Zitat von Koboldsky im Beitrag #794Arne Elsholtz für Tom Hanks in "Captain Phillips".
Ich fand, dass Arne Elsholtz gerade in jüngeren Jahren eigentlich kein besonders vielseitiger Schauspieler war (als Regisseur dagegen grandios!), da er vor dem Mikro leider sehr oft mit seinem eigenen Singsang synchronisierte und damit seine Vielseitigkeit einschränkte. In den letzten Jahren seines Schaffens - insbesondere im Thriller "Captain Phillips" - fand ich ihn schauspielerisch allerdings 1A und muss ganz ehrlich zugeben, dass ich ihn gerade auf Tom Hanks nie zuvor besser fand als hier.
Mir gefallen die Komödien, in denen Elsholtz mit seinem lustigen Tonfall sprach, natürlich auch. Diese härtere, ernste Spielweise in den letzten Jahren jedoch noch viel mehr - trotz leicht unsauberer Aussprache.
Elsholtz hatte doch bereits in "Der Soldat James Ryan" oder "Philadelphia" gezeigt, dass er nicht "nur" Komödie kann.
Das stimmt, aber schauspielerisch gesehen hat er trotzdem erst in den letzten Jahren deutlich Power gehabt, finde ich. Elsholtz war aus meiner Sicht nie so wandlungsfähig wie z. B. Joachim Tennstedt oder Thomas Danneberg. Er wirkte auf mich - insbesondere in ernsten Rollen - immer recht blass.
Ich zögere noch etwas, "Der Gendarm von Saint-Tropez" wirklich als Sternstunde zu bezeichnen - die unsinnigen Kürzungen (wenn schon kürzen, dann wenigstens die "richtigen" Stellen und nicht Szenen mit den Gendarmen), die Namensveränderungen und ich bin grundsätzlich kein Freund von Köhler-Werken (Film wie Synchro). Aber hier sitzt einfach jede Stimme genau so, wie sie sitzen soll - z.T. unverbraucht, aber keineswegs farblos; und vor allem geben sie alle kräftig Gas, es macht Riesenspaß, ihnen zuzuhören. Glanzlichter sind natürlich Martienzen und Uschkurat in seiner herrlich überdrehten Rolle. Verblüffend ist, dass hier in München Martienzen besetzt wurde, obwohl er bisdato nur einmal (wenn auch in einem Erfolgsfilm) zu hören war und der Münchner Reimer mit drei Einsätzen noch unangefochten vorn lag. Fiel er aus gesundheitlichen oder anderen Gründen aus und Köhler hatte den richtigen Riecher? Oder bestand eventuell der Constantin-Verleih sogar auf Martienzens Stimme? Immerhin wurde mit dem Dialogbuch schon zaghaft die Richtung vieler späterer Constantin-Filme vorgegeben durch Wortspielereien ("Warum sagt der immer Ferkelchen zu mir?") und Köhlers Synchros für die Constantin weisen häufig flapsige Hinzufügungen auf. Also abseits aller Vermutungen und Vorbehalte - "Der Gendarm von Saint-Tropez" macht mir in der deutschen Fassung richtig Spaß!
Zitat von Silenzio im Beitrag #281Als Sternstunde im Allgemeinen möcht ich auch noch mal "Spartacus" erwähnen. Nicht nur wegen dem genialen Schürenberg auf Laurence Olivier. Auch Marion Degler, Arnold Marquis, Carl Raddatz, Horst Niendorf und Eduard Wandrey sind großartig. Auch die neuen Szenen mit Norbert Langer und Stephan Schwartz sind gelungen. Langer ist schon 'ne gute Alternative, kann natürlich Schürenberg nicht das Wasser reichen, ist aber passabel für die Neusychro der "Austern- und Schneckenszene".
Kann ich so unterschreiben. Hab' den Film gestern nach langer Zeit mal wieder (auf DVD) geschaut und fand die Synchro klasse. Neben den hier schon erwähnten Marquis und Wandrey, fand ich auch Fritz Tillmann auf Peter Ustinov (Batiatus) toll. Was die berühmte "Austern- und Schneckenszene" angeht: Das beste was man zu Nachsynchros sagen kann, ist, wenn sie einem wie hier (fast) nicht auffallen. Für den Film ist das Wiedereinfügen dieser eindeutig zweideutigen Szene ein Gewinn. Auch wenn Kubrick nicht die volle künstlerische Freiheit seiner späteren Projekte genoss, geriet ihm ein sehr erinnerungswürdiger (wenn auch nicht grad historisch korrekter) Film.
