Klaus Kindler in "Die Gummibärenbande". Als Gruffi Gummi und Flint Shrubwood. Spielfreude für die Kinder, dass man förmlich sein Mikrofongrinsen mithört. Herrlich. Und meine ich todernst - eine Sternstunde, die zeigt, was Synchron sein kann (und sollte).
Vorhin genüsslich "Das Geisterhaus" im Nachtbereitschaftszimmer auf ARD One gesehen.
Wolfgang Hess für Jeremy Irons ist echt eine Wucht. Ja, tatsächlich! Er passt wunderbar zur Rolle. Mag schräg anmuten, aber es funktioniert tadellos. Man ist sofort drin in dieser grandiosen Synchro. Frank Glaubrecht, der die Rolle wohl erst komplett eingesprochen haben soll, kann ich mir tatsächlich nur schwer auf diese Rolle vorstellen. Weder auf den jungen noch alten Irons hier. Auch toll: Alexandra Ludwig für Winona Ryder. Sehr schön synchronisiert. Passt für mich fast noch besser als Kellina Klein, die ich sonst bevorzuge und die auch sonst prächtig passt.
Eckart Dux für Anthony Perkins in "Psycho" wurde zwar in der Frühphase dieses Threads schon erwähnt, aber noch ncht ausführlicher gewürdigt. Ich zitiere zunächst einen Beitrag, der vor über zehn Jahren woanders gepostet wurde: "Psycho (1960) Man neigt heute dazu, sehr leicht zu vergessen, dass auch die Figur des Norman Bates einen ganz neuen Typus des geistig verstörten Mörders präsentierte. Eckart Dux hat deshalb aus meiner Sicht ebenso Pionierarbeit geleistet."
Heute kann man den Film natürlich nicht mehr ohne Vorwissen sehen, und dadurch, dass diese Art der Darstellung von Psychopathen zum Klischee wurde, wirkt Norman Bates auf heutige Zuschauer zwangsläufig anders, als dies 1960 der Fall war. Anthony Perkins hatte zuvor eher das Image eines "netten Jungen von nebenan" und wurde von Hitchcock gerade deswegen besetzt, nachdem Bates im Roman mindestens zwanzig Jahre älter und äußerlich abstoßend ist (dicklich, ungepflegte Erscheinung, Alkoholiker). Auch Dux bediente zu dieser Zeit (und auch noch viele Jahre danach) einen ähnlich "jungenhaften" Rollentyp, negative Figuren waren relativ selten darunter. Perkins hatte natürlich schon zuvor synchronisiert, aber hier war er die perfekte Wahl: Die linkisch-nervöse, aber keineswegs unsympathische Art traf er genau, einschließlich der dezenten Stotterer. Er wirkte genau so, wie es Hitchcocks Intentionen (und denen des Drehbuchautors) entsprach. Wirklich schade, dass unmittelbar danach mehrere Filme mit Perkins nach München gingen, so dass der deutlich weniger ideale Reinhard Glemnitz zum Zuge kam! Hätte es bei "Psycho" überhaupt eine Alternative gegeben? Ottokar Runze vielleicht, der damals stimmlich ein ähnlicher Typ war und Perkins in "Lockende Versuchung" synchronisiert hatte; ansonsten viele mir höchstens noch Herbert Stass ein. Wenn man sich kaum jemand anders vorstellen kann, ist das natürlich Grund genug, von einer Idealbesetzung zu sprechen. Aber auch sonst ist die Synchro sehr gelungen, siehe etwa Margot Leonard, der erfrischend unverbrauchte Gerhard Geisler, Paul Wagner, Ursula Krieg oder (trotz der wenigen Sätze) Heinz Petruo, der akustisch genau den Eindruck vermittelt, den die Rolle optich durch ihre Sonnenbrille bietet. Selbst Edith Schneider und Dietmar Schönherr schlagen sich in den von Hitchcock bewusst blass gestalteten Rollen, so gut es möglich ist.
