Komisch, dass Arte dann eine Szene untertitelt hat, die auf Kabel1 synchronisiert lief (kam allerdings bekanntlich auch bei einigen Columbo-DVDs vor)! Ist diese Stelle eigentlich auf der DVD und bei anderen Sendern auch im Original gesendet worden?
Die DVD enthält soweit ich mich erinnere die beiden Fassungen getrennt. Also gekürzte Synchronfassung und lange Originalfassung mit Untertiteln. Dazu die Previewfassung im Original.
Oft wurde spekuliert - auch und gerade von mir - dass Erik Ode bei diesem Film und bei "Der unsichtbare Dritte" für Buch und Regie verantwortlich zeichnete (mit den typischen und 1959 bereits veralteten Eindeutschungen von Mister zu Herr) und sich auch gleich in der Hauptrolle besetzte (bei letzterem mit bekannt schlimmen Ergebnis). Nun habe ich die alte Kinofassung von "Dick und Doof in der Fremdenlegion" gesehen, bei der Ode definitiv den Dialog schrieb - und war sehr überrascht: keinerlei Eindeutschungen, auch keine exponierte Rolle für Ode (gar keine, um genau zu sein); es gibt keinerlei Berührungspunkte zu den Hitchcocks. Offensichtlich zeichnete doch ein Anderer für diese deutschen Fassungen verantwortlich (und damit auch für die Fehlbesetzung in "Der unsichtbare Dritte"), der Ode gern besetzte (so wie Josef Wolf seinen "Spezi" GGH). Dass dies Reinhard W. Noack sein könnte (der dank "Weißes Gift" schon über Hitchcock-Erfahrung verfügte), ist blanke Spekulation und fusst nur auf der Tatsache, dass ich die Sprecherin Renate Barken bisher (bewusst) nur in zwei Filmen gehört habe: "Der Fremde im Zug" (für Patricia Hitchcock) und "Panik um King Kong" (Dialogregie nachweislich: Noack).
Die Anreden "Herr" und "Frau" tauchen bei "Du sollst mein Glücksstern sein" ja auch nicht auf, obwohl diese Synchro auch im Studio der MGM entstand und Ode dort ja Gene Kelly sprach (und sang).
Reinhard W. Noack hat bei "Weißes Gift" die englischen Anreden beibehalten, deshalb muss er bei Verschwörung..." und dem "unsichtbaren Dritten" nicht unbedingt die Regie gehabt haben.
Sind eigentlich ausser Ode keine Dialogregisseure und -autoren der MGM bekannt?
In Antwort auf:Reinhard W. Noack hat bei "Weißes Gift" die englischen Anreden beibehalten, deshalb muss er bei Verschwörung..." und dem "unsichtbaren Dritten" nicht unbedingt die Regie gehabt haben.
Hallo,
das dürfte er auch schwerlich gemacht haben, zum Zeitpunkt der Synchronisation von DER UNSICHTBARE DRITTE war Reinhard W. Noack, ehemals Leiter der RKO-Synchronabteilung, schon einige Jahre tot.
Zitat von bertiKomisch finde ich allerdings, dass Guys kurzer Dialog mit einem Zuschauer nach Brunos Tod entfernt wurde. Spontan wüsste ich dafür einfach keine Erklärung.
Hat jemand eine Vermutung, warum diese Szene geschnitten wurde?
Wahrscheinlich wegen der Anerkennung, die Guy Bruno posthum zollt. Die deutsche Zensur unternahm ja alles, um Bruno als kranken Außenseiter auszuweisen (der ellenlange Einführungstext, der darauf hinweist, dass angeblich alles tatsächlich passiert sei, der Gerichtspsychiater aber darauf verwiesen hätte, dass nur ein abnormes Gehirn sich so einen Plan ausdenken konnte - ein Unsinn, der nicht nur keine Entsprechung im Original hat, sondern auch Hitchcocks Intention diametral entgegenläuft).
Dass der Vorspann unsinnig ist, war mir früher schon klar, da der Film ja bekanntlich auf einem Highsmith-Roman basiert. Dass er Hitchcocks Intentionen inhaltlich widerspricht, hattest du schon betont. Zusätzlich ärgerlich ist übrigens, dass der deutsche Zuschauer sich so nicht auf die Anfangssequenz konzentrieren kann: Zuerst sieht man Guys und Brunos Schuhe und ihre Art zu gehen. Erst nach dem Zusammenstoßen ihrer Füße im Zug (dem Anstoß für ihr Gespräch) sind ihre Gesichter im Bild zu sehen.
Zitat von Stefan der DEFA-FanDie deutsche Zensur unternahm ja alles, um Bruno als kranken Außenseiter auszuweisen
Guy bezeichnet Bruno mehrfach (etwa bei ihrem Zusammenstoß nach der Party oder in dessen Villa) als Wahnsinnigen. Tut er das im Original in diesen Szenen nicht?
Doch, er bezeichnet ihn als "mad" - natürlich ist Bruno auch nicht normal, aber der Film lässt keinen Zweifel daran, dass eher eine maßlos falsche Erziehung daran schuld ist als (nur) eine geistige Krankheit. Im Übrigen sind die Dialoge zwar hölzern, aber verfälschen nicht - die Zensur wurde durch Schnitte vorgenommen, aber nicht durch Umsynchronisation.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan(der ellenlange Einführungstext, der darauf hinweist, dass angeblich alles tatsächlich passiert sei, der Gerichtspsychiater aber darauf verwiesen hätte, dass nur ein abnormes Gehirn sich so einen Plan ausdenken konnte - ein Unsinn, der nicht nur keine Entsprechung im Original hat, sondern auch Hitchcocks Intention diametral entgegenläuft).
Inwiefern verhält sich der Vorspann "diametral" zu "Hitchcocks Intentionen"? Weil Bruno durch die Ermordung Miriams eigentlich nur das getan hat, was der "normale" Guy sich heimlich wünschte, aber natürlich nie offen zugegeben hätte?