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Dieses Thema hat 994 Antworten
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 Synchronschaffende
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Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.224

22.08.2021 21:09
#901 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

So richtig bin ich während des ganzen Filmes nicht darüber hinweg gekommen, dass Jürgen Thormann in "Das vergessene Tal" nicht Michael Caine spricht (und noch nicht einmal Vladek Sheybal), sondern Per Oscarsson.
Aber trotz dieser Kontinuitätsverwirrung (aus heutiger Sicht!) bin ich begeistert von Lothar Blumhagen gerade in dieser Rolle. Er hat es geschafft, eine enorme Autorität zu vermitteln, die verständlich macht, dass der Hauptmann Kontrolle über seinen wilden Haufen besitzt. Klugheit, Bildung und ein Versprechen von skupelloser Brutalität strahlen aus seiner ruhigen Sprache, die wie immer überartikuliert ist und daher wundervoll Theaterhaftes besitzt.
Ich kenne die Originaltonspur nicht und weiß nur, dass so mancher Rezensent meinte, Caine wahre hier seinen Standard und Anspruch, sei aber nicht auf seiner wirklichen Höhe. Mit Blumhagen verschwindet diese Kritik ins Nichts! *
Ich möchte nur noch anmerken, dass Thormann diese Rolle mit Sicherheit in gleicher Qualität gemeistert hätte - gerade die Szenen, in welcher beide "gegeneinander" antreten, beheben jeden Zweifel.

Gruß
Stefan

* Ironischerweise dachte ich so manches Mal an den geistig wie körperlich aufragenden "Seewolf" - und wenn auch Blumhagen nun wirklich nicht zu Raimund Harmstorf gepasst hätte ... in dieser Rolle hätte ihn verdammt gern gehört.

Ozymandias


Beiträge: 1.233

24.12.2021 18:32
#902 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Eine fantastische Synchronisation bietet "Das Biest muss sterben" (1969) von Claude Chabrol. Erik Schumann liefert auf Michel Duchaussoy eine überragende Leistung (und wurde folgerichtig nie wieder besetzt - schade, schade, wobei Duchaussoy eh mehr im Theater unterwegs war). Maskulin, grazil, emotional erkaltet, Leid und Würde gleichermaßen transportierend. Dabei noch nicht so kratzig wie in späteren Jahren. Eine atemberaubende Stimmführung, von der man viel lernen kann. Ein Klangchirurg.

Fulminant auf der anderen Seite des Spektrums auch Thomas Braut als unfassbares menschliches Schwein Paul (exzellent: Jean Yanne) - so abgründig widerlich, dass es eine Freude ist. Nebenbei bemerkt ein Klassiker, den man gesehen haben sollte. Aber kein erfreulicher Film. Ein kühler Chabrol, der die Unvollkommenheit/Verkommenheit des Konstruktes Mensch schonungslos aufzeigt.

CrimeFan



Beiträge: 7.334

03.02.2022 22:51
#903 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Bernd Vollbrecht in "The Sadness".

Das war einfach eine Vollbrecht Rolle, wie sie im Buche steht.

Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag The Sadness (TW, 2021)
Der Star der Show war Bernd Vollbrecht, der hier so richtig den Wutz von der Kette lässt. Was der hier alles vom Stapel lässt, davor haben die Eltern immer gewarnt.

Zitat von CrimeFan im Beitrag The Sadness (TW, 2021)
Das Highlight, ist jedoch Bernd Vollbrecht. Was kann der Mann nicht? Seine Interpretation der Rolle, war so widerwärtig und abartig, aber dabei schafft er es nicht zu übertreiben. Großes Spiel!

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.224

04.04.2022 20:17
#904 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

"Jack Londons Abenteuer im hohen Norden" ist eine DEFA-Synchro der allerschönsten Sorte. Absolute Charakterstimmen bis in die kleinsten Rollen, von echter Coolness (Kurt Goldstein) bis hin zu hinreißender Intensität (Hans Teuschers Schreiattacke, gefolgt von einem hysterischen Weinkrampf). Sogar Hannelore Grünbergs Dialoge sind nicht so knarrig-hölzern wie sonst und auch die Mischung ist ausgewogen. Eine besonders interessante Idee ist nebenbei die Besetzung von Nordlicht Karl Brenk (der ansonsten nie synchronisierte) als alter Seemann - auch wenn er keinen richtigen Dialekt hat, schwingt doch passenderweise die Küste irgendwie mit. Die ohnehin schon überdurchschnittliche London-Verfilmung im Rahmen der damaligen Welle (begonnen vom "Seewolf") wird durch die deutsche Fassung noch ein ganzes Stück hörenswerter.

