallen, auch in anderen Produktionen. Andererseits war das Schult-Timbre schon sehr prägend für Stewart, auch später wieder in den Star Trek- und X-Men-Filmen.
Das Tonbeispiel von Christian Schult ist nicht sehr gut gewählt, da es wohl aus dem Family Guy Persiflage stammt. Auf Zeichentrickfiguren oder in Hörspielen können die meisten Sprecher ihre Stimmen nicht auf bekannte Charaktere einstellen. Das klingt überhaupt nicht nach Rolf Schult (das klingt nicht mal nach Christian Schult ). Er kann seinem Vater schon sehr viel ähnlicher klingen, sowohl stimmlich als auch von der Diktion. Dazu bedürfte es aber eines Regisseurs, der mit Rolf Schults Interpretation von Captain Picard vertraut ist und auch die Ambition hätte, Christian Schult in diese Richtung anzuleiten (vorausgesetzt, dieser wollte sich entsprechend "anleiten" lassen).
Auch Eichel kann Rolf Schult in manchen Szenen SEHR ähnlich klingen. Es klappt halt nur zu selten. Ich weiß nicht, woran das liegt. In perfekter Schult-Double-Stimmung wäre er daher meine erste Wahl. Wegen der Ungewissheit, ob er es hinbekommt oder seinen eigenen "Stiefel" herunterleiert und dann überhaupt nicht wie Picard klingt, doch lieber Meincke. Letzterem scheint Star Trek auch immer eine Herzensangelegenheit gewesen zu sein, weil er auf Conventions immer gut als Sprecher von Picard aufgenommen wurde.
Zitat von VanToby im Beitrag #129Und jetzt frage ich mal ernsthaft in die Runde: Mit wem könnte man diese Szene heute überhaupt einigermaßen adäquat synchronisieren? Wer hat so eine spielerische Intensität?
Ich habe gestern noch einmal die Folge "Ich bin Hugh" angeschaut und dort gibt es zwei ganz ähnliche Szenen mit Picard und Guinan sowie mit Picard und Geordi. Guinan und Geordi versuchen Picard zu überzeugen, dass es sich bei dem Borg um ein Individuum handelt. Picard reagiert aufgrund seiner Erfahrungen mit den Borg ähnlich wie in "First Contact". Er rastet zwar nicht ganz so aus, wird aber dennoch für seine Verhältnisse ziemlich laut und bestimmend.
Meincke löst das ähnlich gut wie Schult. Deshalb bin ich mir sicher, dass die "First Contact" Szene mit Meincke nicht weniger intensiv geraten wäre.
Dennoch ist es immer wieder seltsam, wenn man abwechselnd Episoden mit Schult und Meincke schaut. Der Sprecherwechsel verändert den Charakter von Picard schon sehr, insbesondere, wenn man sich den jeweils anderen Sprecher in den ensprechenden Szenen vorstellt.
Zitat von Taccomania im Beitrag #155Das Tonbeispiel von Christian Schult ist nicht sehr gut gewählt, da es wohl aus dem Family Guy Persiflage stammt.
Ich habe es gewählt, weil die Illusion für mich damals wider Erwarten erstaunlich gut funktioniert hat und ich ihn lebhafter fand als jemals zuvor. Privat kommt Christian Schult seinem Vater sogar noch deutlich näher, wie man in dieser Interview-Reihe hören kann. Leider kommt das im Synchron nur seltenst rüber. So richtig, richtig gut war er eigentlich auch nur in der ersten Staffel von LAW & ORDER: SPECIAL VICTIMS UNIT, bei der noch Michael Brennicke Regie führte. Danach ließ man sich zumeist zu sehr vom mimischen Minimalismus des Darstellers Richard Belcher zu synchrongestalterischem Minimalismus verführen.
