Natürlich hatte sich seine Stimme gegenüber den 50/50er verändert, aber knorrig fand ich ihn mitte der 60er dennoch nicht. Wenn ich mir beispielsweise El Dorado anschaue, wo er mir wirklich sehr gefallen hat und die aus einem Vergleichszeitraum stammt, kann ich das nicht feststellen. Es sei denn natürlich die Rolle erforderte es.
Was der Grund auch war, es ist auffallend das Lukschy generell von jetzt auf gleich komplett bzw. für einen längeren Zeitraum von Schauspielern abgezogen wurde, bei denen er zumindest zum Kreis der regelmäßigen Sprecher gehörte.
Zitat von JörnEINZIGSTER WEHRMUTSTROPFEN DER SYNCHRO IST DIE (MEINER MEINUNG NACH VÖLLIGE FEHLBESETZUNG) VON MICHAEL CHEVALIER AUF PAUL NEWMANN, DA SICH ZU DIESER ZEIT (1973) GGH BEREITS AUF NEWMANN ETABLIERT HATTE.
Ich nehme an, der Grund für GGHs Nicht-Besetzung war, dass der Film von der MGM verliehen wurde. Denn die setzte bis 1965 bei Newman auf Wolfgang Kieling, danach auf Chevalier.
Vielleicht irre ich mich, aber meines Erachtens ist der Film von Universal, die bis einschließlich dieses Films GGH nie einsetzten (zuvor 2x Biederstaedt, 1x Cramer und nun Chevallier).
Du hast natürlich recht, wie ich nach einer Prüfung anhand der Datenbank feststellen musste. In diesem Fall dürfte es wirklich am Verleih gelegen haben, denn die BSG besetzte bei Filmen der 20th Century Fox oder Paramount zu dieser Zeit schon seit vielen Jahren konsequent GGH.
Wolfgang Kieling machte Paul Newman so richtig interessant - mein Favorit für diesen sehr überschätzten, aber immer netten Schauspieler. Mir gefiel sogar Michael Chevalier sehr gut. GGH war absolut in Ordnung, aber er machte Newman auch austauschbar. Einer der vielen als gutaussehend geltenden Männer mehr, die seinerzeit mit dieser Stimme unterwegs waren.
Zu meinen Sternstunden gehören Uwe Friedrichsen und Elmar Wepper in der Lethal Weapon Reihe. Da hab ich mich grad wieder beim schauen von LW 1-4 überzeugen können. Was mir nicht gefällt ist, dass einige Stimmen auf 3,4,5 Klein- oder Kleinstrollen zu hören sind.
"Ein Kriminalkommissar klagt an" aka "Der Teufelskreis" - eine durch und durch gelungene Synchronisation für einen schmissigen (wenn auch nicht anspruchsvollen) rumänischen Thriller. Die Besetzungen passen allesamt wie die Faust aufs Auge (auch wenn es etwas eigenartig ist, Ezard Haußmann und Werner Ehrlicher, die beide schon Nicolaescu synchronisiert hatten und prächtig passten, in anderen Rollen zu hören) und die Verhörszene zwischen Mellies und Müller-Lankow macht allein schon vom Klang der Stimmen her Vergnügen. Die Dialoge sind lebendig und bei aller Geschliffenheit nicht literarisch, sogar die Mischung stimmt (was bei der DEFA nicht selbstverständlich ist). Der Film macht gerade in seiner deutschen Fassung richtig Spaß.
"Seine Exzellenz bleibt zum Essen" - eine luftige Nichtigkeit mit einem Wahnsinnstempo, bei welcher der Spaß auf deutsch ganz an einer guten Synchronisation hängt. Die DEFA spendierte eine bravoröse! Obwohl ich eher Wolf Kaiser oder Fred Alexander erwartet hätte (letzterer irritierenderweise in einer anderen Rolle - das allein hätte nicht unbedingt sein müssen), ist Norbert Christian grandios als Toto - so ein Schlawiner, so ein Schlemihl! Aber allein schon das Tempo, das Manfred Wagner, Micaela Kreißler, Ingeborg Nass (die wurde hier im Forum noch nicht genannt), Werner Ehrlicher und (natürlich) Kurt Kachlicki als "Schnatterschnauzen" vorlegen, ist atemberaubend. Das Sahnehäubchen sind die Dialoge von Wolfgang Krüger - bei Sätzen wie "Bestehen Sie darauf?" - "Mit beiden Beinen!" hätte ich eigentlich auf Heinz Nietzsche geschworen. Langsam muss ich wohl umdenken ... Ein absolut unwichtiger, aber auch umwerfender Spaß - ein Glück, dass man ihn nur in dieser Fassung sehen kann.
