mich würden mal zwei Einzelheiten zur Synchronarbeit heutzutage und in vergangenen Zeiten interessieren:
1) Heutzutage wird ja bekanntlich (fast) nur noch getrennt aufgenommen. Das hat Vor- und Nachteile, wie man ja in Sprecherinterviews immer wieder hört. Ein Nachteil ist, das man bei einem Dialog den Gegenpart nicht neben sich hat und ihn sich daher nur "vorstellen" muss. Was ich mich aber frage: Wenn der andere Sprecher schon vorher aufgenommen wurde, könnte der Regisseur ja dessen Stimme einspielen, damit der zweite Sprecher darauf besser reagieren kann. Wird das in der Praxis so gemacht? Oder besteht die Gefahr, dass der zweite Sprecher dabei durcheinander kommt, weil er sich gleichzeitig auf den vorher aufgenommenen Kollegen und den zu synchronisierenden Schauspieler konzentrieren müsste?
2) Früher wurden ja die einzelnen Takes auf Projektoren abgespielt. Ich vermute, dass dafür der gesamte Aufnahmeraum abgedunkelt werden musste. Auch mussten sicher alle Fenster (sofern überhaupt vorhanden) geschlossen werden, damit keine Außengeräusche eindringen. Herrschte also damals nicht ein furchtbarer Mief in den Studios (zumal ja damals auch noch viele geraucht haben)?
Zu 1) Ja, das wird meines Wissens nach so gemacht. (Wurde auch schon in ein paar Interviews angeschnitten) Wenn der Dialogpartner bereits aufgenommen wurde, kann die Aufnahme abgespielt werden, um den Sprechern zu helfen.
Zitat von Synchroswiss98 im Beitrag #3Zu 1) Ja, das wird meines Wissens nach so gemacht. (Wurde auch schon in ein paar Interviews angeschnitten) Wenn der Dialogpartner bereits aufgenommen wurde, kann die Aufnahme abgespielt werden, um den Sprechern zu helfen.
Kann ich bestätigen. Hat man so in diversen Hinter-den-Kulissen Videos gesehen und ich auch, als ich selber mal im Synchronstudio zu Gast war. Würde mich da sogar soweit aus dem Fenster lehnen, dass dieses Vorgehen in Synchronstudios sogar Standard ist. Es ist auch eine enorme Hilfe, wenn man weiß, wer den Gegenpart spricht und wie er das gemacht hat. Dann kann man selber entsprechend drauf eingehen.
Die bereits fertige Aufnahme wird aber kurz vorher eingespielt ehe der Sprecher dann seinen Part aufnimmt.
Gibt einen Oton Knopf und einen Anschlussknopf im Studio. Habe selber einige Studios besucht und das gezeigt bekommen. Ist wohl nicht Standart mit dem einspielen, aber man kann wohl den Anschlussknopf auch drücken, um das aufgenommene zu hören...
Was glaubt Ihr denn, was eine der HAUPTAUFGABEN der REGISSEURE ist? Denkt Ihr, die Sprecher entscheiden über Betonungen, Sprechbögen, Anschlüsse etc.??? Gut - zu einem geringen Teil tun sie das natürlich schon, sie denken ja mit und lesen die direkten Anschlüsse.
Aber man soll auch häufig Rauchwölkchen über den Köpfen der Regisseure sehen, die nicht nur das direkt davor Gesagte im Auge haben müssen, sondern auch die zehn Takes und sämtliche Szenen davor, sprich den Gesamtdialog und die komplette Handlung. Was ist wann, wie und von wem bereits eingeführt und was nicht? Wo kommt jetzt dieses und wo dieses Wort her? Stimmt die Betonung auch wirklich? Stimmt die Haltung?
Dies alles ist natürlich der größte Nachteil des X-ens. Aber wenn derjenige auf dem Regiestuhl das nötige Herzblut an den Tag legt, sind Fehlerchen dieser Art auf ein Minimum reduziert, bzw. ausgemerzt. Wenn die Figuren aneinander vorbeireden, ist die ganze Synchro für den Anus. Das gab es zu den Zeiten, als noch zusammen aufgenommen wurde natürlich seltener. Und auch heute dürfte es das eigentlich nicht geben. Kommt aber leider vor. Dies hängt - wie beschrieben - immer von der Wachheit und Tiefgründigkeit der Regie ab.
oje - immer ruhig mit den jungen Pferden. Kein Grund sich aufzuregen.
