Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #824Hirthe auf Peck ist für mich leider so eine krasse Fehlbesetzung, dass ich mich gar nicht auf den Film einlassen konnte (das gilt dementsprechend natürlich auch für die anderen Fälle, bei denen es zu dieser Kombination kam). Sehr schade, denn natürlich liegt es nicht an Hirthe. Aber das passt einfach hinten und vorne nicht.
Für mich war es auch lange gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile geht es, obwohl mir Lukschy lieber gewesen wäre. Allerdings kommt es mir immer noch beachtlich vor, dass man ausgerechnet bei einer Oscar-Rollen einen neuen Sprecher (zumindest bei der BSG) etablierte, noch dazu einen, der erst kurz vorher in die Branche eingestiegen war und der ansonsten eher auf einen anderen Typus (Unsympathen oder Schurken, meist auch deutlich "stämmiger") abonniert war. Unkonventionell war es auf jeden Fall.
Meine absolute Synchronsternstunde (oder eher Synchronsternjahre)lieferte aber Norbert Gastell als Homer Simpson ab. Was dieser Mann geschaffen hat, ist wohl der Gipfel der Kultfiguren im großen TV-Olymp. Norbert Gastells Homer hebt sich stark vom Original ab, er nahm die Figur des Homer und wandelte sie in seine eigene um. Norbert Gastell spricht ihn nicht nur, Homer Simpson ist Norbert Gastell. Diese Perfektion habe ich vergleichsweise noch nicht gesehen: Die schrillen Töne werden ebenso genial einfangen wie die lieben, herzerwärmenden. Die Figur wirkt nicht zuletzt deshalb unsagbar menschlich. Mit dem Tod Norbert Gastells ist einer der größten Meister seines Faches von uns gegangen. Ich liebe die Simpsons und nicht zuletzt aufgrund dieser göttlichen Darbietung. Danke dafür! Ruhe in Frieden!
Eine absolut brilliante Darbietung bot auch R. Lee Ermey mit Franz Rudnick in Full Metal Jacket. Herausragend! Der Ekel und Hass dieser Figur wurden perfekt umgesetzt.
Das gleiche würde ich auch bei Santiago Ziesmer für Spongebob Schwammkopf und Eberhard Prüter für Thaddäus Tentakel sagen. Beide haben das Original adaptiert und es im laufe der Zeit zu ihrer eigenen Figur gemacht. Ziesmer gab Spongebob etwas zutiefst "menschliches", was Tom Kenny im Original nicht wirklich macht. Sogar Ziesmers Lachen klingt um einiges lebendiger als Kennys Presslufthammer-Lachen, was theoretisch auch aus der Konserve hätte kommen können. Prüter wiederum schaffte es sowohl Thaddäus Kultiviertheit und Miesepeterigkeit perfekt rüber zu bringen. Auch da hatte er für mich das englische Original übertroffen. Rodger Bumpass hab ich den kultivierten Tintenfisch nie so richtig abgekauft.
Nach langer Zeit mal wieder gesehen: NAHAUFNAHMEN (Inserts, 1974), mit Richard Dreyfuss, Bob Hoskins und Veronica Cartwright. Eine wirklich brillinate Leistung aller Beteiligten!
Da es ein sehr dialoglastiger Film ist (man merkt deutlich, dass die Vorlage ein Theaterstück war), darf man die Wirkung (und Leistung) der Synchronisation nicht unterschätzen. Der Synchron-Regiesseur aber auch der Dialog-Autor haben ganze Arbeit geleistet (leider konnte ich keinerlei Angaben darüber finden, wer das war. Ich tippe aber auf eine Synchro aus München, aufgrund der Besetzung). Die Dialoge sind geschliffen und auch der Wortwitz kommt sehr gut rüber.
Klaus Kindler auf Richard Dreyfuss wirkt erst etwas gewöhnungsbedürftig (nachdem man ja Norbert Gescher auf ihn gewöhnt ist/war), doch er spielt die Rolle des zynischen, aber im Grunde sehr sensiblen Porno-Regisseurs einfach ganz fantastisch. Eine wirklich Glanzleistung bietet allerdings Hans Korte auf Bob Hoskins. Wie der Mann hier seine Stimme einsetzte ist echt wahnsinn.
Eines der schönen (aber seltenen) Beispiele, wo die Syncho einen ohnehin schon guten Film noch ZUSÄTZLICH aufwertet! Ähnliches ist mir in dieser Form sonst nur noch bei EOriginal-Synchro von DER EXORZIST so dolle aufgefallen ;-)
Zitat von Pip im Beitrag #829Klaus Kindler auf Richard Dreyfuss wirkt erst etwas gewöhnungsbedürftig (nachdem man ja Norbert Langer auf ihn gewöhnt ist/war), doch er spielt die Rolle des zynischen, aber im Grunde sehr sensiblen Porno-Regisseurs einfach ganz fantastisch.