Eine deutsche Fassung, die der Qualität des Originalfilms angemessen ist, was man leider nicht von allen Hitchcock-Synchros sagen kann!
Zitat von berti im Beitrag #963 Perkins hatte natürlich schon zuvor synchronisiert, aber hier war er die perfekte Wahl: Die linkisch-nervöse, aber keineswegs unsympathische Art traf er genau, einschließlich der dezenten Stotterer. Er wirkte genau so, wie es Hitchcocks Intentionen (und denen des Drehbuchautors) entsprach. Wirklich schade, dass unmittelbar danach mehrere Filme mit Perkins nach München gingen, so dass der deutlich weniger ideale Reinhard Glemnitz zum Zuge kam!
Eckart Dux war hier wirklich hervorragend und hat Perkins exakt getroffen. Ich möchte gar nicht wissen, wie lange Dux gebraucht hat, um diese Stotterer so adäquat zu adaptieren. Deine Kritik bezüglich Glemnitz teile ich allerdings nicht, seine Leistung für Perkins in der Prozess beispielsweise fand ich unglaublich intensiv und durchaus dem O-Ton ebenbürtig. Für mich eine absolut passende Alternativbesetzung zum idealen Eckart Dux.
Schauspielerisch schwach finde ich Glemnitz keineswegs; es ist nur eben so, dass Dux für mich DIE Stimme ist und ich deswegen sehr bedaure, dass er nach "Psycho" mehrere Jahre nicht mehr zum Zuge kam. Ähnlich geht es mir auch in Bezug auf seine Nicht-Besetzung in "Mord im Orientexpress" (aber dieses Thema wurde ja schon anderweitig diskutiert).
Glemnitz und Dux empfand ich beide auf Perkins duchaus ebenbürtig...wüsste auch echt nicht, wer mir da besser gefällt. Aber berti, du hast Recht: Joachim Kerzel im OE war ein großer Missgriff, den ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Generell wurde Kerzel in früheren Jahren manchmal auf Schauspieler besetzt, für die er schon viel zu hart und kantig klang (bspw. auch William Hurt). Schlimmer als Kerzel war eigentlich nur noch Rode/Perkins, das war in etwa so subtil, als wenn man Martin Kessler auf Leonardo DiCaprio besetzen würde.
Ich glaube, da spielt recht stark ein später geprägtes Bild von Kerzel mit hinein (so wie mal jemand unbedingt den "Action-Danneberg" bei seinem einzigen Einsatz als Winnetou hören wollte, obwohl er damals eher als grüner Junge besetzt wurde und der Action-Bezug erst Jahre später kommen sollte). Ich kann jedenfalls mit Kerzel immer noch besser als mit Rode oder Schön (Pukaß wäre vielleicht geeigneter gewesen, wenn schon Dux nicht möglich war - Brückner hätte ich jetzt auch nicht gut gefunden).
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #968Ich kann jedenfalls mit Kerzel immer noch besser als mit Rode oder Schön (Pukaß wäre vielleicht geeigneter gewesen, wenn schon Dux nicht möglich war - Brückner hätte ich jetzt auch nicht gut gefunden).
Ich wollte das Thema hier eigentlich nicht wieder durchkauen; aber mein Problem mit Kerzel besteht in erster Linie darin, dass die Rolle so stark in Richtung Norman Bates uminterpretiert wurde, weshalb Dux´ Besetzung sehr wünschenswert gewesen wäre (zumal Perkins hier sogar noch Interaktionen mit Martin Balsam hatte). War Schön zum Zeitpunkt der "Orientexpress"-Synchro überhaupt schon im Westen? Rode war ein reiner Rollencast für einen ungewöhnlichen "toughen" Part, der sich deutlich von Perkins´ sonstigem Image unterschied, dass er auch als Sekretär bediente.
