Zitat von fortinbras im Beitrag #572 Claus Biederstaedt für Albert Finney in "Schrei aus der Vergangenheit". Der gealterte, unbeliebte Lehrer, der in einem Wirrwarr von Emotionen lebt und unerwartet die Zuneigung eines Schülers empfängt, ist nicht nur eine von Albert Finneys besten Rollen. Biederstaedt fängt jede emotionale Reaktion dieser Figur ein. Schade, dass Biederstaedt nur vier oder fünf mal für Finney zu hören war. Seine beste Stimme!!!
Ich kann mir nicht helfen, aber mit Ausnahme von James Garner, auf dem er fabelhaft funktioniert und auch noch so liebenswert rüberkommt, Claude Rains und Peter O'Toole finde ich Biederstaedt in allen anderen seiner Synchroneinsätzen, die ich von ihm kenne, extrem unsympatisch: von Marlon Brando, Paul Newman, Tony Curtis über Glenn Ford, Yul Brynner, Stephen Boyd bis hin zu Gregory Peck, Charlton Heston und nicht zuletzt Albert Finney - auf letzterem besonders schlimm in MORD IM ORIENT-EXPRESS. Ich weiß nicht, woran das liegt, entweder an den Rollen selbst oder am Missverhältnis zwischen Stimme und Schauspieler.
Zitat von John Connor im Beitrag #575nicht zuletzt Albert Finney - auf letzterem besonders schlimm in MORD IM ORIENT-EXPRESS.
Seinen recht vollen und kräftigen Bariton fand ich in diesem Fall zwar ungewohnt (zumal Finney seine Stimme im Original stark verstellte), aber nicht unbedingt unsympathisch. Das ist natürlich ein subjektiver Eindruck. Aber andererseits finde ich es interessant, dass man trotz der für Finney untypischen Rolle nicht einfach nach dieser besetzte, sondern jemand nahm, der ihn zuvor schon synchronisiert hatte. Wen hättest du in diesem Fall lieber gehört? Da die meisten damaligen Berliner Größen bereits vergeben waren, wäre das wahrscheinlich schwer geworden.
An Schumann hatte ich auch kurz gedacht, zumal er zu dieser Zeit öfter in Berlin war. Allerdings war er (nach meinem Eindruck) zeitweise ein ähnlicher Stimmtyp wie Biederstaedt, der nur eben nicht so sonor, sondern "schmaler" klang.
Scherz beiseite. Der passte zumindest in Finney's frühen Film "Samstagnacht bis Sonntagmorgen". Aber später ... vor allem als 'Poirot' kann ich ihn mir absolut nicht mehr vorstellen.
Finde ich nicht unbedingt. Beispielsweise wäre Biederstaedt auf Roger Moore ja wohl doch ziemlich schräg gekommen, oder? Aber sag mal, berti - hatten wir diese Diskussion nicht schon mal? Warte, ich werd mal unsren Forumsarchivar fragen...
Zitat von John Connor im Beitrag #580Aber sag mal, berti - hatten wir diese Diskussion nicht schon mal?
Dass du von Biederstaedt gesprochene Schauspieler meist unsympathisch fändest, hattest du schonmal erwähnt, als ich vor Jahren im Thread über Sean Connery meinte, ob Biederstaedt nicht auch ein möglicher Nachfolger für GGH gewesen wäre.
Also, Finney ist einer meiner liebsten Schauspieler. Auch wenn er leider lange keine guten Filme mehr macht. Und Biederstaedt gefällt mir meistens-auch auf Gregory Peck zum Beispiel. Für Tony Curtis war er mir aber etwas zu hart. Und er passte auch nicht so ganz zu Peter o' Toole. Als Nachfolger von GGH bei Connery hätte ich ihn mir absolut vorstellen können, ebenso bei Michel Piccoli. In "Mord im Orientexpress" macht er seine Sache hervorragend, obwohl es der Originaldarstellung etwas widerspricht. Aber er fängt dennoch alles perfekt ein. Nur für Herbert Lom in "Der Fluch des rosaroten Panthers" nervte er mich, weil er mit idiotischem französischen Akzent sprach. Stephen Boyd wirkte mit ihm so richtig gut, maskulin-ironisch, sexy und irgendwie "cool". Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich kaum streiten...
