Arnold Marquis für Frank Wolff in "Gott vergibt - Django nie". Perfekte Besetzung, Marquis macht hier aus seiner Rolle ein kleines Kabinettstückchen und wechselt gekonnt zwischen ruhigeren und harten Tönen. Ein Witz dagegen ist Marquis' erneute Besetzung in der furchtbaren Neusynchro. Da kommt er lange nicht so charismatisch rüber und klingt auch ein bisschen zu alt.
Zitat von Silenzio im Beitrag #766Ein Witz dagegen ist Marquis' erneute Besetzung in der furchtbaren Neusynchro. Da kommt er lange nicht so charismatisch rüber und klingt auch ein bisschen zu alt.
Von den Kalauern in der Synchro ganz zu schweigen.
Man mag über die oftmals recht eigenmächtigen Eingriffe der Beta denken, was man will - bei der BBC-Serie "Maigret" mit Rupert Davies haben sie - abgesehen von gelegentlichen Kürzungen - alles richtig gemacht. Ob es nun die lebendigen und natürlichen Dialoge, die gut aufgelegten Sprecher oder sogar der ausgetauschte Soundtrack ist, hier paßt einfach alles. Französischer geht es nicht - und das in der deutschen Fassung einer englischen Serie. Gut gemacht, Herr Schick!
Zitat von bertiBorchert brachte nicht nur die inneren Qualen der Rolle rüber, sondern auch andere Facetten. Etwa den würdevollen Stolz, mit dem der Kardinal sich zu Beginn sicher glaubt, dass ihn nichts und niemand zu einem Geständnis bringen könne. Aber auch den dahinter verborgenen Ekel vor und die Verachtung für sich selbst, die (vom Staatsanwalt geschiickt aufgespürt) immer stärker durchbrechen.
Ich habe mir den "Gefangenen" auf Empfehlung hin neulich auch mal angeschaut und kann sagen, dass hier wirklich zwei gestandene Theaterschauspieler vielschichtige Arbeit geleistet haben. Allen voran Ernst Wilhelm Borchert auf Alec Guinness, auf dem er am Anfang des Film den Stimmtypen zum Besten gibt, den man von ihm gewohnt ist. Wie schon gesagt, der Kardinal ist intellektuell bewandert und redegewandt, was es seinem Gegenüber nicht einfach macht, ihn zu fangen. Was dann aber faszinierend zu beobachten ist, ist die Tatsache, dass er den zunehmenden psychischen Verfall des Kardinals während der Haft beeindruckend hinbekommt, als sein Gebäude immer mehr zusammenbricht und er Zugeständnisse machen muss. Ebenso kann man das von Arnold Marquis sagen, den man in diesem Film ebenfalls so vielschichtig wie selten zu hören bekommt (allenfalls "Deadlock" würde mir noch einfallen). Das anfängliche, schon fast freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Kardinal und dem Staatsanwalt, der ihm die entscheidenden Worte zu entlocken versucht über die Gewissensbisse, weswegen er zurücktreten will sowie die Aggressivität während der Gerichtsszene, als er den zermürbten Kardinal richtig in die Mangel nimmt.
Zitat von bertiNeben den beiden Hauptrollen verblassen leider Gerd Martienzen, Marion Degler oder Herbert Stass, weil deren Rollen viel zu klein ausfallen. Allenfalls Franz Nicklisch als tumb-geschwätziger Wärter und Siegfried Schürenberg als zunächst unnachgiebig drängender, am Schluss jedoch (wegen des eingereichten Rüchtrittsgesuchs) ratloser Vorgesetzter können Profil gewinnen.
Naja, Franz Nicklisch hat ja in dem Film schon fast eine Sidekick-Funktion; die Rolle sollte den Film vielleicht etwas auflockern. Wer weiß... Aber selbst Schürenberg hat in dem Film eine untergeordnete Rolle; trotz, wie eigentlich immer, hervorragender stimmlicher Präsenz.
Friedrich Schoenfelder für Peter Cushing in "Frankensteins Ungeheuer" Gleich bei seinem ersten Einsatz gab er alles, kam Cushings (für einen B-Film!) enorm nuancierter und intensiver Darstellung extrem nahe, gleich ob der Baron sich ihm geistig unterlegenen Mitmenschen selbstbewusst bis an die Grenze zur Arroganz zeigt, über das ihm widerfahrene Unrecht ehrlich entrüstet ist oder mit fiebriger Stimme innerlich unsicher bangt, ob seine Versuche gelingen werden. Dass Schoenfelder danach zumindest in Hammer-Filmen einigermaßen regelmäßig für Cushing zu hören war (nachdem man bei diesem zuvor viel experimentiert hatte) und bei Frankenstein die Kontinuität gewahrt wurde (obwohl dieser in "Frankenstein muss sterben" einen völlig anderen Charakter hat) spricht für sich.
