Zitat von Lars im Beitrag #534Wer weiß, ob da wirklich der Zufall im Spiel war? Vielleicht hat man gerade wegen dieses Gags Weicker auf Kotto besetzt?
Das wäre ein witziger Gedanke, aber ich fürchte, dass es kaum so gewesen sein dürfte. Weickers Besetzung war wohl schlichtweg doppelt klischeehaft (dunkle Hautfarbe und Bösewicht). Aber wie (nicht nur) dieses Beispiel beweist: Auch aus Klischees können Sternstunden werden!
Vor ein paar Jahren bekannte Joachim Kerzel, dass ihn mit Jack Nicholson eine Art "Hassliebe" verbinde: Wie stehen Synchronsprecher zu "ihren" Filmen? Aber wenn die Synchronaufnahmen für "Batman" für ihn kein Riesenspaß waren, fresse ich einen Besen! Für den Zuschauer/Zuhörer ist praktisch jede Szene mit ihm ein Genuss. Kerzel hatte Nicholson zwar schon vorher mehrfach gesprochen, aber der Erfolg dieses Films dürfte seinen Status als Feststimme wohl endgültig zementiert haben.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #307Die Serienfassung von "Michel aus Lönneberga" ist ein Glanzstück von vorn bis hinten (umso schmerzlicher fällt ins Gewicht, dass die Spielfilmfassungen sich stärker durchgesetzt haben, obwohl sie in keinem Punkt die Qualität der zudem früher produzierten Fassung erreichen und sie zudem absolut unnötig waren, da sämtliche Szenen aus der Serienfassung hätten entnommen werden können).
Hast du das überprüft? Ich frage, weil Rezensenten bei amazon sich beschweren, dass in der Serie Szenen fehlen. Andere schreiben, dass die fehlenden Szenen aus jeweils anderen Folgen stammen, weil die Spielfilme nicht "nur" zusammengeschnittene Episoden sind, sondern aus der gesamten Serie kompiliert wurden. Was stimmt?
Hartmut Neugebauer für William Shatner in "Boston Legal"
Als die Serie damals anlief und bekannt wurde, dass Neugebauer Shatner sprechen wird, gab es hier und auch in einigen anderen Foren einigen Tumult deswegen. Die Serie hatte mich nicht groß interessiert, hatte nur mal sporadisch reingeschaut und war von der Machart abgeschreckt. Nachdem ich aber viel Gutes über die Serie gelesen und gehört hatte, gab ich ihr vor ein paar Monaten doch noch mal eine Chance und habe sie regelrecht verschlungen. Was man an der Kombi Shatner/Neugebauer nicht mögen kann, leuchtet mir persönlich gar nicht an. Finde sie perfekt. Shatner - der optisch nun gar nichts mehr mit dem feschen Raumschiff-Kapitän von damals gemein hat - erscheint auf dem Bildschirm, Neugenauers Stimme ertönt und die beiden verschmilzen perfekt. Ich hatte nie den Eindruck, Shatner wäre synchronisiert worden. Beides hat einfach gepasst. Alle Facetten der Rolle Denny Crane wurden wunderbar abgedeckt und übertragen. Das polternde "Denny Crane", der schiere Wahnsinn von Dennys Kapriolen, aber ganz besonders die leisen Töne, wenn Denny erkennen muss, dass es mit ihm bergab geht oder die Gespräche mit Shirley über die alten Tage - tolle Arbeit. Überhaupt sind die Hauptrollen schön besetzt. Die Kontinuitätsbesetzung Völz für Spader hielt ich vor der Serie für relativ beliebig, doch die beiden gehören zusammen! Echtes Highlight neben Neugebauer war aber der Münchener im Bunde, nämlich Horst Sachtleben für R. Auberjonois. Habe Star Trek DS9 (?) nie gesehen, daher war ich nicht mit Wolf vorbelastet, doch Sachtleben trifft die kühl wirkende Art von Paul, der den ganzen Irsinn teilweise gar nicht glauben kann/will, perfekt. Dass er auch die lauten Töne beherrscht, wird dann spätestens in der "Rachel"-Storyline klar.
Die gesamte Münchner Synchro der "Schlemmerorgie" ist (ebenso wie der Film an sich) eine Köstlichkeit. An erster Stele zu nennen wäre Alf Marholm für Robert Morley, der es in den meisten Szenen schaffte, mich über Erich Fiedlers Fehlen hinwegzutrösten (nur in einigen wenigen Momenten vermisste ich ihn). Er klingt voluminös genug für Morley, dessen Korpulenz hier eine "gewichtige" Rolle spielt und trifft auch dessen Blasiertheit hervorragend. Eine dankbare Rolle, in der er zahlreiche exquisite Bosheiten absondern konnte. Sowohl die Schwärmereien über kulinarische Köstlichkeiten als auch die zahlreichen sarkastischen Spitzen (gerade, wenn sie ganz nebenbei gesagt wurden) traf er vom Ton her genau. Bei den übrigen Sprechern möchte ich besonders Herbert Weicker und Horst Sachtleben hervorheben: Bei Sachtleben kamen sowohl die selbstmitleidigen als auch die hysterischen Momente wunderbar rüber, bei Weicker die verschmitzten und charmanten. Aber auch der Rest der Besetzung war sehr liebevoll gewählt, so dass man es verschmerzen konnte, Jean-Pierre Cassel und Jean Rochefort wegen des Standorts nicht mit ihren vertrauten Stimmen zu hören, zumal mit Fred Maire und Erik Schumann überzeugende Ersatzstimmen gefunden wurden.