Gruß
Stefan

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.224

12.04.2022 21:54
#905 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

"Mein Freund Harvey"
Oh wie bedaure ich, dass in den BSG-Unterlagen nichts über Buch und Regie steht - das Dialogbuch ist brillant (F.A. Koeniger?) und der Regisseur hat eine grandiose Auswahl getroffen.
Viktor de Kowa, der ja ansonsten nie synchronisierte, ist ein absoluter Glücksgriff und passt auch perfekt zu Stewarts Gesicht, obwohl er doch mit seiner stark akzentuierten Sprache eigentlich das komplette Gegenteil zum "schlurfenden" Stewart war.
Was aber nicht heißt, dass die Synchronprofis ihm gegenüber zurückstehen - im Gegenteil: da ist nichts von (immerhin achtbarer) Routine, alle Leistungen sind überdurchschnittlich. Besonders originell ist auch die Besetzung Thomallas (den ich mir als ganz anderen Elwood P. Dowd durchaus auch vorstellen könnte) als eher prolliger Krankenwärter - meilenweit entfernt von Skelton, Kaye oder gar Lemmon.
Ein ungetrübtes Vergnügen von der ersten bis zur letzten Minute.

Gruß
Stefan

berti


Beiträge: 17.846

13.04.2022 08:29
#906 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #905
Viktor de Kowa, der ja ansonsten nie synchronisierte

Eine kleine Korrektur: bei Martin sind (abgesehen von Einsätzen für sich selbst) noch zwei weitere Besetzungen auf Stewart und zwei Erzählparts vermerkt:https://www.synchronkartei.de/sprecher/993/2

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.224

13.04.2022 08:47
#907 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Ich bin mir der zwei weiteren Einsätze für Stewart bewusst. Natürlich hätte ich sie auch in einen Nebensatz einbauen können, aber es erschien mir mal nicht nötig. Wär was Anderes, wenn er einen weiteren Schauspieler synchronisiert hätte.
Auch seine Erzählerparts kenne ich, aber ich dachte, dass sich aus dem Zusammenhang ergibt, dass sie für de Kowa als Ausnahme-Synchronsprecher keine Rolle spielen.

Gruß
Stefan

berti


Beiträge: 17.846

13.04.2022 12:41
#908 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Dann lag hier ein Missverständnis vor. Ich hatte gedacht, du hättest gemeint, "Harvey" sei seine einzige Synchronrolle überhaupt gewesen.
Entschuldigung!

Oliver Laurel


Beiträge: 368

13.04.2022 12:42
#909 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Viktor de Kowa war ein sehr toller Schauspieler ( leider auch überzeugter Nationalsozialist) den ich sehr gerne mag aber auf James Stewart kann ich ihn mir beim besten Willen nicht vorstellen. Da habe ich Scheider zu sehr im Ohr.

JamesWhiteu


Beiträge: 279

20.04.2022 20:56
#910 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Staffel 11 von Family Guy ist großartig übersetzt. Habe sie mit englischen Untertitel geschaut, um die Übersetzungsqualität zu untersuchen. Der Ideenreichtum neue Witze zu erfinden und teilweise lustiger und listiger zu sein hat mich in dieser Staffel beeindruckt und begeistert. Ich war zwar high, wenn ich sie gesehen habe und das könnte meine Begeisterung für Family Guy vervielfacht haben, aber trotzdem.

Bollwerk


Beiträge: 151

21.04.2022 17:09
#911 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Die aktuelle Family Guy Staffel hat auch wieder ein paar Highlights zu bieten. Bspw. guckt Brian ein Video auf dem Smartphone in welchem Attila Hildmann über das RKI spricht. Im Original war es Alex Jones, ein Rechter aus dem Trump-Spektrum mit ähnlichen Ansichten. Der Gag wurde also gerettet und dem deutschen Publikum sehr gut angepasst.

Chow Yun-Fat


Beiträge: 6.860

21.04.2022 17:10
#912 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Zitat von Bollwerk im Beitrag #911
Die aktuelle Family Guy Staffel hat auch wieder ein paar Highlights zu bieten. Bspw. guckt Brian ein Video auf dem Smartphone in welchem Attila Hildmann über das RKI spricht. Im Original war es Alex Jones, ein Rechter aus dem Trump-Spektrum mit ähnlichen Ansichten. Der Gag wurde also gerettet und dem deutschen Publikum sehr gut angepasst.