Du meintest sicherlich Norbert Gescher(!), oder? Norbert Langer wiederum hatte Dreyfuss noch nie synchronisiert.
@Nyan-Kun, da kann ich dir nur zustimmen. Ebenfalls eine herausragende Synchronisation!
P.S. Natürlich sind demnach auch die anderen Simpsons-Sprecher lobend zu erwähnen. :) Elisabeth Volkmann war schon eine Legende, aber Frau Engelke ist ein zufriedenstellender Ersatz. Sabine Bohlmann und Sandra Schwittau sind ebenfalls großartig und stehen dem Original in nichts nach. Frau Schwittau klingt aber seit Staffel 20 etwas tief.
Gestern über NACHTIGALL (2014) gestolpert. Wow! Ingo Hülsmann und sein Team schaffen es, dass man sich fast zurückversetzt fühlt in die Zeiten von Runze & Co. Also, vielleicht ist das jetzt etwas hochgegriffen, aber ich war schwer angetan.
Ingo Hülsmann hat als Synchronsprecher auch wie ich finde eine recht authentische Spielweise und zeitlose Stimme, die sich wohltuend von diesem modernen Synchronesisch abhebt. Schade, dass er nicht öfters synchronisiert.
Unglaublich, dass ich "Unsere Geister sollen leben" noch nicht genannt habe. Sehen wir von der unerklärlich schlechten Tonqualität ab, wüsste ich absolut keinen Negativpunkt zu benennen. Die Dialoge ebenso wie die Liednachdichtungen von Fanny Berthold sind spritzig und lebendig und die Sprecher sitzen so perfekt auf den Gesichtern, wie ich das von einer Nawroth-Synchronisation erwarte. Die Kinder aber sind der Knaller - anders kann ich es nicht sagen. Wer an diesem Film und seiner (glücklicherweise einzigen) Synchronisation keinen Spaß hat, der hat wahrscheinlich keinen Nerv für Kinder und Kindergeschichten.
Mag zwar ein kurioses Beispiel sein, aber ich würde gerne noch Edgar Ott als Imperator in der Kinofassung von Star Wars: Das Imperium schlägt zurück erwähnen.
Damals stand Ian McDiarmid als Besetzung für den Imperator ja noch gar nicht fest, sodass eine ältere Dame mit hinzugefügten Schimpansenaugen (welche im O-Ton von Clive Revill nachsynchronisiert wurde) den Imperator darstellte. Während sich Clive Revills' frühe Interpretation der Figur aus heutiger Sicht mMn gähnend langweilig anhörte (was man ihm aber nicht übel nehmen kann, da zu dem Zeitpunkt noch keine genaue Vorstellung von der Figur vorhanden war), hätte ich mir bei Edgar Otts deutscher Version fast in die Hosen gemacht...
Hört sich natürlich im Vergleich zu späteren Imperator-Sprechern wie Helmut Heyne und Friedhelm Ptok (die ich heute natürlich bevorzuge) total anders an, aber mit Ott wirkte Palpatine wirklich extrem düster und harmonierte wunderbar mit Heinz Petruo.
Wie Silenzio schon anmerkte, bin ich gerade im CSSR-Rausch - und da darf diese Serie nicht fehlen. DEFA at best! Die Serie ist im besten Sinne altmodisch und alltäglich (dass die mal bei RTL lief - heute absolut nicht vorstellbar), da ist Charme das A und O. Den hat die deutsche Fassung en masse aufzubieten. Allein schon Köster für Mensik - immer einer Freude. Die geballte Frauenpower der Serie zieht alle Register, besonders sei hervor gehoben Madeleine Lierck als reizend stotternde Jirina - immer eine Herausforderung, die hier großartig gemeistert wurde. Zwei besondere Besetzungen: Helga Göring in ihrer vertrauten, aber im Synchron selten zu hörenden Rolle als Mutter der Ost-Nation. Und Hans-Peter Reinecke - ausgerechnet er, dessen angeblich grobe Stimme mal von der Filmkritik gescholten wurde, als schüchtern flüsternder Karel; eine gewagte Idee, die hervorragend funktionierte. Extrem überrascht aber haben mich die spritzigen Dialoge von Hannelore Grünberg. Für gewöhnlich knarrten ihre Arbeiten dahin, Paradebeispiel für den nicht immer ganz unberechtigten Vorwurf, DEFA-Dialoge wären literarisch, aber furchtbar hölzern. Nichts davon hier zu finden - da sprüht die farbige Alltagssprache, als hätte sie sich von Thiemann oder Nietzsche anstecken lassen (die bekannt dafür waren, ein wenig Schnodderdeutsch in ihre Arbeiten einzubringen). Am meisten verblüffte mich die zarte Kritik an der Planwirtschaft, die es in deutsche Fassung schaffte. "Die planen und wir dürfen hüpfen" - "Der reinste Planungsfehler und wir müssen es ausbaden." Holla die Waldfee, das war zu Sozialismuszeiten die reinste Blasphemie, auch wenn man sich das heute nicht mehr vorstellen kann! Natürlich kann ich diese wunderbare Serie nicht guten Gewissens jedem empfehlen, dazu ist sie zu speziell und nicht mehr "zeitgemäß" - aber wer eine richtig gute Synchronisation weitab von Synchronesisch erleben will, kommt hier eigentlich nicht vorbei.