Sehr fruchtbare Zusammenarbeit von Karlheinz Brunnemann und Arne Elsholtz. Zwar an div. Stellen durchaus flotte Sprüche, aber keinesfalls solche, die das Original verfälschen würden. Der erste Teil war ja eh noch eher ernst geraten. Die Synchro passt sich dem größtenteils an. Bestens aufgelegte Sprecher, allen voran natürlich Wolfgang Hess... besonders cool ist Siegmar Schneider als nervöser Autofahrer, der unfreiwilligen Besuch von "Plattfuß" bekommt als dieser den "Baron" durch die Küstenstraßen von Neapel verfolgen will. Gerd Martienzen als zwergiger Informant oder Arne Elsholtz als schwuchteliger Schneider sind auch die Härte. Und natürlich unser ominöser Unbekannter. Einzig zu bemängeln wäre, dass Leute wie Manfred Lehmann, der damals noch überwiegend Ensemblerollen sprach, glaube ich in mind. fünf kleinen Rollen zu hören war.
"Nun zier dich nicht wie die Zicke im Milcheimer" "Doktor Tabassi kommt aus Mailand" - "Das kann jeden passieren". "Auf Wiedersehen, aber es eilt nicht." "Das muss doch jeden hier einleuchten." - "Es leuchtet." "Im Wald da steht ein Anwalt." "Lass raus zum Munde die Neuigkeiten." usw.
"Fame - der Weg zum Ruhm" - ein wenig dezent in der Wortwahl ("bekackt" statt "beschissen") und auch ein paar typische false friends, die man aber mit gutem Willen als Abschleifungen und schnoddrige Formulierungen gelten lassen kann (wenn Ralph unter Dampf steht, sagt er bestimmt nicht vornehm "Schönheitschirurgen" - "Plastikchirurgen" kann ich da verzeihen, auch wenn es definitiv ein false friend ist). Aber im Großen und Ganzen zeigte Jürgen Neu eine Kostprobe seines späteren Könnens. Der Knaller aber ist die Besetzung. Da stimmt alles von vorn bis hinten. Ziemlich gewagt, den eigentlich schon deutlich zu alten Thomas Danneberg als High-School-Abgänger zu besetzen, aber so bekommt er "Star feeling" und man kann nachvollziehen, warum er die große Hoffnung ist (wichtig für die Pointe). Der gleich alte (!) Randolf Kronberg als Schauspiellehrer - nie klang er ihm so wenig ähnlich. Und die herrlich schmierige Rolle von Frank Glaubrecht (so widerlich hat man ihn nie wieder gehört) ist auch angenehm weitab vom Klischee. Mindestens genauso gut aber funktionieren die Typ-Besetzungen. Sie können allesamt ihre Stärken ausspielen (der nölende Nowka, der hypersensible Sense, die bezaubernde Stolze), ohne ein ausgelutschtes Klischee zu bedienen. Besonders beeindruckt bin ich immer wieder von Stefan Krause. Ich kann mit ihm sonst wenig anfangen, aber hier ist er in voller Fahrt zu bewundern. Ein Panoptikum von Nuancen für eine facettenreiche Figur, die das Zentrum des Films darstellt (kein Wunder, dass sie aus der Serie gestrichen wurde - es war alles erzählt & der inkompetente neue Darsteller der einen Folge war der Todesstoß). Es verwundert mich keineswegs, dass die Jung-Sprecher allesamt zu Großen ihrer Sparte geworden sind.
Gruß Stefan
P.S.: "Die Engel von Charlie" - das ist allerdings total daneben; zu dem Zeitpunkt waren die ersten Folgen von "Drei Engel für Charlie" mit Erfolg gelaufen und hätten sich aus dem Kontext eigentlich erschließen müssen ... An solchen Details merkt man, wie sehr Neu mit den Jahren als Dialogautor gewachsen ist.
Ein normaler Mensch mit gesunden Gefühlen, den man einen Idioten nennt, weil er umgeben ist von einem Panoptikum Verrückter. Eine wunderbare (zeitgenössische) DEFA-Synchro, die mich bestätigt, den richtigen Namen gewählt zu haben. Von Ernst Dahle, der auch bei "Le Capitan" Regie führte (für mich eine der besten Synchros überhaupt), habe ich auch nicht weniger erwartet. Eine wunderbare Mischung aus effektvollen Besetzungen innerhalb des Klischees (Gerd Ehlers als komischer Säufer, Helmut Müller-Lankow als rauher Bursche, Wolfgang Thal als Tragiker) und verblüffenden Gegentypen: die mütterliche Helga Raumer als Edelhure ist an sich schon ein Erlebnis, aber absolut verblüfft hat mich der sonst so zurück genommene, manchmal fast schon hilflose Hans-Peter Minetti in einer völlig abgedrehten Rolle, in der er (hat man den Eindruck) mehr und heftiger schreit, tobt, brüllt als in seiner gesamten sonstigen Karriere zusammen genommen. Jede Nuance jeden Gesichtes ist in den Stimmen genauestens nachgezeichnet - eine unglaubliche Präzision, wie sie wirklich selten zu finden ist; die Intensität einer brillanten Theatervorstellung. Ein absolut empfehlenswerter Film mit einer absolut empfehlenswerten Synchronisation.
