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Dieses Thema hat 981 Antworten
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 Synchronschaffende
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Oliver Laurel


Beiträge: 333

18.02.2024 13:49
#976 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Die Synchronisation des Klassikers Die Meuterei auf der Bounty hat mich nach der gestrigen Sichtung schwer beeindruckt. Während O.E. Hasses kongeniale Leistung für Charles Laughton über die Jahre hier im Forum immer wieder lobende Erwähnung fand und sogar dessen Hinführungstext in der Synchronkartei diese Rolle zurecht als Highlight benennt, möchte ich mit diesem Beitrag die Lobeshymne auch auf Siegfried Schürenberg für Clark Gable ausweiten.

Die Rolle des Fletcher Christian bietet Schürenberg wieder einmal die Möglichkeit, eine hervorragende Kostprobe seiner schauspielerischen Vielseitigkeit zu geben, welche das Nachkriegskino so sträflich vernachlässigte. Zum einen tönt er hier immer wieder so charmant-lässig, heldenhaft wie GGH in dessen besten Zeiten und zum anderen legt er
Auch immer wieder eine autoritäre Strenge an den Tag. Eine Strenge, die im Gegensatz zu Laughtons Bligh von einer unerschütterlichen Humanität und Respekt geprägt ist. Schürenberg schafft es, das innere Brodeln Fletchers, welches durch die eisige Brutalität Laughtons immer stärker wird, eindrucksvoll zu porträtieren. Beispielhaft sind hier die ersten längeren Gespräche mit Hasse, die zwar noch von Fletchers Seite aus mit Respekt und Sachlichkeit geführt werden, aber bereits zwei völlig verschiedene Wertefundamente kollidieren lassen, die unterschwellige Anspannung, die bereits hier in Gables Spiel deutlich wird, trifft Schürenberg ausgezeichnet. Schürenberg und Hasse vermögen es, die Stimmung des Originals in ihren Wortgefechten punktgenau zu adaptieren.

Ebenfalls beeindruckend ist dann Christians emotionaler Ausbruch unmittelbar vor der Meuterei, in dem sich der angestaute Hass vollständig entlädt und Schürenberg in puncto Glaubwürdigkeit sogar eine Nuance glaubwürdiger erscheint, als Gable selbst. Ich mache es kurz: Film und Deutsche Bearbeitung bietet mit Gable und Schürenberg eine der schönsten Kombis der Synchrongeschichte in Topform.

Trotz der hohen Qualität, die diese Synchronisation bietet, hoffe ich natürlich, dass es uns irgendwann gegönnt sein wird, den Film in seiner 1936er-Fassung zu sehen; gerade der Vergleich zwischen Erich Ponto und O.E. Hasse brennt mir unter den Nägeln.

Silenzio
Moderator

Beiträge: 20.463

11.03.2024 19:47
#977 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Obwohl ich einige Besetzungen bei "Mr. Bill" doch recht fragwürdig finde - Manfred Lehmann für Gregory Hines ist eine unglaublich langweilige Besetzung (passte auch nur mäßig), Jürgen Thormann für Cliff Robertson wirkt auch sehr einfallslos, Lutz Mackensy für Ed Begley Jr. ist reichlich schräg, die Besetzungen der Kadetten ist durchweg ganz gut ausgewählt - so sticht vor allem Gerd Duwner für Danny DeVito hervor. Für beide ist es m.E. die beste Leistung. Mal hart, mal witzig, auch sehr gefühlvoll. Duwner trifft ebenso wie DeVito selbst alle Facetten der Rolle perfekt. Er macht daraus ein Kabinettstückchen. Nicht nur komisch, kauzig, chargierend, kieksend - einfach authentisch. Wüsste zu gerne, ob das auch wieder eine späte Arbeit von Michael Richter war. Die Besetzungen würden teilweise schon passen.

Ludo


Beiträge: 1.128

11.03.2024 19:56
#978 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Zitat von Silenzio im Beitrag #977
Wüsste zu gerne, ob das auch wieder eine späte Arbeit von Michael Richter war. Die Besetzungen würden teilweise schon passen.


Für mich liest sich das sogar absolut nach Richter. Die langweilige Besetzung mit Lehmann wäre für mich schon das erste Indiz (mein Urteil zu Richters absoluten Klischeedenken haben ich ja schon anderweitig kundgetan). Und Namen wie Hasper, Rettinghaus, Flechtner und Pigulla (allesamt in Richtersynchros der 90er häufig vertreten) wären weitere Hinweise.