Ich finde, dass die Synchronisation von Lars von Triers serie GEISTER eine absolute Sternstunde ist. Selten habe ich eine so authentisch und echt wirkende Synchronisation erlebt, die Sprecher sind hier frei von jeglichen Manierismen,welche man ja besonders heute leider sehr oft hört, man vergisst irgendwann ganz und gar, dass man eine Synchro hört. Aber auch die Sprecher zeigen allesamt bis hin zu kleinen Nebenrollen eine phenomelae Leistung. Da wären der fantastische Mogens von Gadow als soziopathischer Chefarzt Dr. Helmer, der sowohl ausbrausend als auch weinerlich immer den richtigen Ton trifft und diesen Charakter einfach perfekt spielt, Christa Berndl als verschrobene Geisterbeschwörerin Sigrid Drusse, die diesen verschrobenen und etwas herrischen Charakter dennoch sofort sypathisch werden lässt, ein großartig gegen den Strich besetzter Ian Odle auf dem korpulenten, begriffsstutzigen aber liebenswürdigen Krankenpfleger Bulder, der hier wirklich sehr gute Udo Wachtveitl als Dr. Krogen der sozusagen den Gegenpart zu Dr. Helmer darstellt und von vornerein (auch durch wachtveitl) sympathisch ist, Fred Maire hört man in einer zwar kleineren aber umso bereichernderen Rolle als besessener Pathologe Prof. Bondo und natürlich Berno von Cramm für Udo Kier in zwei faszinierenden Rollen, die durch von Cramm nochmal interessanter werden. War er eigentlich wirklich auch als "Brüderchen zu hören ? wenn ja ziehe ich wirklich meinen Hut vor seinem Schauspiel in dieser Rolle und seiner beneidenswerten Wandlungsfähigkeit, bei der Stimme hätte ich wohl nicht im entferntesten an ihn gedacht. Ganz großes Kino!
Aber auch in kleineren Rollen brillieren tolle Sprecher, wie z.B. Ekkehardt Belle, Thomas Reiner, Doris Gallart, Marietta Meade, Marcus Off, Gerd Böckmann als stinkiger Krankenhaus-Direktor und Veronika Neugebauer und Jan Köster als Spüler mit Down-Syndrom, welche die Gratwanderung nicht geschmacklos oder lächerlich zu wirken durch ihr dezentes aber niemals übertriebenes Chargieren perfekt meistern.
Mein absolutes Highlight aber ist Stefan Orlac in der Rolle des leicht senilen, schrulligen aber auch im besten Sinne nervigen Chefarzt Dr. Moesgaard. Es ist ein unheimliches Vergnügen und sehr erheiternd zuzusehen, wie Holger Juul hansen unbeholfen und offensichtloch vollkommen ohne Plan durch die Krankenhaus-Gänge streift und Orlac dabei zuzuhören, wie er leicht verwirrt aber auch irgendwie liebenswürdig die meiste Zeit irgendeinen Unsinn daherredet. Einfach herrlich!
Ich möchte nochmal allen Beteiligten ein ganz großes Lob aussprechen, denn das ist wirklich eine der besten Synchron-Arbeiten, die ich bis jetzt gehört habe.
Friedrich W. Bauschulte für Luigi Pistilli in LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG
So unkonventionell sich das auf dem Papier auch anhört, es funktioniert tadellos. Auf dem schmierigen Dreckskerl Pollicut die Besetzung schlechthin. Dazu kommt, dass hier Pistilli auf älter getrimmt ist und so Bauschulte auf jeden Fall ein glänzender Schachzug von Dietmar Behnke war.
Über die anderen Besetzungen lässt sich allerdings streiten. Gerd Martienzen für Klaus Kinski... ich will's mal so sagen, man hat sich an ihn gewöhnt. Aber richtig gefallen will mir diese Kombi nicht. Ebenso Martin Hirthe für Frank Wolff. Unterm Strich fand ich da Arnold Marquis um einiges besser. Traudel Haas für Vonetta McGee ist dagegen perfekt, da kann ich mir keine andere vorstellen.
Hier muss Edith Hancke als Baby Sinclair in "Die Dinos" erwähnt werden. Man hört richtig, wie sehr es der guten Dame Spaß gemacht hat, den kleinen Quälgeist zu sprechen. Zu gerne hätte ich ihr mal bei einer Aufnahme zugesehen.