Wolfgang Lukschy für Humphrey Bogart und Paul Wagner für Fredric March in "An einem Tag wie jeder andere" Mit der Rolle des Glenn Griffin kehrte Bogey gegen Ende siener Karriere nochmal zu seinen früheren Gangster-Rollen zurück. Erfreulicherweise besetzte man hier Lukschy, obwohl dieser damals (wie Mücke es einmal formulierte) auf "Kitsch-Helden" abonniert war und eher selten interessantere Rollen bekam. Diese dagegen war dankbar und seine Besetzung erwies sich als Volltreffer: Griffins meistens eher unterschwellige Aggressivität, Gewaltbereitschaft und sein Hang zum Sadismus schwingen auch in den ruhigeren und drohenden Momenten mit. Wenn sie sich (was mehrmals vorkommt) in Wutausbrüchen entlädt, ist in seiner Stimme nichts mehr von der oft kritisierten "Leierigkeit" anderer Rollen aus diesem Jahrzehnt vorhanden. Besonders beeindruckend ist die Szene, in der Glenn seinen jüngeren Bruder (der aus der Geiselnahme aussteigt) mit einem sanften "Mach´s gut!" entlässt, um anschließend seinen Frust und seine Enttäuschung durch mutwilliges Zerstören von Porzellan und Radio sowie wildes Herumbrüllen abreagiert. Ich wüsste niemand Besseren für diese Rolle. Paul Klinger war bei Arthur Kennedy in dessen (zugegebenermaßen eher unergiebigen) Ermittlerrolle gut aufgehoben, O. E. Hasse nicht mehr im Geschäft, Peter Pasetti (der sowieso eher nach München gehörte) hätte nicht kräftig genug und Heinz Engelmann im Vergleich wohl zu glatt geklungen. Ob Arnold Marquis damals schon denkbar gewesen wäre? Paul Wagner erscheint auf den ersten Blick als väterlich-autoritäres Familienoberhaupt klischeehaft zu sein. In dieser Rolle durfte er allerdings eine Wandlung vom Patriarchen über den um seine Frau und seine Kinder besorgten Vater bis zum nur noch um Haaresbreite von der Selbstjustiz entfernten Mann vollziehen, was angesichts seiner eher gesetzt klingenden Stimme interessanter wirkte, als es bei seinem Bruder Konrad geklungen hätte. Auch die übrigen Rollen sind gut besetzt, aber diese beiden stechen deutlich heraus!
"Freitag und Robinson" - zu 95% ein Heimspiel für O'Toole und Roundtree, und ebenso für Sebastian Fischer und Peter Kirchberger. Ein Glück, dass der Film in Hamburg synchronisiert wurde - nicht, dass ich was gegen Thormann für O'Toole habe, aber besser als Fischer hätte er nicht sein können - und Chevalier hätte zu dem bartlosen Roundtree (der absolut verändert aussieht) überhaupt nicht gepasst (hier bin ich ausnahmsweise über die Unterbrechung der Kontinuität sehr erfreut), außerdem ist fraglich, ob er so gut gesungen hätte. Da stimmt jede Nuance, manchmal scheint es mir sogar, als ob Fischer den Robinson zu einer ernster zu nehmenden Figur macht gegenüber der mitunter zu kabarettistisch angehauchten Spielweise O'Tooles. Das bedeutende Sahnehäubchen ist das Dialogbuch, das ganz geschliffen und originalgetreu ein Musterbeispiel darstellt. Leider ist nicht bekannt,wer es geschrieben hat - vielleicht sogar Kirchberger selbst?
Erich Räuker für Tony Danza in "Die zwölf Geschworenen".
Eine der wenigen Rollen, wo ich Räuker wirklich überzeugend fand. Tommi Piper wäre natürlich auch klasse gewesen, ist hier aber zu verschmerzen. Denn Räuker ist durchaus ebenbürtig.
Kann ich absolut unterschreiben. War damals sehr von Räuker überrascht, den ich vorher nur aus kleinen (wenig überzeugenden) Rollen kannte. Besonders beeindruckt hat mich die Szene (Film länger nicht gesehen), in der Danza ausrastet von weger er müsse sich nicht für sein Urteil rechtfertigen.
Helmo Kindermann für Enrique Irazoqui in Das 1. Evangelium Matthäus
Pasolinis Film ist sowieso ein Meisterwerk, aber Kindermanns Leistung ist einfach unglaublich stark. Ich finde es genial, wie getragen er spricht und dabei eine fast heilige Aura erzeugt, sie selbst bei lauten Szenen beibehalten wird. Wirklich ganz großes Kino.