In der Vergangenheit wurde Wilhelm Borcherts Leistung für Alec Guinness in "Der kleine Lord" schon von einigen Mitgliedern (John Connor, Flammentanz, fortinbras, S.T.O.F.F.E.L.) besonders gelobt. Nachdem ich neulich endlich Gelegenheit hatte, den Film zu sehen, kann ich mich dem anschließen: Anfang verleiht Borchert dem alten Earl stimmlich eine enorme Kälte und Strenge, die allmählich von immer stärkeren menschlichen Zwischentönen durchzogen wird (etwa beim Gespräch mit seiner Schwester). Bezeichnend ist auch die Szene im letzten Drittel, in der er erfährt dass die Frau, die behauptet, ihr Sohn habe gegenüber Cedric ein Vorrecht auf den Titel, eine Betrügerin ist. Er zeigt sich kurz euphorisch, bewahrt dabei aber trotzdem noch die Form, ebenso wie in den letzten Szenen, als er bei aller Würde im Auftreten einen warmherzigen Unterton bekommt. Nuancenreiches Schauspiel von einem der ganz Großen der Branche!
Der Film bzw. dessen Synchro wurde im Forum früher schon ein paar mal erwähnt, aber ist schon länger her. Kürzlich sah ich den Film im Fernsehen mal wieder. Die Rede ist von "Nobody ist der Größte". Die Synchro vereint beides: tolle Besetzungen mit einer gehörigen Portion Spielfreude und leider auch solche, die grandios missglückt sind oder nerven. Positiv ist auf jeden Fall Friedrich Schoenfelder zu nennen, der hier einen dreckigen, unrasierten Indianerhasser spielt. Normalerweise nicht die Rolle, den man bei Schoenfelder erwarten würde. Er spricht auch schön frei Schnauze und kann sich so richtig austoben. Toll ist auch Gerd Duwner für Jelly Roll, dessen Rolle ziemlich zynisch und diabolisch angehaucht ist. Weit weg von kieksenden Rollen oder Klischee-Asiaten. Hätte es gerne öfters geben dürfen. Danneberg, Brandt selbst und Thormann sind routinierte Profis, die sich gut die Bälle zuspielen konnten. Schwach fand ich nur leider Klaus Miedel für Patrick McGoohan. Die Rolle verkommt zur Karikatur. Sehr sehr schwache Leistung und wenig furchteinflößend. Schade, dass Heinz Drache nicht die späte Gelegenheit bekam ihn nochmal zu sprechen. Einige andere Besetzungen nervten tatsächlich etwas, auch wenn sie nicht direkt fehlbesetzt wirkten: Edgar Ott z.B. Der kiekst als dicker Gefängniswärter wie ein Weltmeister, als wenn es gleich verboten werden würde und er unbedingt nochmal... gib ihn... machen müsste. Marianne Lutz ist auch eher nervtötend, aber wohl einfach der Rolle geschuldet. Ansonsten ist die gesamte Synchro aber insich stimmig, flotte Dialoge, die Sprecher haben den Schalk im Nacken, besonders Michael Chevalier, der sogar Thomas Danneberg die Schau stiehlt. Der sonst eher mäßige Film (kaum zu glauben, dass er von Regie-Profi Damiano Damiani sein soll) wird durch die Synchro erheblich aufgewertet.
Zitat von Silenzio im Beitrag #971Toll ist auch Gerd Duwner für Jelly Roll, dessen Rolle ziemlich zynisch und diabolisch angehaucht ist. Weit weg von kieksenden Rollen oder Klischee-Asiaten. Hätte es gerne öfters geben dürfen.
Wirklich erstaunlich, dass Brandt hier nicht Martienzen oder sogar Miedel besetzt hat! Letzterer wäre aufgrund der Verschlagenheit der Rolle eigentlich naheliegend gewesen.
Zitat von Silenzio im Beitrag #971Schwach fand ich nur leider Klaus Miedel für Patrick McGoohan. Die Rolle verkommt zur Karikatur. Sehr sehr schwache Leistung und wenig furchteinflößend. Schade, dass Heinz Drache nicht die späte Gelegenheit bekam ihn nochmal zu sprechen. Einige andere Besetzungen nervten tatsächlich etwas, auch wenn sie nicht direkt fehlbesetzt wirkten: Edgar Ott z.B. Der kiekst als dicker Gefängniswärter wie ein Weltmeister, als wenn es gleich verboten werden würde und er unbedingt nochmal... gib ihn... machen müsste.