Muss sagen, dass mich Eichel bisher kaum überzeugte. Klingt m.E. doch meist nur nach Schult-Imitation. Doch hier weiß er zu gefallen. Passt wie angegossen. Auch sonst eine fabelhafte Synchro: Ulrich Voß' wuchtiges Organ für Toshirô Mifune oder ein ungewohnt ruppig klingender Werner Ehrlicher für Tatsuya Nakadai. In Nebenrollen außerdem noch: Klaus Mertens, Achim Petry, Michael Christian (kurz bevor er in den Westen ging), Frank-Otto Schenk u.a.
Auch wenn ich die "Sanjuro"-Synchro weniger als Sternstunde empfinde, sondern "nur" als kompetente Arbeit, aber ich möchte hinzufügen, dass hier, obwohl es sich nur um eine TV-Synchronisation handelte, trotzdem die international tracks angekauft wurden, was bei der charakteristischen Musik von Sato sehr erfreulich ist. Voss empfinde ich als gute Besetzung, aber er haucht mir zu sehr (besonders am Schluss: "Du lässt sie in Ruhe!" - im Original dagegen denkt man, dass Mifunes Stimme einen Felsen umwerfen könnte). Da es nicht typisch für Voss ist, ist es wohl eher ein Regieproblem. Ehrlicher allerdings hat mich überzeugt wie selten, besonders das fiese, JR-würdige Lachen, nachdem er sich selbst als Schurken bezeichnet hat. Auf jeden Fall der Synchro des Vorgängers "Yojimbo" deutlich überlegen.
Die beiden Hauptrollen in "Ein seltsames Paar" Zu Wolfgang Lukschy für Walter Matthau hat Mücke vor mehreren Jahren schon einige sehr treffende Sachen geschrieben:
"Ich finde es beachtlich, dass man in diesem Film Lukschy besetzte, der etwa 15 Jahre älter als Matthau war, obwohl dieser im namhaften „Charade“ bereits von Martin Hirthe gesprochen worden war, der ihn später auch regelmäßig sprach, obwohl ihn Siegfried Schürenberg in seiner Oscar-Rolle gesprochen hatte und obwohl auch Arnold Marquis, der die Rolle später für Jack Klugman in der Serie „Männerwirtschaft“ sprach, eine Allzweckwaffe war und Matthau auch nicht lange zuvor gesprochen hatte (wohl weil Martin Hirthe in „Die 27. Etage“ wiederum Lukschys Alter-Ego Gregory Peck synchronisierte), möglich gewesen wäre. Jedenfalls war diese Besetzung ein Geniestreich und offenbarte Lukschys bis dahin wohl weitestgehend ungekanntes Komik-Talent, das er für Matthau kurz darauf auch in „Die Kaktusblüte“ und später für Jackie Gleason in „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ unter Beweis stellen durfte. Ich habe selten derart komische Synchro-Performances erlebt, wie von Lukschy, die gleichzeitig aber nicht im entferntesten klamaukig wirkten. Und das noch vor der Brandt-Ära, dessen Sprüche-Systematik gegen Lukschys Komik durch pure Stimmgewalt regelrecht antiquiert wirkt."
Pars pro toto nenne ich nur die Szene, wenn Oscar Felix ausgiebig schildert, wie dieser ihn allmählich in den Wahnsinn treibt und damit mehrfach (!) zwischen innerlicher Ausgebranntheit, Schluchzen und Schreianfällen wechselt. Oder seine Euphorie über die Einladung der beiden britischen Nachbarinnen oder die durch den ruhigen Tonfall umso effektvoller klingende Angespanntheit, als Felix die zweite Pokerrunde im Film immer wieder mit seinen Ratschlägen unterbricht und nacheinander alle in die Flucht schlägt. Mir ist absolut unverständlich, dass er Matthau danach nur noch in zwei Filmen sprach und sich nicht als dessen Stammsprecher oder zumindest als Alternativbesetzung zu Martin Hirthe etablierte!
Georg Thomalla war ähnlich genial. Ich nenne nur Felix´ Eigenbehandlung seiner Nebenhöhlen-Probleme im Restaurant (die nicht einfach aus dem O-Ton übernommen, sondern nachgespielt wurden) oder seinen unvergesslichen hysterischen Anfall in der Mitte des Films (Stichwort: "Fleischauflauf")!
Zwei absolut herausragende Leistung in einer Synchro, die auch in den übrigen (nicht sehr zahlreichen) Sprechrollen hervorragend besetzt ist!
Zitat von berti im Beitrag #543Zwei absolut herausragende Leistung in einer Synchro, die auch in den übrigen (nicht sehr zahlreichen) Sprechrollen hervorragend besetzt ist!
Aber absolut - die Synchro macht einfach nur Spaß und der ganze Film zu Recht ein absoluter Klassiker.