Zitat von John ConnorIn Bezug auf Sprecher mit einer Langzeitkarriere (beonders auf die Stars der Goldenen Ära bezogen) habe ich mir folgende Kategorisierung zurechtgebastelt: Sprecher mit "zeitlosen" Stimmen, bei denen über Jahre hinweg keine Stimmveränderung festzustellen ist (z.B. Siegfried Schürenberg), Sprecher, die irgendwann ihren Zenit überschritten haben (z.B. Curt Ackermann ab CHARADE), und dann Sprecher, die erst Jahre nach ihrer quantitativen Hochzeit einen qualitativen Quantensprung hingelegt haben - und in diese Kategorie gehört für mich an allererster Stelle Lukschy!!!
Dass Ackermann ab einem bestimmten Zeitpunkt kaum noch noch Haupt-, sondern eher Nebenrollen (und Einsätze als Regisseur) hatte, ist mir auch schon aufgefallen. Heinz Engelmann hatte (wie Schürenberg) eine lange Zeit fast unveränderte Stimme. Allerdings wurden größere Rolle bei ihm ungefähr zur gleichen Zeit wie bei Ackermann deutlich seltener. Gehört er also gleich in zwei der von dir genannten Kategorien?
Zitat von John ConnorSprecher, die irgendwann ihren Zenit überschritten haben (z.B. Curt Ackermann ab CHARADE)
Also das kann ich nicht finden - ich fand' ihn sowohl in "Charade" als auch in "Der große Wolf ruft" immer noch bestens. Warum findest du, dass er ab da seinen Zenit überschritten hatte? Warum Ackermann zum Beispiel nicht in Grants letztem Film ("Nicht so schnell mein Junge") zum Einsatz kam ist sehr merkwürdig. Ist denn bekannt, ob sich Ackermann irgendwann zurückgezogen hatte oder quasi in den Ruhestand eingetreten ist?
Zitat von berti Heinz Engelmann hatte (wie Schürenberg) eine lange Zeit fast unveränderte Stimme. Allerdings wurden größere Rolle bei ihm ungefähr zur gleichen Zeit wie bei Ackermann deutlich seltener. Gehört er also gleich in zwei der von dir genannten Kategorien?
Hmmm, hatte irgendwann mal sogar Schürenberg und Engelmann in einem ähnlichen Zusammenhang in einem Atemzug genannt, aber vorhin ist die Erinnerung an DER MANN IN DEN BERGEN wieder wach geworden, wo er doch sehr zittrig und zahnlos klang; aber bis Mitte der Siebziger Jahre hinein würde ich sagen: eindeutig erste Kategorie.
Zitat von smeagol Also das kann ich nicht finden - ich fand' ihn sowohl in "Charade" als auch in "Der große Wolf ruft" immer noch bestens. Warum findest du, dass er ab da seinen Zenit überschritten hatte? Warum Ackermann zum Beispiel nicht in Grants letztem Film ("Nicht so schnell mein Junge") zum Einsatz kam ist sehr merkwürdig. Ist denn bekannt, ob sich Ackermann irgendwann zurückgezogen hatte oder quasi in den Ruhestand eingetreten ist?
Hast recht, meinte natürlich nach CHARADE (nicht umsonst eine meiner liebsten Ackermann-Rolle), in DER GROSSE WOLF RUFT klingt er m.E. nicht mehr so frisch, die Symbiose mit Grant kaschiert das aber großartig. Aber die ganzen Opa-Rollen, die er nach dieser Zeit dann sprach, lassen mich noch heute wehmütig an seine große Zeit in den 50ern zurückdeknen.
Zitat von John Connorhinter meine Lobhudelei auf Marquis in EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE wollte ich in Klammern seinen "Meister"-Spruch hinzufügen, hab's dann aber vergessen! Ich finde jedenfalls, dass der Spruch nicht nur äußerst passend ist, sondern Mitchums Figur sogar definitiv bereichert - dieses Schnippische liegt voll auf der Rolle!
Auf jeden Fall besser als Christian Brückners bloßes "Anwalt!!" im Scorsese-Remake. Ich bin nicht der größte Fan von Marquis/Mitchum, aber gerade hier finde ich ihn auch sehr passend. Wobei ich mir Curt Ackermann hätte auch gut vorstellen können. In DIE NACHT DES JÄGERS sprach er ja schon überzeugend den "bösen" Mitchum.
Zitat von John Connorhinter meine Lobhudelei auf Marquis in EIN KÖDER FÜR DIE BESTIE wollte ich in Klammern seinen "Meister"-Spruch hinzufügen, hab's dann aber vergessen! Ich finde jedenfalls, dass der Spruch nicht nur äußerst passend ist, sondern Mitchums Figur sogar definitiv bereichert - dieses Schnippische liegt voll auf der Rolle!