Torsten Sense für Kevin Bacon in MURDER IN THE FIRST. Hab den Film gerade hinter mir und war zwischenzeitlich regelrecht baff von der Performance. Mit seiner Armseligkeit und der Verkrüppelung kann so eine Rolle schnell ziemlich "drüber" werden und, sind wir ehrlich, manchmal war es auch hart an der Grenze was Kevin Bacon da vorgegeben hat. Dennoch bin ich tief beeindruckt von den ehrlichen Tönen die Senses Organ verlassen haben. Großes Lob an ihn und Joachim Kunzendorf. Jaja, Mitte der 90s hat Synchron zum Teil wohl einen Höhepunkt erreicht welcher heute längst vorbei ist...
BEN HUR (1959) - schöne, klassische Synchronisation von Ottokar Runze. Wie Runze schon im Interview auf Asynchron erwähnte, bestand MGM wohl darauf, dass die Top-Schauspieler Deutschlands bis in die kleinste Rolle besetzt werden sollten. Und das Ergebnis ist wirklich eines der größten Synchronisationen aller Zeiten. Borchert für Heston ist solide, auch Siegmar Schneider und Balthoff sind toll. Aber besonders klasse sind die Leistungen extrem rarer Sprecher wie Jürgen Goslar, Heidemarie Theobald, Leonard Steckel oder Robert Odeman. Idealbesetzungen unverbrauchter Stimmen. So macht Synchron Spaß!
Zitat von Silenzio im Beitrag #775Und das Ergebnis ist wirklich eines der größten Synchronisationen aller Zeiten. Borchert für Heston ist solide
Ehrlich gesagt, kann ich mich mit dieser Besetzung immer noch nicht recht anfreunden, da Borchert mir zu alt klingt. Mir persönlich wäre Wolfgang Kieling lieber gewesen, der absolut in das damalige Besetzungsprofil der MGM gepasst hätte.
Obwohl ich ansonsten Helmo Kindermann am besten finde, fand ich - nachdem ich den Film nach Jahren mal wieder sah - Borchert gar nicht mal so übel. Klang für mich jetzt auch nicht so alt, dass es gar nicht mehr gepasst hätte. Da finde ich den Konstrast in "Die zehn Gebote" erheblich größer.
Kieling... hm, ich weiß nicht. Kann ich mir jetzt in der Rolle nicht so vorstellen.
Kindermann wäre um 1959 noch nicht "groß" genug für die Heldenrolle in einem Monumentalfilm gewesen. Theoretisch hätte ich mir auch Niendorf vorstellen können, aber der klang wohl nicht "episch" genug und wäre (soweit er zur Besetzung gehört hätte) wohl eher bei Stephen Boyd gelandet.
Die Rolle ist zwar recht klein, die Besetzung aber herrlich trocken. Selbst der geniale Hans-Werner Bussinger hätte hier wahrscheinlich nicht so gut gepasst.
Zitat von Knew-King im Beitrag #774Jaja, Mitte der 90s hat Synchron zum Teil wohl einen Höhepunkt erreicht welcher heute längst vorbei ist...
Da steckt schon ein Körnchen Warheit drin. Nicht umsonst mein persönliches "Lieblings-Jahrzehnt" in Sachen Synchron. Und eine der größten - wenn's nicht gar die letzte große war - Sternstunden der Dekade ist für mich die deutsche Fassung von MATRIX.
Dieser Film dürfte viele Leute zu Benjamin-Völz-Fans gemacht haben. Martina Treger meistert den schmalen Grad zwischen cooler Härte und verletzlicher Menschlichkeit, und Tom Vogt mit seiner noblen Stimme ist eine ebenso ungewöhnliche wie geniale Besetzung für Laurence Fishburne. Sogar der oft gescholtene Hans-Jürgen Wolf legt hier eine Glanzleistung hin. Außerdem hatte ich ganz vergessen, wie toll Dietmar Wunder sein kann, wenn er nicht diese gekünstelte Bond-Stimmlage an den Tag legt.
Aber einer stiehlt allen aus Synchronsicht die Show: Ilja Richter. Ein Geniestreich! Er gibt seinem Cypher trotz aller Zwielichtigkeit etwas mit, was einem diese Figur irgendwie nahe bringt. Das Paradebeispiel dafür, dass Richter nicht nur in ernsten Rollen brillieren kann, sondern dort fast besser aufgehoben ist, als bei Zeichentrickfiguren.
Wenn wir von frischen Besetzungen reden, lohnt ein Blick auf die Nebenrollen: Hier tummeln sich eher abseitige Leute wie Anja Godenschweger, Daniel White, Asad Schwarz und Hannelore Fabry. Gerade die beiden Letztgenannten haben mich besonders eingenommen. Schwarz mit seiner sympathischen, frechen Stimme ist genau der Typ, mit dem man gerne ein Bier trinken würde, und bei Fabry könnte ich stundenlang in der Küche sitzen und zuhören. Am meisten erstaunt mich an dieser Besetzung die zustände Synchronfirma: R.C. Productions ist zuverlässiger Betrieb für gute Arbeit, aber bei unkonventionellen Besetzungen würden mir die als Letztes einfallen.
Wenn ich mir dagegen viele heutige Arbeiten so anhöre... da hätte ich doch lieber die blaue Kapsel genommen.