Ich hatte das Glück in der Zeit in die Szene reinzukommen, in der man sich noch ums Mikro versammelt hat. Das mit dem X-en können die meisten Regisseure kompensieren, indem sie selbst die Stichworte geben, während in ihren Köpfen der komplette Dialog zu hören ist. Will sagen: Die Regisseure haben jetzt mehr Verantwortung als früher, dass die Dialoge auch wirklich zusammenpassen. Und sie machen - wie ich finde- einen sehr guten Job.
Ja, natürlich - für den künstlerischen Aspekt sind die Dolby-Möglichkeiten einer der größten Vorteile des X-ens. Alles andere wie Zeitersparnis, weniger Terminschwierigkeiten etc. sind ja wirtschaftliche, keine künstlerischen Vorteile. Aber solche, für die man in heutigen Zeiten auch in der Regie selbstverständlich vollstes Verständnis den Studios gegenüber hat.
Und ja, im Idealfall spricht der Regisseur den Anschluss während des Vorlaufs sogar für sich mit, wenn er noch nicht vorhanden ist, sprich noch nicht aufgenommen wurde. Natürlich hat die Regie sehr viel mehr Verantwortung als früher. Genau darum ging's mir. Darauf wollte ich mit meinem Beitrag das Bewusstsein / Augenmerk lenken.
Ein Synchronteam, bzw. die jeweilige Situation besteht aus vier Leuten, mit AL aus fünf, mit PL aus sechs. Nicht nur aus dem Sprecher / der Sprecherin. Für die ist das X-en (abgesehen von der sozialen Komponente) das geringste Problem. Und nochmal - auch sie müssen mitdenken, so richtig aufpassen müssen aber andere. Sie sollen ja auch eher spielen statt denken...;)
Ich habe mal ne Frage zum x-en, ich weiß nicht, ob ich die Antwort im Forum überlesen habe… Ab wann fing das denn an, dass einzeln aufgenommen wurde d. h. in welchem Jahr ungefähr? „ Früher“ ist ja sehr relativ, und Herrn Mackensys Aussage „Kurz nach Erfindung des Farbfilms“😝 bringt mich da auch nicht weiter.
Sicher wurde auch in früheren Jahrzehnten schon ge-ixt, allerdings damals eher, wenn es um die Selbstsynchronisation von Personen ging, die nicht zur Branche gehörten. Zum Standard scheint es erst im Laufe der 90er bzw. nach der Jahrtausendwende geworden zu sein. Wenn man Andreas Fröhlichs Erinnerungen aus dem Bobcast in dieser Hinsicht glauben kann, scheint es bei Europa-Hörspielen schon sehr lange üblich gewesen zu sein, gerade wenn es um Schauspieler ging, die nicht aus dem Hamburger Raum kamen oder in erster Linie Erzählparts aufnahmen.
Helmut Gauss meinte mal, er habe es zum ersten Mal bei "Schindlers Liste" (1993) erlebt, dass komplett geixt wurde. Georg Thomalla hat berichtet, dass in den 60ern einzelne Stars, z.B. Curd Jürgens, geixt wurden, wenn sie das wünschten.
Ich war in den 90ern komplett raus aus der Szene, aber als ich mich wieder in Leipzig vorgestellt hatte und einige Aufträge bekam, wurde (außer bei Ensemble) im STL schon konsequent ge-xt. Und das war im Jahr 2000. Vermutlich erfolgt die Umstellung ungefähr zeitgleich mit der konsquenten Umstellung auf digitale Aufnahme - wäre logisch, da sich mit dieser Aufnahmemethode nicht mehr das Hintergrundrauschen addierte, wenn mehrere unabhängige Aufnahmen übereinander gelegt wurden.
Ja, in den 90ern war das noch die Ausnahme, wenn es mal wirklich nicht anders ging. Hat sich mittlerweile bekanntlich komplett umgedreht.
Ansonsten gab es das x-en wie schon erwähnt von dir erwähnt damals in speziellen Selbstsynchro-Ausnahmefällen. Hier im Forum wurde mal die Anekdote von Curd Jürgens erzählt, der den Synchronregisseur zu sich in seine französische Villa an der Küste kommen ließ für die Synchronarbeiten bei sich selbst.