Da hätte sich aber eher Ken Jepsen angeboten. Der äfft den Jones doch regelrecht nach.

VanToby
Forumsleiter

Beiträge: 42.457

21.04.2022 17:18
#913 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Hätte zum Möchtegern-Intellektuellen Brian tatsächlich besser gepasst, ist aber einem breiten Publikum vermutlich zu unbekannt. (Und insgesamt vielleicht auch zu riskant.) (Und² übrigens nicht mit Klaus Jepsen verwandt.)

Chow Yun-Fat


Beiträge: 6.860

22.04.2022 22:17
#914 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Zitat von VanToby im Beitrag #913
(Und² übrigens nicht mit Klaus Jepsen verwandt.)


Hab erst jetzt geschnallt, was du meintest. Ken Jebsen schreibt sich natürlich mit b. Aber da das eh nicht sein richtiger Name ist, schreibe ich einfach, was ich will. Chleudert den Jepsen zu Poden!

berti


Beiträge: 17.846

04.05.2022 10:13
#915 RE: Synchron-Sternstunden Zitat · antworten

Nachdem ich "Mein Freund Harvey" neulich erstmals gesehen habe (er stand schon länger auf meiner Liste, aber ich war zögerlich), wollte ich Stefans Beitrag aufgreifen:

Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #905
Oh wie bedaure ich, dass in den BSG-Unterlagen nichts über Buch und Regie steht - das Dialogbuch ist brillant (F.A. Koeniger?)

Wobei bereits die Bühnenfassung mit Alfred Polgar einen renommierten Namen als Übersetzer hatte - und an seiner Übersetzung hat man sich offensichtlich stark orientiert (siehe etwa den Ausdruck "Fliegenschmutz" für Nichtigkeiten oder die Erwähnung Einsteins, wenn im Original lediglich von der "Wissenschaft" die Rede ist). Direkt am Dialogbuch dürfte Polgar allerdings nicht beteiligt gewesen sein, denn das hätte man sicher erwähnt (wie bei Erich Kästner in "Alles über Eva" oder Erich-Maria Remarque in "Wer den Wind sät").
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #905
Viktor de Kowa, der ja ansonsten nie synchronisierte, ist ein absoluter Glücksgriff und passt auch perfekt zu Stewarts Gesicht, obwohl er doch mit seiner stark akzentuierten Sprache eigentlich das komplette Gegenteil zum "schlurfenden" Stewart war.

Das hat mich auch überrascht, zumal er wirklich gut mit Stewarts Interpretation harmonierte; de Kowa selbst hat die Rolle auf der Bühne sicher anders angelegt. Teilweise erinnerte er stark an Siegmar Schneider, so dass ich es verschmerzen konnte, diesen nicht zu hören. Sicher ist es schade, dass Schneider Stewart in einer von dessen bekanntesten Rollen nicht synchronisiert hat; aber man muss bedenken, dass er zu dieser Zeit anscheinend erst einen Einsatz ("Winchester 73") gehabt hatte und es noch Jahre dauerte, bis er sich fest etabliert hatte.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #905
Was aber nicht heißt, dass die Synchronprofis ihm gegenüber zurückstehen - im Gegenteil: da ist nichts von (immerhin achtbarer) Routine, alle Leistungen sind überdurchschnittlich.

Ich nehme an, das gilt u. a. auch für Hans Hessling und besonders Alfred Balthoff?
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #905
Besonders originell ist auch die Besetzung Thomallas (den ich mir als ganz anderen Elwood P. Dowd durchaus auch vorstellen könnte) als eher prolliger Krankenwärter - meilenweit entfernt von Skelton, Kaye oder gar Lemmon.

Hier war Thomalla wirklich sehr ungewohnt zu hören (etwas mehr dazu schreibe ich besser in einem anderen Thread). Ob bei einer zehn Jahre später entstandenen Synchro wohl Arnold Marquis zum Zuge gekommen wäre? Noch ein paar Jahre später hätte man vielleicht Gerd Duwner genommen, der ähnlich erfrischend untypisch gewirkt hätte.
Besonders kurios ist, dass diese Rolle Jahrzehnte später auf der Bühne von Harald Dietl verkörpert wurde, der gut zur Figur passte, aber sowohl stimmlich als auch optisch der wohl größtmögliche Kontrast zu Thomalla war.

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