Zitat von Silenzio im Beitrag #715Über die anderen Besetzungen lässt sich allerdings streiten. Gerd Martienzen für Klaus Kinski... ich will's mal so sagen, man hat sich an ihn gewöhnt. Aber richtig gefallen will mir diese Kombi nicht. Ebenso Martin Hirthe für Frank Wolff.
Ich mag Kinski mit Martienzen - Uschkurat ist näher dran, aber es fehlt der irre Funke. Und Hirthe hat gerade hier einige schöne Nuancen gehabt, wie die Szene, in der er seinem Chef unterwürfig nach dem Mund redet - irgendwie kann ich mir die mit Marquis nicht so gut vorstellen (so gern ich diese Kombi auch sonst höre).
Eckart Dux für James Stewart in "Mr. Smith geht nach Washington" - eine absolute Glanzleistung! Besonders natürlich der grandiose Filibuster am Schluss. Stewart hatte eine entzündende Lösung eingenommen, um überzeugend heiser zu sein - ich weiß nicht, ob Dux auch so etwas Ähnliches getan hat, in jedem Falle ist er ein wunderbar überzeugendes Bild des stimmlichen Jammers. Die einzige wirkliche Alternative zu Siegmar Schneider! Nicht zu vergessen dabei: Hier spricht ein 51-jähriger einen 31-jährigen - und diesen Unterschied merkt man in keiner Sekunde.
Für mich eine der herausragenden Seriensychronisationen der letzten Jahrezehnte ist "Borgen - Gefährliche Seilschaften" von DMT, Hamburg. Diese schlichtweg brillante dänische Politserie bricht eh schon durch enorme Charaktertiefe und intensive Unaufdringlichkeit (ja, das geht) jene Kruste auf, die man durch zu viel US-Mainstream wohl unvermeidbarerweise aufgebaut hat. Was die DMT-Kreativen zum Gesamtbild beitragen, ist in seiner Bedeutung nicht zu unterschätzen und kann nicht überbetont werden. Christin Marquitan fegt mich als Ministerpräsidentin Birgitte Nyborg Christensen schlichtweg von der Couch, so filigran lotet sie jede Note aus, ohne je nach Schauspiel zu klingen - sie IST. Celine Fontanges lässt mich als ambitionierte Journalistin/Politberaterin Katrine Fønsmark um ihr Seelenheil bangen, Sascha Rotermund beweist als Spin-Doctor Kasper Juul, dass Berlin ihn immer noch tragisch missversteht. Er könnte so viel mehr. Alle Nebenrollen glänzen, alle Texte funkeln. Es ist ein Sog, eine Magie, ich applaudiere.
Ein Kronjuwel der Hamburger Synchronkunst, das der ganzen dortigen Szene (und allen Auftraggebern) zeigt, was man dort heute immer noch kann.
Die Kinosynchro der "Todeskarten des Dr. Schreck" hat gleich zwei Highlights zu bieten: Horst Niendorf wurde in den 50ern/60ern oft in langweiligen Rollen besetzt, was sich manchmal auf seine Spielfreude auswirkte und ihn wie eine Schlaftablette wirken ließ, wie Mücke mal meinte (ähnlich urteilte er auch über Wolfgang Lukschy). Für Michael Gough als als schlagfertiger und wortgewandter Maler, der einem blasierten Kunstkritiker (Christopher Lee) verbal Paroli bietet, konnte er sich von einer ganz anderen, sehr "lebendigen" und komödiantischen Seite zeigen. So charmant und gewitzt wie hier war er nur selten (etwa viel später in "Tod auf dem Nil"). Arnold Marquis machte aus Max Adrians Auftritt ein kleines Kabinettstück voller Zwischentöne, in dem er so feinfühlig wie in seinen besten Rollen (etwa für Robert Mitchum in "Ein Köder für die Bestie") klang. Man denke etwa an seinen Monolog über Vampire in der Szene mit dem Holzpflock, seine spätere (absolut überzeugend klingende) Unschuldsbeteuerung gegenüber der Polizei und natürlich an den letzten Satz, der die fiese Schlusspointe dieser Geschichte genau auf den Punkt bringt. Beides sind vom Umfang her relativ kleine Rollen, trotzdem schaffen zwei (gerade zu dieser Zeit) inflationär besetzte Sprecher, aus diesen so viel herauszuholen, als ginge es um Hauptparts.