An dieser Stelle möchte ich Wolfgang Kieling nennen, der mir gut für Kirk Douglas in 'Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft' gefallen hat. Zunächst einmal eine interessante Besetzung, da Douglas tiefer klingt als Kieling. Ich finde aber, dass gerade er das intensive, emotionale, unentschlossene, zerissene Spiel Douglas' in der Rolle des wohlbekannten Künstlers einfach so überzeugend und stark ins Deutsche herüber trägt, dass es richtig Spaß gemacht hat, sich den Film in der Synchro anzuhören. Gerade bei den manchmal recht plötzlichen Stimmungsumschwüngen der Rolle von agressiv zu verschreckt brilliert Kieling in der deutschen Fassung, wie beispielsweise bei der Diskussion mit Paul Gauguin (Anthony Quinn): “Jeder Mensch braucht doch Freunde ...“ Situationen in der seine Stimme fast zu brechen scheint. Insgesamt für mich eine wirkliche (filmische) Sternstunde, sowohl was Kirk Douglas' oscarnominierte Darstellung als auch Wolfgang Kielings Einsatz als deutscher Vincent van Gogh betrifft.
Timmo Niesner für Eddie Redmayne in "Die Entdeckung der Unendlichkeit". Schon Redmayne spielt den weltbekannten Behinderten Stephen Hawking sehr authentisch. Übetroffen wird das nur noch durch Niesner. Einen Behinderten zu sprechen, dessen Aussprache im Laufe der Zeit aufgrund der Krankheit immer undeutlicher wird, ist schon immer eine besondere Herausforderung. Aber Niesner löst diese schwierige Aufgabe mit Bravour. Auch Nora Jokhosha für Felicity Jones als aufopferungsvolle, aber später doch ziemlich überforderte Ehefrau von Hawking ist toll besetzt.
Zu Timmo Niesners herausragender Leistung in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" hat Universal sogar ein Featurette aus dem Synchronstudio rausgebracht, wo man Niesner in Aktion sehen kann. Ich finds immer noch beeindruckend wie er das gemacht hat im Studio.
Seine Leistung bzw. wie er den Übergang vom gesunden zum schwerst behinderten Stephen Hawking bewältigt hat (als er gerade noch sprechen konnte) hat mich im Film wirklich unglaublich beeindruckt. Zumal es Niesners allererste derartige Synchronrolle war (hatte ich mir schon damals gedacht, ich habe ihn nie zuvor so erlebt), habe auch ich seine Stimm- Performance wirklich herausragend gefunden.
Jürgen Thormann für Kevin McCarthy in "UHF - Sender mit beschränkter Hoffnung"
Diese herrlich überzeichnete Rolle, in der ein grimassierender McCarthy das Musterbeispiel eines Widerlings ablieferte, bot für Thormann viel Spielfutter: akustisch zeigt er sich von seiner widerwärtigsten Seite, darf exzessiv näseln, toben, schnauben, brüllen oder selbstmitleidig jammern, dass es eine Freude ist!
Ich würde noch "Titanic" mit auf die Liste setzen wollen. Über den Film kann man ja sagen, was man will, aber die Synchro ist dermaßen perfekt. Das war große klasse!
Zitat von John Connor im Beitrag #6Georg Thomalla – Danny Kaye – DER HOFNARR
Dieser Film dürfte generell zu den absoluten Höhepunkten der Synchrongeschichten zählen, sowohl in Bezug auf Besetzungen und Spielfreude als auch auf das Dialogbuch. Vor einigen Jahren hieß es in einer Nominierung für die Silhouette: "Nicht nur, dass man hier Danny Kayes Wortakrobatik durch die Interpretation Georg Thomallas kongenial ins Deutsche gebracht hat, auch die Dialoge verdienen uneingeschränkt Respekt. Etliche der elementaren Dialogpassagen reimen sich im Original, was auch in der Synchronisation wunderbar funktioniert. „Der Wein ist rein in dem Kelch mit dem Elch“ – einfach herrlich." Besser lässt es sich kaum ausdrücken. Wer das legendäre Wortspiel noch einmal (oder erstmals) erleben möchte:https://www.youtube.com/watch?v=jOvHMOjIG9s Thomalla ist hier ganz in seinem Element, aber ebenfalls nicht zu verachten ist Erich Fiedler für Basil Rathbone: Rathbone ironisiert hier seinen Rollentyp als Bösewicht in diesem Genre, was Fiedler akustisch in manchen Szenen (besonders im letzten Drittel) durch herrliche Theatralik rüberbringt.
Zitat von Edigrieg im Beitrag #807Wär das nicht mal ne Idee? "Das Synchronforum wählt die beste Synchron-Bearbeitung aller Zeiten".
Du meinst, nachdem es die "Silhouette" nicht mehr gibt? Aber was sagt wohl der Begründer dieses Threads dazu?
Um den Threadstarter würde ich mir gar keine Sorgen machen, eher um den Forumsleiter, zu dessen erklärten Hassfilmen DER HOFFNARR gehört (diesen Hinweis verdanke ich nicht unserem Forumsarchivar!]