Auf jeden Fall besser als Christian Brückners bloßes "Anwalt!!" im Scorsese-Remake.
Wobei man allerdings berücksichtigen muss, dass Cady Bowden im Remake auf Englisch nicht "Captain" sondern "Counselor" nennt: http://www.youtube.com/watch?v=5RvpHdz9e28 Die verschiedenen Übersetzungen haben also hier mit einem unterschiedlichen Wortlaut und nicht mit einer Entscheidung des Dialogautors zu tun.
Zitat von John ConnorAb den Endsechzigern wurde seine Stimme kräftiger, sonorer, hat er die nicht zu überhörenden phlegmatischen Manierismen seiner früheren Jahre radikal abgelegt und seine Rollen mit solch einer Spielfreude gesprochen, dass es eine Wonne ist, ihm zuzuhören - und damit hat jeden seiner Schauspieler geadelt. Unter anderem ist es genau dieser sinnliche Aspekt, warum ich Sychronfan bin.
Auf jeden Fall hatte seine Stimme einen höheren Wiedererkennungswert und mehr Tiefe als noch in den 50ern, wo man ihn nicht immer auf Anhieb erkannte. Vielleicht hat es ferner auch etwas damit zu tun, dass man ihn nicht, wie manchmal in den früheren Jahren (so z.B. in "Duell in der Sonne") auf dynamische Charaktere besetzt hat, bei denen er genau das Gegenteil bewirkte, wenn es auch bei Gregory Peck stimmlich gepasst hat, da er eine ähnlich tiefe Stimme hatte. Seine Stimme dürfte sich in späteren Jahren gewissermaßen seinen Schauspielern angepasst haben, wenn ich das richtig sehe. Ich kenne jedenfalls keinen Film aus den 60ern/70ern, wo er fehlbesetzt gewesen wäre. Darüberhinaus finde es in dem Punkt schade, dass er Walter Matthau nur zweimal gesprochen hat.
Zum "Meister": Ich verstehe nicht ganz, wo da für viele das Problem liegt. Dieses "Captain" war früher im Amerikanischen eine demütig-respektvolle Anrede an einen Höhergestellten (um zu schmeicheln, hörte man oft bei Bittstellern); ähnlich war es mit der Anrede "Governor". Das kam aus dem politischen bzw. dem militärischen Milieu (wenn ich nicht falsch liege: Es ist doch wohl nicht der Führer eines Schiffes gemeint - obwohl auch er ja den nötigen Respekt geniesst). Vor diesem Hintergrund macht Cady sich natürlich über Bowden lustig, indem er ihn sarkastisch komplementiert. Im Deutschen ist da schwer eine Entsprechung zu finden. Kapitän, Oberst oder Gouverneur gehen eben nicht, weil sie den Sinn nicht treffen. "Meister" passt da schon ganz gut. Oder was hättet ihr für Vorschläge?
Zitat von MarkusZum "Meister": Ich verstehe nicht ganz, wo da für viele das Problem liegt. Dieses "Captain" war früher im Amerikanischen eine demütig-respektvolle Anrede an einen Höhergestellten (um zu schmeicheln, hörte man oft bei Bittstellern)
Aha, interessant, das war mir nicht bekannt... Hmmm, jetzt versteh' ich auch endlich, warum Quarrel Bond in JAMES BOND JAGT DR. NO ständig mit Captain anredet.
Zitat von MarkusZum "Meister": Ich verstehe nicht ganz, wo da für viele das Problem liegt. Dieses "Captain" war früher im Amerikanischen eine demütig-respektvolle Anrede an einen Höhergestellten (um zu schmeicheln, hörte man oft bei Bittstellern)
Aha, interessant, das war mir nicht bekannt... Hmmm, jetzt versteh' ich auch endlich, warum Quarrel Bond in JAMES BOND JAGT DR. NO ständig mit Captain anredet.
Gut. Dann fordere ich ab sofort, vor allem in Antwort auf einer meiner üblichen Monologe, eine ständige Anrede mit "O Captain, mein Captain!"
Gruß, Tobias
"Bevor ich eine meiner üblichen Fehlentscheidungen treffe, möchte ich erstmal ein Schlückchen Kaffee zu mir nehmen." (Gert-Günther Hoffmann in RAUMSCHIFF ENTERPRISE)
Zitat von MarkusZum "Meister": Ich verstehe nicht ganz, wo da für viele das Problem liegt.