Was McGoohan angeht, so wäre Thormann naheliegender gewesen; aber der war ja schon vergeben. Wenn man von Brandts sonstigen Klischee-Bösewichtern ausgeht, hätte er ansonsten Petruo oder Blumhagen nehmen können; aber ob diese so viel passender gewesen wären? Drache hat zu dieser Zeit schon kaum noch synchronisiert; und war er nicht stärker mit Brunnemann als mit Brandt verbunden? Was Ott angeht, so fand ich den jetzt nicht störend; mehr Probleme habe ich mit Brandt für Harmstorf, der hier leider in seinen platten Fiesling-Tonfall verfällt.
Nachdem ich ihn jetzt nochmal gesehen habe, die gesamte "Summer Ghost" Synchro ist ein einziges Highlight. Selten hört man heutige Sprecher noch in so einer natürlichen Form. Das ganze Projekt hörte sich so an, als hätte man aller Zeit der Welt gehabt und diese für wirklich jeden einzelnen Take genutzt. Leider ist der Titel hierzulande völlig untergegangen.
"Die Spezialisten" - man kann zu Selbstbesetzung von Synchronregisseuren im Allgemeinen stehen, wie man will, aber Arne Elsholtz hatte nicht nur ein perfektes Gefühl dafür, wann es passte*, sondern verpasste sich selbst offenbar auch eine gnadenlose Regie*. Idealbesetzung für Gerard Lanvin und mit einem Spaß bei der Sache, der sich gewaschen hat - seine Figur ist ja keine komische Figur an sich, aber er holte das Maximum an Komik heraus, ohne den Charakter zu verzerren. Ihm ebenbürtig Elmar Wepper (1985 sehr selten in einer berliner Synchro), der den vorlauten Charme von Girardeau perfekt einfing. Ein spritziges Dialogbuch und saubere Unterstützung durch die Sprecher der Nebenfiguren (wenig Spielfutter für sie - der Film ist halt eine Zwei-Mann-Show) - so sollte Synchronisation immer sein. Dass einem so etwas manchmal erst nach Jahren auffällt, zeigt, wie organisch sich die deutsche Tonspur mit dem gesamten Film verbindet.
Vor vielen Jahren schrieb John Connor über den "letzten Zug von Gun Hill" knapp geschrieben: "Kirk Douglas in Bestform!" Gleiches könnte man auch über Arnold Marquis sagen, der zum Zeitpunkt der Synchro erst dabei war, sich zu etablieren. In seiner ersten Szene ist er aufgekratzt und munter, danach (beim Fund seiner toten Frau) emotional zutiefst erschüttert und schließlich kalt entschlossen, die Schuldigen zur Verantwortung zu ziehen. Ein schauspielerisches Highlight von ihm und Gerhard Geisler (ebenfalls damals gerade dabei, sich auf seinen Star zu etablieren) ist die erste Dialogszene zwischen Kirk Douglas und Anthony Quinn, bei der innerhalb weniger Minuten die Stimmung von herzlicher Freundschaft über beiderseitige emotionale Schocks hin zu kalter Entschlossenheit gibt: meisterhaft geschrieben, gespielt und synchronisiert! Bei früheren DVD-Veröffentlichungen war eine Szene mit Douglas leider nur untertitelt enthalten, obwohl sie in der Kinofassung existierte. Für eine Ausstrahlung Anfang 2014 ließ Arte sie neu synchronisieren; aber zum Glück strahlte man später wieder eine Version aus, in der durchgehend Marquis zu hören ist, diese schaffte es auch auf die BD. Gerade in dieser Szene ist er ganz besonders stark, wenn er mit ruhiger, sanfter und doch entschlossener Stimme seinem Gefangenen ausmalt, wie dieser vor Gericht stehen, angesichts des Todesurteils zusammenbrechen und später hängen wird.