Lammers


Beiträge: 4.070

11.03.2024 21:45
#979 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #594
Wurde hier eigentlich schon Joachim Tennstedt für John Hurt in Der Elefantenmensch genannt?

Joachim Kerzel und Friedrich Schönfelder sind natürlich, wie immer gut, aber der absolute Star dieser Synchronisation ist für mich Joachim Tennstedt. Unglaublich, was der Mann da im Synchron-Studio geleistet hat. Einerseits natürlich wegen dem Keuchen und der durch die schwere Deformation des Protagonisten bedingte "verschleierte" Sprecherweise, die Tennstadt wie ich finde perfekt trifft und überhaupt nicht überdreht und dadurch ins lächerliche zieht, sondern sehr authentisch rüberbringt, andererseits jedoch, wegen seinem Schauspiel allgemein. Ich finde es genial, wie er hier die innere Gebrochenheit, aber auch die kurzen Momente der Glücks darstellt.


Ich kann dem nur zustimmen. Joachim Tennstedt hat hier wirklich eine beachtliche Leistung erbracht. Mir ist noch aufgefallen, dass Tennstedt ihn in den verschiedenen Entwicklungsphasen perfekt getroffen hat. Anfangs ist Merrick ja extrem gehemmt zu sprechen. Da muss es eine echte Herausforderung gewesen sein, diese Hemmung wiederzugeben, inkl. den Atmern und Schluckern, als es ihn noch wahnsinnige Überwindung kostet und er es nur durch Tavares gutes Zureden schafft, ein paar Worte herauszubringen. Im Laufe des Films, als er dann mehr und mehr auftaut und Freude daran bekommt, mit Menschen zu reden, lässt Tennstedt den von John Hurt gespielten John Merrick unglaublich menschlich wirken, so dass man als Zuschauer bemerkt, dass hinter der entstellten Fassade wirklich ein Mensch mit einem freundlichen und höflichen Wesen steckt, der nach und nach seinen Mitmenschen vertraut. So trägt auch Joachim Tennstedt in der deutschen Fassung dazu bei, dass einen dieser Film berührt.

Silenzio
Moderator

Beiträge: 20.463

09.04.2024 02:41
#980 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

"Rendezvous mit Joe Black" (Regie: Joachim Kerzel)

Huch, dieser Schmachtfetzen? Ja, dieser Schmachtfetzen! Denn hier haben sowohl Anthony Hopkins als auch Hartmut Reck vermutlich ihre beste Leistung gezeigt. Da passt wirklich alles. Reck beherrscht perfekt die leisen, die lauten und die mittleren Töne und ist gerade in dieser Rolle wirklich perfekt besetzt. Sorry, aber so gut wie Schult auch in "Schweigen der Lämmer" war, ich könnte ihn mir absolut nicht vorstellen. Kerzel freilich auch nicht. Es ist zudem ein interessanter Schachzug von Regisseur Kerzel ausgerechnet Reck den Vorzug zu geben, der auch wirklich besser passte. Denn wenn ich mich nicht vertue, hatte Kerzel tatsächlich vorher bereits um die neun Einsätze gehabt und Reck ungefähr nur die Hälfte davon, wobei er z.B. in "Nixon" auch recht stark war. Aber wirklich Respekt vor Kerzel. Bis auf eine Besetzung ist der Rest auch super. Meister ist routiniert, Kluckert für Jeffrey Tambor gefällt mir richtig gut, auch Ulrike Möckel für Marcia Gay Harden. Fantastisch ist natürlich auch Bernd Vollbrecht in Arschloch-Rolle. Einzig, tja einzig Irina von Bentheim für Claire Forlani gefällt mir überhaupt nicht. Viel zu aufdringlich oder vielleicht sogar zu alt. Vielleicht wäre etwas subtiler und jünger besser... Carola Ewert? Wer weiß, vielleicht. Egal. Die gesamte Synchro ist trotzdem rundum stimmig. Auch cool noch Hermann Ebeling zu hören, der eine recht späte Rolle hier hatte.

berti


Beiträge: 17.496

21.04.2024 15:11
#981 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Zitat von Lammers im Beitrag #979
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #594
Wurde hier eigentlich schon Joachim Tennstedt für John Hurt in Der Elefantenmensch genannt?