Vielleicht sind manche da durch Bert Markus´ Kritik aus dem "Film-Echo" beeinflusst, die Bräutigam (S. 349) zitiert: "Während Mitchums hervorragendes zwielichtiges, neurotisches und transparentes Spiel im Original wirklich die Furcht und den Schauder vor einer menschlich und geistig nicht zurechnungsfähigen Bestie auf den Zuschauer übertrug, legt ihm die deutsche Dialogregie Sätze und Worte in den Mund (anstatt des zynisch-gefletschten ´Captain´, wenn er mit Bowden spricht, das affig-saloppe ´Meister´), die einen falschen Zungenschlag und damit Lacher erzeugen, die diese dramaturgische Schlüsselfigur entschärfen." Diesem Urteil muss man natürlich nicht zustimmen (siehe die bereits genannten Argumente).
Siegfried Schürenberg für Bernard Miles in "Der Mann, der zuviel wusste"
Zwar ist diese Rolle nicht ganz so facettenreich wie Laurence Olivier in "Spartacus", aber trotzdem bot sie Herrn Schürenberg Gelegenheit, viele Seiten zu zeigen: Zu Beginn etwa den harmlos-freundlichen Gesprächspartner im Restaurant, dann später in der Kirche in seiner Tarnung als Pfarrer pastoral predigend, nachdem er kurz zuvor ein Attentat nüchtern besprochen hatte. Ein persönliches Highlight ist die Szene mit seinem Auftraggeber (dem Botschafter): Zuerst bettelt er (unter dem Vorwand, "den Schützen bezahlen" zu müssen) bei diesem um Geld. Danach muss er sich zusammenstauchen lassen und kann auf den Vorwurf, dass Amerikaner es nicht gern hätten, "wenn man ihre Kinder entführt", nur ein schwächlich-kleinlautes "Was hätte ich denn tun sollen, damit McKenna den Mund hält?" erwidern. Wie früher schon geschrieben, versinkt er hier verbal geradezu im Boden. Gegen Ende klingt er dann kalt und unerbittlich, als er die McKennas (Vater und Sohn) mit der Waffe bedroht und dazu zwingt, gemeinsam "wie drei alte Freunde" das Haus zu verlassen. In dieser Rolle könnte ich mir keinen anderen vorstellen, allenfalls noch Paul Klinger.
Donald Arthur für Sydney Lassick in Einer flog übers Kuckucksnest
Keine leichte Rolle, aber er hat es genial gemacht, sowohl in den leisen als auch in den lauten Tönen perfekt, wirklich eine enorme Bandbreite, die er da an den Tag legt, auch die verrücktheit der Rolle arbeitet er fantastisch raus. Kurz gesagt, er bringt diese schwierige Rolle perfekt rüber. Mich wundert nicht, dass er sie als seine Lieblingsrolle bezeicchnet. Außerdem gefiel mir, dass ich ihn so noch nie zuvor gehört habe, eine geniale Besetzung gegen den Strich.
Horst Sachtleben für Brad Dourif in Einer flog übers Kuckucksnest
Auch das ist eine ziemlich schwierige Rolle, allein schon, weil es (wie ich glaube) extrem schwierig ist Stottern GUT zu spielen und das ist Horst Sachtleben absolut gelungen. Allein deshalb für mich eines der größten Synchronhighlights. Horst sachtleben ist für mich so wie so dder perfekte Sprecher für "verrückte" Rollen.
Eigentlich wäre die gesamte Besetzung von "Einer flog übers Kuckucksnest" ein Fall für diesen Thread, zumindest Manfred Schott, Paul Pürks, Mogens von Gadow und Hartmut Neugebauer haben auch fantastische Arbeit geleistet, aber die beiden oben genannten stechen für mich am meisten raus. Werner Uschkurat ist wahrlich einer der besten im Synchrongeschäft.
Marius Clarén auf Andrew Scott als Jim Moriarty in "Sherlock"
Da es Kelbe in dem entsprechenden Thread gerade erwähnt hat, muss ich ebenfalls die Leistung von Marius Clarén hervorheben. Das war wirklich die beste Synchronperformance, die ich seit längerer Zeit gesehen habe. Moriarty ist ein vielseitiger Schurke mit vielen Facetten, die zu synchronsieren ziemlich schwer sein dürften. Marius Clarén hat alle Tonlagen ängstlich über normal bis psychopathisch transportiert, dass es eine Freude war, ihm zuzuhören bzw. -sehen. Besonders das Zusammenspiel von Andrew Scott (Clarén) und Benedict Cumberbatch (Tommy Morgenstern) in der Szene, in der sich Sherlock Holmes vom Haus stürzen muss (Episode "Der Reichenbachfall) war einfach grandios und bot seh- und hörtechnisch bestes Schauspielerkino.
Ich fand in ih teilweise etwas zu übetrieben, besonders amEnde der letzten Folge der dritten Staffel, wo aufgedeckt wird, wer er wirklich ist, allerdings finde ich, dass Tommy Morgenstern hervorragende Arbeit, als Sherlock Holmes erbracht hat.
Insegsamt ist es eine toll synchronisierte Serie, die sich vom heutigen Einheitbrei deutlich abhebt.