Tim Sander auf Nicolas Gob in der französischen Serie "Art of Crime". Er kommt so unfassbar authentisch rüber, dass ich bei ihm immer wieder vergesse, dass es sich um eine Synchro handelt.
Auch die restliche Besetzung (u.a. Shandra Schadt und Bodo Wolf) ist hervorragend und ich finde es schade, dass die Serie hierzulande so wenig Aufmerksamkeit bekommt. Dass man anstelle des französischen Titels einen englischen für die deutsche Fassung wählte, finde ich allerdings mächtig albern.
Als ich endlich mal wieder "Unser Mann in Havanna" gesehen habe, bestätigte sich ein älterer Eindruck von der Qualität dieser Synchro. Was Alec Guinness betrifft, so mischen sich hier seine komödiantische Begabung und sein Talent als Charakterdarsteller in einem Mann, der zunächst wider Willen zum Hochstapler wird, sich dann aber in dieser Rolle gefällt und schließlich in einem Netz von Lügen verstrickt. Zum Glück behielt man hier Wilhelm Borchert bei, der sich gerade für Guinness etablierte, sein Talent zur Verschmitztheit einbringen konnte und der inneren Unsicherheit der Figur absolut gerecht wurde. Ebenfalls ein Glücksgriff war Eduard Wandrey für Burt Ives: In "Weites Land" hatte er für diesen herrlich gepoltert und geknurrt, aber auch in den leiseren Momenten überzeugt. Da Ives´ Part hier sehr "leise" angelegt ist, durfte Wandrey hier durchgehend ruhig sprechen, teils mit ironischem Unterton, teilweise auch mit wehmütigen Momenten. Ein anderes Highlight ist Arnold Marquis in einer (sowohl vom Umfang als auch von der Größe des Schauspielers her) kleinen Rolle, in der er mit seiner damals noch weicheren Stimme herrlich hoch und überdreht sprach und in den hysterischen Momenten ähnlich aufdrehte wie für Lionel Atwill in "Sein oder Nichtsein" (einige Jahre später wäre das vielleicht Gerd Duwner geworden). Dass Siegfried Schürenberg für Noel Coward als charmant-ironischer Mann von Welt kongenial war, versteht sich von selbst, Erich Fiedler für Ralph Richardson als nüchterner Geheimdienstchef war ein interessanter Einfall. Josef Wolf hat hier wieder ein Top-Arbeit abgeliefert!
Es gibt sicherlich viele Synchros zu Animes, die nicht mehr als Durchschnitt sind und zum Teil langweilig. Ob und an gibt es auch durchaus gute Synchros mit netten Besetzungen, vor allem bei den größeren Animes. Wirkliche Meisterwerke sind in diesem Bereich aber eher rar. Eine dieser Synchronmeisterwerke ist für mich die deutsche Synchro zur Animeserie Rainbow.
Jeder einzelne Sprecher, der auf die 7 Jugendlichen besetzt wurde klingt nach was besonderem und wird den Charakteren absolut gerecht, aber auch die Nebencharaktere wurden Top besetzt. Hab erst mal nur knapp die hälfte der Serie gesehen, insofern könnte da sogar noch mehr kommen. Fürs erste haben sich für mich aber schon jetzt einige Synchron-Sternstunden herauskristallisiert. Auf die möchte ich im folgenden gesondert eingehen.
Da wäre zunächst einmal Fabian Oscar Wien für Rokurota Sakuragi. Am Anfang war ich etwas skeptisch. Mittlerweile will ich ihn für Sakuragi nicht mehr missen. Mit was für eine unglaubliche Wärme er diese Figur spricht ist schon bewundernswert. Noch dazu kann er hart wie Stahl klingen, fürsorglich, wo er auch etwas zerbrechlich klingen kann und je nachdem auch kalt das man glatt starr vor Erfurcht wird. Genauso klingt eine Respektsperson bei dem man lieber nicht die Faust hebt, ein Vorbild zu dem man aufsehen kann. Die anderen Sprecher wurden ihren Rollen zwar gerecht, aber Wien hatte bei Sakuragi noch ein Stückcken mehr gegeben. So kommt mir vor.