Joachim Kerzel und Friedrich Schönfelder sind natürlich, wie immer gut, aber der absolute Star dieser Synchronisation ist für mich Joachim Tennstedt. Unglaublich, was der Mann da im Synchron-Studio geleistet hat. Einerseits natürlich wegen dem Keuchen und der durch die schwere Deformation des Protagonisten bedingte "verschleierte" Sprecherweise, die Tennstadt wie ich finde perfekt trifft und überhaupt nicht überdreht und dadurch ins lächerliche zieht, sondern sehr authentisch rüberbringt, andererseits jedoch, wegen seinem Schauspiel allgemein. Ich finde es genial, wie er hier die innere Gebrochenheit, aber auch die kurzen Momente der Glücks darstellt.


Ich kann dem nur zustimmen. Joachim Tennstedt hat hier wirklich eine beachtliche Leistung erbracht. Mir ist noch aufgefallen, dass Tennstedt ihn in den verschiedenen Entwicklungsphasen perfekt getroffen hat. Anfangs ist Merrick ja extrem gehemmt zu sprechen. Da muss es eine echte Herausforderung gewesen sein, diese Hemmung wiederzugeben, inkl. den Atmern und Schluckern, als es ihn noch wahnsinnige Überwindung kostet und er es nur durch Tavares gutes Zureden schafft, ein paar Worte herauszubringen. Im Laufe des Films, als er dann mehr und mehr auftaut und Freude daran bekommt, mit Menschen zu reden, lässt Tennstedt den von John Hurt gespielten John Merrick unglaublich menschlich wirken, so dass man als Zuschauer bemerkt, dass hinter der entstellten Fassade wirklich ein Mensch mit einem freundlichen und höflichen Wesen steckt, der nach und nach seinen Mitmenschen vertraut. So trägt auch Joachim Tennstedt in der deutschen Fassung dazu bei, dass einen dieser Film berührt.

Es wundert mich fast, dass Joachim Tennstedt in dem Interview mit Media-Paten nicht auf diesen Film zu sprechen kam.
Er war nicht nur schauspielerisch äußerst sensibel (zu einer Zeit, als er noch nicht unbedingt zur Oberliga gezählt wurde), man machte sich sogar die Mühe, auch unartikulierte Geräusche wie Atmer, Schlucken oder Schmerzen zu synchronisieren, wie bereits erwähnt wurde. In diesem Fall war es wichtig, gerade in der Szene, in der Merrick erstmals spricht und aus den Lauten allmählich einzelne Wörter werden. Hier hört Tennstedt sich wirklich so an, dass man ihm glaubt, dass die Figur schon sehr lange nicht mehr gesprochen hat.
Zu gerne wüsste ich, wie er dabei den gequetschten Klang hinbekommen hat! Ob er sich etwas vor den Mund hielt?
Joachim Kerzel für Anthony Hopkins war auch hervorragend, wie er den Wandel bei Frederick Treves akustisch hinbekam: Zunächst sieht der Arzt Merrick eher als Studienobjekt und hält ihn für ein primitives Wesen, aber schrittweise nimmt er immer stärker emotionalen Anteil; Höhepunkt ist dabei sein Wutausbruch über einen Wärter, der dem "Elefantenmenschen" übel mitgespielt hat.
Daneben war Friedrich W. Bauschulte für Freddie Jones als schmieriger, versoffener Schausteller ekelhaft wie selten!

Insgesamt ein feinsinniger, sensibler Film, der ebenso auch von allen Beteiligten synchronisiert wurde; ein großes Lob an Heinz Freitag!

berti


Beiträge: 17.496

21.04.2024 15:21
#982 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Ein neueres Beispiel, das ich unbedingt auch hier nennen möchte: Kaya Marie Möller für Blake Lively in "The Shallows - Gefahr aus der Tiefe"

Über weite Strecken eine One-Woman-Show, die stärker von den Bildern und der Handlung als vom Gesprochenen lebt. Aber KMM hat hier viele Szenen, in denen sie ausführliche Schrei- und Kreischattacken hatte. Beim Hören kam mir der Verdacht, dass sie danach eventuell ihre Stimmbänder einige Tage lang schonen musste! Daneben gibt es auch ähnlich intensive Szenen, in denen sie mit sich selbst spricht und sich dabei zu beruhigen versucht, weil sie am Rande des Nervenzusammenbruchs steht: beschwörend, fiebrig und intensiv!

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