Ähnlich geht es mir auch mit Kaspar Eichel. In dem Mediapaten-Interview klingt er zwar auch nicht sonderlich Picard-like oder mehr nach Rolf Schult als sonst, aber wenigstens hat er hier nicht einige typische Eigenarten, die er sonst fast immer im Synchron hat und ihn nach meinem Ermessen zu einer ziemlichen Fehlbesetzung für die Figur Picard machen würden. Theoretisch könnte man mit ihm also etwas erarbeiten, aber das heißt nicht, dass es auch praktisch so einfach ist. Viele Sprecher neigen zu einem speziellen Synchronmodus, den man ihnen nur schwer austreiben und modizifieren kann. Kaspar Eichel meint in dem Interview, an Richard Dreyfuss schätze er dessen Freude, im Spiel immer wieder etwas Neues ausprobieren zu wollen. Dass er diese Freude teile, merkt man beim Synchron leider überhaupt nicht. Richtig schlecht fand ich ihn z.B. zuletzt in AVENGERS: ENDGAME. Es war schon keine kluge Entscheidung, ihn für zwei Rollen durchzuziehen - Robert Redfords Figur und eine in einem früheren Film von Hans-Jürgen Wolf kurzfristig geerbte - aber er hat sie leider beide recht undifferenziert gesprochen und insbesondere Redford diesmal einfach nur als sich selbst. Schade.
Zitat von Taccomania im Beitrag #155(das klingt nicht mal nach Christian Schult ).
Böse Zungen behaupten, dass in FAMILY GUY alle Rollen nach Matthias von Stegmann klingen - und er manche davon sogar tatsächlich spricht.
Zitat von Taccomania im Beitrag #156Dennoch ist es immer wieder seltsam, wenn man abwechselnd Episoden mit Schult und Meincke schaut. Der Sprecherwechsel verändert den Charakter von Picard schon sehr, insbesondere, wenn man sich den jeweils anderen Sprecher in den ensprechenden Szenen vorstellt.
Das verstärkt auch eine tatsächliche Charakterentwicklung gleich noch mal. Es wäre interessant, wie Rolf Schult z.B. als geradezu jovialer Picard in den letzten TNG-Staffeln gewirkt hätte. Ähnlich auch bei LOST: Mit Lothar Hinze wirkte Terry O'Quinns Rolle noch mehr wie ein intellektueller Guru als ohnehin schon, Ernst Meincke betonte noch mehr die spätere ideologische Verbrämtheit. In beiden Fällen habe ich mich schon öfters gefragt, wie der jeweilig andere die jeweils andere Charakterzeichnung gelöst hätte.
Ich finde, eine gewisse Beeinträchtigung hört man bei Ernst Meincke durchaus. Sowohl die partielle Lähmung des Kiefers/Mundes als auch eine gewisse gesamtkörperliche Hemmnis. Ich empfinde dies aber als weniger auffällig als z.B. bei Arne Elsholtz in seinen letzten 10 Jahren. Die hier mitgeschnittene Rolle bzw. ihr Darsteller machte übrigens auch optisch einen etwas lethargischen, geradezu zerfressenen Eindruck. Da fragt sich also, ob Ernst Meincke etwas zurückhaltend spielt, weil er das so abgenommen hat, oder ob er umgekehrt für die Rolle besetzt wurde, weil das adäquat passte. Mit anderen Worten: Kann Ernst Meincke, wenn es nötig ist, die Energie aufbringen, seine leichte Beeinträchtigung zu überspielen? Dieser Frage möchte ich mit drei weiteren Hörproben (ca. 2018) begegnen.
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Zitat von VanToby im Beitrag #157 Viele Sprecher neigen zu einem speziellen Synchronmodus, den man ihnen nur schwer austreiben und modizifieren kann. Kaspar Eichel meint in dem Interview, an Richard Dreyfuss schätze er dessen Freude, im Spiel immer wieder etwas Neues ausprobieren zu wollen. Dass er diese Freude teile, merkt man beim Synchron leider überhaupt nicht. Richtig schlecht fand ich ihn z.B. zuletzt in AVENGERS: ENDGAME. Es war schon keine kluge Entscheidung, ihn für zwei Rollen durchzuziehen - Robert Redfords Figur und eine in einem früheren Film von Hans-Jürgen Wolf kurzfristig geerbte - aber er hat sie leider beide recht undifferenziert gesprochen und insbesondere Redford diesmal einfach nur als sich selbst. Schade.
