Ich glaube, dass war die letzte richtige Sternstunde der Münchener Synchronbranche, etwas derartiges gab es danach leider nie wieder.
Das einzige, was nicht ganz gelungen ist, ist die überdurchschnittliche Häufung von Doppelrollen, Thomas Albus, Ulrick Frank und Gernot Duda waren zweimal, Hartmut Neugebauer wenn mich nicht alles täuscht sogar dreimal zu hören, aber das ist bei der grandiosen Leistung wirklich nebensächlich und eigentlich sogar total egal.
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #486Ich glaube, dass war die letzte richtige Sternstunde der Münchener Synchronbranche, etwas derartiges gab es danach leider nie wieder.
Also das halte ich für übertrieben, man denke nur einmal an solche großartigen Synchros wie "Watchmen" oder - auch wenn die Filme mich persönlich nicht ansprechen - "Herr der Ringe". "Ed Wood" hatte aber wirklich eine schöne Synchro, da gebe ich dir recht, waren teilweise auch selten besetzte Sprecher dabei, das gefiel.
Aber das ware ja Gemeinschaftsprojekte mit Berlin und keine reinen Münchener Synchronisationen, wie "Ed Wood" (oder "Erbarmungslos" wo ja nur Morgan Freemans damaliger Stammsprecher Jürgen Kluckert aus Berlin gehlt wurde).
Klaus Kindler für Clint Eastwood und Hartmut Neugebauer für Gene Hackman in Erbarmungslos
Mit diesem Film hat Hartmut Neugebauer bewiesen, dass er nicht nur ein hervorragender Sprecher, sondern auch ein guter Synchronregisseur ist. Er passt hier so gut auf Gene Hackman, dasss man Horst Niendorf garnicht vermisst und bringt die Rolle des erst sympathisch erscheinenden, aber später von Rachegelüsten getriebenen und später selbst zum Unmensch werdenen Sheriffs exzellent rüber , der große Horst Niendorf hätte es nicht besser gemacht.
Klaus Kindler höre ich so wie so sehr gerne, aber besonders gefällt er mir, wenn er mal gegen sein Klischee besetzt wird, was leider viel zu selten vorgekommen ist. Zwar spricht er für Clint Eastwood (deshalb ist die Besetzung in dem Sinne nicht außergewöhnlich), aber in einer total untypischen Rolle, nämlich als gebrochener, alter Mann, der sich von seinem früheren Leben als Krimineller distanziert aber gegen Ende zu genau der gleichen Bestie wird, die er früher war genial rüber, sowohl Kindler als auch Neugebauers Leistungen sind schauspielerisch eine der besten, die ich jemals erlebt habe.
Und dann muss ich mal wieder die gesamte Besetzung eines Films aufzählen, nämlich von Easy Rider, besonders hervorzuheben sind natürlich Thomas Braut, der perfekt auf den zugedröhnten und polterigen Dennis Hopper passt, Reiner Schöne, der gut für Peter Fonda spielt und natürlich der immer geniale Manfred Schott der in dem zwar kurzen aber anspruchsvollen Auftritt von Jack Nicholson brilliert und die charismatische Art und das ambivalente Leben des Charakters genial vermittelt. Aber auch die Sprecher der kleinen Rollen, wie Klaus Kindler oder Horst sachtleben passen sehr gut auf die Schauspieler und geben eine gute Leistung ab.
Aber auch GGH für Richard Harris find ich genial. Und Neugebauer passt hier fast noch besser zu Hackman als in MISSISSIPPI BURNING, wo er ebenfalls klasse war.
Am besten der Dialog mit Richard Harris:
"Du siehst mich einigermaßen überrascht, Bill! Ich dachte du wärst tot!" "Tja, ich selbst dachte ich wäre tot. Bis ich rausfand, ich war nur in Nebraska!"
"Ich sehe, du hast deinen Schnauzbart abrasiert." "Der Geschmack von der Suppe blieb zu lange drin hängen."
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #488Aber das ware ja Gemeinschaftsprojekte mit Berlin und keine reinen Münchener Synchronisationen, wie "Ed Wood" (oder "Erbarmungslos" wo ja nur Morgan Freemans damaliger Stammsprecher Jürgen Kluckert aus Berlin gehlt wurde).
Bei "Watchmen" gibt es aber ein dickes Naja von mir; es waren lediglich drei Berliner dran beteiligt, zwei Kontinutätsbesetzungen (Flechtner u. Hugo) und einmal Regisseur Frank Schaff.
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #488Aber das ware ja Gemeinschaftsprojekte mit Berlin und keine reinen Münchener Synchronisationen, wie "Ed Wood" (oder "Erbarmungslos" wo ja nur Morgan Freemans damaliger Stammsprecher Jürgen Kluckert aus Berlin gehlt wurde).
Bei "Watchmen" gibt es aber ein dickes Naja von mir; es waren lediglich drei Berliner dran beteiligt, zwei Kontinutätsbesetzungen (Flechtner u. Hugo) und einmal Regisseur Frank Schaff.
