Zitat von berti im Beitrag #986
Zurück zu Lex Barker: Wäre tatsächlich Wolfgang Eichberger besetzt worden, hätte er Old Shatterhand wohl eine völlig entgegengesetzte Wirkung verliehen als die, die er durch Lex Barker erhielt.
Zumindest eine gegenüber GGH entgegengesetzte Wirkung ... aber ich denke, dass Barker mit Eichberger schon sehr wie Barker im O-Ton rübergekommen wäre ... dann würde Old Shatterhand aber heute vieles fehlen.
Das Problem daran ist aber nicht Eichberger.
Ich möchte sogar ausdrücklich betonen, dass Eichberger aus meiner Sicht die Ideal-Stimme von zwei anderen schauspielerisch eher limitierten Western-Stars war:
Randolph Scott und Rod Cameron.
Folglich wäre Eichberger für mich bei Karl May der perfekte Old Firehand gewesen - nur war Wolfgang Eichberger da leider schon tot, als dieser Film rauskam.
Barker kommt am besten mit einem epischen Anstrich rüber - und das konnte hier nur GGH.
Niendorf ist vieles, aber das exakte Gegenteil eines epischen Heroen. Der passte als Old Shatterhand noch schlechter, als Eichberger gewesen wäre - da bin ich mir sehr sicher.
Der arg sanfte Randolph Scott hingegen profitiert davon, wenn Du ihm nuancierte Menschlichkeit einhauchst, die es ihm unmöglich macht, hölzern zu wirken - und das gelang Eichberger überragend gut.
Ich mag Scott nicht, da bin ich ehrlich, aber mit Eichberger (nur mit Eichberger) ist er wirklich ein Fest - und er hat, by the way, in einem der besten Horrorfilme ever ("Murders in the Zoo") mitgespielt, den es m. W. aber noch nicht auf Deutsch gibt.
Rod Cameron wiederum wirkte mit Eichberger plötzlich eloquent, wohingegen er im O-Ton phasenweise schon fast etwas grobschlächtig rüberkommt.
Das ist schon spannend, weil man meinen könnte, dass Barker in Sachen B-Western-Held eigentlich genau aus derselben Ecke kommt. Aber so einfach ist es dann eben doch nicht.
Der schauspielerisch hochwertigste Star, für den Eichberger m. E. die Idealstimme war, ist Stephen McNally - einer der eher wenigen, die damals recht fließend zwischen Helden- und Schurkenhauptrollen hin und her gewandert sind.
Also mit Scott, Cameron und McNally hätte Eichberger seine "Top 3" bei mir dann zusammen.
Mit Bud Abbott dann Top 4 (ohne Reihenfolge).
Es gab aber auch noch weitere, für die er richtig gut passte - z. B. James Whitmore, den er in "Formicula" sogar in einer relativ bekannten Hauptrolle gesprochen hat, und Gilbert Roland.
Die Rolle, die am ehesten mit dem vergleichbar ist, was Eichberger wahrscheinlich als Old Shatterhand gewesen wäre, ist jedoch sicherlich Clint Walker in "Man nannte ihn Kelly". Und tatsächlich hat das durchaus funktioniert. Der Film hat mich sogar als Kind schon abgeholt.