Das Sprecher gerne hinterm Mikro sozusagen automatisch in einen speziellen Synchronmodus gehen fällt mir immer wieder bei gewissen Synchronsprechern auf. Thomas Nero Wolff klingt im Synchron auch ganz anders als in real, wo er Elsholtz für mich auch tatsächlich viel näher kommt als er es im Synchron jemals geschafft hat.
Ernst Meincke traue ich durchaus zu noch den Pickard machen zu können, wenn ich von den Hörproben hier ausgehe.
Zitat von VanToby im Beitrag #157 Ich finde, eine gewisse Beeinträchtigung hört man bei Ernst Meincke durchaus. Sowohl die partielle Lähmung des Kiefers/Mundes als auch eine gewisse gesamtkörperliche Hemmnis. Ich empfinde dies aber als weniger auffällig als z.B. bei Arne Elsholtz in seinen letzten 10 Jahren. Die hier mitgeschnittene Rolle bzw. ihr Darsteller machte übrigens auch optisch einen etwas lethargischen, geradezu zerfressenen Eindruck. Da fragt sich also, ob Ernst Meincke etwas zurückhaltend spielt, weil er das so abgenommen hat, oder ob er umgekehrt für die Rolle besetzt wurde, weil das adäquat passte. Mit anderen Worten: Kann Ernst Meincke, wenn es nötig ist, die Energie aufbringen, seine leichte Beeinträchtigung zu überspielen? Dieser Frage möchte ich mit drei weiteren Hörproben (ca. 2018) begegnen.
Wie stark sich seine Beeinträchtigung bemerkbar macht, hängt auch vom eingesetzten Equipment ab. Als ich mir die Hörprobe, die vor ein paar Tagen hier gepostet wurde, am Handy anhörte, fiel mir keine nennenswerte Beinträchtigung auf. Er klang lediglich älter. An meinem Rechner allerdings, wo ich noch ganz altmodisch eine vernünftige Soundkarte statt eines On-Board-Chips nutze und hochwertige Kopfhörer, bemerkte ich sofort, dass er seine Zunge nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle hat. Es ist aber tatsächlich weniger ausgeprägt als damals bei Elsholtz, den ich immer noch für passender hielt als Kontinuitätsbrüche.
Komplett überspielen wird Meincke diese Beeinträchtigung wohl nicht, aber ich halte sie für weniger dramatisch als einen Eichel, der permanent bemüht wäre, nach jemanden zu klingen, der er nicht ist. Bei einer Neubesetzung wäre die Irritation noch größer.
Und wie gesagt: Am Ende entscheidet auch das Equipment. Die Meisten hören Serien über die Blechbüchsen ihres Fernsehers. Im Zug sehe ich sogar immer öfter Leute, die Serien am Tablet samt Billig-In-Ears schauen (als stark koprimierter Download) und sich damit offenkundig zufriedengeben. Die Sprachproblematik läge bei den Meisten aus meiner Sicht damit außerhalb der Wahrnehmungsschwelle. Alle anderen werden sich mit ihr arrangieren müssen und ich glaube, das werden sie.
Mag sein, dass ich was an den Ohren habe, aber ich höre die Sprachbeeinträchtigung bei Meincke ehrlich gesagt überhaupt nicht...
EDIT: Habe jetzt nochmal reingehört. Ja, es mag ein bisschen ungelenk klingen, aber mehr mMn auch nicht. Und unpassend finde ich das für den älteren Picard auch nicht.
Ein motivierter Meincke mit Freude an der Sache wäre allemal besser als ein unmotivierter Eichel, der vom Schults Picard-Interpretation vielleicht keine Ahnung und auch keine Lust hat, Schult zu doublen.
Meinckes kleine Beeinträchtigung hört man nur beim schnelleren Sprechen und Stewart spricht ja sehr langsam und deutlich. Zumal auch Stewarts Stimme altersbedingt inzwischen zum Überschlagen neigt.
Nun sind diese buchstäblich überzeichneten Cartoon-Figuren natürlich nicht mit dem gesetzten, uralten Picard zu vergleichen. Der verlangt weniger Zungenakrobatik, davon darf man ausgehen.
Mein Gefühl sagt mir, Ernst Meincke würde das rocken. Und mein Gefühl irrt sich bloß bei Pferdewetten, Weibern und besten Freunden. Nie beim Kreativen.