Axel Lutter für den Arzt Gisuke Sasaki hat wie ich finde auch eine besondere Erwähnung verdient. Normalerweise drehe ich ein wenig mit den Augen, wenn ich sehe, dass er wieder einmal auf irgendeinen Älteren Herren besetzt wurde. Dadurch ist er mir meist beliebig geworden und klingt für mich meistens gleichtönig, wobei dies etwas abgeschwächt werden kann, wenn man ihn passend besetzt. So hatte ich auch hier zunächst die Befürchtung, dass er Sasaki beliebig rüberkommen lässt. Pustekuchen. Das was er da darbietet ist schon eine wahre Hausnummer. Lutter gibt sich der Rolle voll und ganz hin und lässt Sasaki so richtig verschlagen, intrigant, lüstern und notgeil klingen, aber auch absolut glaubhaft nett, zuvorkommend, besorgt und eben unscheinbar. Da kommt der Kontrast zwischen der netten und harmlosen Fassade und dem wahren Sasaki erst so richtig schön zur Geltung. Auch bekommt man schon mal Gänsehaut, wenn Sasaki ganz nüchtern seine bösen und eigenutzigen Pläne schmiedet und seinem Komplizen Ishihara offenbart. Auch wenn man diese Rolle als Zuschauer hasst und widerlich findet birgt sie dennoch eine gewisse Faszination und hat auch ein gewisses Charisma. Bin mir sicher, dass es auch im O-Ton so deutlich wird, aber Lutter hat das ganze perfekt ins deutsche rüber gebracht.
So und schließlich mein aktuell größtes Highlight: Oliver Siebeck für den Wärter Ishihara. Siebeck an sich hat schon den perfekten Stimmcharakter für einen Bösewichten und klingt auch in vielen seiner Rollen alles andere als Vertrauenserweckend, sodass seine Besetzung für den sadistischen Wärter nahe liegt. Business as Usual also? Nicht im geringsten. Tatsächlich ist die Rolle deutlich tiefgründiger und vielseitiger als sie zunächst erscheint (wird im laufe der Serie auch immer deutlicher) und diese Bandbreite spielt Siebeck gekonnt heraus. Wenn Ishihara Sakuragi und die anderen quasi zu Tode foltert dann lässt Siebeck ihn dies in einem recht verzückten und schadenfreudigem Ton ausführen, herrlich fiesem Gekicher inklusive. Als Ishihara es nicht schafft Sakuragi zu brechen und er immer verzweifelter wird und an sich selbst und dem Leben nicht mehr so richtig glauben mag spricht Siebeck dabei so energisch, wutentbrannt mit völlig ratlos-rastlosem Unterton, dass es mir schon mal ein verschmitztes Lächeln gezaubert hat, weil er wieder einmal versagt hat.
Auch die ängstlichen und verunsicherten Szenen mit Ishihara bringt Siebeck perfekt zur Geltung, vor allem im Bezug auf Sasaki und schafft es dabei auch noch unterstützend Sasakis düstere Aura zu verstärken. Zur Höchstform läuft Siebeck aber gegen Mitte der Serie auf als er aus Verzweiflung, Verbitterung, von Neid zerfressen über Sakuragis glückliches Dasein mit seinen Freunden und auf Drogen völlig den Verstand verliert und am Ende nur noch ein jämmerliches Häufchen Elend ist. Was Siebeck da schauspielerisch rausgehauen hat war schon dermaßen grandios, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Bei solchen Charakteren ist die Versuchung in Animes groß (vor allem bei den dicken Grimassen) gegen Ende zu überdrehen und Ishihara wie eine Karikatur wirken zu lassen. Siebeck schafft das Kunststück Ishihara bis zum Ende hin immer noch absolut glaubwürdig und menschlich zu gestalten. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass Ishihara am Ende wo er am absoluten Tiefpunkt steht erst so richtig menschlich wird.
Eine überragende Synchronleistung merkt man vor allem daran, dass die Sprecher so gut performt haben und ihre Rolle dermaßen geprägt haben, dass man sich als Zuschauer niemand anderen (mehr) für diese Rolle vorstellen kann. Die von mir hier genannten Fälle haben das tadellos geschafft.
Insgesamt bin ich wirklich begeistert, was einem da geboten wird bei der Synchro und das beste ist ich bin noch nicht einmal durch mit der Serie. Bin daher gespannt was mich noch so erwarten wird.