Na, Du vergisst Otto Mellies. Erfreuliche Wiederaufnahme zu Mellies' Nixon Rolle aus "Frost/Nixon". Flechtner, Hugo und Schaff waren da ja eher die Hauptrollen. Darüber hinaus kann man wirklich Haare spalten, wenn man möchte. Ich finde schon, das "The Watchmen" eine mehr Münchner Synchro ist, mit Berliner Einflüssen.
Zu "Erbarmungslos" kann man nur sagen: Top Film! Top Synchro! Da wurde schon alles zu gesagt.
Falls er noch nicht genannt wurde: Till Hagen für Kevin Spacey in "Verhandlungssache". Großartige Leistung, die sehr schöhn herausarbeitet, daß man nie so ganz sicher sein kann, auf welcher Seite Spacey nun steht. War auch noch zu einer Zeit, als Spacey noch diese herrlich zwielichtigen und undurchschaubaren Rollen gespielt hat und nicht reine Arschlöcher, wie er das heute tut.
Zitat von Stefan der DEFA-FanEine grandiose Leistung vollbrachte Wolfgang Draeger, als er Ian Holm synchronisierte in "Maria Stuart - Königin von Schottland" - in der Todesszene schrie er sich förmlich die Seele aus dem Leib. Mir läuft jedesmal ein Schauer über den Rücken, wenn ich die Szene wiedersehe und ihn panisch "Hilf mir, Herrin!" kreischen höre.
Mir geht es bei dem (zu Unrecht in Vergessenheit geratenen!) Film "Der Gefangene" ähnlich. Nicht nur Alec Guinness, sondern auch Wilhelm Borchert lieferte hier für mich eine seiner besten Leistungen überhaupt ab. Wenn der von Guinness gespielte Kardinal sich in seiner Zelle an die Lampe klammert oder im Verhör mit Jack Hawkins auf dem Boden kniet und beide Male seine inneren Qualen herausschreit, stockt mir jedesmal der Atem. Sowohl Film- als auch Synchronschauspieler haben sich unglaublich intensiv eingefühlt. Ich wüsste zu gern, ob Borchert, der ja viel Theater spielte, den Kardinal jemals in dem Stück verkörpert hat, dass die Vorlage des Films war.
Nachdem ich mir dieses grandiose Psychoduell mal wieder gegönnt habe, möchte ich meine frühere Lobeshymne etwas ergänzen: Borchert brachte nicht nur die inneren Qualen der Rolle rüber, sondern auch andere Facetten. Etwa den würdevollen Stolz, mit dem der Kardinal sich zu Beginn sicher glaubt, dass ihn nichts und niemand zu einem Geständnis bringen könne. Aber auch den dahinter verborgenen Ekel vor und die Verachtung für sich selbst, die (vom Staatsanwalt geschickt aufgespürt) immer stärker durchbrechen. Jenseits davon ist bereits die Szene der ärztlichen Untersuchung ein Kabinettstück, bei der der Arzt nicht sprechen darf und der Kardinal dessen Sätze sagt, um den Aufseher zu provozieren. Es wurde einmal erwähnt, dass Arnold Marquis die Rolle des Staatsanwalts in diesem Film als eine seiner Lieblingsarbeiten bezeichnet habe. Das überrascht mich nicht. In dieser Rolle durfte er sanft und subtil wie selten sein (allein schon, wie er mehrfach in sich hineinlacht, ohne dass es hämisch klänge!). Genial vermittelt er die offene, ehrliche Sympathie und Bewunderung, die der Beamte trotz allem für den Mann empfindet, den er zu einem falschen Geständnis veranlassen will. Aber auch die allmählichen Gewissensqualen und die Bitterkeit nach seinem "Sieg" vermittelt er und harmoniert hervorragend mit Hawkins´ Mimik. In dieser Rolle kann ich mir weder Ackermann noch Lukschy oder Engelmann ähnlich gut vorstellen. Neben den beiden Hauptrollen verblassen leider Gerd Martienzen, Marion Degler oder Herbert Stass, weil deren Rollen viel zu klein ausfallen. Allenfalls Franz Nicklisch als tumb-geschwätziger Wärter und Siegfried Schürenberg als zunächst unnachgiebig drängender, am Schluss jedoch (wegen des eingereichten Rüchtrittsgesuchs) ratloser Vorgesetzter können Profil gewinnen. Ein Glück, dass diese selten gezeigte Perle des Schauspielkinos seit einigen Jahren wenigstens auf DVD vorliegt!
Claus Biederstaedt für Claude Rains in "Casablanca"
Seit ich den Film erstmal gesehen hatte, war Louis Renault meine Lieblingsfigur, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Erstaunlich, wie es Rains hier geschafft hat, den korrupten und opportunistischen Polizeipräfekten trotz allem zum Sympathieträger zu machen. Dass Schick hier nicht Klaus Miedel nahm, obwohl dieser viel naheliegender gewesen wäre, ist ein echter Glücksfall. Wie Biederstaedt hier seine eigentlich eher raue Stimme weich und charmant klingen ließ, ohne dabei ins Ölige oder Verschlagene abzugleiten (was die Figur verfälscht hätte), war eine echte Meisterleistung.